Baskische Tragödie. Alexander Oetker
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Название: Baskische Tragödie

Автор: Alexander Oetker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия: Luc Verlain ermittelt

isbn: 9783455009774

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СКАЧАТЬ Tür zum Verhörraum. Es war keiner der beiden Polizisten. Ein anderer Mann trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er trug eine Lederjacke und dunkle Jeans. Klein und drahtig war er, vielleicht Mitte, Ende vierzig. Er hatte hellblondes Haar, nein, es war fast weiß, und nun erst nahm Luc auch seine Augen wahr: blau und stechend, glasklar, wie bei einem Husky.

      Der Mann sprach kein Wort zur Begrüßung, er ging schnurstracks auf den unbesetzten Stuhl zu und setzte sich darauf, ohne ein Geräusch zu machen. Dann betrachtete er Luc lange und stumm. Erst nach einer Minute sprach er, und seine Stimme war anders, als der Commissaire es erwartet hatte. Sie war hell. Hell und freundlich.

      »Ich bin Commissaire Schneider, Chef der Police nationale im Département Pyrénées-Atlantique. Bonjour, Commissaire Verlain.«

      Luc wusste, dass er den Namen des Mannes schon einmal gehört hatte – erst kürzlich hatte er mit jemandem über den raschen Aufstieg dieses Mannes gesprochen. Ein beinahe kometenhafter Aufstieg, der einen anderen die Karriere gekostet hatte.

      »Bonjour, Commissaire Schneider. Es freut mich, dass wir uns endlich einmal kennenlernen. Auch wenn die Umstände … nun ja, etwas merkwürdig sind. Aber jetzt wird sich ja hoffentlich alles aufklären.«

      Luc versuchte, seine Stimme zu kontrollieren. Doch immer wieder brach sie, was ihn ins Schwitzen brachte. So fühlte es sich also an auf der anderen Seite. Wenn die Gewissheiten verschwunden waren – er hätte nicht gedacht, dass er sich so nackt fühlen würde.

      »Ich hoffe sehr, dass sich alles aufklärt, Monsieur Verlain. Es liegt natürlich an Ihrer Mitarbeit, dass dem so ist, wenn ich das hinzufügen darf.«

      Nein, freundlich war sie nicht, diese Stimme, korrigierte sich Luc, sie war kontrolliert und sponn sich um einen wie ein Netz.

      »Ich denke, ich verstehe nicht recht«, sagte Luc. »Welche Mitarbeit meinen Sie? Ich fahre in meinem privaten Pkw durch Biarritz und werde auf einmal von zwei Ihrer Kollegen verhaftet – unter Angabe von Haftgründen, die völlig … absurd sind. Und nun sitze ich hier seit Stunden und kann nicht telefonieren, geschweige denn mit jemandem sprechen, und Sie erzählen mir etwas von Mithilfe. Was soll das, Commissaire? Lassen Sie mich doch wenigstens in Bordeaux anrufen, dann lässt sich alles klären.«

      Commissaire Schneider hob abwehrend die Hände, dabei lächelte er freundlich, als täte ihm das alles wahnsinnig leid.

      »Ich würde gerne, aber Sie kennen ja die Vorgehensweise bei derlei Dingen: Ich darf Sie nicht telefonieren lassen, sonst könnten Sie Absprachen treffen, die Ihrer Entlastung dienen – und das würde mir der Staatsanwalt um die Ohren hauen. Deshalb spielen wir einfach nach den Regeln, die Sie ja bis vor wenigen Tagen auch glänzend beherrscht haben, nach dem, was man so hört.«

      Luc fuhr aus seinem Stuhl hoch, er schnellte auf die Füße und lehnte sich über den Tisch: »Was erzählen Sie denn da für einen Mist, Mann?«

      Doch Commissaire Schneider ließ sich davon nicht beeindrucken, er hielt Lucs Blick stand, seine Augen aber hatten sich zu Schlitzen geformt, aus denen Verachtung sprach.

      »Setzen Sie sich wieder, Monsieur Verlain. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn Sie doch alles vergessen zu haben scheinen, weshalb Sie hier sind, in unserer kleinen, aber feinen Erziehungsanstalt für vom Weg abgekommene Schäfchen. Also, die Vorwürfe, die auf Ihrem Haftbefehl stehen, lauten wie folgt: Besitz von Betäubungsmitteln in handelsüblichen Mengen, Verdacht auf Handel und Schmuggel von Betäubungsmitteln, Entführung und schließlich und endlich eine schwere Körperverletzung mit Todesfolge. Deshalb sind Sie hier, Commissaire. Vorwürfe, bei denen ich mich frage, wie es sein kann, dass Sie mit Ihrem privaten Pkw durch Biarritz gondeln, obwohl Sie doch eigentlich einen Fall zu lösen haben, da oben in Bordeaux, der arme Lucien, Sie erinnern sich?«

      Luc sah ihn finster an.

