Название: Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas
Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711447680
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Ich stand alsbald auf. Die Bestie, welche ihren Sprung verfehlt hatte, war zwölf Fuss vor mir niedergefallen. Sie duckte sich, peitschte die Erde mit ihrem langen Schweife und blickte mich wild an. Unsere Augen begegneten sich, und ich gestehe, dass mir aller Muth zu entsinken begann. Ich hatte allerdings meine Büchse, aber die mindeste Bewegung, um sie anzulegen, würde dem Thiere als Signal zum Sprunge gedient haben. Endlich kroch es noch immer geduckt zurück und erweiterte die Entfernung um etwa dreissig Fuss, dann machte es einen Kreis um mich, ohne seine Augen von meinem Gesichte zu verwenden, denn das Junge spielte noch immer zu meinen Füssen. Hätte das kleine Thier zwischen mir und der Mutter gelegen, so zweifle ich nicht, dass sie es genommen und damit fortgelaufen wäre. So aber fühlte ich mich in einer höchst seltsamen Lage. Fliehen konnte ich nicht, und der Panther war nicht geneigt, sein Junges zurückzulassen, sondern umkreiste mich fortwährend, und ich drehte mich gleichfalls, die Mündung der Büchse gegen die Bestie hinhaltend.
Mittlerweile erhob ich, ohne die Augen von dem Thiere zu verwenden, Zoll um Zoll mein Gewehr, bis der Schaft meine Schulter erreicht hatte; ich nahm mein Absehen und hielt den Athem an. Das Junge machte einen Sprung, bei dem es sich verletzte, und maute; die Mutter antwortete mit einem zornigen Geheul und war eben im Begriffe, auf mich loszuspringen, als ich abdrückte; sie taumelte zurück und war auf der Stelle todt. Meine Kugel war ihr unter dem linken Auge eingedrungen, hatte den Schädel durchbohrt und einen Theil des Gehirns mit hinausgenommen.
Es war ein schreckliches Thier; hätte ich es gefehlt, so würde mich ein einziger Streich seiner Pfote zu Brei zermalmt haben. Sogar im Tode noch erfüllte mich die Bestie mit Entsetzen, denn sie lag da, die Klauen ausgereckt, als wollte sie ihre Beute erfassen, während ihr die blutende Zunge zum Rachen heraushing. Ich zog ihr die Haut ab, hängte sie an einen Baum, nahm das Junge auf und eilte nach Hause, denn der Fischappetit war mir für den Abend vergangen.
Eine Woche später langte eine Compagnie Händler von St. Louis an. Sie waren von den Indianern angegriffen worden und boten einen kläglichen Anblick. Während ihrer Reise hatten sie einmal sechs Tage nichts zu essen gehabt und mit welkem Grase vorlieb nehmen müssen. Es wird hier am Orte seyn, mit einigen Worten den Ursprung dieser Binnenland-Handelszüge und die Gefahren zu berühren, von welchen sie bedroht sind.
Im Jahre 1807 that Kapitän Pike, der von einer Untersuchungsreise in das Innere des amerikanischen Festlands zurückkehrte, den Kaufleuten der Vereinigten Staaten zu wissen, dass sie einen sehr einträglichen Verkehr mit den Centralprovinzen des nördlichen Mexiko herstellen könnten, weshalb 1812 eine kleine Abtheilung von Abenteurern, nicht über ein Dutzend, unter denen sich Miller Knight, Chambers, und Beard befanden, mit einer kleinen Waarenpartie den mühsamen Zug von St. Louis nach Santa Fé unternahmen.
Nun gehörte es von jeher zu der Politik der Spanier, Fremde nicht in das Innere ihrer Colonieen eindringen zu lassen. Da obendrein um diese Periode Mexiko im Aufstande begriffen war, so wurden Fremde, namentlich Amerikaner, mit um so grösserem Misstrauen betrachtet. Die gedachten Kaufleute wurden deshalb ergriffen, ihre Güter konfiscirt, sie selbst aber in die Gefängnisse von Chihuahua eingeschlossen, wo sie mehrere Jahre eine sehr grausame Behandlung erlitten. Im Frühlinge des Jahres 1821 kehrte Chambers mit den übrigen Gefangenen nach den Vereinigten Staaten zurück, und bald nachher wurde der Handel auf gedachtem Wege gesetzlich. Die Berichte der ersten Abenteurer veranlassten einen Kapitän Glenn von Cincinnati, sich ihnen zu einer Handelsunternehmung anzuschliessen, und nun brach abermals eine zwanzig Mann starke Caravane nach Santa Fé auf. Sie suchten einen kürzeren Weg, um auf den Arkansasfluss zu treffen; aber ihr Unternehmen schlug fehl, denn statt von der Gabel des Canadianstromes aufwärts zu fahren, gingen sie schon an’s Land, wo der Hauptfluss den Missouriweg schneidet.
