Название: Der Misanthrop
Автор: Moliere
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783985229055
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Ist mein Gefühl dasselbe nur,
Als säh' ich Geier, die den Raub erraffen,
Blutdürst'ge Wölfe, hinterlist'ge Affen.
Alcest. Man darf mich kränken, schinden und berauben,
Und ich soll nicht ... Potz Wetter, nun genug!
Das sind ja Dinge, die Sie selbst nicht glauben.
Philint. Wahrhaftig, wenn Sie schweigen, ist es klug.
Sie tun den Gegner laut in Acht und Bann,
Statt den Prozeß zu fördern nach Gebühren.
Alcest. Mein Wort, ich denke nicht daran!
Philint. Wer aber soll denn Ihre Sache führen?
Alcest. Wer? Die Vernunft, die Billigkeit, das Recht.
Philint. Den Richtern würd' ich doch Besuche machen.
Alcest. Ist meine Sache unklar oder schlecht?
Philint. Gewiß nicht; aber bei den tausendfachen Kabalen ...
Alcest. Unrecht oder Recht; es gibt Kein Drittes.
Philint. Seien Sie nicht allzu kühn!
Alcest. Ich rühr' mich nicht. –
Philint. Ihr Feind wird sich bemühn, Und er ist mächtig ...
Alcest. Wie es ihm beliebt!
Philint. Wenn Sie sich aber täuschen ...
Alcest. Warten wir!
Philint. Doch ...
Alcest. Wenn ich unterliege, soll's mich freuen!
Philint. Indes ...
Alcest. Erfahren will ich grade hier,
Ob in der Tat die Menschen sich nicht scheuen,
Ob sie so boshaft, ruchlos und verschlagen,
Mir Unrecht anzutun vor aller Welt.
Philint. Unglaublich!
Alcest. Wird das einmal klargestellt, So will ich gern die Kosten tragen.
Philint. Nun, das ist schon der Gipfel aller Narrheit;
Wer Sie so reden hört, der lacht Sie aus.
Alcest. Schlimm für ihn selbst!
Philint. Entdecken Sie vielleicht
Dieselbe Peinlichkeit und Sittenstarrheit,
Denselben Rechtssinn, der nicht wankt und weicht,
Bei Ihrer Auserwählten hier im Haus?
Mich wundert nur, da Sie, wie allbekannt,
Sich mit der Menschheit nicht vertragen können
Und keinem Sterblichen was Gutes gönnen,
Daß grade sie vor Ihnen Gnade fand.
Unfaßlich ist mir, ich bekenn' es offen,
Die sonderliche Wahl, die Sie getroffen.
Eliante ist Ihnen hold gesinnt,
Arsinoë wird rot bei Ihren Grüßen;
Doch gegen solche zarte Neigung blind
Ganz nach den Sitten unsrer Tage handelt
Auch sie kokett, spottsüchtig, launenhaft;
Wie aber kommt's, daß Ihres Hasses Kraft
Bei ihr allein in Nachsicht sich verwandelt?
Ist Schönheit wohl ein Freipaß für Gebrechen?
Sie sehn's nicht oder dulden, was sie tut.
Alcest. O nein! – Ich bin der jungen Witwe gut;
Indes, ich sehe deutlich ihre Schwächen.
Ich werd', obgleich mein Herz in ihrem Joch,
Sie streng zu tadeln nie vergessen.
Und ungeachtet alles dessen –
Ja, ich bin schwach, und sie gefällt mir doch.
Ich muß die Augen schließen, muß vergeben;
Denn ihre Anmut bleibt die Siegerin;
Jedoch ich, zweifle nicht, daß ich berufen bin,
Sie aus dem Schlamm der Zeit emporzuheben.
Philint. Wenn das gelingt, dann wirklich alle Ehre!
Wird Ihre Lieb' erwidert?
Alcest. Welche Frage!
Würd' ich sie lieben, wenn es anders wäre?
Philint. Liegt also die Erhörung klar zutage,
Warum noch sind Sie bange vor Rivalen?
Alcest. Ich will besitzen – ganz und ungeteilt.
Nur deshalb bin ich zu ihr hergeeilt,
Um ihr zu schildern dieses Zweifels Qualen.
Philint. Was mich betrifft, wär' ich an Ihrer Statt,
Ich weihte meine Seufzer der Cousine,
Die schlichten Sinn und wahre Neigung hat
Und mir viel passender für Sie erschiene.
Alcest. Das sagt mir die Vernunft in jeder Stunde;
Doch nach Vernunftgesetzen liebt man nicht.
Philint. Sei'n Sie auf Ihrer Hut! Die Zuversicht
Kann leicht ...
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