Название: Zayn & Sila
Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Warrior Lover Snack
isbn: 9783963701719
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Während er seinen Eintopf löffelte, der zwar gut schmeckte, aber dem drei Prozent mehr Salz nicht geschadet hätten, blickte er sich weiterhin in der Kantine um. Manchmal versuchte er noch unbewusst, einen Gegenstand heranzoomen zu wollen, doch er war froh, wieder echte Augen zu haben. Anfangs war es ungewohnt gewesen, nicht mehr alles wie durch eine Art Suchfernrohr mit Raster zu sehen und Umgebungsinformationen eingeblendet zu bekommen. Doch er musste zugeben, dass seine eigenen Augen, die nach seinem Genom gefertigt worden waren, auch nicht zu verachten waren. Dadurch fühlte er sich ein bisschen normaler oder besser gesagt: ein wenig mehr wie ein Warrior. Obwohl er noch einer der genmanipulierten Krieger der »Ersten Generation« war, verfügte sein Körper über erstaunliche Extras, die einem Normalsterblichen fehlten. Er besaß die Reflexe, das Gehör, den Geruchssinn und das Sehvermögen eines Raubtieres. Dank seiner künstlichen Intelligenz kam noch eine unfassbar schnelle Auffassungsaufgabe hinzu, leider aber auch die Eigenart, alles haargenau analysieren zu müssen.
Zayn betrachtete seinen Zeigefinger, in dem sich sein USB-Stecker befand und in dem er keinerlei Gefühl hatte. Falls man nicht sehr genau hinsah, fiel es zum Glück nicht auf, dass er keinen echten Finger mehr besaß. Ein Kabel führte durch seinen Arm, dessen Knochen mit einem speziellen Metall verstärkt worden waren, bis zu seinem modifizierten Gehirn. Ansonsten hatten ihn diese Bastarde in Paradisia – dem Universum sei Dank – nicht weiter umgewandelt, von seinen Augen abgesehen. Zayn hatte kein Kampf-Cyborg werden, sondern im Hintergrund agieren und gegnerische Sicherheits- und Waffensysteme ausschalten sollen. Da hatte es ein paar seiner damaligen Brüder wesentlich härter getroffen, zum Beispiel Koa, der ebenfalls auf dieser Insel lebte. Doch auch an ihn konnte sich Zayn nicht mehr erinnern …
Glücklicherweise waren ihre genetischen Baupläne komplett aufgeschlüsselt worden, um alle Organe des Körpers nachbilden zu können – aber das hatte bei Zayns Gehirn nicht funktioniert; er wäre in ein Fötenstadium zurückgefallen, weil die Synapsen sich erst ausbilden müssten und sich auch noch keine Dendriten und andere Verbindungen gebildet hätten.
Die irren Ärzte aus Paradisia hatten fast seine gesamte linke Gehirnhälfte entfernt und einen kleinen Teil der rechten. Den neu geschaffenen Freiraum füllten nun Platinen, Kabel, Prozessoren und Chips. Um die Reste seines echten Gehirns zu schützen, befand sich über dem Hybrid-Organ eine Halbkugel aus einem durchsichtigen Material.
Um an sein modifiziertes Organ zu kommen, konnte er den oberen Teil der Schädelplatte mitsamt Haut und Haaren abnehmen. Das bot wahrlich keinen schönen Anblick, weshalb er immer ein Stirnband trug, um den feinen Spalt zu verschleiern. Jede Frau würde wohl schreiend davonlaufen, wenn sie wüsste, wie es in seinem Kopf aussah.
Seinen Berechnungen nach würde das wohl nicht bei einer Huntress passieren, aber sie würde sich bestimmt angewidert von ihm abwenden. Zayn wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich Silas perfektes Antlitz vor Ekel verzerrte. Ihr Augenabstand von einer Schläfe zur anderen Betrug genau 45,98 Prozent, und die Distanz von der Pupille zum Mund machte 35,89 Prozent von der Entfernung ihres Haaransatzes zum Kinn aus. Ihr Gesicht besaß einfach die perfekten Proportionen. Das hatte er bisher bei keiner anderen Frau gesehen.
»Wie findet ihr mein neues Kuchenrezept, Jungs?«, fragte Sila und riss Zayn aus seinen Gedanken. Sie stand bei ihnen am Tisch, um Tay Kaffee einzuschenken. Zayn konnte dem bitteren Getränk nichts abgewinnen.
Wie aus der Pistole geschossen erwiderte er: »Meiner Analyse zufolge wäre dein Kuchen mit acht Prozent mehr Schokolade perfekt«, und verfluchte sich sofort, weil er gerade laut gedacht hatte. So etwas wollte sicher keine Frau hören!
