Lautstark verliebt. Regina Mars
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Название: Lautstark verliebt

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783962556884

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СКАЧАТЬ Schuhe dröhnten über das rutschige Pflaster.

      »Hinterher!«, hörte er einen von ihnen brüllen.

      Nein! Kor ballte die Fäuste. Er versuchte, noch schneller zu werden, obwohl seine Lungen schon nach wenigen Metern brannten. Er vernahm Schritte hinter sich. Sah den dunklen Asphalt vor sich, die verschwommenen Schatten seiner Füße, spürte seinen Atem, der schmerzte, schmerzte, weil er so schnell rannte.

      Nur drei Straßen weiter wartete Charles. Er musste es schaffen. Er musste …

      Er stolperte.

      Rutschte weg, jemand packte seinen Ärmel … und er wurde gegen die Wand gepresst. Seine Schulterblätter krachten schmerzhaft auf Beton. Ein grinsendes Gesicht erschien vor ihm.

      »Hab dich!« Der Typ hatte trübe Augen. Irgendwie unfokussiert. Ob der was genommen hatte?

      Die anderen beiden gesellten sich dazu. Kor versuchte, sich loszureißen, aber der Kerl drückte ihn an die Wand und hielt seine Arme mit einem Schraubstockgriff fest. Es war dunkel. Die Straße war leer. Weit und breit keine Hilfe, zumindest, soweit er sehen konnte …

      Warum hat der Busfahrer die rausgelassen?, dachte Kor. Der muss doch gesehen haben, was sie vorhaben. So ein Feigling, so ein …

       Charles wartet auf mich.

      Der Gedanke war plötzlich da. Charles wartete auf ihn, ganz nah, und diese Trottel hielten ihn auf.

      »W-was wollt ihr?«, stieß er hervor. Der Typ vor ihm schien einen Moment lang verblüfft. Leider nur einen Moment lang. Dann kehrte sein Grinsen zurück.

      »Deine Jacke, du Spast.«

      »Was? Nein!« Er konnte doch nicht die Jacke seines Vaters verlieren! Vor allem, wenn der nicht wusste, dass er sie hatte. Aber die Drei hatten kein Verständnis.

      »Jacke her. Und dein Geld«, knurrte der Typ links.

      Kor ballte die Hände zu Fäusten. Wieder versuchte er, sich loszureißen und hatte keine Chance. Eine flache Hand traf seine Wange. Die Drei lachten.

      Eine Faust erschien und knallte gegen die Schläfe des Kerls, der Kor festhielt. Sein Griff lockerte sich und Kor war plötzlich frei. Fast wäre er zu Boden gegangen, so abrupt geschah es. Was …

      Es war der Nazi aus dem Bus. Der mit der blauen Jacke. Mit einem Gesichtsausdruck als hätte er Tollwut, stürzte er sich auf die Drei. Trat dem Ersten auf das Knie, bekam einen Schlag in die Nieren, jemand riss an dem blauen Ärmel …

      Es ging viel zu schnell. Kor konnte nur zusehen, wie ein Wirbelsturm aus Tritten und Schlägen vor ihm tobte. Und dieser Glatzkopf war mittendrin. Voll konzentriert, gefährlich, mit Augen, die vollkommen tot schienen.

      Schon lag einer der Drei am Boden und stöhnte. Mit dem zweiten wälzte der Nazi sich über das Pflaster. Der dritte der Bande rannte auf die Prügelnden zu, die Hand hoch erhoben. Ein dunkler Stein lag zwischen seinen Fingern …

      »Nein!«

      Kor flog auf ihn zu, bevor er auch nur daran denken konnte, wie gefährlich das war. Der Typ in der blauen Jacke half ihm. Den konnte er doch nicht hängenlassen! Er rammte den Kerl mit dem Stein, bevor er die beiden Prügelnden erreichte. Heller Schmerz schoss durch seine Schulter. Kor stürzte.

      Er kam hart auf. Selbst die Motorradjacke schützte ihn nicht vor dem Aufprall. Lichtblitze wirbelten hinter seinen Augen.

