Название: Kobe Bryant
Автор: Roland Lazenby
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783903183810
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Er kam zum Schluss, dass Bryant ein sehr guter Highschoolspieler werden könnte.
„Kobe war noch so jung und bereits so gut“, erklärt Rines. „Ballkünstler war er keiner. Doch in den Bereichen, wo er Aufholbedarf hatte, arbeitete er hart und entwickelte sich.“
Je mehr Zeit er mit Bryant verbrachte, desto mehr sah er einen Teenager, der beinahe jede freie Minute mit Basketball verbrachte. „Am Morgen begann er sein Training mit den Profis im Bellevue Hotel und am Nachmittag ging es dann an der St. Joseph’s University auf die Laufbahn, samt Sprintfallschirm und Balltraining. Am Abend ging er dann ins jüdische Gemeindezentrum und trainierte dort allein weiter.“
Die Spiele im Sommer waren eine Art Testlabor für ihn. Als mehr Geld in den Sport zu fließen begann, versuchten die Coaches in der AAU, Spitzenspieler für ihre Teams zu rekrutieren, was wiederum andere Topspieler anzog und das Interesse von Sportschuhherstellern und anderen Firmen weckte. Es stellte sich schnell heraus, dass Kobe die oberste Priorität in Rines’ Team war. „Wenn Kobe einen schlechten Wurf nahm, dann war es Teil seines Lernprozesses, um besser zu werden“, sagt Rines. „Wir mussten eben akzeptieren, wer er war und was er war.“
„Er machte eine Phase durch, in der er wirklich ganz egoistisch spielte“, fügt Rines an. „Dann durchlief er eine Phase, in der er lernte zu dribbeln und wie man Crossovers macht, auch wenn er dabei den Ball sieben- oder achtmal hintereinander ins Seitenaus kickte, nur weil er einen bestimmten Move trainieren wollte. Wie soll man das coachen? Wenn er irgendetwas einstudieren wollte, dann tat er es, egal, was um ihn herum geschah. Am Ende sagte ich dann: ‚Was zum Teufel soll das? Können wir das Spiel bitte gewinnen? Lass uns erst das Spiel gewinnen, dann kannst du jeden verdammten Move ausprobieren, den du willst.‘ Denn ehe wir es uns versahen, waren wir 12, 14 oder 16 Punkte hinten, nur weil er an einem bestimmten Crossover-Move in einem AAU-Spiel arbeiten wollte.“
Bryants Konzentration auf seine eigene Entwicklung schadete dem Team einige Male und entsprach ganz und gar nicht der Idee der AAU, denn die Spiele waren ja im Grunde eine Plattform für Spieler, sich den Spielerbeobachtern der Colleges zu präsentieren.
„Die Spieler waren darauf angewiesen, dass Collegescouts zu den Spielen kamen“, erklärt Rines. „Aber wenn du ein Mitspieler bist, der darauf wartet einen Sprungwurf zu machen und Kobe sieht dich nicht oder spielt den Ball ins Aus, dann kommst du nicht auf die Anzahl der Würfe, die du haben solltest, nur weil jemand den Ball nicht passen wollte oder schlechte Entscheidungen traf. Das hat natürlich Auswirkungen auf beide, den Ballträger und den Werfer, denn die Scouts denken sich dann: Er ist gut, aber irgendetwas fehlt.“
„Bryants Defizite in der Ballbehandlung mussten auf diesem Niveau ausgeglichen werden“, erklärt Rines. „Wir mussten ihm andere Guards hinstellen, damit er besser aussah.“
Ein Spieler wie der Elite Point Guard Shaheen Holloway konnte Bryants Schwächen schonungslos aufzeigen, was wiederum Kobe weiter darin bestärkte, diese Mankos zu eliminieren.
„Das Beste aber war, dass alle Teams gute Spieler hatten, da gab es keine einfachen Gegner. Das schlechteste Team hatte vielleicht sieben Division I Spieler“, so Rines.
