Название: Der kleine Fürst Classic 40 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst Classic
isbn: 9783740900915
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Er folgte ihr also in die Wohnung, hörte im Bad Wasser laufen. Sie tauchte nach wenigen Minuten wieder auf, hatte sich die Haare gekämmt und das Gesicht gewaschen. Noch immer ähnelte sie dem Fernsehstar Christine Schalk nicht unbedingt, aber sie sah besser aus als zuvor. Ihr Lächeln war verlegen. »Ich war vollkommen übermüdet«, erklärte sie, »und außerdem war das blöd gestern Abend, ich habe zu viel getrunken, während ich auf dich gewartet habe, das ist mir leider zu spät aufgefallen.«
»Wir können so nicht weitermachen«, sagte er ruhig.
»Was willst du damit sagen?«
»Ich habe nachgedacht, Christine, über uns beide. Wenn wir wirklich zusammenbleiben wollen …«
Die Türklingel unterbrach ihn. Jemand drückte lang anhaltend darauf. »Nanu?«, fragte Bernhard. »Rufen die nicht an von unten, um deine Besucher anzukündigen?«
Sie war bereits aufgesprungen. »Warte einen Augenblick«, bat sie hastig. »Wahrscheinlich ein Versehen.« Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür zum Flur hinter sich.
Ein Versehen? Bernhard wusste, wie ernst die Empfangsteams unten ihre Aufgabe nahmen. Jeder, der das Haus betrat, musste sich anmelden, durchgelassen wurden nur bekannte Gesichter. Hier im Haus wohnten ausschließlich wohlhabende Leute, es gab einiges zu stehlen, deshalb leisteten die Eigentümer sich die teuren Empfangsleute. Wer also kam bis vor die Tür dieser Wohnung, ohne von unten angekündigt worden zu sein?
Er konnte sich keinen Reim auf diesen Vorfall machen.
Unwillkürlich stand er auf und schlich zu der Tür, die sie so sorgfältig hinter sich geschlossen hatte. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht herkommen!«, hörte er sie mit unterdrückter Stimme sagen. »Es geht jetzt nicht, Jens, verstehst du?«
Es war eine männliche Stimme, die ihr antwortete, heiser vor Erregung. »Aber ich muss mit dir reden, Tina – meine Frau ist misstrauisch geworden, ich kann mich nicht mehr mit dir treffen. Das mit uns muss aufhören, sofort. Ich will meine Familie nicht verlieren. Es war sowieso ein großer Fehler. Bitte, hör auf, mich …«
Bernhard riss die Tür mit einem Ruck auf. Der Mann, der in der geöffneten Wohnungstür stand, war etwa so alt wie er: ein blasser schmaler Typ mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Sehr gut aussehend, dachte Bernhard beinahe automatisch. »So ist das also«, stellte er mit kalter Stimme fest.
Der Mann sah von ihm zu Christine und wieder zurück, auch der letzte Blutstropfen wich aus seinem Gesicht. »Was soll das heißen?«, stammelte er. Langsam wandte er sich wieder der jungen Schauspielerin zu. »Das habe ich gewusst«, sagte er tonlos. »Im Grunde habe ich es gewusst. Mit mir hast du nur aus Langeweile etwas angefangen – oder weil du dir beweisen wolltest, dass dir keiner widerstehen kann. Und dafür habe ich meine Ehe gefährdet!«
Er drehte sich um und rannte zum Aufzug.
Christine hatte noch gar nichts gesagt, und Bernhard wollte auch nichts hören. Er schob sich an ihr vorbei aus der Wohnung und sagte mit erzwungener Ruhe: »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.«
Endlich hatte auch sie sich von ihrem Schrecken erholt. »Bernd, bitte bleib!«, rief sie ihm nach.
Er tat ihr nicht den Gefallen, sich noch einmal umzudrehen. Alles, was er denken konnte, war: Das war’s. Wie betäubt kehrte er in seine Wohnung zurück, wo gleich darauf das Telefon anfing zu klingeln. Er ignorierte es ebenso wie wenig später das Läuten an der Tür.
