Название: Ein Lord wie kein anderer
Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783963700705
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Sein Butler Smithers hatte womöglich damals, als Mutter Daniel von Emilys Heirat berichtet hatte, etwas mitbekommen. Aber auf Smithers konnte er sich verlassen, schon immer. Sein treuer Diener blieb auch stets so lange auf, bis Daniel von seinen geheimen, nächtlichen »Aktivitäten« zurückkam, um ihn ungesehen ins Haus zu lassen.
Daniel würde seinen Butler fragen, ob er sich an das Nachbarsmädchen Emily erinnerte. Smithers mochte zwar wie eine verschrumpelte Schildkröte aussehen, aber sein Gedächtnis funktionierte noch tadellos. Bestimmt hatte er das lebhafte Mädchen von einst nicht vergessen. Smithers würde verstehen, warum Daniel sie anders behandelte, und es würde hoffentlich kein abenteuerliches Gerede aufkommen. Zwar war er hier der Herr des Hauses, der tun und lassen konnte, was er wollte, aber Bedienstete hatten zuweilen die Angewohnheit, die tollsten Geschichten zu erfinden, wenn es um ihre Herrschaften ging.
Daniel grinste, als Emily leise zu seiner Tochter sagte: »Wenn wir unter uns sind, darfst du mich Em nennen. Das kannst du leichter aussprechen als Mrs Rowland. Em hat dein Vater früher immer zu mir gesagt.«
Als er sich an das wilde, rothaarige Kind von damals und ihr leicht rebellisches Verhalten erinnerte, wurde sein Lächeln breiter. Es würde Sophia gewiss nicht schaden, ein wenig liberaler erzogen zu werden. Sie hatte ihre Mutter verloren; darunter würde sie später als Debütantin sicher leiden, wenn sie ihren ersten Ball besuchte.
Es zog unangenehm in Daniels Brust, wenn er daran dachte, dass er sich nicht nur eine Frau suchen musste, um mit ihr einen männlichen Erben zu zeugen, sondern auch, damit seine Tochter später jemanden hatte, der sie in die Gesellschaft einführte. Er sollte wirklich nicht länger mit der Verlobung warten, dabei hatte er noch nicht einmal eine potentielle Kandidatin im Sinn. Und wirklich bereit für eine neue Ehe war er auch noch nicht. Fast jede Nacht träumte er von Imogens schrecklichem Tod und wollte nie wieder mit ansehen müssen, wie eine Frau starb, weil sie ihm ein Kind geschenkt hatte. Zwar war Imogen nicht gleich nach der Geburt gestorben, sondern hatte noch einige Tage gelebt, aber ihre starken Blutungen und Krämpfe waren auf die schwere Entbindung zurückzuführen gewesen, hatte der Arzt gemeint.
Daniel landete abrupt in der Gegenwart, als Emilys Stimme plötzlich lauter wurde: »Schließlich schrie ein kleines Mädchen auf, das neben ihrer Mutter im Zimmer arbeitete, als ob es heftig verletzt wäre. Die Mutter bat darum, ihr den Grund des plötzlichen Gebrülls zu verraten. Daraufhin rief sie: Eine Maus! Eine Maus! Ich habe eine unter dem Stuhl gesehen!«
Sophia quietschte vergnügt und gluckste, und auch Emily lachte aus vollem Herzen, sodass Daniel sie ununterbrochen anstarren musste. Himmel, sah sie schön aus, wenn sie nicht so ernst schaute.
Als sie plötzlich direkt in seine Richtung blickte, hob Daniel hastig die Hand und klopfte an die angelehnte Tür, bevor er eintrat.
»Daniel!« Sofort setzte sie sich kerzengerade hin – so gut es auf dem Kinderstuhl eben ging – und wollte sich erheben.
