Krise am Golf. Robert Fitzthum
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Krise am Golf - Robert Fitzthum страница 5

Название: Krise am Golf

Автор: Robert Fitzthum

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

Серия:

isbn: 9783853718773

isbn:

СКАЧАТЬ pragmatisches Regime, das an einer Zusammenarbeit mit dem kleinen Nachbarn auf der anderen Seite des Golfs interessiert war. Die Erschließung des South-Pars-Gasfeldes – das größte bisher entdeckte Gasfeld, welches fast zu gleichen Teilen auf katarischem und iranischem Meeresboden liegt – spielte im Ausbau bilateraler Beziehungen zwischen Katar und der Islamischen Republik eine entscheidende Rolle.18 Der Entschluss des katarischen Kronprinzen Anfang der 1990er Jahre, auf Gas als Exportrohstoff zu setzen, brachte für Katar nicht nur wirtschaftlich den Umbruch, sondern eröffnete auch außenpolitisch neue Horizonte. Mit dem Erlös aus dem Gasexport war das kleine Emirat plötzlich finanziell unabhängig und hatte gleichzeitig mehr Gestaltungsfreiraum, »Realpolitik« zu betreiben, die nicht zwangsläufig an die rückständigen und konservativen Doktrinen Saudi-Arabiens gekoppelt war. Kooperation mit dem großen Partner auf der anderen Seite des Golfs war für Katar nun unausweichlich. Die sichere, gemeinsame Förderung des Erdgases ist seit der Machtübernahme des Kronprinzen 1995 Schwerpunkt katarischer Sicherheitspolitik und Grundlage des kometenhaften Aufstiegs Katars in den letzten 20 Jahren. Ein Konfrontationskurs mit dem Iran, wie immer wieder von Riad gefahren, ist und bleibt daher für Doha strategisch inakzeptabel.

       Das Sicherheitskonzept nach dem Arabischen Frühling

      Während es bis 2011 trotz großer Krisen und Meinungsverschiedenheiten die sechs Golfmonarchien immer schafften, sich auf einen, wenn auch schwachen gemeinsamen Nenner in Sicherheitsfragen zu einigen, so setzte der Arabische Frühling der Illusion ein Ende, dass der GCC außen- und sicherheitspolitisch konsensfähig wäre. Als in Tunesien Ende 2010 die ersten Massenproteste mehr politische Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit einforderten, wurde die Konfrontation zwischen Öffentlichkeit und autoritärem Machtapparat in den Golfstaaten komplett unterschiedlich bewertet. Die unterschiedlichen Positionen zweier Männer und zweier Staaten am Golf sollten sowohl den Golf als auch die gesamte Region spalten: Hamad bin Khalifa al Thani, mittlerweile Katars Emir, und Mohammad bin Zayed Al Nahyan, der Kronprinz von Abu Dhabi. Beide interpretierten den soziopolitischen Zeitenwandel, der über die Region hineinbrach, auf Basis von Narrativen, die nicht miteinander vereinbar waren.

      Aber al Thani ging noch weiter. Wie auch die anderen Nachbarstaaten beherbergte Katar eine Vielzahl von Oppositionellen und Dissidenten, die in Doha eine neue Heimat gefunden hatten und von denen viele aus dem islamistischen Spektrum kamen. Ganz besonders Anhänger der Muslimbrüderschaft, die im Rest der Region als Oppositionsgruppe geächtet war, hatten von Doha aus ihre Verbindungen nach Hause aufrechterhalten. Für den Emir bot die Muslimbruderschaft ein mächtiges Netzwerk, das als einzige Organisation über eine Infrastruktur im Untergrund in Tunesien, Ägypten oder Syrien verfügte, die man nun aktivieren konnte, sollten die Diktaturen fallen. Während Katar in Tunesien und Ägypten nach dem Fall der Regime sich für einen politischen Pluralismus stark machte, bekamen islamistische Parteien finanzielle Unterstützung. In Libyen und Syrien engagierte sich Katar militärisch – in Libyen im Rahmen der NATO-Operation und in Syrien in Absprache mit den USA.