      »Sie wissen es so gut wie ich«, fuhr Schneider fort, »bei dieser Latte von Haftgründen ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass gar nichts davon wahr ist – und es ist zudem sehr unwahrscheinlich, dass irgendein Staatsanwalt Ihnen da raushilft, nur weil Sie Polizist sind. Nein, nein, das sieht gar nicht gut aus, ich denke, wir werden nun eine ganze Weile miteinander zu tun haben. Es sei denn, Sie sagen mir, wie es zu all dem kommen konnte. Sie waren doch ein so geachteter Kollege.«

      Luc stützte sich auf dem Tisch ab, dann ließ er sich in seinen Stuhl fallen, ganz still, ganz matt, er musste sich setzen, um nicht umzufallen. Sein Gesicht fühlte sich heiß an, gleichzeitig war ihm schwindelig. Dieses komische Karussell in seinem Kopf sollte aufhören, sich zu drehen, verdammt noch mal. Was erzählte der Mann da? Drogenhandel, Entführung, Körperverletzung mit … Todesfolge? Luc hob den Kopf wieder und sah in die hellblauen Augen, die ihn anblickten, gänzlich unverwandt und mit einem ruhigen Ausdruck – lag da etwa ein leichtes Lächeln auf den Zügen dieses Commissaire?

      Etwas in seinem Kopf begann zu arbeiten wie eine Selbsterhaltungsmaschinerie: Im Lauf eines Verhörs war es die Aufgabe des Polizisten, für eine Dramaturgie zu sorgen, Stimmungswechsel einzubauen, öfter einen anderen Ton anzuschlagen. Luc entschied, dass das auch für die andere Seite gelten konnte. Er zwang sich, ruhig zu atmen, und sagte leise und verbindlich:

      »O.k., Commissaire Schneider, wir beide wissen, dass das nicht sein kann. Gut, vielleicht zweifeln Sie wirklich an mir, aber dann werde ich eben Zeit brauchen, um Sie vom Gegenteil zu überzeugen.« Er machte eine Pause und betrachtete sein weiterhin regloses Gegenüber.

      »Lassen Sie es uns zusammen durchgehen, ja?«, fuhr er fort. »Es gibt sicher eine gute Erklärung, auch wenn ich mir momentan nicht vorstellen kann, wie die aussehen soll – ganz einfach, weil ich schlicht nicht weiß, was überhaupt passiert ist. Aber das werden Sie mir sicher sagen können.«

      »Sie sind klug, Monsieur Verlain, das ist mir schon klar. Ihre kooperative Art – das könnte einen anderen Beamten sicher täuschen. Aber nicht mich. Dennoch: Ich gehe es gern mit Ihnen durch. Also, von vorne: Wir haben eine größere Menge Kokain gefunden – in Ihrem Bungalow in Carcans-Plage. Es geht um anderthalb Kilo, sagen die Männer von der Spurensicherung. Das Zeug war gut versteckt, unter der Spüle. Es stammt, na, raten Sie mal: von einem der Strände im Aquitaine, es steckt in derselben Folie wie die anderen Funde. Für Sie wäre es eine Leichtigkeit gewesen, da ranzukommen.«

      »Sie haben meinen Bungalow durchsucht?«, fragte Luc ungläubig. »Auf wessen Geheiß hin? Weshalb hatten Sie diesen Verdacht?«

      »Ganz ruhig, Monsieur Verlain, das erkläre ich Ihnen gleich. Derzeit durchsuchen wir Ihr Büro in Bordeaux. Wollen doch mal schauen, ob wir da nicht auch noch was finden. Der schlimmste Tatvorwurf: Sie sind verdächtig, einen jungen Mann in Nanterre niedergestochen und anschließend verschleppt zu haben, sodass er später an seinen Verletzungen starb.«

      »Ich soll was?«, schrie Luc, doch die Nennung des Ortes ließ ihn Schlimmes ahnen.

      »Sie wissen, wer der junge Mann war, oder? Ich sehe es Ihnen an.« Schneider hatte Witterung aufgenommen, er war ein scharfer Beobachter.

      »Ich habe keine Ahnung, was ihm zugestoßen ist«, antwortete Luc knapp, »aber Sie meinen sicher Karim Abdoulahi.«

      »Richtig. Den Mann, der bei Ihrer letzten Ermittlung Ihre Freundin, Anouk Filipetti, von einer Treppe gestoßen hat.«

      »Und ich habe mich also an ihm gerächt?«

      Schneider zuckte mit den Schultern.

      »Vielleicht wollten Sie ihn nur erschrecken – und dann ist es etwas ausgeartet, schiefgegangen, wie man so sagt. Die enge Abfolge der Ereignisse СКАЧАТЬ