Frauen sind die besseren Männer. U. S. Levin
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Название: Frauen sind die besseren Männer

Автор: U. S. Levin

Издательство: Автор

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783963114847

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      „Ein Unglück kommt zum Zelten nie allein“, scherzte ich.

      „So ist es“, bestätigte Martina Stiebstein. „Jetzt kann mir nur noch einer helfen, und das bist du.“

      „Was bekomme ich für diesen Gefallen?“

      „Den üblichen Satz.“

      „Damit kann man aber keine großen Sätze machen“, hielt ich dagegen.

      „Falls du an etwas anderes gedacht hast – tut mir leid, ich bin verheiratet.“

      „Ich auch.“

      „Uwe, bleibe bitte ernst! Für mich ist das ziemlich wichtig.“

      „Okay, um welchen Film handelt es sich?“

      „Tatort.“

      „Welchen?“

      „Den von heute Abend.“

      „Hab ich aber leider nicht gesehen“, bedauerte ich erleichtert.

      „Denkst du, Büchner, Niesenstiesel und Schoppentau sehen sich die Filme an, die sie hinterher verreißen?“

      „Aber Filmkritiken liegen mir nun mal nicht“, begann ich, mich wie ein Wurm zu winden.

      „Winde dich nicht wie ein Wurm!“, kam es ungehalten aus dem Hörer. „Filmkritiken können bereits Zehnjährige schreiben. Dazu gehört gar nichts.“

      „Und was schreibt man da so?“

      „Na, zum Beispiel, dass die Handlung ziemlich geradlinig war, wodurch keine echte Spannung aufkommen wollte, und außerdem wären die Dialoge alles andere als umgangssprachlich gewesen, sondern wirkten steif und konstruiert und wie von Marionetten gesprochen.“

      „In einer Stunde maile ich dir meine Kritik!“, versicherte ich Martina Stiebstein. Ich wäre ja bescheuert, mir für so einen läppischen Text die hundert Euro durch die Lappen gehen zu lassen.

      Also setzte ich mich sonntagabends an meinen Computer und schrieb die erste Filmkritik meines Lebens. Als ich sie über die Datenautobahn jagte, hielt ich sie für die beste, die ich je verfasst hatte. Ich schrieb meine ehrliche Meinung, offen und schonungslos – ohne Rücksicht auf Verluste. Immerhin war ja die Handlung ziemlich geradlinig, wodurch keine echte Spannung aufkommen konnte, und außerdem waren die Dialoge alles andere als umgangssprachlich, sondern wirkten steif und konstruiert und wie von Marionetten gesprochen.

      Als ich den Text noch einmal las, konnte ich nur noch den Kopf schütteln, welch schwachsinnige Streifen die Sender ihren zahlenden Zuschauern zumuten. Der Intendant sollte sich schämen. Der Intendant schämte sich nicht, er rief mich an.

      „Sind Sie der Autor dieser Filmkritik?“ Er klang verärgert.

      „Ganz recht“, antwortete ich standhaft, „und ich stehe dazu!“

      „Prima“, erwiderte er, und seine Stimme wurde freundlicher. „Ich möchte Sie gern sprechen! Persönlich, unter vier Augen!“

      „Das ehrt mich. Wann passt es Ihnen?“

      „Sagen wir morgen, um drei Uhr nachmittags!“

      „Und wo treffen wir uns?“

      „Sie kommen ins Funkhaus, in mein Büro!“

      „Ich werde pünktlich sein.“

      „Das will ich hoffen!“

      Mir mussten die Sicherungen durchgeknallt sein. Erst nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, wurde mir klar, dass das eine Falle war. Eine Einladung zum Intendanten einer Fernsehanstalt nach einem saftigen Filmverriss konnte doch nichts Gutes bedeuten. Ich rief Martina Stiebstein an und beichtete ihr das Unheil, das sich drohend über mir zusammenbraute.

      „Ich hoffe, du gehst nicht hin.“

      „Morgen Nachmittag drei Uhr.“

      „Dann zieh dich warm an! Oder besser noch, regle gleich deinen testamentarischen Nachlass!“

      Ich wollte weder das eine noch das andere. Viel mehr erwog ich, diesen Termin einfach platzen zu lassen. Aber was sollte ich antworten, wenn Martina Stiebstein mich fragen würde, wie es gelaufen sei. Feigheit vorm Feind? Das wollte ich mir unter keinen Umständen nachsagen lassen, dann würde ich schon lieber den heldenhaften Tod durch eine Intendantenkugel sterben. Natürlich fuhr ich nicht ins Funkhaus, ohne mich vorher warm angezogen und mein Testament aufgesetzt zu haben. Man kann ja nie wissen.

      Als die Sekretärin hinter mir die Tür schloss, sprang der Intendant aus seinem Ledersessel und stürzte sich auf mich. Im ersten Moment glaubte ich, nicht durch eine Pistolenkugel ins Jenseits befördert zu werden, sondern durch die bloßen Hände dieses Fleischklopses. Dieser Gedanke schnürte mir die Kehle ab. Aber der Intendant hatte plötzlich ein strahlendes Lächeln aufgesetzt und führte, wie ich im zweiten Moment feststellte, keine mörderischen Absichten im Schilde.

      „Setzen Sie sich!“, lud er mich zuvorkommend ein, nachdem er mich dreimal väterlich an seine Brust gedrückt hatte. Er führte mich zu seinem Schreibtisch und drückte mich sanft in einen Sessel.

       Wie gefiel Ihnen dieser Liebesfilm?“ „Es ging so, aber mein Nachbar wurde rollig.“

      „Was möchten Sie trinken?“

      „Ich …“, würgte ich und konnte kein weiteres Wort herausbringen.

      „Einen Kognak vielleicht?“, bot er mir an, schoss zur Anrichte rüber und holte ein edles französisches Tröpfchen.

      Wir prosteten uns zu.

      „Auf Ihren genialen Artikel!“, salutierte er und stürzte den Kognak in einem Zug hinunter.

      „Ich habe mich über Ihre Kritik sehr gefreut“, erklärte er, als er sein Glas abgestellt hatte. „Fred, hab ich zu mir gesagt, der Mann versteht was vom Film. Ich darf Ihnen verraten, dass wir beide dieselbe Meinung vertreten. Auch ich finde, dass die Handlung ziemlich geradlinig ist, wodurch keine echte Spannung aufkommen will, und außerdem sind die Dialoge überhaupt nicht umgangssprachlich, sondern wirken steif und konstruiert und wie von Marionetten gesprochen. Sie haben mir aus der Seele gesprochen. Ich danke Ihnen!“

      Ich war von der Entwicklung der Dinge absolut überrascht.

      „Wissen Sie, alle Filme dieses Regisseurs kotzen mich an. Sie sind durch die Bank von einem geradezu widerlichen Dilettantismus durchsetzt. Aber ich muss sie senden, ob ich will oder nicht. Vertrag bleibt Vertrag!“

      „Da kann ich Ihnen nicht widersprechen“, antwortete ich, nicht nur, um etwas zu sagen, sondern auch, um ihm zu zeigen, wie sehr mich seine Worte rührten.

      „Deshalb bin ich jedem Kritiker“, sprach er weiter, „der diesen hirnrissigen Schwachsinn erkennt und gebührend verreißt, zu ewigem Dank verpflichtet. Eine Ablehnung seiner Filme kann aber leider erst dann erfolgen, wenn die СКАЧАТЬ