Das gibt's nur bei uns. Georg Markus
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Название: Das gibt's nur bei uns

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783903217201

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СКАЧАТЬ für psychisch Kranke. Eigentlich hätte man auch sie anklagen können, da einige der gefälschten Unterschriften der Kronprinzessin Stephanie nachweislich aus ihrer Hand stammten. Doch eine Angehörige des Kaiserhauses vor Gericht oder gar für längere Zeit im Gefängnis war undenkbar!

       Louise wird in ein Privatsanatorium eingeliefert

      Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Als »die Erregungszustände der Frau Prinzessin« laut Diagnose mehrerer Fachärzte – darunter der prominente Psychiater Julius Wagner von Jauregg – »allmählich nachließen«, wurde Louise aus der geschlossenen Anstalt in das Privatsanatorium Oberdöbling verlegt, aus dem sie am 31. August 1904 flüchtete.

      Karl Kraus nahm Louises in den Medien breit geschilderte Flucht zum Anlass, die Prinzessin von Coburg in seiner Zeitschrift Die Fackel in gewohnter Schärfe als »einen Geist von seltener Frische und Festigkeit« zu bezeichnen. »Diese Mimikerin sechsjährigen Schwachsinns, die heute jedem Argument ihrer schändlichen Peiniger gewachsen ist, würde … ein viel glaubhafteres Gutachten über den Geisteszustand ihrer Ärzte liefern, als es umgekehrt der Fall war.«

       Prinz Philipp reicht die Scheidung ein

      Kaum aus dem Privatsanatorium geflohen, traf Louise wieder ihren inzwischen aus der Haft entlassenen Liebhaber Géza Mattachich, um mit ihm einmal mehr auf Reisen zu gehen, diesmal nach Berlin und Paris. Die Flucht, hielt Rechtsanwalt Kunreuther fest, zeige, »dass die Prinzessin wieder vollständig in den Bann des Herrn Mattachich geraten ist«.

       Die ehelichen Pflichten verweigert

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       »Betreffend die Fälschung von Wechseln im Betrage von 1,4 Millionen Kronen«: Auszug aus der Scheidungsklage des Prinzen Philipp von Coburg gegen seine Frau Louise

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       Anlass für die Scheidungsklage im Hause Coburg: Oberleutnant Géza von Mattachich

       Sechs Tage in der Todeszelle

      Die Ehe wurde am 15. Jänner 1906 geschieden, gleichzeitig wurde Louise von ihren Eltern verstoßen, und ihr Vater, der König von Belgien, verhängte über sie ein Einreiseverbot. Die Prinzessin landete in Budapest, wo sie 1919 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt wurde. Louise verbrachte sechs Tage in der Todeszelle, wurde aber im letzten Moment vor ihrer geplanten Hinrichtung begnadigt. Danach traf sie Mattachich im Wiener Parkhotel Schönbrunn, aus dem sie bald wegen offener Rechnungen delogiert wurde.

       Seelische Erschütterungen nach dem Tod des Kronprinzen

      Ärzte erklärten das verhaltensauffällige Benehmen der Prinzessin laut Scheidungspapieren mit gesundheitlichen Problemen in der Jugend: Sie hatte eine Typhuserkrankung und drei Fehlgeburten erlitten und war nach einem Jagdunfall in der Steiermark lange bewusstlos gewesen. Wörtlich steht in der Scheidungsklage, dass Louises psychische Probleme auch »auf die große seelische Erschütterung« nach dem Tod ihres Schwagers Kronprinz Rudolf in Mayerling zurückzuführen seien.

      Louises Ehemann war eine Schlüsselrolle in der Kronprinzentragödie zugekommen: Philipp ging mit seinem Schwager, Kronprinz Rudolf, oft zur Jagd, so auch Ende Jänner 1889 in Mayerling. Coburg war somit einer der Ersten, der durch Kammerdiener Loschek von der Tragödie erfuhr.4

       Verarmt und vergessen

      Prinz Philipp von Coburg starb 1921 in Coburg, Géza von Mattachich 1923 in Paris und Prinzessin Louise ein Jahr nach ihrem Liebhaber verarmt und vergessen in Wiesbaden.

      1 Die 34 Seiten starke Ehescheidungsklage der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Heinrich Kunreuther in Gotha wurde mir von Frau Irmgard Höcher zur Verfügung gestellt. Die Wienerin hatte die Dokumente im Nachlass ihres Stiefvaters Alois Gaber (1900–1977) entdeckt, der in der Zwischenkriegszeit Verwalter der Familie Coburg in Wien war und in dieser Funktion Zugang zu wichtigen Unterlagen hatte.

      2 Diese Summe entspricht laut »Statistik Austria« im Jahr 2018 einem Betrag von rund 6 Millionen Euro.

      3 veralterte Form von bösartig

      4 Siehe auch Seiten 21–39

       Wie der »Walzerkönig« Sachse wurde Das Haus Coburg in der Anekdote

      image Das erwähnte Duell zwischen Philipp Coburg und Géza Mattachich fand am 18. Februar 1898 in einer Reithalle in der Wiener Ungargasse statt. Die Fehde begann laut Zeitungsberichten mit zweimalig missglücktem Pistolenschusswechsel, danach ging es mit Säbeln weiter, wobei Philipp am Unterarm erheblich verletzt wurde. Kaiser Franz Joseph erwies dem verwundeten Coburger am 11. März 1898 in seinem Palais die Ehre und berichtete Katharina Schratt in einem Brief: »Ich besuchte auch den armen Philipp, der doch recht schwer verwundet ist und den Arm in der Schlinge tragt. Er ist durch alle Schweinereien seiner Frau sehr gedrückt und hat den Scheidungsprozess bereits eingeleitet.«

      Aristokraten waren – ebenso wie Offiziere, Akademiker und Studenten – in der Monarchie verpflichtet, einen Kontrahenten, selbst im Falle einer geringfügigen Meinungsverschiedenheit, zum Duell zu fordern. Das Eigenartige war, dass es neben dieser Verpflichtung ein gleichzeitiges gesetzliches Verbot des Zweikampfs gab. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1895 zeigt auf, dass sich zwischen 1880 und 1893 rund 2500 Österreicher im Zuge eines »Ehrenhandels« gegenüberstanden. Fast ein Drittel der Duellfälle endete tödlich.

      image Der Einfluss der Familie Sachsen-Coburg und Gotha erstreckte sich durch geschickte Heiratspolitik über halb Europa, wobei die »österreichischen« Coburger in der Donaumonarchie durch ihren sagenhaften Reichtum eine bestimmende Rolle spielten. Ihr Palais an der Seilerstätte wurde als das »Zweite Haus von Wien« bezeichnet, da nur die Hofburg im Rang höher stand.

      •Der durch seine Eheprobleme mit der belgischen Königstochter Louise und als Mayerling-Jagdgast seines Schwagers, Kronprinz Rudolf, zu trauriger Berühmtheit gelangte Prinz Philipp war von 1881 bis 1921 Chef des österreichischen Zweigs der Dynastie.

      •Der ebenfalls СКАЧАТЬ