Название: Der neue Sonnenwinkel 79 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740965563
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»Ich bleibe auf jeden Fall hier«, entschied Inge. »Ich möchte bei ihr sein, wenn Pamela wieder aufwacht.«
»Das kann Stunden dauern«, wandte Rosmarie ein, doch Inge war von ihrer Entscheidung nicht abzubringen.
»Ja, dann gehe ich jetzt«, sagte Rosmarie, »wenn du was brauchst, ruf mich einfach an, ja?«
Inge nickte, bedankte sich, schaute Werner an, dem anzusehen war, dass auch er jetzt am liebsten gegangen wäre, sich nur nicht so richtig traute. Konnte er Inge in diesem Zustand allein bei Pamela lassen? Würde sie ihm grollen, wenn er ging?
Inge erlöste ihn von seinen Qualen.
»Du musst nicht hierbleiben, Werner, fahr nach Hause. Das Essen steht auf dem Ofen, du musst es nur warm machen, oder geh zu meinen Eltern, die müssen eh erfahren, was passiert ist. Sie werden aus allen Wolken fallen. Und noch etwas, Werner, die Hunde sind im Garten, die musst du ins Haus lassen, und fressen müssen sie auch.«
Man sah Werner an, dass er mit diesen Hinweisen total überfordert war. Das hatte natürlich auch Rosmarie gemerkt. »Werner, ich kümmere mich um alles. Ich fahr schon mal vor, du rufst kurz an, und ich komme vorbei, einverstanden?«
Und ob er das war, Werner war so richtig erleichtert.
Rosmarie verabschiedete sich von Inge, warf einen letzten Blick auf die schlafende Pamela, nickte Werner aufmunternd zu, dann ging sie.
»Es ist richtig nett von Rosmarie«, sagte Inge nach einer Weile.
Er nickte.
»Ja, das ist es, und du …, ich meine, es macht dir wirklich nichts aus, wenn ich jetzt gehe? Etwas tun für Pamela können wir augenblicklich eh nicht, und beide hier herumsitzen …«
Sie erhob sich, legte einen Arm auf seine Schulter.
»Werner, du musst kein schlechtes Gewissen haben, wirklich nicht. Es ist ganz gut, dass ich erst einmal allein hier sitze. Ich muss mir vor Augen führen, was passiert ist und was alles hätte passieren können … Pamela hätte tot sein können wie Heiner und Nancy, ihre leiblichen Eltern.«
Oh Gott!
Wohin verirrten sich Inges Gedanken gerade? Er umarmte sie, streichelte ihr über die Haare, was sehr wohltuend für sie war.
»Inge, Pamela hatte Glück im Unglück, das allein ist es, was zählt und wofür wir dankbar sein müssen. Quäle dich doch nicht, und so tragisch das mit Nancy und Heiner damals auch war, es muss sich nicht wiederholen, und es hat sich ja auch nicht wiederholt, weil Pamela lebt. Du bist mit den Nerven fertig, es hat dich kalt erwischt, und ehrlich mal, vielleicht solltest du mit nach Hause kommen, dich ein wenig ausruhen und dann kannst du gestärkt zurückkehren.«
Inge machte sich aus seiner Umarmung frei.
»Ich bleibe«, sagte sie fest, »und du gehst jetzt am besten, Werner. Guck nicht so, ich bin nicht sauer, halte dich auch nicht für herzlos, aber bitte, vergiss nicht, es meinen Eltern zu erzählen, ja?«
Er versprach es, zögerte kurz, dann ging er tatsächlich. Es machte wirklich keinen Sinn, länger hier herumzusitzen.
Aber Inge konnte stur sein, wenn sie etwas ganz bestimmt wollte …
An der Tür zögerte Werner noch einmal, wollte etwas sagen, besann sich jedoch, drehte sich endgültig um, dann ging er.
Inge war mit Pamela allein und der Stille, die sie umgab, die durch nichts unterbrochen wurde.
