Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker страница 27

СКАЧАТЬ die Überwachung ihrer Oma zu umgehen? Ich werde jedenfalls auf sie warten.

      Wenn ich sie erst einmal zu uns ins Haus gebracht habe, wird sie in Sicherheit sein. Dafür bürge ich!

      Und dann werden wir weiter sehen. Sage ihr das bitte so!“

      Sie nickte nur, sicherte jetzt ihrerseits nach allen Seiten und zog sich rasch zurück.

      Christian blieb noch eine Weile vor Ort und versuchte, die chaotischen Gedanken zu bändigen, die ihn regelrecht lähmten. Und dann beschloss er, als erstes seine Schwester Gordula von der drastischen Änderung der Lage in Kenntnis zu setzen. Sie musste das unbedingt erfahren.

      Er überlegte auch, ob er jetzt schon mit seinem Vater darüber sprechen sollte. Aber dann entschied er sich dagegen. Hieronymus Schopenbrink würde erst von dieser äußerst ungewöhnlichen Angelegenheit erfahren, wenn Adele bereits geflohen war aus dem Hause Brinkmann.

      Die Flucht eines Hansekindes aus dem eigenen Hause, um Schutz zu suchen in einem anderen Hansehaus? Das erschien dermaßen prekär, dass Christian sich gar nichts vorzustellen vermochte, was noch prekärer hätte sein können in dieser Zeit, im Jahre des Herrn 1602, mitten in Hamburg.

      13

      Ohne dass Adele es auch nur ahnte, gab es etwa zur gleichen Zeit eine denkwürdige Begegnung zwischen Margarethe Brinkmann und ihrem Gatten Hermann, der ja der offizielle Anführer der Brinkmann-Gilde war. Obwohl jeder in seinem Umfeld wusste, dass er lediglich die Funktion einer Gallionsfigur inne hatte.

      Und diese Begegnung wurde natürlich von Margarethe Brinkmann selbst eingeleitet in ihrer ganz eigenen Art: Nicht etwa aufbrausend oder auch nur im Geringsten im Ton verschärft, was vielleicht eher ihrem Anliegen gemäß gewesen wäre, sondern scheinbar sanft und gelassen. Lediglich die Worte, die sie dabei benutzte, um ihren Standpunkt klar zu machen, hatten es wie immer in sich.

      Hermann Brinkmann ahnte schon nichts Gutes, als seine Ehegattin mal wieder unangemeldet und somit überraschend bei ihm auftauchte. Und er musste nicht lange rätseln, um darauf zu kommen, worum es ihr diesmal ging, nämlich schon wieder - oder vielmehr immer noch! - um Adele. Genauer: Um ihre verbotene Liebe zu Johann.

      „Wie kommt es, dass du sogar bei einer solch einfachen Aufgabe dermaßen versagst?“, fragte sie ihn ohne weitere Umschweife.

      Das klang doch tatsächlich, als würde sie sich nur einmal ganz beiläufig nach dem Wetter erkundigen, als gemütliche, herzensgute Oma zu ihrem sie über alles liebenden Gemahl gewandt.

      Doch sie fügte sogleich hinzu:

      „Du hattest den klaren und mindestens genauso einfachen Auftrag, Georg Wetken über die Affäre seines Sohnes in Kenntnis zu setzen. Doch was ist in Wahrheit geschehen? Gar nichts! Wie kann das wohl sein?“

      Hermann wusste, dass er jetzt sehr genau überlegen musste, wie seine Antwort lautete. Zumal er sicher war, dass seine Botschaft bei Georg Wetken durchaus angekommen sein musste.

      Er betrachtete argwöhnisch seine Frau. Es war ihm inzwischen völlig klar, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war: Sie wusste, dass er heimlich mit Georg Wetken, ausgerechnet ihrem erklärten Todfeind, in Verbindung stand. Nicht deshalb, weil er dabei unbedingt seine Frau hintergehen wollte, sondern weil er der Auffassung war, dass eine solche Verbindung in diesem kräftezehrenden Dauerkrieg zwischen den beiden Gilden nur von Nutzen sein konnte. Für Hermann Brinkmann diente das ergo der Schadensbegrenzung, nicht dem Verrat.

