Der kleine Fürst 254 – Adelsroman. Viola Maybach
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Название: Der kleine Fürst 254 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst

isbn: 9783740957049

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СКАЧАТЬ entspannt, obwohl der Junge nicht länger gegen ihn hetzte und wütete, wie er es zu Beginn ihrer Beziehung getan hatte. Zwar duldete er es jetzt, dass der Freund seiner Mutter gelegentlich bei ihnen übernachtete, aber er begegnete Bernd nach wie vor viel zurückhaltender als seine jüngere Schwester Frieda. Für die Zehnjährige war Bernd längst ein fester Bestandteil der Familie geworden. Sie hoffte – und sagte das auch – dass Saskia und Bernd heirateten, damit sie endlich wieder einen Papa hatte.

      »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete Marco.

      »Willst du auch einen Kaffee?«

      Der Junge nickte.

      Bernd stellte also die Kaffeemaschine an und begann, sich die Brote zu machen, die er mitnehmen wollte. »Ich war auch mehrmals wach«, sagte er. »Da war irgendwie Unruhe in der Stadt, ich habe mehrmals eine Polizeisirene gehört.«

      »Ja, ich auch«, sagte Marco.

      Bernd warf ihm einen prüfenden Blick zu. Der Junge kam ihm verändert vor. Er hatte sicherlich nicht nur wegen der Polizeisirenen schlecht geschlafen. »Ist in der Schule alles okay?«, fragte er, um einen beiläufigen Ton bemüht. Wenn Marco das Gefühl hatte, dass er ausgefragt wurde, reagierte er sofort ausgesprochen pampig.

      »Ja, ganz gut eigentlich.« Marco starrte weiterhin vor sich auf den Tisch.

      Bernd überlegte, ob er es wagen konnte, noch weitere Fragen zu stellen, entschied sich dann aber dagegen. Er wusste ja, wie schnell bei Marco die Laune wechselte, und er legte am frühen Morgen keinen Wert auf eine Auseinandersetzung. Er hatte an diesem Tag besonders viel zu tun, da brauchte er einen klaren Kopf.

      Er stellte einen Becher Kaffee vor Marco hin, schenkte sich selbst ebenfalls ein, füllte den Rest des Kaffees in seine Thermoskanne und setzte sich dem Jungen gegenüber. Den ersten Kaffee des Tages trank er immer in Ruhe, das war wichtig für einen guten Start.

      Da er wusste, dass Marco sich für Autos interessierte, sagte er: »Wir haben gestern einen Oldtimer in die Werkstatt geliefert bekommen, an dem arbeiten wir bestimmt mehrere Wochen lang.

      Der Besitzer ist ein Liebhaber, der hat gleich mehrere davon. Ein Cadillac von 1958.«

      Tatsächlich flackerte Interesse in Marcos Augen auf. »Echt? Und was ist kaputt?«

      »Einiges«, seufzte Bernd. »Es wird wohl mehr oder weniger an mir hängen bleiben, die anderen interessieren sich eher für neue als für alte Autos. Die wissen zum Teil gar nicht mehr, was sie da machen müssten.«

      »Ich finde Oldtimer cool«, sagte Marco, »es nervt nur, dass man damit nicht schnell fahren kann.«

      Bernd lachte. »Ja, so denken die meisten, das kenne ich schon.« Er leerte seinen Becher und stand auf. »Ich muss los.«

      »Wieso eigentlich so früh?«

      »Weil ich um diese Zeit ungestört arbeiten kann. Später gibt es dauernd Unterbrechungen, aber morgens um sechs stört mich keiner. Für mich ist das die beste Zeit des Tages.«

      »Komisch, dass jemand freiwillig so früh aufsteht«, murmelte Marco.

      »Mir macht es nichts aus, für mich ist der frühe Morgen die schönste Tageszeit.«

      Bernd verließ das Haus mit dem guten Gefühl, zum ersten Mal so etwas Ähnliches wie ein Gespräch mit Marco geführt zu haben. Immerhin, das war ein Fortschritt.

      *

      Lola bemühte sich, leise zu sein, um ihre Schwester nicht zu wecken. Karina hatte ja frei, sie wollte ausschlafen, und Lola war viel zu früh aufgestanden. Sie musste noch einmal nach Hause, um ihre Schulsachen zu holen – und dann musste sie zu Daniel, wo sie sich treffen wollten, um über ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Daniels Vater verließ das Haus immer sehr früh, deshalb würden sie bei Daniel ungestört sein.

