CLOWNFLEISCH. Tim Curran
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Название: CLOWNFLEISCH

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958355187

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СКАЧАТЬ auf die Angst, die Frustration … und die Verwirrung. Hier ist nicht nur irgendetwas falsch, es ist außerdem verdammt krank und beschissen pervers!

      Exakt diese Worte rasen ihm durch den Kopf und er hat das ungute Gefühl, dass er in dem Moment, als er seinen Abschleppwagen verlassen hat, auch die Realitätsebene verlassen hat, die er sein gesamtes Leben lang gekannt hat. Nun befindet er sich in einer anderen Welt, wo die Dinge viel finsterer und auf die schlimmstmögliche Art und Weise abartig sind.

      So gut es geht, versucht er diese Gedanken beiseitezuschieben und kommt endlich an der Fahrertür an, wo ihm etwas auffällt, das ihn unwillkürlich auflachen lässt, obwohl er viel lieber panisch schreien würde. Jemand hat einen schwarzen, glänzenden Luftballon an den Außenspiegel gebunden, der wie wild im Wind tanzt.

      Jetzt hat Rip noch mehr Angst davor, einzusteigen.

      Die Unsicherheit lässt ihn komplett erstarren. Er hört das Geklapper wieder und dreht sich um … und vor ihm steht ein Clown! Ein gottverdammter Clown. Er ist mit einem dünnen, schwarzen Overall bekleidet, auf dem vorn eine Reihe roter Puschel prangt.

      Unbewusst blinzelt Rip betont langsam, wie man das aus Filmen kennt, wenn die Darsteller etwas sehen, das eigentlich nicht da sein kann. Einen Moment lang scheint das Bild des Clowns zu verschwimmen, wie in einem Hitzeflimmern. Es wabert kurz, wird dann aber wieder scharf. Das Gesicht des Clowns ist so weiß wie ein Fisch und mit dünnen, schwarzen Rissen übersät, wie eine antike Vase. Sein grinsender Mund glänzt knallrot und feucht, so als würde er bluten. Die Augen sind wie rote Edelsteine, die in schwarze Ovale eingepasst worden sind. Einzelne Locken wachsen aus den Seiten seines Schädels. Sie wackeln sanft im Wind.

      Rip fängt an zu schwitzen und die Tropfen fühlen sich zuerst kalt und dann unerträglich heiß an. Die Flüssigkeit läuft ihm den Rücken hinunter. Sie verdampft von seiner Stirn.

      Der Clown macht jetzt einen Schritt auf ihn zu, und während er das tut, dreht sich sein Kopf auf seinen Schultern im Kreis … immer weiter und weiter … Umdrehung für Umdrehung, und dabei macht er weiterhin das rasselnde Geräusch, das Rip die ganze Zeit gehört hatte.

      Rip spürt, wie sich ein gewaltiger Schrei in seiner Kehle aufbaut. Er bläst sich auf wie ein Gasballon und wird größer und größer. Wenn er endlich aus seinem Mund hinausschießt, wird er garantiert unglaublich laut sein. Es wird der Schrei eines wahnsinnig Gewordenen sein. Er wird ihm sämtliche Luft aus den Lungen ziehen und dann wird Rip in purem Entsetzen auf die Knie sinken und anschließend endgültig den Verstand verlieren. Sein Hirn wird aufplatzen wie eine eitrige Blase und seine Vernunft wird einfach hinauslaufen und sich im Schnee verlieren.

      Lauf weg, befiehlt ihm eine Stimme in seinem Inneren. Renn! Versteck dich! Mach schon! Gib Gas! Bitte, bitte, tu doch irgendwas! Er kommt immer näher …

      Und so ist es. Der Clown kommt wirklich immer näher. Er macht zwei oder drei Schritte vorwärts, dann bleibt er stehen und sein Kopf wirbelt rasselnd herum. Als er wieder nach vorn schaut, ist sein Gesicht genauso verwischt wie sein Fleisch. Der rote Mund und die roten Augen zerlaufen und vermischen sich mit dem grauenhaft hellen Weiß seiner Haut, so als bestünde er nur aus ekelhaftem, mit Spucke vermischtem, pinken Kaugummi, das lang gezogen und außer Form ist.

      Rip macht jetzt ein Geräusch, das nicht mehr viel mit dem Schrei gemein hat, den er sich vorgestellt hat. Es ist eher das erschreckte Aufjaulen eines verletzten Tieres. Er stolpert panisch rückwärts und der Blizzard lässt den Clown verschwinden, als würde er ihn aus dieser Welt radieren.

      Der Schnee scheint jetzt aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Er peitscht und prasselt von überall her auf ihn ein, Rip kann es kaum noch aushalten. Er wird umgeworfen und geht zu Boden. Inzwischen kann er nicht einmal mehr den Abschleppwagen sehen. Er ist verschwunden, und Rip ist allein, gestrandet in dem Chaos eines arktischen Sturmes.