Sila stellte die Kanne auf den Tisch, stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn provokativ an. »So, deiner Analyse zufolge …« Da hoben sich ihre Brauen, ihr Gesicht wurde weicher und sie sagte süffisant: »Dann mach es doch besser, Zayn.«
Das war seine Chance, ihr endlich näherzukommen!
Er erhob sich so schnell, dass er fast den Stuhl umwarf. »Die Herausforderung nehme ich an!«
Während Tay ihn über den Rand seiner Tasse musterte und Vigour offenbar vergessen hatte, zu kauen, hob Sila ihre makellos geschwungenen Brauen. »Du willst ernsthaft einen Kuchen backen? Jetzt?«
»Wenn nichts dagegenspricht?« Er ärgerte sich über seine Stimme, die auf einmal viel zu rau klang.
Sie blinzelte. »Nein.«
Tay und Vigour grinsten. Was fanden die beiden daran amüsant?
Zayn räusperte sich leise und fragte seine Freunde und Aufpasser: »Falls das okay für euch ist?«
»Klar.« Tay schmunzelte und machte eine wegwischende Handbewegung. »Wir wollen dein Meisterwerk aber später probieren.«
»Ich werde mein Bestes geben«, erklärte er sachlich, »aber nicht, dass ihr mich danach in die Küche versetzt.«
Tay lachte. »Du entwickelst langsam Sinn für Humor.«
Humor? Er hatte das todernst gemeint. Sein Kuchen würde herausragend schmecken, das wusste er anhand seiner Berechnungen jetzt schon.
Sila streckte ihm fröhlich die Hand hin. »Na, dann komm, Krieger. Aber wehe, du hinterlässt ein Schlachtfeld in meiner Küche. Ansonsten machst du sauber.«
»Ich werde nicht einen Krümel Mehl daneben schütten.« Als er ihre Hand umschloss, durchfuhr ihn ein warmes Kribbeln, das von seinem Magen bis in die Zehenspitzen schoss. Ob seine Prozessoren irgendwie beschädigt waren? Zayn konnte sich die seltsamen Reaktionen seines Körpers nicht erklären.
Während er sich von Sila in die Küche ziehen ließ, musste er sie ständig von der Seite betrachten. Auch ihr Profil wirkte perfekt. Ihre gerade Nase, um die sich einige Sommersprossen verteilten, besaß die richtige Länge, und ihre goldbraunen Wimpern waren unglaublich lang.
Zayn würde gerne einen ihrer dicken Zöpfe in die Hand nehmen, um zu fühlen, ob ihr Haar so weich und glatt war, wie es aussah. Und wie sie erst roch! Heute anziehender denn je, nach Vanille und Zimt. Da lief ihm gleich wieder das Wasser im Mund zusammen.
Träumte er auch nicht? Er würde gleich mit Sila allein sein?
Seine Freunde blieben tatsächlich sitzen, und als sich Zayn kurz vor der Schwingtür zu ihnen umdrehte, streckte Tay verwegen grinsend beide Daumen in die Höhe. Das sollte wohl bedeuten: Viel Glück mit deinem Kuchen.
Vigour machte irgendeine seltsame Bewegung mit der Zunge. Er konnte es anscheinend kaum erwarten, das Resultat zu probieren.
Die beiden vertrauten ihm so sehr, dass sie ihn mit Sila allein ließen. Das erfüllte Zayn mit Stolz und bestärkte ihn in seinem Tun. Er fühlte sich der Gemeinschaft noch ein Stück mehr zugehörig.
Nach all den Wochen, die er bereits auf dieser Insel verbringen durfte, war es das erste Mal, dass er etwas ohne seine Kameraden unternahm – sofern er nicht allein die Zeit in seiner Kammer absaß. Im Hauptgebäude, in dessen Keller sich die Kommandozentrale befand, lagen die ehemaligen Unterkünfte der Warrior, die vor vielen Jahren hier stationiert gewesen waren. Sie dienten nun als Notunterkünfte. Das kleine Zimmer reichte ihm vollkommen, auch wenn er oft daran denken musste, dass früher diese Krieger darin gelebt hatten, die an einem perversen Fortpflanzungsprojekt mitgewirkt hatten. Die Huntress waren mit ihnen zwangsverpaart worden, und Zayn wollte sich nicht ausmalen, was die Frauen durchleben mussten. Er hatte sich in die alten Datenbanken gehackt und herausgefunden, dass auch Sila Teil dieses Zuchtprogramms gewesen war. Im Gegensatz zu einigen anderen Huntress, war bei ihrer Zwangsfortpflanzung kein Kind hervorgegangen, СКАЧАТЬ