Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit!. Arno Backhaus
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Название: Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit!

Автор: Arno Backhaus

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783775174893

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СКАЧАТЬ Tipps von mir erhalten, die zeigen, wie man vom Reden zum Handeln kommt. Keine Sorge – alles ganz ungefährlich. Wobei …

      Lassen Sie sich überraschen. Obwohl ich in meinem Leben bereits unzählige Ideen umgesetzt habe, ist mir in den letzten 70 Jahren eine Sache wichtig geworden: Jede meiner Aktionen, meiner Lieder, meiner Bücher, meiner Worte und Taten möchte ich an der eben schon beschriebenen Liebe messen lassen.

      Denn diese Liebe setzt das Puzzle meines Lebens zusammen.

      Es bedarf schon einiger Mühe, um mich als komplette Person wahrzunehmen. Ich bin anders, als viele Menschen meinen, die mich von der Bühne, von meinem Büchertisch, von Straßenaktionen oder von der Kanzel kennen.

      Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin immer zu 100 Prozent Arno Backhaus, aber der hat sehr unterschiedliche Facetten. Manche Menschen beschreiben mich als den Kabarettisten, den Witzerzähler; andere kennen mich nur als den kreativen Straßenaktionskünstler, der mit abgefahrenen Ideen für Aufmerksamkeit sorgt. Wieder andere haben mich als langhaarigen Musiker mit Gitarre in Erinnerung.

      Das sind verschiedene Ausschnitte, mit denen ich mich wunderbar identifizieren kann. Aber ein komplettes Bild ergibt sich erst, wenn diese unterschiedlichen Ausschnitte an der richtigen Stelle eingeordnet werden.

      Manche Leute haben mich – zu Recht – in die Schublade »hyperaktiv« gesteckt, ohne jedoch wahrzunehmen, dass die andere Seite meiner Persönlichkeit eine sehr stille und ruhige ist. Mir ist Stille nicht unsympathisch (nicht zu verwechseln mit Langeweile!).

      Deshalb biete ich in meinen Programmen auch sogenannte »Gebets-Konzerte« an, bei denen ich zur Stille einlade. Neue und alte Anbetungslieder, Choräle, Soaking und Taizé-Meditationen sollen zum Mitsingen, Mitbeten und Ruhe-Tanken auffordern. (In Kapitel 19 berichte ich von meinen ersten Erfahrungen mit »Stille-Gottesdiensten«.)

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      Ich weiß nicht, ob Sie und ich uns ebenfalls schon einmal irgendwo begegnet sind. Aber ich freue mich, dass Sie mich bei diesem Rückblick auf meinen Lebensweg begleiten. Machen Sie sich beim Lesen dieses Buches einfach Ihr eigenes Bild. Und wer weiß – vielleicht können die Bilder meines Lebens sogar einen gewissen Mehrwert für Ihr eigenes Leben darstellen. Das würde mich sehr freuen.

      Jetzt nehme ich Sie aber erst mal wieder mit zurück in meine Kindheit. Da war ich noch nicht als Musiker, Aktionskünstler oder Referent unterwegs, sondern als nerviger Junge, der viel Blödsinn im Kopf hatte und diesen Blödsinn oft auch in die Tat umsetzte.

      Solange ich es fertigbrachte, artig zu sein, war bei uns zu Hause alles in Ordnung. Aber sobald es Stress gab, änderte sich die Stimmung schlagartig – mit Betonung auf Schlag.

      Und Stress hatten wir häufig. Vor allem an Weihnachten. So bemüht meine Eltern auch waren, unser Familienleben zumindest nach außen hin in einem guten Licht dastehen zu lassen: Es gab an allen Ecken und Enden Streit. In einer Zeit, in der eigentlich Harmonie und Frieden herrschen soll, wird das besonders auffällig. Und solche Aktionen wie mein Zündeln am Adventskranz haben auch nicht gerade zur Entspannung beigetragen.

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      Ich wurde 1950 in Frankenberg/Eder geboren. Als leibliches Kind meiner Eltern. Ich erwähne das explizit, weil ich mich als Kind oft ernsthaft gefragt habe, ob ich nicht adoptiert worden bin. Der Grund dafür war das Verhältnis zu meiner Mutter. Dass eine leibliche Mama so brutal mit ihrem Kind umgeht, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Wir beide hatten kein herzliches Verhältnis zueinander.

