Der neue Sonnenwinkel 74 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel 74 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel

isbn: 9783740962814

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СКАЧАТЬ niemand kann nachvollziehen, warum sie Jörg verlassen hat. Er hat Stella auf Händen getragen, und seine Familie war ihm gewissermaßen heilig. Mit dem anderen Mann hielt sie es ja nicht lange aus. Gut, man kann sich irren, und ob man die richtige Wahl getroffen hat, stellt sich spätestens nach den Werbewochen heraus. Aber warum, warum ist sie mit den Kindern einfach sang- und klanglos abgetaucht? Sie hätte doch wieder nach Deutschland kommen können oder wenigstens eine Adresse hinterlassen, wenn Aus­tralien jetzt das Land ihrer Träume ist. Was ist da bloß geschehen?«

      »Rosmarie, das alles haben wir doch bereits mehr als nur einmal erörtert. Hör endlich auf, dich zu quälen und dir Vorwürfe zu machen. Es hat nichts mit dir und Heinz zu tun. Stella hat ja auch jeglichen Kontakt zu Fabian abgebrochen, und die beiden waren ja wohl immer ein Herz und eine Seele. Stella hat sich für einen Weg entschieden, in dem die Familie keinen Platz mehr hat, und das müssen wir akzeptieren. Wir können nur darauf hoffen, dass die Kinder, wenn sie volljährig sind, den Weg zu uns finden, ihren Großeltern, zu Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen.«

      Rosmarie winkte ab.

      »Die können sich irgendwann doch überhaupt nicht mehr an uns erinnern, außerdem weißt du nicht, was Stella ihnen über uns erzählt. Sie wird die Kinder gegen uns aufhetzen. Inge, wir haben sie verloren.«

      Das wollte Inge so nicht akzeptieren, auch wenn das, was sie dazu sagte, ein wenig Augenwischerei war, wie ihr selbst bald bewusst wurde.

      »Wenn es uns vorbestimmt ist, werden sie den Weg zu uns finden, und bis es so weit ist, müssen wir uns halt gedulden.«

      »Glaubst du an Karma?«

      Diese Frage musste Inge nicht mehr beantworten, denn ihre Mutter gesellte sich überraschend zu ihnen.

      »Schön, dass ich euch hier treffe, dann muss ich meinen Kaffee nicht allein trinken. Ihr habt doch nichts dagegen, dass ich mich zu euch setze? Es ist ja nicht der Kaffee, der mich hierher zieht, sondern es gibt köstlichen Kuchen, der mich an meine Kindheit erinnert.«

      Natürlich hatte niemand etwas dagegen, ganz besonders Rosmarie nicht, die Teresa von Roth glühend bewunderte.

      »Wie kommt es, dass du nicht im Internat bist?«, wollte Inge wissen.

      »Weil ich diesen Bauernmarkt liebe und gern hier einkaufe«, war die lakonische Antwort. Und als Inge sofort sagte, dass sie das doch für ihre Mutter tun könne, bemerkte Teresa: »Das ist etwas anderes. Es ist halt schön, herumzuschlendern, einzukaufen, hier und da ein Schwätzchen zu halten. Und diesen Stand hier, anders kann man es ja nicht nennen, auch wenn Tische und Stühle vorhanden sind, finde ich besonders schön. Es ist lobenswert, wenn alte Traditionen gepflegt werden. Früher war nicht alles schlecht. Doch wie kann die Jugend da mitreden, wenn sie nicht einmal weiß, worum es eigentlich geht?« Teresa brach in schallendes Gelächter aus.

      Das war wieder ein Thema, über das man sich die Köpfe heiß reden konnte, und das taten die drei Damen denn auch. Selbstredend wurden aus einem Stückchen Kuchen zwei. Das musste einfach sein. Darin waren sich die drei Damen einig.

      *

      Ihre Ehe mit Max Steinfeld war lange schon vorbei, nur sein Name, den sie noch immer trug, erinnerte daran. Roberta wollte nicht mehr daran denken, was da alles gewesen war. Doch sie konnte nicht anders, seit Max plötzlich bei ihr im Sonnenwinkel aufgetaucht war, wurden immer mehr Erinnerungen hochgespült, schöne, weniger schöne, auch verletzende. Das machte ihr bewusst, dass sie längst noch nicht alles verarbeitet hatte, sondern, dass es nur sorgsam verhüllt unter der Oberfläche gewesen war. Vergangenes ließ sich nicht zurückholen, man konnte nichts ausbügeln. Auch nach der Scheidung hatte es sehr unschöne Begegnungen mit ihrem Exmann gegeben. Viel später war da diese unverhoffte Begegnung mit ihm gewesen, mit dieser Frau an seiner Seite, an die sie sich kaum noch erinnern konnte, auch nicht daran, ob er eigentlich mit ihr verheiratet gewesen war oder ob es sich wieder mal um eine seiner Lebensabschnittsgefährtinnen gehandelt hatte. Das spielte auch überhaupt keine Rolle. Damals war er nett gewesen, sehr nett, und ein wenig ihrer Bitterkeit hatte sich aufgelöst. Dieser Besuch jetzt, nachträglich gesehen, war heilend gewesen. Roberta hätte niemals für möglich gehalten, dass sie so etwas im Zusammenhang mit Max sagen würde. Doch es war so. Obwohl sie eine anerkannte, erfolgreiche Ärztin war, dazu auch noch eine mit mehreren Facharztabschlüssen, war sie sie mehr als nur einmal ziemlich minderwertig vorgekommen, hatte an sich als Frau gezweifelt, denn warum sonst war er ständig über die Dörfer gegangen?

