Lüneburger Totentanz. Frank Goyke
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lüneburger Totentanz - Frank Goyke страница 5

Название: Lüneburger Totentanz

Автор: Frank Goyke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hansekrimi

isbn: 9783863935139

isbn:

СКАЧАТЬ tut doch jede Frau«, sagte Geseke.

      »Nicht die tugendsame«, behauptete Maria.

      »Die macht’s heimlich«, sagte Hildegard Stolzfuß. Die Frauen lachten.

      Der Mann, der sich Albrecht Gregorius nannte, war im Gasthof Bei der Ratsmühle abgestiegen. Er würde einige Tage in Lüneburg verbringen, und als dem Vertreter des Revaler Kaufherrn Ahlemann begegneten ihm Wirt und Wirtin mit Hochachtung. Sie hatten ihm eines ihrer besseren Zimmer zur Verfügung gestellt, wofür sie allerdings auch ein beachtliches Entgelt verlangten, sie speisten ihn mit Ochsenzunge in Senfsoße und gaben ihm einen Wein zu trinken, der auch einem Mann von Adel gemundet hätte. Albrecht Gregorius war zufrieden. Es gab keinen Grund zu zweifeln, dass alles nach Plan verlaufen würde.

      Am Nachmittag hatte Gregorius seinen Spießgesellen letzte Instruktionen erteilt und jedem eine rigische Mark zugesteckt als Vorschuss für die Erledigung des Auftrags. Die Brüder Ants und Mihkel Päätelpoeg wohnten natürlich nicht so vornehm wie er, sondern waren in einer billigen Herberge am Stadtrand untergekommen. In ihrem offiziellen Leben waren sie Fuhrknechte, die Waren vom Revaler Hafen in die Stadt beförderten, aber ihr Geld verdienten sie vor allem mit Gaunerei, Gewalttat und Mord. Albrecht Gregorius, der für seinen Dienstherrn das Grobe erledigte, hatte mehrere Wochen gebraucht, bevor er im Vorort Vischermaye auf die beiden Berufsverbrecher gestoßen war. Nur einmal noch würde er sie treffen, um ihnen ihr Salär auszuzahlen, dann würden sich ihre Wege für immer trennen. So war es geplant. Gregorius verachtete sie, denn sie waren ungebildet und brutal. Doch für seine Mission waren sie brauchbar. Nur darauf kam es an.

      Albrecht Gregorius winkte dem Wirt und bestellte noch einen Krug Wein. Ihm gefiel die Rolle, die er spielte: Der Wolf im Schafspelz zu sein war ihm beinahe schon Natur. Niemand ahnte, was er vorbereitet hatte. In dem Gasthaus galt er als Ehrenmann. Der Krüger verneigte sich sogar, als er den Wein kredenzte.

      »Wart Ihr mit der Zunge zufrieden?«, erkundigte er sich.

      »Sehr«, sagte Gregorius.

      »Nicht wahr? Wir legen sie in Milch ein, damit sie schön zart wird. Darf ich Euch auch unser Nusskonfekt empfehlen?«

      »Ich bin gesättigt, Wirt. Aber tut mir den Gefallen, setzt Euch zu mir und nehmt von dem Wein.«

      »Herzlichen Dank!« Der Wirt ließ sich von seiner Frau einen Becher bringen und bediente sich aus dem Krug.

      »Morgen, so hört man, wird es eine wichtige Hochzeit geben?«, sagte Gregorius.

      »Oh ja«, bestätigte der Wirt. »Ganz Lüneburg wird auf den Beinen sein. Immerhin heiratet der Sohn eines unserer Bürgermeister.«

      »Stolzfuß, wenn ich nicht irre.«

      »Ihr irrt nicht. Reyner Stolzfuß ist einer der angesehensten Männer unserer Stadt. Er hat eine Pacht auf der Saline und ist sehr reich.«

      »Und dessen Sohn heiratet?«

      »Tidemann«, sagte der Krüger. »Tidemann Stolzfuß heiratet eine Rostocker Kaufmannstochter.«

      »Ich habe Geschäfte mit Herrn Stolzfuß«, sagte Gregorius.

      »Ihr seid ein bedeutender Mann«, schmeichelte der Wirt. »Und gewiss werdet Ihr an der Hochzeit teilnehmen.«

      »Allerdings«, sagte Gregorius. »Ich gehöre zwar nicht zu den geladenen Gästen, aber ein solches Ereignis lässt man sich nicht entgehen.«

      2. KAPITEL

      Die Trauung

      Die Lüneburger, die sich vor der Kirche St. Johannis versammelt hatten, bekamen fast den gesamten Rat zu sehen. Die Bürgermeister Hogeherte, Schelleper und Gronehagen erschienen in ihren Festgewändern, und ihnen folgten die regierenden Ratsherren Ludolf Tobing, Johannes von Ollensen, Johannes Schermbeke, Erich Ghise und Heinrich Hoyeman. Auch Johannes Springintgut tauchte auf, Johannes Garlop und Heinrich Lange. Sie alle kamen mit ihren Frauen, die nach der flämischen Mode gekleidet waren und bei den Zuschauern Hochrufe auslösten, aber auch neidische Blicke. Die Hochzeit von Tidemann Stolzfuß und Margarete Grüneberg war ein willkommener Anlass, um zu zeigen, was man hatte.