      Als die Sicht wieder etwas besser wird, muss er leider feststellen, dass er ganz und gar nicht allein ist.

      Eine Gestalt kommt jetzt aus dem Nebel auf ihn zu, doch es ist nicht der Clown. Nein, es ist eine schlanke, weibliche Gestalt. Ein schiefer, wandelnder Leichnam. Es ist die Frau aus dem Auto. Der Wind macht stöhnende Geräusche, als er durch ihren ausgehöhlten Körper bläst. Ihre Rippen stehen nach vorn ab wie Mistgabeln. Sie ist komplett ausgeweidet und überall ragen Knochen aus ihrem Körper wie spröde Äste. Am Hals ist ihr Kopf abgeknickt, das Gesicht ist grau und mit Frost überzogen wie ein verschrumpelter Lederbeutel. Ihre Lippen sind schwarz und aufgeplatzt.

      Außerdem hat sie keine Augen mehr.

      Mit Fingern, die aussehen wie die Klauen ausgemergelter Ratten, greift sie nach Rip. Er schreit erschrocken auf und stolpert in die Richtung davon, in der er den Abschleppwagen vermutet, doch dann hört er das Rasseln wieder und wulstige Clown-Hände bedecken von hinten seine Augen. Sie sind weiß und labberig, wie das Fleisch einer Leiche.

      Kapitel 23

      Stan steuert seinen Jeep mit dem Vierradantrieb vorsichtig über die schneebedeckten Straßen. Er denkt immer noch fieberhaft über das nach, was er zu Flo gesagt hatte. Es schien sie ja nicht wirklich zu interessieren, aber sie interessiert sie ehrlich gesagt auch für gar nichts außer für Dollarscheine. Sie war eben eine typische Geschäftsfrau. Aber das war ihm egal. Er hatte es hier mit einer Goldmine zu tun, da war er sich sicher. Er musste es nur richtig anstellen. Stan wollte natürlich nicht, dass noch weitere Menschen von einem durchgeknallten Clown ermordet wurden, aber wenn es sowieso passierte, warum sollte er dann kein Geld damit verdienen? Er musste nur darauf kommen, wie er es anstellen konnte. Denk nach!

      Wenn da draußen gerade wirklich ein Mörder unterwegs ist, dann würde derjenige, der ihn zur Strecke bringt, doch bestimmt als Held gefeiert werden, und diesen Heldenstatus könnte man dafür nutzen, um ein besseres Leben zu haben. Möglicherweise genau das Leben, das Stan sich schon immer erträumt hat, denn er will zwei Dinge. Er will Ansehen und Geld haben, und zwar jede Menge von beidem, damit er endlich ein großer Mann ist, ein echter Macher. Außerdem will er ein Buch schreiben. Ein wirklich gutes. Eines, das die Leute lesen wollen. Und genau das hier könnte seine Chance sein. Ein Krimi, geschrieben von einem Taxifahrer, der bei den Clown-Morden direkt vor Ort war. Das ist gut. Das gefällt ihm. Er hat schon immer eine fruchtbare Fantasie, und damit könnte er sie endlich perfekt nutzen.

      Das Whistle Stop befindet sich genau auf der anderen Seite von Craw Falls. Bei normalem Wetter wäre er innerhalb von fünf Minuten dort, aber nicht bei diesem Scheißblizzard. Er kommt nur im Kriechtempo voran und schätzt, dass es bestimmt zwanzig Minuten dauern wird bis dorthin, vielleicht sogar mehr. Der Wind bläst wie verrückt und überzieht alles mit Schnee, sodass Häuser und Bäume aussehen wie Eisskulpturen. Die Schatten tanzen und Wirbelwinde aus Schneeflocken jagen über die Fahrbahn. Stan hat die Scheibenwischer auf höchster Stufe und sie kommen trotzdem nicht hinterher. Die Lichtkegel sind mit unendlich vielen Flocken gefüllt. Was für eine Nacht.

      Was für eine beschissene Nacht.

       Clowns!

      Stan hat nie Angst vor Clowns gehabt. Für ihn sind Clowns einfach nur Clowns, aber manche Leute werden regelrecht hysterisch, wenn es um das Thema geht. Ob dahinter eine echte Phobie steckt oder die Leute sich das nur einreden, ist seiner Meinung nach reine Spekulation. Seit Stephen King dieses Buch über Pennywise geschrieben hat – Stan hat es sogar zweimal gelesen – und die Filme, die danach herausgekommen sind, haben auf einmal alle möglichen Leute eine Clown-Phobie, die vorher ihr ganzes Leben noch nie über Clowns nachgedacht haben. Das ist doch alles reines Marketing und blanker Hype, mehr nicht. Die meisten Leute wissen doch gar nicht, was sie mögen, СКАЧАТЬ