2 Jahre später. Regina Mars
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Название: 2 Jahre später

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783962556426

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СКАЧАТЬ ihn empfangen, hatte seine Mutter gesagt. Der Gärtner. Wenn Arthur sich so umsah, schien der den Kampf gegen das wuchernde Gestrüpp zu verlieren. Aber Herr Petersen war im letzten Jahr schon krumm und recht schwächlich gewesen, also …

      Es war nicht Herr Petersen, der die Tür öffnete. Es war der Luchs.

      Arthur erkannte ihn sofort. Er war größer und noch magerer geworden, aber seine Augen waren so hell wie eh und je. Und seine Haare noch chaotischer. Und der Luchs erkannte ihn. So, wie dessen Augenbrauen nach oben wanderten, wie sein schmaler Mund sich öffnete … Er erinnerte sich an Arthur! Das machte ihn seltsam stolz. Er hielt sich nicht für sehr erinnernswert. Bevor er es verhindern konnte, breitete sich ein dämliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

      »Hallo«, sagte er.

      Der Luchs schwieg einen Moment lang. Er wirkte wieder wie eine Wildkatze, bereit zur Flucht. Als könnte er jederzeit die uralte Tür zuschlagen. Oder in einem Sprung über Arthur hinwegsetzen und in den Wald türmen. Aber er blieb.

      »Hallo«, entgegnete er schließlich. Seine Stimme war rau, als wäre er erkältet.

      »Ich …« Arthur wusste nicht genau, was er sagen sollte. »Ich bin Arthur von Hasslach. Ich bin schon von Paris aus vorgefahren. Meine Eltern kommen nach.«

      Was laberst du da für einen Blödsinn?, dachte er. Du klingst wie ein Kleinkind. Du bist ein Mann, reiß dich zusammen!

      »Du bist den ganzen Weg allein gefahren?«, fragte der Luchs und legte den Kopf schief. Er schien tatsächlich beeindruckt davon, dass Arthur seinen rundlichen Hintern erst in einen Flugzeugsitz und dann in ein Taxi verpflanzt hatte.

      »Keine große Sache.« Arthur versuchte, mit jeder Faser seines Seins cool zu wirken. »Ich bin auch schon von Kuba nach Berlin geflogen.«

       Jetzt klingst du wie ein Angeber, du Idiot.

      Der Luchs nickte bedächtig.

      »Wir dachten, ihr kommt später«, sagte er. »Ich sollte gar nicht hier sein. Mein Vater kümmert sich noch um den Innenhof.«

      »Dein Vater?« Erst Sekunden später brachte Arthur es zusammen. »Herr Petersen ist dein Vater?«

      Der Luchs nickte wieder. Gesprächig schien er nicht zu sein. Aber er trat zur Seite und ließ Arthur passieren. Er bot sogar an, ihm mit dem Gepäck zu helfen, aber Arthur lehnte ab. Natürlich lehnte er ab. Wie würde er denn aussehen, wenn er zu schwach war, zwei Koffer die Treppe hochzuschleppen? Er gab sich Mühe, sein Keuchen zu unterdrücken, als er es bis in den Flur geschafft hatte. Dort ließ er sie zu Boden fallen und folgte dem Luchs in den nach Chlor duftenden Innenhof. Je länger er hinter dem schmalen Rücken herging, desto mehr durchwühlte er sein Gehirn nach etwas, das er sagen konnte.

      »Wie heißt du?«, brachte er schließlich heraus. Betont cool hakte er die Daumen in die Schlaufen seiner Jeans.

      »Kai.« Der Luchs sah ihn an.

      »A-Ach so.« Mist, hatte er das kleine Stottern bemerkt? Arthur wusste nicht, was mit ihm los war. Sein Herzschlag hämmerte in seinem Hals und er spürte den anderen Jungen, als würde er Elektrizität verströmen, durch die Luft oder so. Er schluckte.

      »Hilfst du deinem Vater im Garten?«, fragte er. Der Luchs, nein, Kai, nickte.