*
Robert zog im Schwimmbad gleichmäßig seine Bahnen – das tat er immer, wenn er einen freien Tag hatte, er bekam ja sonst nicht allzu viel Bewegung, und er wollte auf jeden Fall fit bleiben. Nach einer Stunde im Wasser fühlte er sich großartig. Es war überhaupt ein guter Tag, fand er. Zuerst die Begegnung mit der hübschen Ilka, nun der Sport – vielleicht ging er am späten Nachmittag noch ins Kino. Oder er traf sich mit seinem Freund Per, sie hatten einander mindestens zwei Wochen lang nicht gesehen.
Er war gerade dabei, das Schwimmbad zu verlassen, als sein Handy klingelte. Er erkannte die Nummer sofort, es war sein Chef. Hastig meldete er sich. »Herr von Ahlwitz?«
»Tut mir leid, Herr Werner, ich weiß, ich habe Ihnen einen freien Tag versprochen – können Sie den ein anderes Mal nehmen?«
»Kein Problem«, erklärte Ro-bert. »Ich war nur gerade Schwimmen, ich müsste …«
»Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen – aber bitte nicht mehr. Und dann kommen Sie zu mir. Wir fahren nach Sternberg, ich muss mit Frau von Thadden reden. Sie ist heute Morgen dahin gefahren.«
»Ich beeile mich«, versprach Robert, und das tat er auch. Er jagte nach Hause, hängte seine Schwimmsachen auf, trocknete die Haare, zog sich um und machte sich wieder auf den Weg. Was war passiert? Das war die Frage, die ihm unablässig durch den Kopf ging. Hatte Herr von Ahlwitz es irgendwie herausbekommen? Wenn ja, musste er nichts mehr sagen. Wenn nein …
Seine Gedanken verwirrten sich, er war noch zu keinem Entschluss gekommen, als er sich am Empfang des Hauses meldete, in dem Bernhard von Ahlwitz wohnte. Dieser kam so schnell nach unten, dass er wohl schon auf das Erscheinen seines Chauffeurs gewartet hatte. Unnatürlich blass war er, die Augen schienen tief in den Höhlen zu liegen, dunkle Schatten lagen darunter. »Sind Sie krank?«, fragte Robert erschrocken.
»Nur unglücklich«, lautete die Antwort.
Bernhard setzte sich nach hinten, was bedeutete, er wollte nicht reden. Robert fand das in Ordnung. Anders wäre es ihm lieber gewesen, dann hätten sie beide eine unterhaltsamere Fahrt gehabt, aber mittlerweile war er sicher, dass Bernhard von Ahlwitz von der Untreue seiner Freundin erfahren hatte. Einen anderen Grund für sein elendes Aussehen konnte er sich jedenfalls nicht vorstellen.
Er ließ den Motor an und machte sich auf den Weg nach Sternberg.
*
»Bernd hat vor einer halben Stunde angerufen, Isa«, sagte Sofia von Kant. »Er scheint ziemlich durcheinander zu sein und ist jetzt auf dem Weg hierher.«
»Bernd?«, fragte Isabella verwundert. »Wieso kommt er denn nach Sternberg? Das verstehe ich nicht. Ist etwas passiert?«
»Das nehme ich an, näher erklärt hat er sich nicht. Er bat mich nur, dir auszurichten, dass er mit dir reden muss.«
»Oje«, murmelte Isabella. »Wahrscheinlich geht es um seine Freundin.«
»Vielleicht solltet ihr die Öffentlichkeit nicht länger im Unklaren über eure Beziehung lassen«, schlug Sofia vor. »Dieses Verwirrspiel ist doch gar nicht nötig, Isa, jedenfalls nicht für dich. Wie das bei Bernd aussieht, kann ich nicht beurteilen, zumal ich seine Freundin nicht kenne, aber Viktor von Löwen ist ein sympathischer Mann, deine Eltern werden ihn schätzen.«
»Das werden sie nicht, Sofia. Er hat keinen guten Ruf, das weißt du doch.«
»Aber du liebst ihn«, stellte die Baronin fest. »Und das ist es doch, was zählt, oder?«
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