Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker страница 29

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      Und er fuhr fort:

      „Also bitte, meine liebste Enkeltochter Adele, teile sie mir nun mit, was ich für sie tun könnte, und ich verspreche ihr, dass ich es tun werde!“

      Adele betrachtete ihn nachdenklich. Meinte es ihr Opa wirklich ernst?

      Alles sprach eigentlich dafür, obwohl ein letzter Rest von Skepsis in ihr zurückgeblieben war.

      Dennoch musste sie es jetzt wagen. Vielleicht würde sie niemals wieder eine solche Möglichkeit bekommen?

      Und im Grunde genommen war es ja kein echtes Risiko, das sie dabei einging. Es würde ihre Situation ja kaum noch verschlimmern können. Falls das überhaupt in seiner Absicht lag – und dagegen sprach eben seine ganze Haltung ihr gegenüber.

      „Würdet Ihr mich auch unterstützen, mit Verlaub, mein Großvater, wenn ich beabsichtigen würde...“

      Die Stimme versagte ihr den Dienst. Sie benötigte viel Kraft, um es auszusprechen, immer noch hinsichtlich der Möglichkeit, dass sie es dem Falschen gegenüber gestand:

      „Wenn ich beabsichtigen würde, diesem meinem Gefängnis zu entfliehen?“

      Seine Augen weiteten sich unwillkürlich. Es verschlug ihm sichtlich die Sprache.

      Nach einer Weile erst murmelte er brüchig:

      „Sie will wirklich unserem Hause den Rücken kehren? Aber, mein Kind, wohin will sie denn überhaupt? Einer Hansetochter steht nicht einfach die Welt offen, wie es ihr beliebt. Wenn sie dieses Haus hier verlässt, ist sie auf sich allein gestellt. Wer soll ihr helfen, wer sie beschützen? Ihr Johann ist wohl nicht erreichbar, und er wird sowieso gar nicht wissen, in welche Situation sie sich selber gebracht hat...“

      Geduldig wartete Adele ab, bis er seine Ansprache beendet hatte.

      „Mein Entschluss steht fest!“, verkündigte sie mit fester Stimme. „Alles ist besser als hier zu bleiben und weiterhin der Willkür meiner Großmutter ausgeliefert zu sein. Wer weiß, was ihr sonst noch einfallen wird, um mich zu quälen? Mit Verlaub: Das habt Ihr doch vorhin sogar selber schon angedeutet.“

      Er schüttelte fassungslos den Kopf.

      „Ja, ich könnte meiner liebsten Enkelin dabei durchaus helfen. Es wäre sogar ziemlich einfach für mich. Ich müsste nur mit ihr hier hinaus spazieren.

      Wir würden gemeinsam das Haus verlassen. Kein Mensch würde es wagen, uns aufzuhalten, trotz der gegenteiligen Befehle ihrer Großmutter.

      Das hätte für mich im Nachhinein natürlich böse Folgen, denn meine Gemahlin Margarethe würde das nicht so einfach hinnehmen, wie sie sich denken kann. Aber das wäre mir egal. Dieses Risiko würde ich für sie eingehen. Das wäre es mir wert.

      Mein Mädchen, ich war nie ein guter Opa für sie, aber jetzt will ich es endlich sein! Ich muss nur auch wissen, wie es danach für sie weitergehen soll. Wenn ihr dort draußen etwas Schlimmes widerfahren sollte, würde ich mir das selbst niemals verzeihen können!“

      „Es wird mir dort draußen nichts Schlimmes widerfahren können. Dafür werde ich sorgen“, versprach Adele, und es lag viel mehr Überzeugung in ihren Worten als sie tatsächlich empfand. „Ich bin sogar schon dabei, dafür Vorsorge zu treffen“, versprach sie darüber hinaus auch noch.

      „Aha?“, wunderte er sich und betrachtete sie forschend. Doch als er sah, dass sie ihm nicht weiteres verraten wollte, winkte er ab. „Also gut. Wann soll ich kommen, damit sie und ich gemeinsam das Haus verlassen? Oder sollen wir es jetzt sofort tun? Vielleicht will sie ja auch noch vorher packen oder was?“

      „Nein, ich werde nichts mitnehmen können. Deshalb will ich Euch höflich bitten, bis dahin mir die Kleidung einer Bediensteten zu beschaffen. Dann verlässt halt Hansekaufmann Hermann Brinkmann mit einer Bediensteten das Haus, und es wird nicht so schnell auffallen, dass ich nicht mehr da bin.“

      „Oh, das ist eine vortreffliche Idee“, lobte er sie. „Einverstanden, das will ich für sie tun. Und wann soll ich dann wieder kommen?“

      „Nach Einbruch der Dunkelheit!“, bat Adele ihn, denn sie hatte Edith aufgetragen, Christian mitzuteilen, dass sie sich mit ihm dann in der Nähe des Hauses treffen wollte, natürlich so, dass man sie nicht vom Haus aus beobachten konnte.

      „Ich werde pünktlich erscheinen!“, versprach ihr Opa hoch und heilig und ging wieder.

      Kaum war er verschwunden, als Edith endlich zu Adele zurückkam. Sie lächelte zuversichtlich bei ihrer Ankunft, was Adele gleich wieder neuen Mut machte.

      Eigentlich hatte sie ja für ihre Flucht sich von Edith helfen lassen wollen. Sie hatte auch vor gehabt, eine ihrer Uniformen anzuziehen. Das war nicht mehr nötig, wenn ihr Großvater ihr half. Dann konnte sie Edith außen vor lassen, und Margarethe Brinkmann konnte danach nicht sie dafür verantwortlich machen, dass ihrer Enkelin die Flucht aus dem Hansehaus Brinkmann gelungen war, gegen ihren erklärten Willen.

      15

      Die Bediensteten des Hansehauses Wetken zeigten sich überrascht, als unerwartet ein Bote am Dienstboteneingang vorsprachig wurde. Angeblich, um eine Depesche zu überbringen.

      Auf die Frage hin, mit welchem Inhalt, verweigerte er die Aussage und betonte, die Depesche sei ausschließlich zur persönlichen Übergabe für Herrn Johann Wetken bestimmt. Er wollte dabei noch nicht einmal verraten, wer ihn überhaupt ausgesendet hatte.

      Da verstanden die Bediensteten keinen Spaß: Wenn er nicht sagen konnte, von wem die Depesche stammte, wurde er ganz einfach abgewiesen.

      Daraufhin erst bequemte sich der Bote, zuzugeben, dass der Absender Gordula Schopenbrink hieß.

      Die Überraschung war perfekt. Was wollte wohl Gordula Schopenbrink ausgerechnet Johann Wetken mitteilen? Was konnte denn da so dringend sein?

      Nun hatten sie ausdrücklich in allen Gelegenheiten, die ihren Herrn Johann Wetken betrafen, eindeutig Order, dessen Vater Georg Wetken in Kenntnis zu setzen. Auf jeden Fall noch vor Johann Wetken.

      Genau das taten sie dann auch: Georg Wetken erfuhr umgehend, dass Gordula Schopenbrink eine Nachricht hatte für seinen Sohn. Und er dachte sich, dass es wohl tatsächlich besonders dringlich sein musste, wenn sie dafür sogar einen persönlichen Boten entsendet hatte.

      Und er wurde neugierig. Immerhin so neugierig, dass er sogleich seinen Sohn aufsuchte und diesem befahl, ihm zu folgen, ohne ihm allerdings mitzuteilen, worum es überhaupt ging. So trug es sich zu, dass sie beide vor dem Boten auftauchten, was dem sichtlich Kummer bereitete.

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