Aus Kroatien. Arthur Achleitner
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Название: Aus Kroatien

Автор: Arthur Achleitner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783736428539

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СКАЧАТЬ wir da essen, sind Erdäpfel, Krompir, lieber Starešina! Erdäpfel, was wachsen in unserem Küchengarten! Wirklich Erdäpfel, die aber die Graničari[2] nicht essen wollen!“

      Der Vorsteher hatte rasend schnell eine zweite Kartoffel gegessen und rief geradezu frohlockend. „To je guska! Das ist Gans! Schmecken nach Gansbraten sehr gut! Prozim! (Ich bitte!) Darf ich noch mehr davon essen?“

      Der Kommandant erwiderte lachend. „Nur zu! Alles dürfen Sie essen! Bis Ihnen die Ohren stauben! Der Starešina soll sich ja überzeugen, daß die Erdäpfel wirklich sehr gut schmecken!

      Für die Lika mit ihrer häufigen Hungersnot wird es ein Segen sein, wenn der Anbau der ausgezeichneten Erdäpfel allgemein durchgeführt wird!“

      Gierig verzehrte der Vorsteher die Kartoffeln. Schmatzend wie ein Fischotter beim Fischfraß. Dann aber hielt er inne und sprach. „Bitt ich schönstens, Herr Kapetan! Seltsam find' ich, daß schmecken dieser Erdapfel so stark nach Gans! Wahrhaftig wie gebratene Gans! Schmecken jeder Erdapfel so?!“

      Dem Hauptmann Pegan ging ein Licht auf; ein Lächeln umspielte seine

       Lippen.

      Völlig ernsthaft und im Tone der Belehrung erwiderte der Kommandant: „Es gibt drei verschiedene Sorten von Erdäpfeln, lieber Starešina! Eine Sorte heißt ‚Schneeflocken‘, weil dieser Erdapfel weiß und mehlig ist wie Schnee! Eine andere Sorte heißt ‚Rosenkartoffel‘ von wegen der rosaroten Farbe! Was Sie eben gegessen haben, ist der ‚Gänse-Erdapfel‘, weil er nach Gänsebraten schmeckt! Ganz so, wie es in Deutschland einen — Gänsekohl gibt!“

      „Wunder Gottes!“ rief staunend der Vorsteher. „Das sein prachtvoll! Schmecken herrlich! Der Banus in Agram und der Zar (Kaiser) in Wien

       können nicht Besseres essen! Und der Ganserdapfel machen so prachtvolle Durst!“

      Während sich Hauptmann Pegan vor Lachen krümmte, versicherte Tonidandel schmunzelnd: „Das ist ja das Schönste an einem Erdapfel! Und den von ihm erzeugten Durst wollen wir nun löschen mit Wein! Trinken wir auf das Wohl des Chefs unseres Likaner Grenzregiments, der zum Segen des Graničari die Erdäpfel bei uns einführen will! Der Herr Oberst lebe hoch!“

      „Živio!“ rief der Vorsteher, der sich gleich den Offizieren erhoben hatte.

      Die Gläser klangen und wurden geleert.

      „Nie in meinem Leben haben mir der Wein so gut geschmeckt wie heute auf den Gans-Erdapfel! Herr Kommandant wissen ja, wie selten unsereiner zu wirklichem Gansbraten kommen! Aber nun werden wir bekommen guten Ersatz für wirkliche Gans durch Erdapfel, was auch so nach Gans schmecken!“ Hoch und heilig gelobte der Vorsteher, all seinen Einfluß im Städtchen und bei den Dorfältesten des Bezirkes aufzubieten, um den Leuten diese Wundergabe, den nach Gansbraten schmeckenden Erdapfel, zugänglich zu machen. Im nächsten Frühjahre werde sicherlich in der Lika alles diese Erdapfelsorte anbauen, vorausgesetzt, daß man Samen und Knollen davon vom Regiment erhalte.

      „Soviel die Leute wollen, sollen sie bekommen!“

      „Tausend Dank, Gnaden Herr Kommandant! Ich werde predigen davon, wie gut, sehr gut sein besonders der Gans-Erdapfel! Ich sein überzeugt, daß ganze Bevölkerung sich bemühen wird, diese Erdapfel sich zu — verschaffen!“ Ein listiger und zugleich fragender Blick streifte den Hausherrn.

