Lüneburger Totentanz. Frank Goyke
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Название: Lüneburger Totentanz

Автор: Frank Goyke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hansekrimi

isbn: 9783863935139

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СКАЧАТЬ vor Fäulnis und Verwesung und gilt als Sinnbild der Ewigkeit. Jesus hat seine Jünger mit dem Salz verglichen …«

      »Wohl war«, bestätigte Anselm nuschelnd, denn er hatte eine Nuss im Mund.

      »Das Süßwasser, Margarete, nennen die Sodkumpane Gottestod«, fuhr der Sülfmeister fort. »Wenn es sich mit der Sole vermischt, verdirbt es das Salz.«

      »Genauer gesagt«, ergänzte sein Sohn, »wird das Salz natürlich nicht schlecht. Viel süßes Wasser in der Sole verringert nur den Ertrag.«

      »Und dann verdient ihr weniger Geld?«, fragte Margarete.

      »Ja, dann verdienen wir weniger Geld«, sagte Reyner Stolzfuß und lachte.

      »Wo werdet ihr«, ereiferte sich Lüdeke Peters. »Ihr setzt den Preis herauf und kommt auf diese Weise trotzdem ins Reine.«

      »Diesmal nicht«, sagte Stolzfuß leise und senkte den Blick.

      »Nein?«, fragte Peters. Aus dem Anverwandten war der Geschäftsmann geworden, der gute Quoten witterte.

      »Weil Ihr ein Gevatter seid, Lüdeke, sage ich’s Euch. Die Sole der letzten Wochen war nicht gut. Wir können den Preis nicht heraufsetzen, ohne uns ins eigene Fleisch zu schneiden. Ich bin kompromissbereit, Lüdeke. Sagt mir, was Ihr für eine Tonne gebt.«

      »Wir sind verwandt, Reyner. Ich zahle den Preis vom letzten Jahr.«

      »Das ist hart«, meinte Tidemann.

      »Ich habe auch meine Aventure«, sagte Peters, womit er das wirtschaftliche Risiko meinte.

      »Du hast doch immer Abnehmer«, sagte Geseke, die geborene Stolzfuß, die nun eine Peters war. »Deine Partner in Reval lecken sich alle Finger nach dem Travensalz.«

      »Weiber!« Lüdeke Peters schüttelte den Kopf. »Warum näht man ihnen den Mund nicht zu?«

      »Du sprichst von meiner Tochter«, protestierte Reyner.

      »Es ist eine Verschwörung«, sagte Lüdeke, »aber ich bin überzeugt. Einen halben Pfennig mehr pro Tonne.«

      »Danke«, sagten Reyner und Tidemann wie aus einem Munde.

      »Und jetzt will ich Wein«, rief Lüdeke. Wein wollten alle anderen auch.

      »Deine Tochter, Martin, ist sehr selbstbewusst«, sagte Reyner Stolzfuß. Wie es üblich war, hatte Tidemann als künftiger Ehegatte alle Freunde und alle Verwandten ins Badehaus geladen, um sich dort seinen Status als Lediger abzuwaschen. Im Grunde ging es natürlich darum, sich ordentlich zu betrinken. Deshalb war Bruder Anselm der Einladung nicht gefolgt; er hatte bei dem Gelage am Nachmittag dem Wein genug zugesprochen und musste sich auf seine religiösen Pflichten besinnen.

      »Ich habe sie Schreiben und Lesen lernen lassen«, sagte Grüneberg. Eine junge Frau, die auch für andere Beschäftigungen zur Verfügung stand, massierte ihm den Rücken.

      »Bei diesem Mönch?«, wollte Lüdeke Peters wissen.

      »Bruder Anselm ist wirklich sehr gebildet«, sagte Grüneberg.

      »Eure Tochter beherrscht auch fremde Sprachen?«, fragte Tidemann.

      »Französisch und Italienisch«, sagte Grüneberg. »Sie hat beides beim Ehrwürdigen Vater gelernt. Latein natürlich sowieso.«

      »Ich kann nur Deutsch«, gab Tidemann zu.