      Das war auch der Grund, wieso Georg Wetken seine Informationsquelle aus dem Hause Brinkmann für absolut glaubwürdig hielt, weil er mit Hermann Brinkmann völlig einer Meinung war. Ihre Verbindung zueinander, obwohl mit der gebotenen Heimlichkeit gepflegt, weil sie nicht nur in den Augen von Margarethe sicherlich genauso schlimm erscheinen würde wie die Liaison zwischen Adele und Johann, hatte in der nahen Vergangenheit tatsächlich beiden Gilden sehr viel Nutzen gebracht.

      Es war dennoch klar, dass nicht einmal Johann davon erfahren sollte, wenn es nach dessen Vater ging, und es war klar, dass außer Margarethe und dem Kammerdiener Hermanns sonst niemand eingeweiht war auf der Seite des Hansehauses Brinkmann und der Gilde, deren Wirtschaftspolitik es maßgeblich bestimmte.

      Schlimm genug, dass Margarethe ihm auf die Schliche gekommen war, aber was hatte sie eigentlich erwartet, was passieren würde, wenn Georg Wetken in Kenntnis gesetzt wurde über die Heimlichkeiten seines Sohnes?

      Hermann Brinkmann schüttelte bedauernd den Kopf.

      „Vielleicht solltest du einfach auch einmal in Betracht ziehen, dass inzwischen das Misstrauen gegenüber dem Hause Brinkmann durch deine ständigen Machenschaften dermaßen groß geworden ist, dass man jegliche Information aus unserem Hause zunächst einmal mit Vorsicht begegnet?“

      „Willst du damit sagen, dass dein persönliches Versagen bei einer dermaßen einfachen Aufgabe in Wirklichkeit auf mich selbst zurückzuführen ist? Könnte denn eine Ausrede noch billiger sein?“

      Auch sie schüttelte jetzt den Kopf.

      „Nein!“, widersprach er mit für sie ungewohnt fester Stimme. „Du solltest wirklich nur einmal berücksichtigen, dass Georg Wetken zwar mir vertraut, aber eben nicht unbedingt dem, was ich ihm zu berichten habe. Weil er vielleicht die Möglichkeit in Betracht zieht, dass ich selbst einer Fehlinformation aufgesessen sein könnte. Und dafür hat nun einmal dein Ruf gesorgt, den du dir längst eingehandelt hast – und nicht der meinige.“

      „Aha, und daher kann dieser Johann weiterhin unserer Adele den Hof machen, und dein Georg Wetken sieht diesem Treiben tatenlos zu? Wie naiv musst du bloß sein, solches anzunehmen? Georg Wetken ist der mächtigste Mann in ganz Hamburg, und ich bin die einzige echte Gefahr, die ihm in seiner bevorzugten Stellung droht.

      Und das Hansehaus Brinkmann hört auf meine Befehle. Also ist zwangsläufig unser Haus die größte Gefährdung seiner Macht. Und da willst du mir tatsächlich weismachen, dass er einer Liaison zwischen Johann und unserer Adele einfach so zustimmt, sie vielleicht sogar begrüßt?“

      „Das habe ich doch gar nicht behauptet. Aber vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, dass dieser Johann nicht umsonst der Nachfolger von Georg Wetken sein soll? Wir wissen beide nicht, wie er wohl reagierte, als sein Vater ihn mit dieser Behauptung konfrontierte. Vielleicht hat er ja seinem Vater eine plausible Erklärung geliefert, die völlig von seiner heimlichen Liaison mit Adele ablenkt?“

      „So etwas traust du ihm tatsächlich zu?“

      „Und wieso nicht? Was hast du denn ansonsten erwartet? Dass Georg Wetken seinen Lieblingssohn verstößt, nur wegen einer Behauptung aus dem Hause Brinkmann? Obwohl er mir voll und ganz vertraut wohlgemerkt, aber wäre es denn so unvorstellbar, dass er am Ende doch lieber seinem Sohn vertraut?“

      „Aber СКАЧАТЬ