Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dr. Norden (ab 600)

isbn: 9783740928100

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СКАЧАТЬ in der Klinik besuchen?«

      »Damit warten Sie lieber, bis sich seine Laune etwas gebessert hat. Womöglich reißt er Ihnen sonst den Kopf ab. Und das wäre wirklich schade.«

      Mit diesem Kompliment brachte Dr. Norden seinen jungen Gast zum Lachen. Schon fühlte sich Olivia ein bisschen besser.

      »Sie sind sehr freundlich zu mir. Obwohl es auch meine Schuld ist, dass Ihr Mitarbeiter jetzt ausfällt und Sie alle Arbeit allein machen müssen.« Der ansehnliche Stapel Patientenkarten auf dem Tresen war Olivias Aufmerksamkeit nicht entgangen.

      »Außerdem haben Sie meinen Parkplatz mit Beschlag belegt«, scherzte Daniel und zwinkerte ihr zu.

      »Ich werde das Auto abholen lassen, sobald ich das Haus meiner Mutter gefunden habe«, versprach Olivia schnell, und augenblicklich wurde Daniels Herz schwer. Wusste die junge Frau, dass ihre Mutter nicht mehr am Leben war? Er warf einen Blick auf die Uhr. Bis der erste Patient zur Nachmittagssprechstunde kam, war noch etwas Zeit.

      »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie hin.« Auf keinen Fall wollte er sie ihrem Schicksal überlassen.

      »Oh nein, bitte nicht«, lehnte Olivia Schamel zu seiner Überraschung bescheiden ab. »Ich hab Ihnen sowieso schon so viele Umstände gemacht. Es reicht vollkommen, wenn Sie mir ein Taxi rufen.«

      »Nichts da!«, sprach Dr. Norden ein Machtwort und erhob sich. »Wenn Sie bereit sind, können wir aufbrechen.«

      Ein Leben lang hatte sich Olivia nach einem fürsorglichen Vater wie Daniel gesehnt. Sicher, ihre Großmutter hatte ihr Bestes gegeben. Und obwohl sie inzwischen erwachsen war, war da ein großes Loch in Olivias Seele, das sich nach elterlicher Liebe und Schutz sehnte wie nach nichts sonst auf der Welt. Deshalb nahm sie das Angebot schließlich an.

      »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll«, murmelte sie, als sie sich neben Daniel auf dem Beifahrersitz anschnallte. Er hatte ihr geholfen, das spärliche Gepäck umzuladen, und startete den Motor. »Seit meine Großmutter gestorben ist, war kein Mensch mehr so freundlich zu mir.« Schon wieder drängten sich die Tränen in Olivias grüne Augen. »Seitdem habe ich noch mehr gehofft, dass sich meine Mutter bei mir meldet, mich vielleicht doch sehen will. Und jetzt ist sie auch tot.« Eine Träne trat über die Ufer und rollte langsam über ihre schmale Wange zum Kinn. Dort hing sie eine Weile. Als Daniel über eine Bodenwelle fuhr, tropfte sie auf das dünne T-Shirt.

      Obwohl er tiefes Mitgefühl für die Lage seiner jungen Mitfahrerin hegte, fiel Daniel Norden ein Stein vom Herzen. Er hatte gefürchtet, Olivia vom Tod ihrer Mutter erzählen zu müssen. Zumindest das blieb ihm erspart. In seine Gedanken hinein fuhr die unglückliche junge Frau fort.

      »Stellen Sie sich vor: Mein Freund hat vergessen, mir zu sagen, dass meine Mutter gestorben ist. Als ich es erfahren habe, bin ich sofort losgefahren«, erzählte Olivia einfach weiter. Es tat ihr gut, sich mit jemandem zu unterhalten und sich den Kummer von der Seele zu reden. In letzter Zeit hatte sie nicht viel Ansprache gehabt. »Vielleicht habe ich ja Glück und komme wenigstens noch rechtzeitig zur Beerdigung.«

      Daniel warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, setzte den Blinker und biss sich dabei auf die Lippe.

      »Ich kannte deine Mutter, Olivia«, ging er unwillkürlich zum vertrauten ›Du‹ über.

      Olivias Augen wurden groß und rund vor Staunen.

      »Wirklich?«, fragte sie hoffnungsvoll und begann vor Aufregung, unruhig auf dem Sitz herumzurutschen.