      Sie hatte nur wenig geschlafen in der vergangenen Nacht. Und wenn sie eingeschlafen war, war es ein unruhiger, von wirren Träumen zerrissener Schlaf gewesen. Sie fühlte sich jedenfalls wie gerädert. Und immer wieder hatte sie auch Polizeisirenen gehört, die dem galten, was sie und ihre Freunde getan hatten. Jetzt, im Angesicht des heraufziehenden Tages kam es ihr unwahrscheinlich vor, dass sie tatsächlich den kleinen Fürsten und seine Freundin entführt und eingesperrt hatten. Das war doch Wahnsinn! Aber sie hatten es getan.

      Sie verzichtete aufs Duschen, denn das Bad lag neben Karinas Schlafzimmer, sie wäre davon sicherlich wach geworden. Sie zog sich nur schnell an, faltete das Bettzeug ordentlich zusammen und legte es ans Fußende des Sofas, auf dem sie geschlafen hatte. Dann verließ sie auf Zehenspitzen die Wohnung, nachdem sie Karina noch ein paar Dankesworte auf einen Zettel gekritzelt und diesen auf den Küchentisch gelegt hatte.

      Draußen war es noch kühl, die Luft roch frisch. Sie sah sich vorsichtig nach allen Seiten um, aber nirgends war ein Polizeiauto zu sehen. Immer wieder war sie in der Nacht aufgeschreckt, weil sie sich eingebildet hatte, es hätte an Karinas Tür geklingelt, dort stünde die Polizei und begehrte Einlass, um sie, Lola, festzunehmen.

      Sie erreichte das Haus, in dem ihre Eltern wohnten, ohne dass jemand sie anhielt und von ihr verlangte, sich auszuweisen. Als sie die Wohnung betrat, stellte sie fest, dass ihr Vater Vincent schon auf den Beinen war. Einen Moment lang überfiel sie die lähmende Angst, er könne wieder angefangen haben zu trinken, aber er grinste sie nur freundlich an und sagte: »Früh auf den Beinen!«

      »Du auch, Papa.«

      »Ich habe einiges gutzumachen bei der Arbeit«, sagte er.

      Vincent Kullmann ging seit neuestem regelmäßig zu Treffen der Anonymen Alkoholiker, und die schienen ihm tatsächlich zu helfen. Jedenfalls hatte er, seit Lolas Ausraster, als sie ihren Eltern angedroht hatte, auszuziehen und sie ihrem Schicksal zu überlassen, sollten sie nicht beide ihr Leben ändern, keinen Alkohol mehr angerührt.

      Und Lolas Mutter Brigitte hatte ihren Depressionen den Kampf angesagt und das Bett, ihren Rückzugsort, verlassen, um sich wieder dem Leben zu stellen.

      Sie arbeitete als Putzfrau in Privathaushalten, und offenbar machte sie es gut, denn sie wurde weiterempfohlen.

      »Hauptsache, du bleibst trocken«, sagte Lola. »Das Leben ist einfach schöner so, für uns alle.«

      »Ich weiß«, erwiderte ihr Vater. »Was war eigentlich los? Wieso hast du bei Karina übernachtet? Wir haben uns Sorgen gemacht gestern Abend, als du ewig nicht gekommen bist.«

      Auch das war neu: dass ihre Eltern sich Sorgen um sie machten. Früher war es eher andersherum gewesen, da hatte Lola sich beständig um ihre Eltern gesorgt, vor allem, seit Karina ausgezogen war.

      »Ich wollte mal wieder in Ruhe mit ihr reden, aber dann ist sie erst ziemlich spät gekommen. Und sie hat mir gesagt, dass überall Kontrollen auf den Straßen sind. Sie hätte mich nach Hause bringen müssen, damit ich keinen Ärger kriege, und das wollte ich nicht.«

      Lola fand, dass diese Erklärung ziemlich überzeugend klang. Sie hatte sie sich sorgfältig zurechtgelegt.

      Vincent nickte denn auch und brummte etwas Unverständliches. Gleich darauf erschien Lolas Mutter. »Du bist aber früh«, staunte Brigitte Kullmann. »Es ist ja noch nicht einmal sechs.«

      »Ich weiß, ich habe nicht so gut geschlafen bei Karina. Und wieso seid ihr so früh auf?«

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