Das Geisterschiff. Hubert Haensel
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Название: Das Geisterschiff

Автор: Hubert Haensel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: HOPF Autorenkollektion

isbn: 9783863053741

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СКАЧАТЬ gab über die Tastatur Zahlen und Bezeichnungen ein, die eindeutig dem galaktischen Koordinatensystem entstammten.

      Schließlich betrachtete er zufrieden sein Werk, ließ den ausgeworfenen Kontrollstreifen in einer Tasche seines Raumanzugs verschwinden und verließ die MADELEINE auf dem Weg, auf dem er gekommen war.

      Er hatte sich nicht länger als dreißig Minuten an Bord des Frachters aufgehalten.

      *

      Captain Finch fühlte sich hundeelend, als er wieder zu sich kam. Sein erster Blick galt dem Chronometer. Er erschrak, denn er war mindestens zwei Stunden ohne Bewusstsein gewesen – eine Zeitspanne, während der viel geschehen sein konnte.

      Die Bildschirme zeigten weiterhin den Überriesen Debair. Unverkennbar war, dass die MADELEINE sich der Sonne näherte. Bislang war ihre Anziehungskraft aber nicht stark genug, den Frachter endgültig in ihren Bann zu zwingen.

      Erleichtert registrierte der Captain, dass die Rotation des Schiffes aufgehört hatte.

      Endlich regten sich auch Swensson und Kincaid. Das Erste, was Swensson über die Lippen brachte, war die Frage nach dem Angreifer.

      »Das Schiff ist verschwunden«, antwortete Finch, ohne den Blick von den Bildschirmen abzuwenden. »Der Raum ist im weiten Umkreis leer.«

      »… und wir leben noch!«, sagte Kincaid erleichtert.

      Der Captain ging nicht darauf ein. »Was wollten der oder die Fremden von uns?«, fragte er. »Wer greift einen Frachter an, nur um anschließend sang- und klanglos wieder zu verschwinden?«

      »Wir sollten uns davor hüten, normale Maßstäbe anzulegen«, gab Swensson zu bedenken. »Ein Geisterschiff, dessen Besatzung wer weiß wie aussehen mag, lässt sich nicht mit Logik erfassen. Die Legenden berichten ohnehin sehr viel Ungereimtes.«

      Über Bordrundruf trafen die ersten Anfragen ein, was eigentlich vorgefallen sei. Der Captain speiste alle mit wenigen nichtssagenden Worten ab.

      Kurz darauf erfolgte der Hypersprung, mit dem sie die zweihundert Lichtjahre bis Omicron II binnen weniger Sekunden zu überwinden gedachten. Samuel Finch hatte den Kurs nach den bereits vorliegenden Daten programmiert und den Frachter bis auf die erforderliche Eintauchgeschwindigkeit beschleunigt.

      Der brennende Schmerz der Entstofflichung und die Rematerialisation folgten unmittelbar aufeinander.

      2.

      Nicht Omicron, eines der relativ seltenen Doppelgestirne, sondern eine kleine, gelbe Sonne, als deren Begleiter drei Planeten auszumachen waren, leuchtete von den Bildschirmen herab.

      »Fehltransition!«, konstatierte der Captain niedergeschlagen. »Wenn wir nicht rechtzeitig auf Omicron II eintreffen, werden wir unser blaues Wunder erleben.«

      »Ich kann keinen Fehler in den Berechnungen finden«, seufzte Swensson nach einer Weile. »Der Kontrollstreifen ist ebenfalls in Ordnung. Die Kursdaten sind exakt.«

      Finch winkte mürrisch ab. »Lass es gut sein. Wir haben keine Zeit, uns lange mit Fragen herumzuschlagen, die wir nicht beantworten können. Unsere Position …«

      Ein Anruf aus dem Triebwerksraum unterbrach ihn. Das Gesicht von Wilson Kane erschien auf dem Monitor des Bordrundrufs. Der Techniker war sichtlich erregt.

