Название: Verdammt magisch
Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783962558499
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»Vielleicht ist er nicht von hier«, sagte Norman. »Also, wie sieht’s aus? Drei Schilling für jeden, den ich richtig rate. Und drei für euch, wenn ich falsch liege.«
»In Ordnung.« Tore nickte.
»Schillinge heißen jetzt Spechte«, sagte Brenna, die alte Klugscheißerin. »Wir hatten ’ne Währungsreform, schon vergessen?«
»Ist doch alles gleich geblieben«, murrte Tore. »Nur die Münzen sehen anders aus.«
»Ich mag die Vögelchen«, sagte Norman. »Vor allem, wenn ich sie gewinne. Gut, sagt mir einen.«
»Was ist mit der da?«, fragte Brenna und deutete auf eine stupsnasige Blondine.
»Hm«, sagte Norman. »Sieht harmlos aus, aber … schaut mal auf ihre Oberarme. Die sind stark und außerdem hält sie das Kinn richtig hoch. Motor.«
»Was? Niemals.« Tore lachte laut. Wieder drehten sich Leute um, um sie böse anzustarren. Wieder starrte Norman zurück, bis alle so taten, als wäre nichts.
»Motor. Hundertprozentig.« Norman verschränkte die Arme. Bei diesen Wetten irrte er sich nie. Er war so gut im Raten, dass er die Erweckungszeremonien stets mit prall gefüllten Hosentaschen verließ.
Sie rieten weiter, bis der langweilige Teil endlich vorbei war. Der Direktor faltete die Hände vor der Brust und hob seine Stimme.
»Nun erwecken wir die Anwärter und sehen, in welche Richtung ihr magisches Talent geht«, sagte er. »Einige sind Motoren, andere Katalysatoren. Aber sie alle sind wichtig für unsere Stadt. Sie alle verteidigen in jedem Sommer und jedem Winter unser Recht, hier zu leben.«
Applaus. Grimmiger Applaus, falls so etwas möglich war. Jeder hier hatte das Elend kennengelernt, gehungert und Liebste verloren. Alles wegen der Biester aus Nord und Süd, die jedes Jahr an den Stadtmauern kratzten. Norman würde die Viecher vernichten! So gründlich, dass sie sich nie wieder nach Løbago trauen würden. Er ballte die Fäuste so fest, dass seine Knöchel knackten.
»Genug der langen Worte!«, verkündete der Kerl, eine halbe Stunde zu spät. »Lassen wir die Zeremonie beginnen!«
Es wurde totenstill. Die vordere Reihe in den Polstersesseln erhob sich. Zwei Dutzend ältere Katalysatoren, gekleidet in die ledernen Winteruniformen mit den geschnürten Armschienen, marschierten auf die Bühne. Obwohl sie nur Katalysatoren waren, sahen sie beeindruckend aus. Ernst, gleichförmig und ganz in schwarz, bis auf die lila Bänder. Lila war ihre Farbe, so wie goldgelb die Farbe der Motoren war.
Sie reihten sich hinter den Direktoren auf wie eine schwarze Wand.
»Endlich!«, quietschte Brenna. »Es geht los!«
Norman schluckte. Auf einmal war er ein ganz klein wenig nervös. Nur minimal. Vielleicht hätte er nochmal aufs Klo gehen sollen.
Eine Bedienstete brachte den Direktoren ein unscheinbares Blatt Papier. Sie entfalteten es und sahen darauf und … irgendwo in der Liste stand Normans Name!
»Gudrun Lovell!«, rief Dante Johansson. Zwei Reihen vor Norman, Brenna und Tore sprang ein Mädel auf. Sie hastete durch die Bänke und stolperte fast auf dem Weg zur Tribüne. Nun war Norman gleich doppelt gespannt. Er hatte drei Spechte darauf gewettet, dass sie ein Katalysator war.
Gudrun Lovell stellte sich vor die Direktoren und verbeugte sich hastig. Die beiden nickten ihr knapp zu. Dann erklang ein Trommelwirbel. Ein dicklicher Kerl hämmerte sich die Seele aus dem Leib. Der Geiger neben ihm legte auch los.
