terrane Manifestationen. Klaus Paschenda
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Название: terrane Manifestationen

Автор: Klaus Paschenda

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783749782543

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СКАЧАТЬ Der ideale Ort für ein anregendes Schlückchen. Mit geübter Hand, wie sich das für einen mittelgroßen Franzosen gehörte, schenkte Maxim den Schaumwein ein.

      „Auf Geniè, unser PR-Genie!“14 Das war die Ansage aller.

      „Marie, weißt du, wann sie hier eintreffen wird?“ fragte Maxim.

      „Laut Plan am Brett morgen gegen 22 Uhr.“ Das Brett war ein wandfüllender Screen im hinteren Teil des Flurs, der über Gesten und Sprache gesteuert wurde.

      „Ich habe die Lasagne bereits vorbereitet, wird ein spätes Essen werden.“

      Sie fuhr fort: „Wenn unser Italiener Lodo morgen aus Turin zurückkommt, muss er einen passenden Bardolino15 aus seiner Unterwelt holen.“ Lodo hieß eigentlich Lodovico di Ruffia und war recht groß. Er war stolz darauf, seinen Stammbaum auf einen der Gründer der ehemaligen Fiat-Werke zurückführen zu können. Wie Lodo und Geniè sich gefunden hatten, wusste keiner, nur dass Lodo wie Pierre ein handwerklich orientierter Physiker war, hatten alle längst begriffen.

      „Ok“, meinte Pierre, „eine lange Nacht. Wir müssen klären, dass wir möglichst schnell die Demo vorbereiten und den Verkauf zum Abschluss bringen. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir das nicht hier in La Ferme machen sollten. Wir können das bei den Schwarzwäldern, bei Sukal, Frank und den anderen dort in der alten Textilfabrik durchziehen. Später, wenn dann finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, werden wir was Besseres für die Gruppe finden. Den Bruchbau haben sie lange genug ertragen. Ein Update für Labore und IT ist ebenfalls überfällig. Das ärmliche Equipment dort in der Fabrik reicht für die Vorführung, mehr müssen die Investoren nicht sehen. Aber jetzt habe ich erst einmal Hunger.“

      Marie holte Baguette, Käse, Salat und was weiter zu einer Vesper bei untergehender Sonne passte. Sie schwätzten noch eine Weile und ließen ihrer Freude freien Lauf. Schließlich war es fast Mitternacht und auch der nachgerückte Rotwein nicht mehr existent. Auf La Ferme kehrte Ruhe ein.

      11 ‚Franzose‘: Ein einstellbarer Schraubenschlüssel. Durch Drehen des Handgriffs wurde die Breite für die Schraubenmutter angepasst.

      12 Lanz Bulldog war ursprünglich ein Hersteller für Traktoren. Das Wort ‚Bulldog‘ wird heute oft umgangssprachlich für Traktor oder Ackerschlepper benutzt.

      13 Auguste Escoffier, 1846-1935, veröffentlichte 1903 den Guide Culinaire, dt. Kochkunstführer, heute 15. Aufl., ein Standardwerk des Kochens.

      14 PR = Public relations, wird hier als Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von Werbung verstanden.

      15 Bardolino ist ein italienischer Wein, der am Südostufer des Gardasees angebaut wird.

      5 Demo

      Bei den Schwarzwäldern fand die Demonstration des ZTT statt. Anwesend waren von Seiten der Investoren ein Physiker, ein Informatiker und ein Geschäftler. Neben diesen Personen, die in der Öffentlichkeit ihres Unternehmens nicht auftraten, aber entscheidenden Einfluss hatten, war nahezu unsichtbar die Wirtschaftsjuristin dabei. Von der anderen Seite des Rheins herübergekommen waren Geneviève und Lodo, ihr Italiener.

      Man hatte sich auf alten Wirtshausstühlen in einem Halbkreis um eine für Laien verwirrende Sammlung von technischen Geräten gesetzt. Nach der Begrüßung kotzte gleich der Geschäftler in den Raum: „Nun lassen Sie sehen und hören. Schließlich haben Sie unsere Vorabzusage. Und mit dem Tisch haben Sie ja schön aufgedeckt. Show, ich will show, jetzt.“

      Derartiges hatte Geniè nicht erwartet. Großes Maul, praktisch und physisch. Typisch amerikanisch, jeder Zahnästhet hätte an dem Gebiss seine Freude gehabt. Sie mochte den Kerl überhaupt nicht. Aber darüber standen andere Interessen, und blöd war er nicht. Hinter der dämlichen Fassade schien ein klarer Kopf zu sein.