Im Laufe der Saison identifizierten die Trainer ein Problem, welches immer wieder in Bryants Karriere auftauchen würde. „Viele seiner Probleme kamen daher, dass er zu viel nachdachte oder überanalysierte. Joe und ich hatten schon früher darüber gesprochen. Joe selbst war immer recht entspannt. Er sagte zu Kobe: ‚Denk nicht drüber nach, spiel einfach. Spiel einfach. Du bist hier, um dich zu verbessern. Wir sind nicht gekommen, damit du dich hysterisch aufführst.‘“
Natürlich war Joe immer anwesend, so wie schon sein Vater immer zu seinen Spielen gekommen war, mit dem Unterschied, dass Joe seine ganze Erfahrung nutzen konnte, Kobe durch die Tücken des Spiels zu geleiten und dabei das besonders ausgeprägte Selbstbewusstsein seines Sohnes nie anzukratzen. Normalerweise würden solche elterlichen Einmischungen zu heftigen Debatten führen, doch Joe Bryant war ein Meister der Subtilität. Pam hingegen, die selbst einen eisernen Willen besaß, schien sich von der AAU völlig fernzuhalten. Auch wenn Kobe für die Lower Merion spielte, blieb sie immer im Hintergrund und fokussierte ihre ganze Aufmerksamkeit auf die anderen Dinge in Kobes täglichem Leben.
Der noch junge und unerfahrene Rines sah sich immer wieder mit diesem eigenwilligen Teenager konfrontiert, der sich andauernd bei ihm über andere Spieler beschwerte, „Warum schreit mich der Typ an? Warum rempelt er mich an?“.
Es dauerte einige Zeit, bis Rines Bryant so weit hatte, dass dieser sich mit dem Konzept zurechtfand, dass es bei dem Spiel nicht darum ging, sich allein durchzudribbeln, so wie er es aus Italien gewohnt war. „Er brauchte sich nicht in drei oder vier Gegner hineindribbeln und festlaufen, wenn er sowieso wieder den Ball bekam. Es brauchte eine Weile, bis er begriff, dass er unser Go-to-Guy war.“
„Komm schon, du bist besser als das. Der Ball kommt sowieso zu dir“, sagte Rines ihm immer wieder.
Kaum hatten sie dann einige grundlegende Teamregeln etabliert, kam das nächste Problem auf Rines zu.
Die Gegner begannen eine sogenannte Box-and-One-Verteidigung zu spielen, bei der Bryants Mitspieler mittels Zonenverteidigung gedeckt und er von einem guten Verteidiger in Manndeckung genommen wurde. Das war nicht gerade üblich in einem AAU-Spiel, doch den anderen Coaches ging es darum zu gewinnen. „Einmal schafften wir es, ihn anzuspielen und sofort stellten die Gegner auf die Box-and-One-Verteidigung um“, sagt Rines. „Sie wollten zwar nicht, aber sie wollten gewinnen, denn es geht nur ums Gewinnen. Da muss ich Kobe echt loben. Ihm war das Ergebnis nicht so wichtig. Er kümmerte sich nur um seinen eigenen Fortschritt. Irgendwann ließ er sich dann auch vom Spiel ohne Ball überzeugen, denn er wusste ja, dass er den Ball wieder bekommen würde.“
„Ganz ehrlich, Bryants Egoismus muss man gesehen haben“, sagt Rines. „Das war schon bemerkenswert, aber er lieferte ab, das war zu respektieren.“
Der ganze Prozess verlangte den Bryants einiges ab, doch Joe wusste, dass sein Sohn noch viel zu lernen hatte, nämlich dass es sich auch auszahlte, wenn er seinen Willen den Bedürfnissen des Teams unterordnete.
„Das verrückte war, dass er in seinem zweiten Highschooljahr begann, sich darauf einzulassen. Wenn ich einen Spieler sah, der begann nachzulassen und nicht so gut war, wie er sein sollte beziehungsweise sein Potenzial nicht ausschöpfte, das er in meinen Augen hatte, dann puschte ich ihn, bis er es tat“, erzählt Rines.
Damals sah Rines aber keinen Basketballprofi in Kobe. Als er dann mehr mit Bryant arbeitete, revidierte er seine Meinung und schätzte ihn als einen top College-Prospect, jemanden den ein richtig gutes Collegeprogramm nehmen würde, wie etwa die University of North Carolina. Der junge Coach fühlte, wie sich langsam ein gegenseitiger Respekt zwischen ihm und seinem pflegeintensiven Spieler aufzubauen begann.
„Ich glaube, ich habe ihm die Latte so hoch gelegt, dass er mich einfach respektieren musste“, sagt Rines. „Er war wahrscheinlich der am härtesten arbeitende Basketballspieler, den es je gab. Er wollte es so sehr, mehr als jeder andere.“
Das wiederum brachte weitere Themen mit sich. Die Personen rund um Joe Bryant, seine Frau miteingeschlossen, hatten immer behauptet, dass Joe viel zu sehr auf Basketball fixiert war und fast nie aufhörte darüber zu reden. Doch Kobes Fixiertheit auf den Sport stellte alles Dagewesene in den Schatten.
„Wenn wir über Basketball sprachen, verstanden wir СКАЧАТЬ