      »Ich soll nicht hier sein«, sagte er und blickte Arthur an. »Kannst du deinen Eltern nichts verraten?«

      »Klar.« Arthur zuckte lässig mit den Achseln. »Aber warum? Du hilfst doch.«

      »Ich bin …« Der Blonde schien zu überlegen, wie er das ausdrücken sollte. »Ich habe deine Mutter mal getroffen. Angeblich war ich nicht nett.«

      »Wer sagt das?«

      »Mein Vater. Und deine Mutter. Ich hab irgendwas gesagt …« Kai kratzte sich den Hals. »Ich war unhöflich. Das bin ich manchmal, auch wenn ich das nicht will.«

      »Aha.«

      Was sollte er darauf antworten? Egal, denn sie betraten den Innenhof. Der wurde fast gänzlich von einem römisch anmutenden Schwimmbecken mit Mosaikmuster eingenommen. Sonnenstrahlen brachten das Wasser zum Glitzern. Der Hof war zu drei Seiten eingerahmt von Wänden voll verschnörkelter Fenster und Balkone, die vor Hängepflanzen überquollen. Die vierte Seite ging auf die Terrasse hinaus, auf der Arthur damals mit seinen Eltern gefrühstückt hatte. Dort war ein gebeugter Mann damit beschäftigt, die Fugen der Bodenfliesen von Moos zu befreien. Er sah auf, als sie näherkamen. Dann sprang er förmlich in die Höhe.

      »Arthur.« Er lächelte, ein wenig verzweifelt. »Ich bin fast fertig mit dem Boden. Ich schätze, morgen könnt ihr sicher hier frühstücken. Es tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat …«

      »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Arthur. Er sah den grauhaarigen Mann an, den er für älter gehalten hatte, als er sein konnte. Schließlich war er Kais Vater. Sie sahen sich nicht sehr ähnlich. »Ich … Machen Sie bitte genug Pausen. Meine Eltern kommen erst in ein paar Tagen nach und mir ist es egal, wie es aussieht.«

      Herr Petersen nickte, scheinbar erleichtert. Er wirkte ständig, als hätte er Schmerzen. Hatte er vielleicht auch, krumm, wie er war. Kai ging zu ihm, mit der natürlichen Eleganz einer Wildkatze, aber Petersen schüttelte den Kopf.

      »Ich schaff das schon alleine, Junge. Mach du doch was mit Arthur. Er ist ja ganz allein hier.«

      Die Worte waren nicht so gemeint gewesen, aber sie schmerzten. Arthur war allein. Egal, denn nun wandte Kai sich zu ihm um und sein Herzschlag nahm wieder an Fahrt auf. Was sollte er sagen? Kai schwieg, also musste er etwas sagen, nur was? Es musste etwas Cooles sein, etwas total Lässiges, und …

      »Zeigst du mir das Haus?«, fragte Kai.

      »Hast du es denn noch nicht gesehen?« Arthur runzelte die Stirn.

      »Nur den ersten Stock. Paps meint, ich soll mich davon fernhalten.«

      »Du machst zu viel kaputt, Junge.« Petersen schüttelte den Kopf. »Du bist einfach zu wild.«

      Ein Hauch Röte erschien auf Kais Wangen. Arthur lächelte. Nein, er durfte nicht lächeln. Er musste cool bleiben.

      »Ich bin auch zu wild«, log er. »Komm mit, ich zeig dir alles.«

      Ein Mini-Lächeln erschien in Kais Gesicht.

      »Super.« Es wurde zu einem kleinen Grinsen, das so rasch verschwand, wie es aufgetaucht war.

      »Super«, wiederholte Kai, steckte die Hände in die Hosentaschen und räusperte sich.

      Arthur verbrachte die nächste Stunde zwischen Panik und überschäumender Freude. Er schaffte es, keine Miene zu verziehen, als sie durch die Bibliothek gingen. Gigantische Holzregale voll dicker Wälzer schraubten sich in die Höhe und verschlugen ihm fast den Atem. Aber er zwang sich, nur: »Bibliothek. Bücher halt« zu sagen und mit den Achseln zu zucken.

      Bücher waren schließlich nicht cool. Und Kai schien derselben Ansicht zu sein. Der murmelte irgendetwas Desinteressiertes. Überhaupt sagte er wenig. Aber er wich nicht von Arthurs Seite. СКАЧАТЬ