Digitaler Faschismus. Holger Marcks
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Название: Digitaler Faschismus

Автор: Holger Marcks

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Социальная психология

Серия:

isbn: 9783411913220

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СКАЧАТЬ Ideen geworden. Sie stellen damit eine Arena des politischen Wettbewerbs und Konflikts dar, die kollektives Handeln – darunter die Protest- und Organisationsweisen sozialer Bewegungen – grundlegend verändert hat. So haben sie die Netzwerkfähigkeit politischer Akteure, ihre Mobilisierungsreichweite und die Geschwindigkeit des transnationalen Austauschs erhöht. Neue Formen der Artikulation von politischen Forderungen machen zudem eine Unterscheidung zwischen Online- und Offline-Politik hinfällig. Politische Akteure passen ihr Verhalten zunehmend an die Funktionsweise digitaler Plattformen an, wobei sie, wie der Bewegungsforscher Paolo Gerbaudo schreibt, »die Logik von Unternehmen wie Facebook und Amazon [nachahmen] und die datengesteuerte Logik sozialer Netzwerke in [ihre] eigentliche Entscheidungsstruktur integrieren«.42

      Diese Verschiebungen haben nicht nur den organisatorischen Kern des Rechtsextremismus verändert, sondern auch dessen Umfeld: also seine Anhängerschaft und das potenziell interessierte Publikum. Während ein Teil der extremen Rechten bereits im vordigitalen Zeitalter den vom US-Neonazi Louis Beam ausgerufenen »führerlosen Widerstand« im Bereich des bewaffneten Kampfes propagierte, wurde diese Vorstellung mit den rechtsextremen Online-Kulturen ganz allgemein zur politischen Realität. Heute bringt sich die Bewegung viel stärker als virtuelle Gemeinschaft zum Ausdruck, in der die Grenzen zwischen organisierten Aktivisten und individuellen Unterstützern verschwimmen. Bei diesen vernetzten Bewegungen verlieren Organisationen ihre ordnende Rolle. Genauer gesagt lässt sich nunmehr schwer bestimmen, was und wer eigentlich organisiert ist oder nicht. Sie stellen unser Verständnis von individuellem und kollektivem Handeln grundsätzlich infrage, da alle Mitglieder in diesen Netzwerken in einer direkten Beziehung zueinander stehen. Auf der anderen Seite jedoch, so stellt die Internetsoziologin Zeynep Tufekci fest, bemühen sich organisierte Gruppen sehr wohl darum, »die Führerlosen zu führen«.43 Indem etwa rechtsextreme Akteure manipulativ und lenkend auf den Schwarm einwirken, geben sie dem scheinbar verstreuten Zorn, der die verschiedenen Ebenen der sozialen Medien überflutet, eine Richtung. Dabei mögen sich die Mitglieder dieser »digitalen Hasskulturen«, wie sie der Medienforscher Bharath Ganesh nennt, nicht einmal bewusst sein, dass sie Teil einer faschistischen Dynamik sind.44

      Damit stellt sich aber auch die Frage, inwieweit diese Dynamik von rechtsextremen Akteuren strategisch vorangetrieben wird und inwiefern sie das Ergebnis von Impulsen ist, die durch die sozialen Medien selbst gesetzt werden. Zwar ist es offensichtlich – und durch zahlreiche Studien belegt –, dass die extreme Rechte unter den digitalen Bedingungen gedeiht. Doch es ist längst nicht klar, warum genau sie dermaßen von den sozialen Medien profitiert. Eine erste Hypothese wäre, dass die Funktionsweisen sozialer Medien die Wahrnehmung von Bedrohungen und damit genau jene kognitive Grundlage verstärken, auf der die faschistische Logik aufbaut. Für diese Vermutung gibt es unterschiedliche Erklärungen. Sie hängen aber definitiv alle mit der Tatsache zusammen, dass sich die Art, wie Informationen zugeteilt und ausgewählt werden, in Zeiten sozialer Medien radikal verändert hat. Dabei spielt auch hinein, dass die digitalen Plattformen zu einer Erosion gemeinsam geteilter Wahrheiten beigetragen haben. Der Raum für manipulative Informationen und sogenannte postfaktische Inhalte hat sich dadurch erweitert. Und dieser Umstand scheint sich wiederum gut mit dem radikalen Pragmatismus des Faschismus zu vertragen, der mit Wahrheit auf höchst instrumentelle Weise umgeht.

      An dieser Stelle setzen unsere Überlegungen zum digitalen Faschismus an. Sie folgen dem theoretischen Argument, dass die gegenwärtige Konjunktur des Rechtsextremismus als soziales Phänomen zu verstehen ist, das zwar durch das strategische Handeln des organisierten Rechtsextremismus gelenkt wird, seine Dynamik aber aus Wahrnehmungen speist, die durch die sozialen Medien gefördert werden. Wie bereits dargelegt, sind Mythen der nationalen Bedrohung der Treibstoff für die palingenetischen Fantasien, die faschistische Dynamiken auszeichnen. Im klassischen Faschismus war es die Aufgabe einer autoritär geführten Partei, die Massen an einen drohenden Untergang der Nation glauben zu lassen. In Zeiten der sozialen Medien aber manipulieren sich die für Bedrohungsmythen empfänglichen Massen in ihrer Wahrnehmung viel stärker selbst, sodass faschistische Parteien als treibende Kraft faschistischer Dynamiken zumindest teilweise obsolet werden. Um herauszufinden, inwieweit die sozialen Medien nun als neuer Motor dieser Dynamiken fungieren, werden wir uns im Folgenden genauer anschauen, wie rechtsextreme Akteure online agieren und wie ihre Handlungen mit den Strukturen sozialer Medien zusammenwirken. Wo diese nämlich dazu beitragen, dass rechtsextreme Bedrohungsmythen besser verfangen, nimmt der digitale Faschismus Gestalt an.

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