      Bei diesem letzten Besuch hatte sie nicht nur seine Wertschätzung gespürt, er hatte es auch ausgesprochen, und Max hatte sich sogar entschuldigt. Und das war gut so.

      Roberta dachte nicht einen einzigen Moment daran, wie es wohl wäre, wenn Max und sie noch miteinander verheiratet wären. Auf so einen Gedanken würde sie niemals kommen, und das wäre auch so, hätte sie nicht die schönste Zeit ihres Lebens mit Lars Magnusson gehabt, ihrer großen, ihrer wahren Liebe.

      Alma war mit der kleinen Adrienne unterwegs. Mit dem Baby klappte es mittlerweile ganz wunderbar, auch wenn es nach wie vor stressig war. Roberta musste immer wieder feststellen, dass es ein großer Unterschied war, ob man sich ein Baby wünschte oder ob man es hatte. Die Wirklichkeit hatte nichts mit Träumen zu tun. Und wenn ein so kleines Wesen mal eine Nacht unruhig war und immer wieder brüllte, was vorkam und Alltag war, da war man nach so einer Nacht nicht verzückt, sondern man war hundemüde, und wenn man dann sein Kind nicht als ein kleines Monster sah, so war es auf jeden Fall nicht der Traum aller Träume.

      Sie hatten sich an die kleine Adrienne gewöhnt, und Roberta rührte an nichts, sie erkundigte sich nicht bei der Polizei, ob man die Kindesmutter bereits gefunden hatte, ob man weiterhin auf der Suche war. Und auch um das Jugendamt machte sie einen ganz großen Bogen.

      Adrienne bereicherte ihr Leben, Roberta war sich vollkommen bewusst, dass es ein Glück auf Zeit war. Je länger die kleine Adrienne im Doktorhaus war, umso unvorstellbarer war der Gedanke daran, dass es irgendwann nicht mehr so sein würde. Sie wünschte sich ja, die leibliche Mutter der Kleinen würde sich darauf besinnen, dass es da noch etwas gab, was sie auf einer Treppe abgelegt hatte.

      Roberta war sich absolut sicher, dass die Frau keinen Ausweg gewusst hatte, sonst hätte sie nicht so vorgesorgt, das Nötigste mitgegeben, und dann hätte sie auch nicht diesen Zettel mit dem Namen der Kleinen angeheftet. Adrienne.

      Sie verdrängten alles und genossen jeden Augenblick. Alma war mit der Kleinen unterwegs, und Roberta saß über Krankenakten, in die sie noch einen ausführlichen Blick hineinwerfen musste. Sie war es gewohnt, Krankenakten von besonders schwierigen Patientinnen und Patienten mit in ihre Privatwohnung zu nehmen, um noch einmal einen ausführlichen Blick hineinzuwerfen. Doch sie musste sich leider eingestehen, dass sie diese Akten am nächsten Morgen wieder in die Praxis nahm, ohne hineingeschaut zu haben, weil es schöner war, Adrienne zu beobachten, wenn sie selig lächelte, oder wenn sie sie mit großen Augen anschaute.

      Es war gut, dass sie nicht abgelenkt wurde!

      Eine Akte hatte Roberta bereits bearbeitet, sie wollte sich gerade die zweite vornehmen, als ihr Telefon klingelte, da es ihr privates war, würde sie das Gespräch auf jeden Fall führen, und so schaute sie auch überhaupt nicht auf dem Display nach, wir da mit ihr sprechen wollte.

      Es war jemand, den sie nicht auf dem Schirm gehabt hatte, doch sie hatte ihm auf seinen Wunsch hin ihre private Telefonnummer gegeben. Der Anrufer war Max, ihr Exmann!

      Es war schon ein wenig merkwürdig, denn sie hatte vor nicht allzu langer Zeit noch an ihn gedacht. Mit seinem Anruf hatte sie nicht gerechnet, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie sich über diesen Anruf freuen sollte. Entsprechend kühl war ihre Stimme, als sie ihn begrüßte.

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