      Sukal, auch Physiker, ein gutmütiger Schwarzwälder, fand den Geschäftler ebenfalls nicht sonderlich sympathisch. Er fühlte sich ein wenig provoziert. So nahm er diesen Pseudostier bei den Hörnern und fing gleich an:

      „Also, wie Ihnen meine Kollegin erklärt hat, haben wir auf dem Gebiet der Verschränkung innerhalb der Quantenelektrodynamik einige praktische Erfolge erzielt. Das möchten wir demonstrieren. Hier rechts steht einen Lichtwellensender, dessen Ausgangssignal, rotes Licht, wir mit Daten beaufschlagen werden. Da Sie Daten weder hören noch sehen können, nehmen wir einen einfachen Song, der nur bescheiden instrumentiert ist. Damit hört auch das ungeübte Ohr, worauf es ankommt. Sie werden den Titel nicht kennen, vermutlich wissen Sie nicht einmal, was eine Schallplatte ist. Alles historisch. Das Licht, bepackt mit dem Song, leiten wir hier in die Glasfaser. Insgesamt wird das Signal durch die fünf Trommeln dort drüben geleitet. Das sind 20 km Glasfaser. Im Vakuum legt das Licht in einer Sekunde knapp 300.000 Kilometer zurück, in einer Glasfaser wie hier nur etwa ein Drittel davon. Folglich braucht das Licht für die zwanzig Kilometer Glasfaser 0,2 Millisekunden, im Vakuum wäre die Zeit um den Faktor drei kleiner.

      Sie werden im ersten Versuch gleichzeitig das gesendete und das am Ende der Glasfaser empfangene Signal hören. Für die Techniker unter Ihnen, der Zähler hier zeigt die Zeitdifferenz zwischen beiden Signalen an. Wie sagten Sie, show.“

      Das Lied ‚Those were the days‘ erklang deutlich wahrnehmbar in doppelter Ausführung.

      Mehr oder weniger gelangweilt hörten die Eingeladenen zu, technisch war das nichts Neues. Wenn ein Signal übertragen wird, braucht es seine Zeit vom Sender zum Empfänger. Wusste doch jedes Kind. Und der Inhalt des Songs? Dafür war jetzt keine Zeit.

      Nur Sukal schossen für kurzen Moment Fragen durch den Kopf. Wie mag es sein, wenn ich einmal alt bin, meine alte Schule sehe, vor dem Haus meiner ersten Freundin stehe, meine damaligen Kneipen abgerissen sind, ich meine Freunde in der Welt verloren habe? Aus welcher Welt stammt dieses Lied?

      Er blieb sachlich. „Ok, soweit das, was Ihre Techniker können und verstehen, die klassische Nachrichtenübertragung. Jetzt zu meiner Linken. In Box eins speisen wir das Audiosignal ein.“

      Er steckte kurz ein Kabel um.

      „Von Box eins geht es wieder durch die Glasfaser zu Box zwei. Er verband den Ausgang der letzten Glasfasertrommel mit Box zwei. Und wir hören? Sind sie bereit?“

      Nicht einmal ein Klack, nur ein reines, einzelnes akustisches Erlebnis. Eine Differenz zwischen gesendetem und empfangenen Signal war nicht hörbar. Die Anzeige des Differenzzählers schwankte mit plus minus einem Digit16 um Null. Selbst dem Geschäftler war bekannt, dass die letzte Stelle einer digitalen Anzeige so schwanken durfte und dieses keine technische oder physikalische Aussage hatte, sondern konstruktionsbedingt war.

      Der Song endete, man schaute sich an, eine gewisse Melancholie hing im Raum. Sollten sie das Lied jetzt wahrgenommen haben?

      Sukal entfernte alle Verbindungen zur Glasfaser:

      „Eigentlich brauchen wir die Glasfaser nicht.“

      Er startet den Song neu. Irgendwie gefiel Sukal das Stück. Wie wir mal altern, dachte er. Was werden wir verlieren?

      Der Effekt wiederholte sich. Zwischen der Wiedergabe des Senders und der Wiedergabe des Empfängers war kein Unterschied zu hören. Eine lupenreine Datenübertragung, ohne Kabel. Das gesendete Signal gelangte ohne Verzögerung zum Empfänger. Die Begriffe Sender und Empfänger hatten sie durch die neue Bezeichnung Zero-Time-Transmitter ersetzt. Der fremde Physiker begann zu klatschen.

      „Ok, СКАЧАТЬ