      »Dann wirst du morgen eine Frau heiraten, die dir überlegen ist«, sagte Reyner Stolzfuß und knuffte seinen Sohn in die Seite.

      »Kann man eine solche Frau überhaupt bändigen?«

      »Dir als Ehemann steht das Züchtigungsrecht zu«, erklärte Sebastian Vrocklage, aus dem wieder mal der Jurist lugte.

      »Seine Frau zu schlagen ist ein Zeichen von Schwäche«, meinte Piet Peters. Alle schauten erstaunt zu ihm, denn bisher hatte er geschwiegen.

      »Das sagst du nur, weil du mit einer Stolzfuß verheiratet bist«, sagte Reyner jovial. »Die Stolzfüßinnnen haben Haare auf den Zähnen.«

      »Gibt’s denn noch andere außer deiner Frau und Geseke?« Piet Peters, das stille Wasser, legte einen Hinterhalt.

      »Das ist doch egal«, sagte sein Vater sofort.

      »Abgeschobene Hexen zum Beispiel?«, fragte Piet.

      »Wenn du nicht aufhörst zu sticheln«, schimpfte Lüdeke, »werde ich mein väterliches Züchtigungsrecht in Anspruch nehmen.«

      »Ich kann auch Französisch und Italienisch«, wehrte sich Piet.

      »Was nützt es dir? Du wirst Margarete ja nicht ehelichen.«

      Elisabeth Grüneberg, Hildegard Stolzfuß, Maria Peters und ihre Schwiegertochter Geseke saßen noch in dem großen Holzbottich und tranken Wein, Margarete hatte das Bad verlassen und lag auf einer Pritsche, um sich von der Bademutter schröpfen zu lassen. Die Blutegel sollten das Schlechte aus ihren Säften abziehen, damit sie bei der Hochzeit noch besser aussah; die Mutter hatte zwar versichert, dass sie das schönste Mädchen der Welt sei, aber natürlich glaubte sie als Sechzehnjährige es nicht.

      »Du weißt, Kind, was Paolo da Certaldo über die Frauen gesagt hat?« Elisabeth Grüneberg gedachte nun, ihre Erziehungspflichten zu erfüllen.

      »Aber Mutter, das hast du mir schon hundertmal vorgelesen«, stöhnte Margarete.

      »Hundertmal sicher nicht«, entgegnete Elisabeth.

      »Wer, in Gottes Namen, ist Paolo da Certaldo?«, erkundigte sich Geseke Peters.

      »Ein Moralschriftsteller aus Italien.«

      »Aus Italien, soso!« Die Frauen nickten. Von italienischen Männern hörte man, dass sie allesamt Frauenkenner waren und es mit der Moral eigentlich nicht so genau nahmen.

      »Mutter, ich bitte dich!« Margarete schüttelte sacht den Kopf. Die Bademutter setzte ihr noch ein paar Egel auf den Rücken. Elisabeth Grüneberg ließ sich nicht bremsen.

      »Das Weib soll der Jungfrau Maria nacheifern, die auch nicht aus dem Haus ging, um sich überall zu unterhalten, nach hübschen Burschen zu schauen oder eitlem Geschwätz ihr Ohr zu leihen«, zitierte sie. »Nein, sie blieb daheim, hinter verschlossener Türe, in der Privatheit ihrer Wohnung, wie es sich ziemt.«

      »Einen solchen Rat soll man einer künftigen Ehefrau durchaus geben«, meinte Maria Peters.

      »Ich lasse mich aber nicht einsperren«, protestierte Margarete. »Von niemandem, auch nicht von meinem Mann.«

      »Das wirst du noch lernen, Kind«, sagte Elisabeth. »Der Platz der Gattin ist das Haus.«

      »Nimm dir ein Beispiel an dem, was Elisabeth sagt«, verlangte Hildegard Stolzfuß von ihrer Tochter Geseke.

      »Mein Mann hat keinen Grund, sich über mich zu beklagen.«

      »Aber СКАЧАТЬ