      »Was denkt ihr da oben euch eigentlich?«, platzte Kane heraus. »Ich soll den ganzen Schlamassel wieder in Ordnung bringen, was? Diesmal nicht. Ich sage dir, Sam, da ist nichts zu reparieren.«

      »Der Reihe nach!«, bat der Captain. »Wovon redest du überhaupt?«

      Der Techniker riss vor Überraschung der Mund und Augen auf. »Du bist gut. Erst fliegt ihr den Hyperantrieb in Klumpen, und dann will es keiner gewesen sein. Der Umwandler ist ein einziger riesiger Schrotthaufen. Wir können von Glück reden, dass er uns nicht um die Ohren geflogen ist, sonst wären wir …« Kane schnippte mit den Fingern.

      Der Captain holte tief Luft. Schweiß perlte auf seiner Stirn. »Willst du ernsthaft behaupten, dass unser Antrieb nach einem Sprung von knapp zweihundert Lichtjahren Schrottwert hat?«

      »Zweihundert?« Kane winkte heftig ab. »Du hast Nerven. Dreitausend – trifft die Sache weit eher. Ich halte es für ein Wunder, dass die MADELEINE den Gewaltakt überstanden hat.«

      »Sag’ das noch einmal!« Finch hatte sich vornübergebeugt, die Ellenbogen auf seiner Konsole aufgestützt und das Gesicht in beiden Händen vergraben. So starrte er auf die Wiedergabe der Außenbeobachtung und den Monitor zugleich. »Besteht eine Gefahr für das Schiff?«

      Wilson Kane schüttelte den Kopf. »Die Energiezufuhr ist komplett unterbrochen. An dem Aggregat kannst du dir nicht einmal mehr die Finger verbrennen.«

      »Okay, dann komm rauf in die Zentrale.« Der Monitor erlosch und Finch wandte sich an den Ersten Offizier: »Steht unsere Position fest?«

      »Ich fürchte, Wilson hat recht, wenn er von dreitausend Lichtjahren spricht«, antwortete der Erste tonlos. »Für diesen Sektor liegt keine Sternkarte vor. Wir befinden uns in unerforschtem Gebiet.«

      »Wir haben hier eine Sonne vom G-Typ vor uns. Wie weit ist das nächste Sonnensystem entfernt?«

      Swensson benötigte einige Minuten, um das festzustellen.

      »Etwa vier bis fünf Lichtjahre …«

      »Also derzeit unerreichbar für uns. Ebenso, wie wir mit unserer Funkanlage keine dreitausend Lichtjahre überbrücken können ‒ es sei denn, wir hätten drei Jahrtausende Zeit.« Finch ließ eine wüste Verwünschung folgen.

      »Warten bringt noch weniger«, kommentierte Kincaid. »Es gibt zu viele weiße Flecke auf den Karten der Galaxis. Bis hier eines unserer Schiffe aufkreuzt, kann ein Menschenleben vergehen …«

      Wilson Kane betrat die Zentrale. Sofort wandten sich die drei Männer dem Techniker zu. Kane reagierte mit einem Achselzucken darauf.

      »In der Schwerelosigkeit ist eine Reparatur undenkbar, das wisst ihr«, sagte er. »Zudem fehlen einige Ersatzteile, die wir in mühevoller Kleinarbeit erst selbst herstellen müssen. Jeder weiß doch, wie es um unseren Kahn steht.«

      »Also bleibt uns keine Wahl«, stellte Finch fest. »Hoffentlich bietet einer der drei Planeten günstige Bedingungen. ‒ Welche Metalle benötigen wir für die Ersatzteile?«

      *

      Nach fünf Stunden Flugzeit ‒ wenigstens der Normalantrieb rechtfertigte die in ihn gesetzten Erwartungen ‒ passierte die MADELEINE die sonnennächste Welt, einen stark abgeplatteten, zerfurchten Kleinplaneten. Mangels eigener Rotation herrschte auf der sonnenabgewandten Seite eisige Nacht, während die Fernthermometer auf der anderen Hälfte Temperaturen bis zu fünfhundert Grad Celsius anmaßen.

      »Ungeeignet«, sagte Swensson bedauernd. »Wer kann sich schon für Seen aus geschmolzenem Blei begeistern?«

      Planet Nummer zwei zeigte sich kaum besser. Wegen der fehlenden Lufthülle war er für eine Landung denkbar ungeeignet. Die MADELEINE raste mittlerweile mit nahezu fünfzigtausend Kilometern in der Sekunde durch das Sonnensystem und musste bereits auf Gegenschub gehen.

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