Название: Big Ideas. Das Geschichts-Buch
Автор: Филип Уилкинсон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783831082612
isbn:
Die Palastzeit
Die Minoer waren ein Volk unbekannten Ursprungs (möglicherweise aus Anatolien), die in der Jungsteinzeit etwa 7000 v. Chr. auf Kreta siedelten. Sie betrieben Ackerbau, hüteten Schafe und hatten Kultstätten in Höhlen, auf Berggipfeln und an Quellen. Um 2400 v. Chr. begannen sie jedoch, größere Palastanlagen zu bauen. Bis 1900 v. Chr. waren in der sog. Palastzeit der minoischen Kultur in Knossos, Phaistos, Malia und Chania Paläste in weitgehend ähnlicher Form errichtet worden, wobei der in Knossos der größte war. Er wurde um 1700 v. Chr. zerstört, womöglich durch einen Brand oder eine Flutwelle, wurde aber bald darauf an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Zu seiner Glanzzeit um 1500 v. Chr. bedeckten der Palast von Knossos und die ihn umgebende Stadt eine Fläche von 75 Hektar und hatten eine Bevölkerung von bis zu 12 000 Menschen. Die minoischen Paläste besaßen alle große, von Gebäuden mit vielen Kammern umgebene Zentralhöfe und waren mit Fresken von Pflanzen und Tieren reich geschmückt. In weitläufigen Lagerräumen sammelten die Herrscher – die vielleicht Priesterkönige oder -königinnen waren – große Warenmengen zur Weiterverteilung. Die minoischen Herrscher kontrollierten auch den Handel mit anderen Bronzezeitkulturen im Mittelmeerraum, wie Byblos in Phönizien (heute Libanon), Ugarit in Syrien, dem pharaonischen Ägypten und Siedlungen der griechischen Mykener auf den Kykladen und darüber hinaus.
Linearschrift A
Die Minoer erfanden eine eigene Schrift, vermutlich zunächst zum Zweck der Verwaltung und Buchführung. Sie entwickelte sich von einer hieroglyphischen Bilderschrift zur Linearschrift A, einer Silbenschrift, in der Zeichen Silben (statt wie bei Alphabeten einzelne Laute) darstellten. Die minoische Sprache der Linearschrift A konnte bis heute nicht entziffert werden, aber um 1450 v. Chr. wurden die Minoer von den Mykenern vom griechischen Festland erobert. Diese wandelten die minoische Schrift in Linearschrift B um und schrieben damit archaisches Griechisch.
Kurz nach der mykenischen Eroberung Kretas brach die minoische Kultur vollends zusammen, außer die minoische Schrift, die dem heutigen lateinischen Alphabet zugrunde liegt.
Dieses Stiersprungfresko im Palast von Knossos, Kreta ist das am vollständigsten restaurierte von mehreren Wandbildern mit Stierkämpfen, die damals ein häufiges künstlerisches Motiv waren
Der Diskos von Phaistos
Der Diskos von Phaistos ist eine etwa 15 cm große Scheibe aus gebranntem Ton, die 1908 im minoischen Palast von Phaistos im Süden Kretas gefunden wurde und mit einer unbekannten Schrift bedruckt ist. Man hat den Diskos auf 1700 v. Chr. datiert, doch er wurde mittels Blockdruck hergestellt, welcher nach allgemeiner Auffassung erst etwa 2000 Jahre später in China erfunden wurde, und ist damit eines der großen Rätsel der Archäologie. Die Zeichen, von denen viele Alltagsgegenstände darstellen, sind spiralförmig angeordnet und durch senkrechte Linien geteilt. Einige Historiker ziehen Parallelen zwischen bestimmten kretischen Hieroglyphen und der Linearschrift A und halten die Schrift auf der Scheibe für eine Ausarbeitung einer bestehenden minoischen Schrift. Es gibt viele Theorien zur Bedeutung des Diskos – manche sehen in der Inschrift eine Hymne an eine Göttin, andere eine Geschichte, einen Kalender oder ein Spiel, andere halten ihn für eine geschickte Fälschung.
IM FRIEDEN BEGRABEN DIE SÖHNE IHRE VÄTER, IM KRIEG ABER DIE VÄTER IHRE SÖHNE
DIE PERSERKRIEGE (490–449 V. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS Das Perserreich
FRÜHER
7. Jh. v. Chr. Die Meder errichten im heutigen Iran ein mächtiges Königreich
um 550 v. Chr. Kyros der Große rebelliert gegen die Meder und gründet das persische Achämenidenreich
um 499 v. Chr. Griechische Stadtstaaten lehnen sich erfolglos gegen die Perser auf
SPÄTER
431 v. Chr. Athen und Sparta kämpfen im Peloponnesischen Krieg um Vormacht in Griechenland
404 v. Chr. Artaxerxes II. wird König des Achämenidenreichs
331 v. Chr. Alexander der Große besiegt Dareios III. und erobert das Perserreich
312 v. Chr. Persien wird Teil des von einem der Feldherren Alexanders gegründeten Seleukidenreichs
Leonidas von Sparta stand mit seinen 300 Kriegern vor der mächtigsten Armee der Welt. Der Gesandte des Feindes verlangte, dass er seine Waffen dem persischen Gottkönig zu Füßen lege. »Komm und hol sie dir«, war Leonidas’ lakonische Antwort.
In den Perserkriegen (490–449 v. Chr.) kämpfte das riesige, kosmopolitische Perserreich gegen eine kleine Gruppe griechischer Stadtstaaten. Der Konflikt prägte die klassische griechische Kultur und Identität und hinterließ eine deutliche Spur in Literatur und Mythen. Dagegen wird die Geschichte des persischen Achämenidenreichs vergleichsweise vernachlässigt und die Bedeutung dieser großen Hochkultur im Nahen und Mittleren Osten verkannt.
Die Achämeniden
Das von der Dynastie der Achämeniden beherrschte erste Perserreich umfasste auf seinem Höhepunkt die Hälfte der Weltbevölkerung. Es begann um 550 v. Chr., als der Perserkönig Kyros der Große die herrschenden Meder stürzte und dann Babylonien und Lydien (in der heutigen Türkei) eroberte, wodurch die ionischen Griechen unter persische Herrschaft gerieten. Kyros’ Nachfolger Kambyses und Dareios erweiterten das Reich bis nach Ägypten und auf den Balkan, wo die Perser mit Thrakien und Makedonien Stützpunkte in Europa gewannen.
Ein Hoplit – ein griechischer Bürgersoldat – besiegt in dieser Darstellung in einem Weinkelch von 460 v. Chr. seinen persischen Gegner. Der geflügelte Pegasos schmückt das Schild des Siegers
Die Herrschaft der Achämeniden diente als Modell für spätere Großreiche. Sie erlaubten einen gewissen Multikulturalismus und ließen den eroberten Völkern ihre Religion, Sprache und Kultur. Es gab Investitionen in Militär und Infrastruktur – wie die Römer bauten die Perser ein Straßennetz, um ihr Reich zusammenzuhalten –, und die Verwaltung wurde an lokale Provinzen übertragen. Unter den Achämeniden wurde der Nahe und Mittlere Osten erstmals unter einer übergreifenden Kultur vereinigt.
Der СКАЧАТЬ