Meine Real Life Story. Philipp Mickenbecker
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Название: Meine Real Life Story

Автор: Philipp Mickenbecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783863348328

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      In der Geschichte von Hiob kam der Teufel eines Tages zu Gott, und als dieser ihn auf Hiobs perfektes, gerechtes Leben ansprach, behauptete der Teufel, dass Hiob nur deshalb an Gott glauben würde, weil es ihm so gut ging. Und da erlaubte Gott dem Teufel, Hiob zu quälen, um ihn zu testen. Also zerstörte der Teufel alles, was Hiob hatte. Obwohl er das definitiv nicht verdient hatte. Das konnte Hiob natürlich nicht verstehen, und deshalb fragte er auch nach dem WARUM. Die Geschichte kannte ich bis dahin, jetzt las ich also die Antwort Gottes:

      Gott hat Hiob nicht gesagt, dass der Teufel ihn versucht hat, er erzählte ihm nicht die ganze Hintergrundgeschichte. Und seine Antwort ist mehr als eindeutig: Gott hat Hiob einfach klar gemacht, wer er ist und wer Hiob ist. Gott, der die ganze Welt geschaffen hat, hat es nicht nötig, sich vor Hiob zu rechtfertigen. Er weiß, was er tut und warum er etwas tut und was er damit vorhat. Genauso wenig hatte er es nötig, sich vor mir zu rechtfertigen. Mir auf die Frage nach dem Warum eine direkte Antwort zu geben. Und doch war es eine Antwort auf meine Frage.

      Gott zeigt Hiob, dass seine Wege und seine Gedanken viel höher sind als unsere. Dass er alles geschaffen hat, dass er auch Hiob geschaffen hat, dass er ihm die Gesundheit und den Erfolg gegeben hat und dass er das Recht hat, ihm das alles auch wieder zu nehmen.

      War das ein Zufall? Das war einfach zu passend in diesem Moment. Die nächste Überschrift hieß: „Die Schöpfung bezeugt Gottes Macht und die Ohnmacht des Menschen“, die nächste: „Die Tierwelt weist auf die Größe Gottes und seine Weisheit hin“. Und das geht so weiter, bis zum Ende des Buches Hiob. Da heißt es dann: „Das gesegnete Ende Hiobs“. Ich glaube, ich habe das alles so schnell gelesen, wie ich vorher noch nie in der Bibel gelesen habe.

      Ich bin sicher kein Hiob, der sich immer an Gottes Gebote gehalten hat, und trotzdem hab ich genauso nach dem Warum gefragt wie er, obwohl ich doch noch viel weniger das Recht dazu hatte. Und mir schien es, als hätte Gott auf eine Art geantwortet, die ich verstehen konnte. Genau mein Hobby hat er als Beispiel genommen – die Natur und die ganze Tierwelt, die ich immer schon für ihre Großartigkeit und Kreativität bewundert hatte und die für mich auch irgendwie ein Hinweis darauf gewesen war, dass es einen Schöpfer dahinter geben muss.

      Ich wollte lieber glauben, dass alles zufällig entstanden ist. Aber wenn ich da draußen in der Natur stand, hatte ich das nie wirklich gekonnt. Irgendeine höhere Macht muss da am Anfang schon aktiv gewesen sein, eben jemand, der dem ersten Lebewesen das Leben eingehaucht hat – so wie es selbst Darwin1 in seinen Büchern vermutet. Könnten wir wirklich dieses Ich-Bewusstsein haben, wenn wir im Prinzip alle nur ein riesiger Haufen Biomasse wären? Aber wirklich weitergedacht hatte ich bisher nicht. Und es ist ja auch schwierig. Wie will man denn wissen, wer der „richtige“ Gott ist, wenn man ihn nicht sehen kann?

      Viele reden von Erfahrungen, die man mit ihm machen kann. Ich hab immer gesagt, eine richtige, fühlbare Erfahrung mit Gott wäre das Einzige, was mich eventuell überzeugen könnte. Aber ich hatte bis dahin keine solchen Erfahrungen gemacht, oder zumindest keine, bei der ich mir das nicht auch anders hätte erklären können, als dass da Gott im Spiel gewesen war. Und von den Erfahrungen anderer lernen wollte ich nicht. Erfahrungen kann man nicht weitergeben oder sie jemand anderem beibringen. Die muss man selbst machen.

      Das hatte ich immer gesagt. Und jetzt hatte ich anscheinend ja wohl so eine Erfahrung gemacht. Hatte ich nicht gerade ganz eindeutig eine Antwort auf meine Frage nach dem Warum bekommen? Eine sehr beruhigende Antwort. Besonders hat mich das Ende der Geschichte fasziniert, das „gesegnete Ende“ Hiobs. Hiob wurde zwar hart geprüft, aber am Ende hat er alles doppelt zurückbekommen.