»Bitte bleib sitzen«, sagte er schnell. »Ich wollte nur kurz sehen, ob alles zu deiner Zufriedenheit ist?«
Ihre Augen strahlten. »Deine Tochter ist wundervoll und mein Zimmer ebenfalls.«
Leise räusperte er sich und widerstand dem Drang, seine Hände wie ein kleiner Junge in die Hosentaschen zu schieben. »Wenn du irgendetwas brauchst, sag mir oder Smithers Bescheid.«
Sie nickte leicht. »Das mache ich. Danke dir.« Nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: »Lizzy hat gemeint, ich solle dir jeden Tag Bericht über Sophias Entwicklung erstatten?«
»Ähm … ja.« Es war ihm vor ihr fast ein wenig peinlich, dass er sich so wenig mit seinem Kind abgab. Doch er hatte dafür seine Gründe. »Möchtest du heute mit mir im Grünen Salon essen? Dann kannst du mir gleich von deinem ersten Tag berichten.«
Ihre Augen leuchteten nun noch mehr. »Liebend gern.«
»Dann … bis zum Dinner.« Mit großen Schritten verließ er die Kinderstube und rannte die Stufen nach unten in sein Arbeitszimmer. Hoffentlich hatte er nicht gerade den Fehler seines Lebens gemacht. Emily war nicht mehr das kleine Nachbarsmädchen, mit dem er sich gut verstanden hatte, sondern eine erwachsene, sehr attraktive Frau, die von heute an mit ihm unter einem Dach lebte! Und sie gefiel ihm gut. Zu gut!
Wie sollte er sich jetzt nur verloben können, wenn ihm eine süße Viscountess schon an ihrem ersten Arbeitstag den Kopf verdrehte?
Kapitel 6 – Turbulente Veränderungen
Daniel konnte sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren und saß deshalb am späten Nachmittag eher als sonst im Grünen Salon – dem großen Esszimmer seiner Familie. Smithers quittierte seine viel zu frühe Anwesenheit mit hochgezogenen Brauen, ohne nach dem Grund zu fragen, und schenkte ihm seinen Lieblings-Brandy ein.
Nachdem Daniel am Glas genippt hatte, sagte er zu seinem Butler: »Smithers, bitte geben Sie in der Küche Bescheid, dass Mrs Rowland mit mir essen wird.«
»Sehr wohl, Mylord.« Der alte Mann deutete eine leichte Verbeugung an und ließ ihn mit Henry allein, der steif, aber wachsam, neben der Tür stand, falls Daniel weitere Wünsche hatte.
Es dauerte nicht lange, da brachte Becky – eines der jüngeren Hausmädchen – einen Hochstuhl herein, und ein weiterer Angestellter legte zu seiner Linken zwei zusätzliche Gedecke auf: ein normales und eines mit kleinerem Besteck.
Perplex starrte Daniel auf den Kinderstuhl, der davor platziert wurde, und wollte gerade fragen, was das alles hier suchte, als ihm bewusst wurde, dass er Emily nur in Begleitung seiner Tochter bei Tisch haben konnte. Schließlich musste sie sich fortan Tag und Nacht um das Kind kümmern.
Sein Magen verkrampfte sich. Daran hatte er überhaupt nicht mehr gedacht!
Als eine halbe Stunde später die Tür aufging, kam sie mit seiner Tochter auf den Armen regelrecht hereingeschwebt. »Es tut mir leid, falls wir uns etwas verspäten, Lord Hastings«, erklärte sie ihm sanft lächelnd und – wie es abgemacht war – mit förmlicher Anrede –, während sie Sophia in den Hochstuhl setzte. »Der kleine Goldschatz wollte partout die Schürze nicht anziehen.«
Eine von Emilys roten Locken hatte sich aus ihrer Frisur gelöst, sie atmete schneller und ihre Brust hob und senkte sich in einem regen Takt, als hätte sie nicht seine Tochter gebändigt, sondern sich mit einem Mann in den Laken gewälzt.
In Daniels Lenden zog es, woraufhin er sich für seine unanständigen Gedanken tadelte. Wo kamen diese Ideen plötzlich her? In den letzten Monaten hatte er sich schließlich auch nicht für Frauen interessiert.
Während seine Bediensteten um ihn herumhuschten, ihnen je nach Wunsch Wasser, Tee oder Wein einschenkten und Essen auf die Teller legten, versuchte Daniel, Emily nicht die ganze Zeit anzustarren. Eine Weile beobachtete er Sophia, der von einem der Mädchen ein Teller mit weichgekochtem Gemüse und püriertem Fleisch vorgesetzt wurde, und fragte schließlich wie beiläufig: »Wie erging es Ihnen bis jetzt, Em… Mrs Rowland?«
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