      Tonidandel verriet in keiner Weise, daß er die Bedeutung dieses Likaner Ausdrucks kannte. Absichtlich ignorierte er die listige Anspielung des Vorstehers, der auf den Busch hatte klopfen wollen.

      Auf „Regimentsunkosten“ wurden noch etliche Krüge Weines geleert. Bevor aber der glückselige Vorsteher den Zungenschlag bekam, hob der Hausherr die Sitzung mit dem Bedeuten auf, daß frühmorgens die Kompagnie ausrücken müßte, daher die Nachtruhe erwünscht sei.

      „Schon in aller Frühe rücken Herr Kapetan aus?“ fragte blinzelnd der

       Vorsteher beim Abschied.

      „Ich nicht! Aber die Kompagnie! Und nun ‚Gute Nacht‘, lieber Starešina!“

      Mit einiger Mühe brachte der Kommandant den schwatzhaft und überschwenglich gewordenen Gast zur Haustüre und auf den Heimweg.

      Im Speisezimmer bei trübem Licht der Kerzenstumpen fragte Pegan den Vorgesetzten, ob die Kompagnie wirklich in aller Frühe ausrücken müsse.

      „Aber keine Idee, lieber Bruder! Ich habe das nur gesagt, um den

       Vorsteher und meine Erdäpfel los zu werden!“ rief lachend der Hausherr.

      „Was! Die Erdäpfel willst du los werden? Wieso denn?“

      „Ja! Es wird keine Stunde währen und im Küchengarten wird dann kein Erdapfel mehr zu finden sein!“

      „Nicht möglich! Du mußt Wachen aufhellen, den Diebstahl verhindern!“

      „O nein, lieber Bruder! Im Gegenteil! Es wird mich sehr freuen, wenn sich unsere Graničari, allen voran der Starešina, in dieser Nacht meine

       Erdäpfel — ‚verschaffen‘! Du mußt nämlich wissen, lieber Bruder, daß der Grenzer niemals stiehlt; er ‚verschafft sich‘ nur eine ihm nicht eigene

       Sache! Und da im Regimentsbefehl deutlich zu lesen ist, daß wir den Graničari ‚Gelegenheit zum — Verschaffen‘ geben sollen, rühre ich ordergemäß keinen Finger, so unsere Grenzer sich heute nacht sämtliche

       Erdäpfel aus meinem Küchengarten holen!“

      „Ah! Jetzt verstehe ich alles! Die Erdäpfel hast du mit der Gans braten lassen, damit….“

      „Stimmt! Und jetzt verlöschen wir das Licht; im Dunkel der Nacht wollen wir vom rückwärtigen Zimmer aus beobachten, wie sich die Graničari die Gänsekartoffeln holen!“

      So geschah es.

      Am Morgen stellte Kommandant Tonidandel in Gegenwart des Hauptmanns Pegan dienstlich fest, daß im Küchengarten nicht eine Kartoffel mehr zu finden war. Diese „Konstatierung“ erfolgte zum Zwecke, daß dienstlich an das Regimentskommando der — Vollzug des Befehles gemeldet werden konnte. Pegan unterschrieb das Dienstschreiben als Zeuge.

      Tonidandels Hoffnung, mit einem Erdäpfel-Befehl so bald nicht mehr belästigt zu werden, erfüllte sich vollauf; denn der Regimentschef schien sich zu beruhigen mit der Vollzugsmeldung. Und die Grenzer wollten von den Kartoffeln nichts wissen, weil die „verschafften“ Erdäpfel aus dem Kompagnie-Küchengarten nicht nach — Gänsebraten schmeckten.

      Und bei den Graničari galt es fürder ausgemacht, daß der Starešina ein „großer Lügner“ sei….

      * * * * *

      So zurückgezogen, gesellschaftlich abgeschlossen Kommandant Tonidandel im Städtchen lebte, ab und zu besuchte er doch den Prota (Erzpriester der griechisch-orthodoxen Gemeinde), einen ehrwürdigen Greis mit schneeweißem Bart und langem Silberhaar, im Pfarrhause. Sowohl der ruhige Prota wie seine Gattin, die stille Poša (Poscha), besonders aber die liebliche Tochter Maca (Matza, Marie) waren dem bärbeißigen Kompagniekommandanten überaus sympathisch. Tonidandel fühlte sich wohl bei dieser Familie, zumal ihm der Prota, der, wie alle Stände in der Militärgrenze, unter dem Militärgesetz und СКАЧАТЬ