      »Sie nannte sich Christine Javier. Deshalb wusste Danny nicht sofort, um wen es geht.«

      »Das war ihr Pseudonym. Meine Mutter war Schriftstellerin«, nickte Olivia. All das wusste sie. Und verstand umso weniger, warum sich Christine nie bei ihr gemeldet hatte. »Sogar ziemlich erfolgreich. Woher kannten Sie sie?«

      »Sie war viele Jahre lang meine Patientin, ehe sie in ein Pflegeheim ziehen musste. Die Beerdigung war heute Vormittag.«

      »Oh!« Olivia starrte angestrengt geradeaus durch die Windschutzscheibe. Sie betrachtete die schmucken Einfamilienhäuser links und rechts der Straße, die gepflegte Allee, durch die sie fuhren. »Dann bin ich also zu spät gekommen.«

      Daniel Norden seufzte bekümmert. Sie waren an ihrem Ziel angekommen. Er parkte den Wagen auf dem Seitenstreifen und sah Olivia bedauernd an.

      »Es tut mir leid.« Er meinte es ernst, und die junge Frau nickte unter Tränen.

      »Ich wollte wirklich kommen. Obwohl ich eigentlich total wütend auf Mama bin.« Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm sie dieses Kosewort in den Mund. »Wissen Sie, warum sie sich nie bei mir gemeldet hat? Warum sie mich nicht wollte?« Olivia wirkte wie ein verzweifeltes kleines Mädchen.

      Daniel konnte nicht anders und streckte die Hand nach ihr aus. Zärtlich streichelte er ihr über die Wange.

      »Christine hat dich sehr geliebt. Ich erinnere mich gut an ihre lebhaften Erzählungen. Wenn sie bei mir war, hat sie immer von dir berichtet, hat erzählt, was deine Großmutter über dich geschrieben hat. Ich hatte fast den Eindruck, dass du bei deiner Mutter lebst, so lebendig und begeistert hat sie gesprochen.«

      Doch die Worte des Arztes vermochten Olivia nicht zu trösten.

      »Wenn es wahr ist, was Sie sagen, warum hat sie sich dann nie bei mir gemeldet?«, schluchzte die junge Frau verzweifelt. Daniel beugte sich vor. Er öffnete das Handschuhfach und suchte und fand eine Packung Taschentücher, die er Olivia in die Hand drückte.

      »Christine war eine sehr stolze Frau. Ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht wollte, dass du sie so siehst. So krank, unfähig, ihr Leben in den Griff zu bekommen.«

      Während sie über die Worte des Arztes nachdachte, trocknete sich Olivia die Tränen.

      »Woran ist sie gestorben?«, fragte sie schließlich heiser.

      »Weltschmerz, Depressionen und Trauer darüber, dass ihr Leben anders verlief, als sie es sich wünschte?«, konnte Daniel nur Mutmaßungen anstellen. »Christine war nicht nur stolz, sondern auch sehr sensibel.«

      Olivia nickte und atmete ein paar Mal tief ein und aus, um ihr aufgewühltes Inneres, ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen.

      »Schon komisch, dass das Schicksal mich ausgerechnet zu Ihnen geschickt hat«, murmelte sie versonnen und betrachtete das Haus zu ihrer linken.

      Es war das Haus ihrer Mutter, das Olivia zu ihrer neuen Heimat auserkoren hatte. Ein wenig enttäuscht stellte sie fest, dass der Garten ungepflegt und verwildert war. Und auch das Häuschen schien nicht im besten Zustand zu sein und wirkte ein wenig schäbig im Vergleich zu seinen edlen Nachbarn. Fast wie ein Schandfleck in der noblen Gegend.

      »Du bist jederzeit bei uns zu Hause willkommen«, versprach Daniel fast feierlich. Wenn er seine Patienten nicht warten lassen wollte, wurde es langsam Zeit, in die Praxis zurückzukehren. »Wenn du Fragen hast, Hilfe brauchst oder einfach Sehnsucht nach Familie und Gesellschaft hast, dann ruf an oder komm vorbei.« Er zog die Brieftasche hervor und reichte Olivia eine Visitenkarte. »Unter dieser Nummer kannst du mich jederzeit erreichen.«

      »Vielen Dank.« Fast zärtlich streichelte sie mit dem Daumen über die geschwungenen Buchstaben, ehe sie das Kärtchen sorgfältig in ihrer bunten Umhängetasche verstaute. »Ich werde mich auf jeden Fall melden. Schon wegen des Wagens.«

      »Mach СКАЧАТЬ