Название: Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur
Автор: tanja Voosen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детская фантастика
Серия: Die Zuckermeister
isbn: 9783401809076
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Robin öffnete die Tüte. »Jup! Kein Risiko!«
Nachdem sich jeder einen Zucker-Schlüssel in den Mund geschoben hatte, deutete Robin auf die Wand zu seiner Rechten. »Einfach Augen zu und durch!«
»Du willst, dass wir wie bei Harry Potter gegen die Wand rennen?«, fragte Elina.
»Bloß durchgehen. Ihr werdet schon sehen.«
Und mit diesen Worten verschwand Robin durch die Wand.
Die Geheimkammer entpuppte sich genau als das: geheim und eine Kammer. Durch zwei kleine Fenster fiel Licht herein. Viel Platz gab es nicht, weil alles vollgestellt war. Regalbretter schlängelten sich die Wand empor und bogen sich unter dem Gewicht dicker Wälzer, Fläschchen und Gläser voller verschiedener Zutaten. Einige davon hatten seltsame Farben und leuchteten sogar.
»Hier macht ihr aber nicht eure Süßigkeiten, oder?«, fragte Elina.
»Nein, hier bewahren wir nur allerhand Zeug auf«, sagte Robin. Er ging zu einem der Regalbretter und suchte eine Weile, bis er das richtige Buch fand.
»Und wo macht ihr dann die Süßigkeiten?«, hakte Charlie nach. »Oder zieht ihr wie bei Dornröschen die Fensterläden zu, um zu backen und eure Magie zu wirken?«
»Haha. Wir haben eine geheime Süßigkeiten-Küche.«
Mehr sagte er dazu nicht, aber Elinas Aufmerksamkeit wurde ohnehin gerade von dem Glaskasten angezogen, der zwischen den zwei Fenstern stand und in dem sich verschiedene Küchenutensilien befanden. Genau genommen zwei Löffel, zwei Schneebesen und etwas, das nach einer Art Kuchenspachtel aussah. Eine Stelle war frei. Neugierig trat sie näher heran. Da bemerkte sie die eingravierten Namen der Zuckerhut-Familienmitglieder unter den unterschiedlichen Gegenständen.
»Sind die für eure Süßigkeiten?«, fragte sie.
Charlie stellte sich neben Elina. »Wieso sind die weggeschlossen?«
»Wir dürfen unsere Pon nur unter Aufsicht benutzen«, erklärte Robin. »Jeder Süßigkeitenwerker bekommt sein magisches Werkzeug schon kurz nach seiner Geburt. Die Pon sind sehr wichtig für uns, mit ihnen wirken wir Magie.«
Ein magisches Werkzeug, wow! Elina durchströmte ein freudiges Gefühl. Dass es so was gab, war einfach cool! Dagegen hätte sie sofort ihren Hockeyschläger getauscht!
Charlie lachte. »Wofür soll ›Pon‹ denn die Abkürzung sein? Person ohne Nase? Wer hat sich das ausgedacht? Lord Voldemort? Wie lustig!«
Elina beugte sich vor, um die Pon besser betrachten zu können. »Mensch, Charlie! Siehst du nicht, dass die was Besonderes sind? Der Griff von diesem einen Löffel hat so goldene Beschläge und ganz unten … das sieht richtig hübsch aus! Wie ein Zuckerkristall!« Das beschriebene Pon gehörte laut dem Namen darunter Robin.
»Ja, gut … sie sehen schon ganz cool aus«, murmelte Charlie.
»Sind sie auch!«, beharrte Robin. »Wobei ich manchmal gar nicht so stolz bin, eins zu besitzen … « Er drückte niedergeschlagen das Buch an seine Brust.
»Du machst dir wieder Sorgen, oder?«, fragte Elina mitfühlend.
Schon damals, als sie gemeinsam auf der Suche nach den Zuckermeistern gewesen waren, um Charlie von den Nebenwirkungen der verdorbenen magischen Schokolade zu befreien, hatte Robin ihnen anvertraut, dass er sehr damit kämpfte, ein magisches Talent zu besitzen. Denn damit ging eine ziemlich große Verantwortung einher, der er sich die meiste Zeit nicht gewachsen fühlte.