Sie war erschüttert, allmählich begriff sie, was geschehen war. Sie sah Pamela vor sich, wie sie lachend und fröhlich am Morgen das Haus verlassen hatte, mit Plänen für den Nachmittag. Und nun lag sie hier. Wie schnell alles vorbei sein konnte, ohne jede Vorwarnung.
Warum ausgerechnet Pamela?
Sie war doch gewiss nicht die Einzige an der Bushaltestelle gewesen. Inge konnte sich das Hirn zermartern und würde doch keine Antwort auf all die Fragen bekommen, die ihr durch den Kopf gingen.
Schicksal …
Nein, sie wollte sich mit so etwas nicht abfinden. Inge setzte sich wieder, zog ihren Stuhl ganz eng an das Bett von Pamela heran, dann streichelte sie ihre Kleine sanft, hielt sie fest, als ihr Blick auf die Hände fiel. Es war nicht lange her, dass Pamela selbst überlegt hatte, später einmal Handchirurgin zu werden. Warum hatte die sympathische Ärztin vorhin erwähnt, dass ein Handchirurg sich Pamelas Hände ansehen müsse. Ausgerechnet die Hände, die man immerfort brauchte.
Inge schluckte, dann begann sie zu beten, das tat sie immer, wenn sie in Not war, und das war sie augenblicklich, ja, das war sie. Inge hoffte, dass Gott ihre Gebete nicht ignorieren würde, weil sie in Normalzeiten eine ziemlich laue Christin war.
Sie zuckte zusammen, als jemand das Krankenzimmer betrat. Es war ein junger Arzt, der sich als Doktor Greiner vorstellte und der die Ablösung war.
Inge wollte ihm ein paar Fragen stellen, doch das blockte er sofort ab. »Tut mir leid, doch da muss ich mir erst einmal die Krankenakte ansehen, so kann ich Ihnen nichts Konkretes sagen.« Er warf einen Blick auf die Geräte, an die Pamela angeschlossen war. »Wenn es Sie beruhigt, alles sieht gut aus.«
Er überprüfte die Lage, erkundigte sich, ob er etwas für sie tun könne, ob sie einen bequemeren Stuhl brauche oder gar ein Bett haben wolle, das man neben das ihrer Tochter schieben könne.
Es klang verlockend, doch Inge wusste, dass sie eh kein Auge schließen würde. Also bedankte sie sich und sagte, es sei nicht nötig. Der Arzt ging, Inge war wieder allein mit Pamela, der Stille und ihrer Angst, die wahrlich kein guter Begleiter war. Sie verspürte irgendwann, wie die Müdigkeit sie übermannte, und nun bedauerte sie doch, nicht wenigstens eines der Angebote dieses netten Arztes angenommen zu haben. Der Stuhl, auf dem sie saß, der war verdammt hart. Sie ließ ihren Kopf auf den Rand der Matratze sinken, und irgendwann schlief sie tatsächlich ein.
*
Inge wurde durch einen Aufschrei geweckt. Für einen Augenblick hatte sie Mühe, sich zurechtzufinden, wusste nicht, wo sie war. Doch die Erinnerung kehrte sehr schnell wieder zurück.
Und dann hatte sie erst einmal Mühe, sich zu sortieren, sie glaubte, durch einen Fleischwolf gedreht worden zu sein, jeder Knochen tat ihr weh.
Aber das war schnell vergessen, sie wandte sich Pamela zu, von der der Aufschrei gekommen war.
»Pamela, Liebes, alles ist gut.«
Inge hatte keine Ahnung, woran Pamela sich erinnern konnte, was der Grund für diesen Schrei gewesen war.
»Nichts ist gut«, schrie Pamela. »Meine Hände, was ist mit meinen Händen.«
Inge versuchte, ihre Tochter zu beruhigen.
»Nichts weiter. Alles wird wieder gut.«
Pamela hielt ihre Hände hoch.
»Und was ist das hier?«, wollte sie wissen, und ihre Stimme war immer noch ungewöhnlich laut.
»Liebes, es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, ein Handchirurg wird sich das alles ansehen.«
Ach, СКАЧАТЬ