Der Erste in der Reihe der Katalysatoren hob die Hände in die Luft. Sie konnten es alle nicht sehen, aber er zapfte Magie aus der Atmosphäre. Norman fragte sich, wie Magie im puren Zustand aussah. Waberte die durch die Gegend wie ein sichtbar gewordener Furz? Oder war sie netzförmig, so wie die Linien an Gunnar Kraffts mächtigem Körper?
Es hieß jedenfalls, dass sie überall war. Genau wie Luft. Unsichtbar, aber … da halt. Und nur die Katalysatoren konnten sie sehen und in sich aufnehmen. Doch die wahre Magie geschah halt erst, wenn sie sie an die Motoren weitergaben. Die konnten wirklich etwas damit anfangen! Verdammte Eisklingen werfen konnten sie und …
Norman zuckte zusammen. Nicht träumen! Der Katalysator trat vor und streckte beide Hände aus, die Handflächen gen Himmel gerichtet. Gudrun zögerte sichtlich, dann legte sie ihre Fingerchen in die Hände des älteren Mannes.
Einen Moment lang passierte nichts. Dann schrie sie auf. Ein heller Ton, der über den ganzen Platz fegte. Licht flackerte auf, umhüllte ihren Körper wie ein lilafarbenes Leuchtfeuernetz und … verschwand.
»Katalysator!«, verkündete der Direktor und Norman war um drei Spechte reicher. Gudrun ging, sichtbar wackelig, zu der selig lächelnden Katalysatorin am linken Rand der Tribüne. Die war letztes Jahr schon da gewesen. Eine seltsame Alte, gehüllt in eine Unmenge hauchzarten lila Stoffs. Sie umarmte Gudrun und flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr.
Norman nahm drei Kupfermünzen entgegen und grinste. Ein paar Erweckungen später grinste er noch breiter. Ja, seine Taschen wurden schwerer. Die Nervosität war fast weg und er musste auch nicht mehr pissen.
»Tore Grün!«, rief die Direktorin und Tore fuhr zusammen.
»Scheiße!«, murmelte der Rotschopf, als er sich aufrappelte.
»Viel Glück«, flüsterte Norman. »Du packst das. Wir sind die Motoren der Macht, vergiss das nicht.«
Tore schenkte ihm ein dankbares Lächeln, dann eilte er nach vorne und auf die Tribüne.
»Ooh …« Brennas Hand lag plötzlich in Normans. Sie zerquetschte seine Finger fast. »Er wird es schaffen, oder? Du hast doch gesehen, was er wird, nicht wahr?«
»Jupp.«
Norman lehnte sich zurück und sah zu, wie Tore die Hände in die einer winzigen Katalysatorin legte. Goldenes Licht flammte auf und schlängelte um Tores Körper. Der Schein strahlte bis in ihre Gesichter.
»Motor!«, verkündete Dante Johansson. Norman und Brenna sprangen auf und grölten.
»Motoren der Macht! Motoren der Macht!«, brüllten sie, so laut, dass selbst die Direktoren vorwurfsvoll schauten. Und wie! Deren Blicke waren so gewaltig, dass Norman und Brenna hüstelten und zurück in ihre Sitze sanken.
Tore reckte die Arme in die Luft. Er schien um einen halben Meter gewachsen zu sein, als er auf die rechte Seite der Tribüne stolzierte. Da, wo schon zwei andere Motoren warteten und ihn abklatschten.
Brenna war die Nächste.
»Motor!«
Sie schrie nicht, als das goldene Licht sie erfasste. Klar, sie war ja auch hart im Nehmen. Ob es wehtat? Diesmal beschränkte Norman sich auf ein durchdringendes Jubeln.
»Norman Skødling!«, rief die Direktorin und Normans Herzschlag sprengte fast seine Brust.
»Na endlich«, seufzte er, so leise, dass niemand es hören konnte. Zwei Jahre Vorbereitung, zwei Jahre hartes körperliches Training und Enthaltsamkeit. Alles für diesen Moment.
Er erhob sich gelassen und marschierte СКАЧАТЬ