»Ich dachte, wenn meine Eltern die Süßigkeitenwerker-Lizenz haben und nicht mehr heimlich Süßigkeiten herstellen müssen, wird der Druck weniger«, sagte Robin und sah bedrückt zu Boden. »Sie sind damit auch sehr glücklich, aber ich bin dadurch nicht weniger ein Süßigkeitenwerker und sie haben noch immer Erwartungen an mich. Jetzt sind da diese Prüfungen und ich habe Angst, dass ich sie nicht schaffe. Ich bin nun mal nicht Juna.«
»Nein, das bist du nicht«, sagte Elina. »Doch du gibst dir genauso viel Mühe, auf deine Art eben. Charlie und ich glauben ganz fest an dich. Du kannst das schaffen.«
Robin ließ traurig den Kopf hängen. »Aber schaut euch doch Juna an! Sie ist so clever und hat schon drei Prüfungen abgelegt und bestanden, als wäre sie ein magisches Ass! Dagegen stinke ich doch total ab und hab keine Chance.«
Charlie trat vor und knuffte Robin in den Arm. »Das ist wie mit dem Zeichnen, weißt du? Ich denke, ich bin schlechter als alle anderen, aber ich habe in der Kunst-AG gelernt, dass jeder etwas besonders gut kann. Dann kannst du eben nicht so gut auswendig lernen, machst dafür aber die praktischen Prüfungen mit links. Wirst schon sehen! Du schwingst dein Pon bestimmt wie ein obermagisch-mächtiger Zuckermeister!«
»So wie du deinen Zeichenstift?«, fragte Robin.
»Und Elina ihren Hockeyschläger«, fügte Charlie hinzu.
Elina lächelte. Krise abgewendet!
»Und wofür steht das Wort Pon jetzt?«, fragte sie.
»Früher nannte man die Werkzeuge ›Pont vers la magie‹, das heißt aus dem Französischen übersetzt ›Brücke zur Magie‹«, erklärte Robin. »Weil unsere Werkzeuge eben die Brücke der Magie zwischen den Süßigkeitenwerkern und den Süßigkeiten sind. Daraus wurde irgendwann einfach ›Pon‹.«
»Wieso denn Französisch?«, fragte Elina.
»Madame Picot hatte französisch-belgische Wurzeln und viele ihrer Ideen und Erfindungen haben deshalb französische Namen«, sagte Robin.
Charlie erschauderte. »Da muss ich an die Münze denken.«
Elina ging es nicht anders. Die Erinnerung an die Münze war nur eine von vielen, die an ihr magisches Abenteuer geknüpft waren, das noch gar nicht allzu lange zurücklag. Eine Frau namens Althea, die auch Charlie mit der Schokolade verflucht hatte, hatte Elina eine magische Münze untergejubelt – eine Feindesmünze mit französischer Inschrift am Rand: Ehre im Blut. Mit der Münze hatte Althea Elina jederzeit aufspüren können und versucht, an den Notfallkoffer mit den magischen Süßigkeiten heranzukommen. Von den Zuckermeistern, die Charlie geholfen hatten, wussten sie, dass Althea in Wahrheit Vivien Aldric hieß und ihre Süßigkeitenwerker-Magie schon lange nicht mehr für Gutes nutzte.
Und sie war noch irgendwo da draußen …
Für einen Moment hatten alle ihren Gedanken nachgehangen und Elina wollte auf keinen Fall, dass die Erinnerung an Vivien die ganze Stimmung kaputt machte.
»Wie funktioniert so ein Pon denn?«, fragte Elina.
»Das Pon leitet die Magie des Süßigkeitenwerkers weiter, dem es gehört«, erklärte Robin. »Jedes Pon ist einzigartig, genau wie sein Besitzer. Deshalb funktioniert ein Pon auch nur für diesen.«
»Deine Mutter hat einen Pfannenwender, richtig?«, warf Elina ein.
»Genau. Pon können viele Formen haben. Pfannenwender, Löffel, Schneebesen … Stellt euch die Pon wie СКАЧАТЬ