      Die Zaungäste trugen ebenfalls ihren Sonntagsstaat, und es sah aus, als hätten selbst die Armen, die auf dem Kirchhof zwischen den Gräbern hausten, ihre Lumpen gesäubert. Die Stadtmusikanten spielten auf, dann sah man das Brautpaar. Es kam zu Fuß aus der Straße Am Berge, wo Reyner Stolzfuß ein großes Haus besaß, und begab sich unter dem Beifall aller Anwesenden zur Kirche. Am Kirchtor nahm sie der Pfarrer in Empfang. Die Eltern von Braut und Bräutigam verteilten Geldgeschenke, dann verschwanden auch sie im Gotteshaus. Das Tor wurde geschlossen, doch die festliche Musik drang bis auf den Platz Am Sande, wo sich das Publikum in Geduld übte. Niemand wollte sich entgehen lassen, die Frischvermählten wieder aus der Kirche treten zu sehen.

      Die Stundenglocke von St. Johannis schlug zehn. Alle wussten, nun wurde die Braut von ihrem Vater an den Bräutigam übergeben, und das Paar legte die rechten Hände ineinander. Der Mann steckte seinen Ring nacheinander an drei Finger der Braut, der Geistliche sprach einen Segen. Nun schlug die Viertelstundenglocke oben in dem etwas schiefen Turm der Pfarrkirche. Gewiss hatte Tidemann Stolzfuß die dreizehn Pfennige hinterlegt, die bereits das Salische Gesetz vorschrieb. Viele im Publikum murmelten die Worte, die der Bräutigam zu sprechen hatte: »Mit diesem Ringe heirate ich dich, mit diesem Golde ehre ich dich, mit diesem Schatze beschenke ich dich.« Mancher hatte Tränen in den Augen.

      Die Stundenglocke verkündete die elfte Stunde, die Viertelstundenglocke schlug noch zweimal, dann wurde das Tor geöffnet. Zuerst erschienen die jungen Eheleute und winkten den Lüneburgern, die zurückwinkten, dann kamen Martin und Elisabeth Grüneberg, gefolgt von Reyner Stolzfuß, seiner Frau und Sebastian Vrocklage. Auch Lüdeke Peters verließ die Kirche, am Arm seine Frau und hinter ihm Sohn Piet. Die Ratsherren und Bürgermeister ließen sich blicken, die Kirchenleute, unter ihnen Bruder Anselm, und der Herr von Baerck als Abgesandter des Landesherrn; der Herzog selbst hatte nicht kommen können. In der Hoffnung, noch einmal der Freigebigkeit der Eltern teilhaftig zu werden, umdrängten die Bürger und Einwohner die hohen Herrschaften. Martin Grüneberg und Reyner Stolzfuß griffen bereits nach ihren Geldbörsen. Dann sahen sie den Wagen.

      Es war ein Zweispänner, hoch beladen mit Fässern, den ein Knabe lenkte. Der Knabe trug einen grauen Kittel mit einem Strick als Gürtel und an den Füßen Bastschuhe. Plötzlich erfüllte Geschrei den Platz Am Sande. Offenbar waren dem Knaben die Pferde durchgegangen, denn der Wagen raste mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Hochzeitsgesellschaft zu. Martin Grüneberg griff geistesgegenwärtig nach seiner Tochter und zog sie zur Seite, Tidemann Stolzfuß sprang zwischen die Zuschauer. Der Junge, der den Wagen lenkte, schrie verzweifelt, hilfsbereite Lüneburger versuchten, in die Zügel zu fassen. Kurz vor dem Kirchtor stürzte der Wagen um. Die Fässer rollten über den Platz und brachten manchen Zuschauer zu Fall, alles brüllte durcheinander, und zwei junge Männer beugten sich über Lüdeke Peters, der ebenfalls gestürzt war. Er schien ernsthaft verletzt zu sein, denn eine Blutpfütze breitete sich unter ihm aus.

      Die jungen Männer versuchten, ihn aufzurichten. Auch Martin Grüneberg sprang hinzu. Maria Peters schrie in hohem Diskant, Bruder Anselm kniete sich neben den Verletzten und öffnete ihm das Wams, der Herr von Baerck hatte, warum auch immer, sein Schwert gezogen. Der Junge, der den Unfall verursacht hatte, floh über den Kirchhof nach dem Altenbrücker Tor, die zwei jungen Männer, die seine Flucht beobachteten, setzten ihm nach. Dann erst sah man, was geschehen war.

СКАЧАТЬ