Nullmenschen. E.D.M. Völkel
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Название: Nullmenschen

Автор: E.D.M. Völkel

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783347193925

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СКАЧАТЬ Das vergangene Jahr hatte deutliche Spuren hinterlassen und er wusste nicht, wie lange dieses perfide Spiel weitergehen würde. Mit einen tiefen Seufzer riss er sich von der nächtlichen Szenerie los. Ruhig trank einen Schluck der warm schimmernden, bernsteinfarbenen Flüssigkeit und steckte sich eine Zigarre an.

      Die Erinnerung an den ersten Brief stieg gnadenlos in ihm auf, ohne dass er sie abwehren konnte. Er fühlte jetzt noch den Schock, wie ihm vor zwei Jahren die Knie weich wurden und er sich auf der Mauer zur Einfahrt abstützen musste.

       ›Alles Lügen. Diese Art der gefühllosen fast schon befehlenden Kommunikation konnte unmöglich von seinem verschwundenen Vater stammen. Nein! Ausgeschlossen! So hatte er ihn nicht in Erinnerung.‹ Ruckartig schloss ich damals etwas zu hart den Briefkasten. Getrieben von aufsteigenden Gefühlen, ging ich rasch ins Haus zurück. Ich sah vor meinen inneren Augen die großen, gepflegten Hände des Vaters. Zärtlich strichen sie mir über den Kopf, nur um eine Sekunde später mein Haar zu verwuscheln. Mich durchzukitzeln, hochzuheben und liebevoll an seine breite Brust zu drücken. Dann sah ich auf, in die gütigen Augen und ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund. Er drückte mir einen dicken Kuss auf die Halsbeuge und ich quietschte vor lauter Freude auf. Wir lachten überschwänglich, Mutter kam in das Zimmer und tadelte uns beide mit gespieltem Ernst. Sie schimpfte, was wir hier für einen Lärm veranstalteten, nur um uns kurz darauf zu umarmen und in unser Lachen einzustimmen. Es war die schönste und glücklichste Zeit in meinem Leben.‹

      Mit dem Glas in der einen und der Zigarre in der anderen Hand, ging er zum Sessel hinüber und setzte sich.

      ›Ich drückte meine Stirn an die kühle Wand im kleinen quadratischen Flur und schloss die Augen. Die nächsten emporkriechenden Geister der Vergangenheit wollte ich erst gar nicht in meinen Kopf lassen. -Verschwindet, ihr seit nicht real, es sind die verzweifelten Vorstellungen von einem kleinen Jungen, der den Vater schmerzlich vermisst-. Hart schlug meine Faust gegen den Türrahmen, -Ich lass euch nicht mehr in mein Leben. Ihr habt keine Macht mehr über mich-. Kurzentschlossen zerriss ich den Umschlag in kleine Stücke und verbrannte die Schnipsel im gläsernen Aschenbecher auf der Küchenspüle. Die kurz hellauflodernden Flammen verschlangen das Papier und verwandelten es in hauchdünne silberweiße Ascheplättchen. Meine Hände zitterten leicht, als der Wasserstrahl den Inhalt des Aschers in schmutzig graue Pampe verwandelte. Sie suchte sich den Weg in den Abfluss und verschwand. Erleichtert steckte ich mir einen Zigarillo an, ein weiteres Mal hatte ich die quälenden Dämonen besiegt. Doch tief im Inneren wusste ich, das dies nur ein kurzer Sieg war. Schon bald würde der nächste Umschlag im Briefkasten liegen und ein weiteres Stück von meiner Seele auffressen.‹

      Entschlossen ergriff er das Kuvert, bestehend aus dem gewohnt edlen Papier mit dem ihm bereits bekannten Absender, und hielt für einen Augenblick inne. ›Das muss ein Ende haben, die Beeinflussung, das Schritt für Schritt in den Wahnsinn treiben und diese Zermürbe Taktik. Sie wissen sehr genau, wie die Psyche eines Menschen zu torpedieren ist, wie sie qualvoll langsam zerstückelt wird, nur um an ihr Ziel zu gelangen. Ich bin stark, die Frage ist, wie lange halte ich diese grausame und unerträglich zehrende Methode aus?‹ Resolut öffnet er den Brief und las die handgeschriebenen Zeilen.

      ›Lieber Julius, mein Sohn, ich schreibe Dir, um Deine jahrelange Suche nach mir zu beenden.‹ Ein lauter Schrei durchbrach die Stille und hallte in der spartanisch eingerichteten Wohnung wieder.

      »Nein! Verschwinde! Du hast keine Macht über mich!« Fest entschlossen, dem Ganzen für heute ein Ende zu bereiten, griff er nach dem Autoschlüssel. Rasch schlüpfte er in die Stiefel, zog die Jacke mit der Weste über und verließ fluchtartig sein zu Hause. ›Zu Hause‹, dachte er grimmig und fuhr geradewegs zum Clubhaus.