      Darauf konnte ich also vielleicht auch hoffen. Nicht darauf, dass ich doppelt so viele DVDs verkaufen würde, dass ich doppelt so schnell Fahrrad fahren könnte. Aber ich konnte darauf hoffen, dass Gott alles im Griff hat, dass alles bei ihm einen Sinn hat und dass er mich nicht allein lässt. Dass er mit mir diesen schweren Weg gehen würde. Dass er mich weiterhin ermutigen würde und dass er mir auch ein „gesegnetes Ende“ schenken würde.

      Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr mich diese Antwort erleichtert hat. Eigentlich war es einfach nur eine Textstelle in diesem alten Buch, die ich hier in meinem Bett gelesen hatte. Und doch war es die perfekte Textstelle; ich glaube, in der ganzen Bibel hätte es keine passendere Stelle gegeben.

      Ich hatte schon öfter von Christen gehört, dass Gott durch „sein Wort“ (sprich, durch die Bibel, die von ihm inspiriert ist) reden würde. Vielleicht hatte ich das gerade erlebt. Es fühlte sich auf jeden Fall so an. Einen tiefen Frieden konnte ich spüren, den ich nicht mal empfunden hätte, wenn mir ein Arzt einen 99-prozentigen Behandlungserfolg versprochen hätte.

      Das war schon ein krasses Erlebnis. Ich bin immer noch begeistert, wenn ich an diese Situation denke. Wenn ich daran denke, wie mir Gott auf mein verzweifeltes Gebet auf der Toilette geantwortet hat.

      DER KAMPF BEGINNT

      Ich habe also tatsächlich Krebs

      Und dann hat die ganze Behandlungsodyssee angefangen.

      Erstmal sollte eine Biopsie gemacht werden, bei der ein Stückchen des Tumors herausgeschnitten wurde, um zu überprüfen, ob er bösartig oder gutartig war. Dafür musste ich ins Krankenhaus in einer anderen Stadt. Genau dahin, wo meine alte Schule war, und das ist nicht bei uns um die Ecke, sondern vierzig Kilometer entfernt. War das ein Zufall?

      Ich war allein in meinem Zimmer und wollte mich ein wenig bewegen. Mir ging es nicht sehr gut, aber durch den Flur laufen, das bekam ich hin. Ich hab aus dem Fenster geschaut und den blauen Wasserturm gesehen, an dem wir jeden Morgen auf unserem Schulweg vorbeigelaufen sind. Etwas weiter dahinter war also dieser hässliche Kasten, der so lange unser Gefängnis gewesen war.

      Das war zwar keine sehr schöne Erinnerung, aber ich kam mir auf einmal nicht mehr so fremd vor. Hier kannte ich mich aus. Und in dem Moment musste ich nicht nur an die Zeit denken, als wir von der Schule geflogen sind, sondern auch an das Schöne, das wir hier erlebt hatten. An die Experimente, an die Explosionen, an die ganzen Streiche, die wir uns ausgedacht hatten.

      Irgendwie hab ich es vermisst. Besonders die Klassenkameraden, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Vor allem Nele, von der ich seitdem nichts mehr gehört hatte, außer ein paar Mails und einem Brief, den sie uns geschrieben hatte, nachdem wir von der Schule geflogen waren und eigentlich keinen Kontakt mehr zu unseren Klassenkameraden haben durften. Damals hatten wir noch keine Handys, da war es noch nicht so einfach, über so eine Distanz Kontakt zu halten.

      Irgendwie hat mir das bekannte Umfeld Mut gemacht. Ich werde das schaffen. Und Gott wird mir helfen, da war ich mir sicher.

      In der Hoffnung auf weitere Erfahrungen habe ich öfter die Bibel genommen, einfach irgendwo aufgeschlagen und gelesen. Und es hat so oft gepasst. Oft bin ich bei den Psalmen gelandet – das sind sozusagen Songtexte, in denen es um alle möglichen Fragen des Lebens geht. Um Schmerz, Angst, Glück, Liebe, Verzweiflung und Hoffnung. Und die finden sich genau in der Mitte der Bibel. Vielleicht gerade für so Menschen wie mich, die ein bisschen Ermutigung brauchen und die Bibel einfach so aufschlagen.

      Und wie ermutigend das war! Ich hatte oft den Eindruck, dass der Text persönlich zu mir redete. Zum Beispiel in der Situation in diesem Krankenhaus, in dem ich immer wieder mit ansehen musste, wie Kinder um mich herum den Kampf gegen den Tumor verloren haben. In denen Eltern an ihrem Schicksal fast verzweifelt sind. Das hat mich nicht unberührt gelassen. Eines Tages habe ich den Psalm 91 gelesen, der mir bis heute so viel bedeutet:

      „Wer unter СКАЧАТЬ