In dieser schrecklichen Gegend, die sich bis zum Cimaronfluss ausdehnt, gibt es keinen Tropfen Wasser, und sie hatten alle Plagen des Durstes durchzumachen. Um ihre vertrockneten Lippen anzufeuchten, mussten sie ihre Hunde tödten und ihren Maulthieren zur Ader lassen. Dennoch ging Niemand von der Gesellschaft zu Grunde; aber ganz entmuthigt, wechselten sie ihre Richtung und kehrten bis zum nächsten Punkte des Arkansasflusses zurück, wo sie wenigstens Wasser im Ueberfluss haben konnten. Mittlerweile waren ihre Lastthiere so erschöpft geworden, dass sie keine Dienste mehr leisten konnten. Die Güter wurden daher verscharrt, und sie langten ohne weite Beschwerlichkeit in Santa Fé an, wo sie sich andere Maulthiere verschafften und zu ihrer Cachette zurückkehrten.
Viele Leser wissen vielleicht nicht, wie die Händler ihre Ladung, ihre Waffen, und sogar ihren Mundvorrath verbergen. Dies geschieht durch eine grosse krugförmige Aushöhlung der Erde, in welcher die Gegenstände niedergelegt werden. Der Boden der Cachette wird zuerst mit Holz und Leinwand bedeckt, um eine allenfallsige Verderbniss durch Feuchtigkeit zu verhindern. Beim Cachayen (ein canadischer Ausdruck) besteht die Hauptsache darin, dass man keine Spur zurücklässt, welche den Indianern zum Leitfaden dienen könnte. Um dies zu bewerkstelligen, nimmt man die Erde in Decken mit sich fort und wirft sie in grosser Entfernung ab. Der Platz, der in der Regel für eine Cachette gewählt wird, ist eine Anhöhe in der Prairie, hoch genug, um gegen Ueberschwemmung gesichert zu seyn, und die dabei genommenen Massregeln sind so vortrefflich, dass die Händler selten etwas von ihren verlorenen Gütern verlieren, sey es nun durch die Indianer, oder durch den Wechsel des Klimas und die Erdfeuchtigkeit.
Schon im Frühling 1820 zog von Franklin im Westen des Missouri aus eine Gesellschaft, die zwölf mit Gütern beladene Maulthiere bei sich hatte, nach Santa Fé. Sie kreuzten Prairieen, die noch nie der Fuss eines Weissen betreten hatte, ohne andere Führer zu haben, als die Sterne des Himmels, die Morgenwinde vom birge her und vielleicht einen Taschenkompass. Täglich hatten sie durch die Gebiete feindlicher Völker zu ziehen, aber demungeachtet und trotz der vielen andern Schwierigkeiten, die durch den Mangel an Wasser und ihre Unbekanntschaft mit den Gebirgspässen herbeigeführt wurde, langten sie in Santa Fé an.
Die Abenteurer kehrten im Herbst nach Missouri zurück und hatten einen ungeheuern Gewinn gemacht, obgleich ihr Handels-Kapital nur sehr klein gewesen war. Ihre günstigen Berichte erregten gewaltiges Aufsehen, und im Frühlinge des nächsten Jahres brachen Obrist Cooper mit einigen Genossen, zweiundzwanzig an der Zahl, von vierzehn wohlbeladenen Maulthieren begleitet, nach Santa Fé auf. Diesmal lief das Unternehmen sehr glücklich ab; die Kaufleute von St. Louis wurden immer kühner und bildeten im Jahre 1822 eine Karavane von siebenzig Mann, welche für vierzigtausend Dollars Waaren mit sich führten.
So begann dieser Verkehr, der bald einen regelmässigen Charakter annahm. Gesellschaften brachen im Frühlinge auf, um mit unglaublichem Gewinn im Herbst wieder zurückzukehren; der Handel vergrösserte sich, und die Kaufleute verminderten die Anzahl ihrer Kondukteure, bis endlich wiederholte Angriffe von Seiten der Wilden zu einer Vereinigung nöthigten, um sicher reisen zu können.
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