      »Du verficktes Arschloch!« Der Typ, den er zu Boden gerissen hatte, sprang auf. Schwankte.

      Oh nein.

      Kor stützte die Hände auf den kalten Boden und krabbelte rückwärts, egal, wie erbärmlich das aussehen mochte. Er fühlte eisigen Asphalt unter seinen Fingern. Schnell! Der Typ kam auf ihn zu …

      Die Faust des Kerls in der blauen Jacke erwischte den Typen genau am Kinn. Er ging zu Boden. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf dem Pflaster auf und blieb liegen.

      Kor starrte den Nazi an, der sich die Fingerknöchel rieb.

      »B-bist du überhaupt ein Nazi?«, fragte er. Nein! Warum fragte er sowas? Wie konnte er seinen Helfer so beleidigen? Lag das am Adrenalin? An der Aufregung, die seinen Puls so laut hämmern ließ, dass ihm schwindlig wurde?

      Der Kerl sah ihn an, Verwunderung im wutverzerrten Gesicht.

      »Was?«, knurrte er. Dann schüttelte er den breiten Schädel. »Nein. Ich prügel mich nur gern.«

      »Oh. E-entschuldigung.«

      »Passt schon.«

      Der Typ sah sich um. Alle Drei lagen auf dem Boden. Der, den er zuerst erwischt hatte, kam schwankend hoch. Er warf einen Blick auf den Nicht-Nazi in der blauen Jacke und haute ab. Seine Schritte verklangen hinter der Bushaltestelle.

      »Äh, danke«, sagte Kor. »Danke, dass du mir geholfen hast.«

      Der Nicht-Nazi nickte ihm zu. Und ging. Kor konnte es nicht glauben, als sein breiter Rücken am anderen Ende der Straße verschwand. Was war gerade geschehen?

      Hm, wahrscheinlich sollte er abhauen, ehe die beiden Typen zu seinen Füßen sich aufrappelten. So schnell er konnte, lief er durch die Gassen. Die Maurerstraße entlang, links einbiegen, dann rechts in die …

      Er hörte sie schon von weitem. Die dröhnende Musik. Gelächter und laute Stimmen. Als er in die enge Gasse einbog, sah er eine Menschentraube vor dem Smokes. Zigarettenrauch zog an ihm vorüber.

      Das Smokes war ein schäbiges Ziegelgebäude. Charles hatte davon erzählt. Eine Bar, in der es regelmäßig Konzerte gab und außerdem günstiges Bier. Total … cool. Und so sah es auch aus, mit den grün leuchtenden Laternen vorne, den Neonlettern, von denen das »m« beständig flackerte und den schwarzgekleideten Leuten, die davor rauchten und redeten …

      Charles! Kor entdeckte ihn sofort. Selbst in dieser Masse war sein blonder Kopf unverwechselbar. Er stand inmitten einer Runde und sprach gerade mit einem Mädchen mit türkisblauen Haaren. Als Kor herangehumpelt kam, blickte er auf. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus … und erstarb.

      »Kor!«, rief er und schob sich durch die Menge. »Was ist passiert?«

      »Äh …«

      Scheiße. Sah man es ihm an? Kor spürte einen Kloß im Hals, der rasend schnell größer wurde.

      Nein, dachte er. Nicht weinen. Nicht vor all diesen Leuten. Die sich umdrehten, ihn anschauten … Aber die Tränen drängten unaufhaltsam aus ihm heraus …

      Dann war Charles da. Und schlang die Arme um ihn und alles war gut. Perfekt. Kor vergaß vollkommen, zu heulen, weil diese Umarmung besser war als alles, was er sich vorgestellt hatte. Viel besser. Der Geruch von Charles' kalter Lederjacke, die Wärme, da, wo Kors Wange seinen Hals berührte. Der feste Griff, mit dem er ihn hielt. Kor schmiegte sich hinein, war plötzlich butterweich und wollte nur noch hier bleiben … Leider löste Charles sich von ihm. Seine Hände legten sich auf Kors Schultern und sein grauer Blick drang mitten durch seine Seele.

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