      »WIR SCHICKEN DICH IRGENDWANN MAL INS HEIM.«

      Diesen Satz habe ich nicht nur zu Weihnachten von ihr gehört. Es war eine verbale Ohrfeige, die mindestens genauso wehtat wie die echten Prügelstrafen, die ich häufig von ihr bezogen habe.

      Zugegeben: Ich habe meinen Eltern das Leben nicht gerade leicht gemacht. Ich war ein auffälliges Kind, denn ich hatte (und habe immer noch) ein ausgeprägtes, hochgradiges ADHS – Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktives-Syndrom. Lange Zeit hatten weder meine Eltern noch ich jedoch die leiseste Ahnung davon. Meine Mutter ist 1909 geboren, mein Vater 1913. Sie waren beide überfordert und wussten nicht, wie sie mit mir umgehen sollten.

      Als Kind und als Jugendlicher ignorierte ich pausenlos Grenzen und wurde mir der Folgen oft erst dann bewusst, wenn es bereits zu spät war. Mal spielerisch, mal mit Vorsatz probierte ich Dinge aus, die sich andere nie getraut hätten. Dafür bekam ich gelegentlich Applaus, aber vor allem sehr viel Ärger.

      Viele meiner Klassenkameraden schauten mich mit großem Respekt an, weil sie sich fragten: »Was wird Arno als Nächstes tun?« Ich war für sie wie ein entfesselter Gaukler, den sie gerne vorschickten, wenn sie selbst für einen Streich zu feige waren.

      Und ich habe mich gerne vorschicken lassen, weil ich auf der Suche nach Anerkennung war. Aber nach kurzem Beifall ist mein Publikum meistens sehr schnell verschwunden. Denn um die nächste Ecke kam womöglich schon der Lehrer, der dann nur mich für kaputtes Schulequipment oder zweckentfremdete Lehrmittel verantwortlich machte.

      Da war ich dann ganz allein. Freunde hatte ich nie. Keiner wollte sich wirklich mit mir einlassen, dazu war ich viel zu anders.

      Statt Wertschätzung und Bestätigung hagelte es nur böse Worte, Kritik und Befehle. In den ersten 15 Jahren meines Lebens habe ich – bis auf eine Ausnahme, über die ich noch berichten werde – kein gutes Wort über mich gehört. Sätze wie »Geh mir aus den Augen«, »Lass das«, »War ja klar, dass du das warst« oder »Arno fällt wegen seines aggressiven Verhaltens auf« waren an der Tagesordnung. Diese Worte haben sich tief in mein Unterbewusstsein eingegraben.

      So etwas ist Gift für eine Kinderseele, und die Negativsätze meines Lebens verfolgen mich sogar heute noch. Zumindest zeitweise. Genauso wie manche eindrücklichen Erlebnisse meiner Kindheit.

      Als ich zwölf Jahre alt war und zu Hause laut und vernehmlich solche »schmutzigen« Worte wie Sch… sagte, holte meine Mutter die gute alte Kernseife hervor, um mir diese Ausdrücke aus dem Mund »herauszuwaschen«. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, würgte, spuckte und hatte Angst zu ersticken, aber meine Mutter ließ nicht locker, bis die Seife in meinem Mund war.

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      Nach solchen Strafen wurde es ganz still in unserem Haus. Äußerlich und innerlich. Ich fühlte mich einsam, ungewollt und hilflos. Wenn ein Kind nie getröstet, sondern nur mit Vorwürfen konfrontiert wird, dann entsteht ein tiefes Einsamkeitsgefühl. Ein Gefühl von: Ich kann mich auf niemanden verlassen. Ich muss alleine klarkommen.

      So war es bei mir. Ich wurde zum Einzelkämpfer. Und nicht einmal auf mich selbst konnte ich mich wirklich verlassen. Denn ich machte mir die gleichen Vorwürfe, die ich von anderen zu hören bekam:

      »DU KANNST DAS NICHT.«

      »TYPISCH ARNO!«

      »VERSUCH ES GAR NICHT ERST.«

      Diese fiesen Stimmen kollidierten mit dem immerwährenden Tatendrang, den das ADHS mit sich brachte. Ich spürte schon früh, dass es brutal schwer, wenn nicht sogar unmöglich war, diese innere Lebhaftigkeit zu СКАЧАТЬ