      ›Hier ist mehr mein Heim, als die nur mit dem allernotwendigsten ausgestattete Drei-Zimmer-Wohnung. Vielleicht nehme ich doch das Angebot an und ziehe in die Blauzeder Villa‹, überlegte er. ›Kann ich die Vergangenheit einfach zurücklassen oder klammert sie sich an mich. Klebt wie stinkender Hundescheiß am Stiefel und folgt mir auch ins neue Heim?‹

      * * * * * * *

      Schon als Katharina die Hotellobby betrat, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Die Empfangsdame vermied sie anzusehen und begrüßte sie höflich mit, »Guten Tag Frau von Arche«, ungewöhnlich laut. Unauffällig schob sie ihr eine handgeschriebene Nachricht zu und wandte sich sofort dem nächsten Gast entgegen. Verstohlen las Kathi die drei Worte.

      ›Sie werden beobachtet‹, und musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, sich nicht suchend umzusehen. Dezent verschwand der Zettel in ihrer Handtasche.

      ›Er will mich vernichten, es lässt ihm keine Ruhe, bis ich im Staub vor ihm krieche.‹ Wissend nickte sie und entschied sich die Treppe in den zweiten Stock zu nehmen. Auf dem ersten Treppenabsatz begegnete ihr ein sportlicher, kräftiger Mann mit akkuratem Bürstenhaarschnitt. Er stellte sich ihr in den Weg,

      »Bitte, machen Sie keine Schwierigkeiten. Sie werden erwartet«, sagte er kalt und bestimmt. Seine Aufforderung ließ nicht den kleinsten Zweifel, dass er sie notfalls mit Gewalt zum Gehorsam zwang. Rasch schätzte sie ihre Chancen ab, er folgte ihrem Blick und schüttelte den Kopf.

      »Bitte nicht.« Seine Stimme nahm an Schärfe zu, die eiskalten Augen sahen sie mitleidlos an. Das Klappen der Treppenhaustür bestätigte ihren Verdacht.

      ›Er ist nicht allein, sie kommen niemals allein. Aber ich gebe nicht kampflos auf, erst müssen sie mich kriegen und ich verkaufe meine Haut so teuer wie möglich.‹ Das Herz pochte ihr bis zum Hals, sie spürte den Adrenalinschub in ihrem Blut. Gehorsam nickte sie, drehte sich um und stieg die Stufen hinunter. Kaum hatte sie den zweiten Mann erreicht, stieß sie ihn urplötzlich zur Seite, duckte sich unter seinen Armen durch und verschwand die Treppe runter in die Tiefgarage. Das laute Fluchen der beiden hörte sie gerade noch, bevor die Brandschutztür geräuschvoll hinter ihr ins Schloss fiel. Blitzschnell sprang sie in ihren Wagen, startete und raste ohne Zögern auf die geschlossene Schranke der Ausfahrt zu. Mit einem lauten Bersten flogen die Plastiksplitter durch die Luft. Das Glas der Windschutzscheibe war in tausend kleine Fragmente zersprungen und lag halb auf ihrem Körper, Beinen und im Fußraum.

       ›Jetzt bin ich draußen, wohin fahre ich?‹, ihre Gedanken rasten.

      ›Nach Hause?!‹, bitter lachte sie in den eisigen Wind, der ihr in den Augen brannte, Tränen rollten über ihre Wangen. Verzweifelt blinzelte Kathi und um besser sehen zu können, fummelte sie letztendlich die Sonnenbrille aus der Ablage. Wütendes Hupen unmittelbar neben ihr ließ sie aus ihren Überlegungen schrecken. Nur wenige Zentimeter von ihr rauschte ein anderes Auto vorbei.

      ›Das hat mir gerade noch gefehlt, ein Unfall wäre mein unweigerliches Ende. Zur Villa kann ich nicht, von dort kommt der Auftrag. Zu Eva nach Eschborn? Sie bekommt durch mich sowieso erhebliche Schwierigkeiten. Wohin also?!‹ Der Gedanke trieb sie unaufhaltsam weiter auf die Autobahn Richtung Frankfurt. Krampfhaft umschlossen ihre zitternden Hände das Lenkrad so fest, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.

      ›Die Redaktion! Das ist die Lösung.‹ In den halb herabhängenden Rückspiegel erkannte sie verzerrt jede Menge Autos. ›Waren dort möglicherweise auch Verfolger, die sie nicht entkommen lassen wollten?‹

      Nach einer gefühlten Ewigkeit, eiskalt und durchgefroren mit purpurrotem Gesicht bog sie in die Einfahrt der Redaktion in Frankfurt ab, auf die Schranke des Parkplatzes zu. Kaum hatte sie die Hand nach der Sprechanlage ausgesteckt, wurde sie gepackt und mit brutaler Gewalt aus dem Auto gezerrt. Ein Fausthieb an die Schläfe ließ sie bewusstlos zusammensacken. Innerhalb von Sekunden verschwand sie im offenen Kofferraum eines großen SUV, der rasch Richtung Autobahn davon fuhr.

      Der СКАЧАТЬ