Hillmoor Cross. Shannon Crowley
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Название: Hillmoor Cross

Автор: Shannon Crowley

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958130425

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      »Noch mal für Lacey, die es aus mir nicht erklärbaren Umständen nach wie vor nicht schafft, pünktlich zu sein. Heute Abend um zwanzig Uhr wurde ein Autounfall eingeliefert. Eine Person, männlich; dem Ausweis nach, den er bei sich trug, 25 Jahre alt. Der Mann heißt Jake Almond. Er ist momentan ohne Bewusstsein, wie es aussieht, aber glimpflich davongekommen. Er hat eine Gehirnerschütterung, eine zwanzig Zentimeter lange Schnittwunde am linken Bein, die genäht werden musste, sowie reichlich Kratzer und Prellungen. Wir haben versucht, Angehörige ausfindig zu machen und zu verständigen. Unter der einzigen Telefonnummer, die wir gefunden haben, geht aber niemand ran. Wir müssen abwarten, ob ihn jemand vermisst meldet, oder warten, bis er zu sich kommt. Er liegt auf Station II und damit in deinem Zuständigkeitsbereich, Lacey. Ansonsten hatte Grace Murphy heute Nachmittag einen Kreislaufkollaps, ist aber inzwischen wieder stabil …«

      Lacey hörte nur noch mit halber Aufmerksamkeit zu. Inzwischen bekam sie wieder Luft, und ihr Puls, der von der Hektik des Umziehens und der Eile, noch rechtzeitig zur Schichtübergabe zu erscheinen, gejagt hatte, hatte sich wieder beruhigt. Dafür brannte nun der Zorn in ihr. Musste Hanna sie stets kritisieren und vor den anderen vorführen? Letzten Endes war sie nur zwei Minuten zu spät gekommen. Solange Sophie noch gelebt hatte, hatte sie für ihre Unzulänglichkeit noch ein wenig Verständnis erwarten können. Doch seit die Schwester nicht mehr war, war das vorbei. Hanna wies gern und ungeniert vor aller Ohren darauf hin, dass Lacey die einzige der Angestellten war, die keine Familie hatte, die berücksichtigt werden wollte, und dennoch öfter zu spät kam als andere mit Mann, Kindern und Schwiegermutter. Damit trat sie mitten in Laceys wunde Stelle.

      »So, das war es«, schloss die Oberschwester ihre Ausführungen. Die beiden Kolleginnen, die auf den Stationen III und IV Nachtdienst hatten, verließen den Raum. Lacey wollte sich ihnen anschließen, als Hanna sie zurückhielt.

      »Lacey, einen Moment noch«, verlangte sie. Lacey blieb auf ihrem Stuhl sitzen und schwieg mit zusammengepressten Lippen. Statt der erwarteten Maßregelung setzte sich Hanna schwerfällig auf die Tischkante, ein für sie sehr ungewöhnliches Verhalten.

      »Du bist jetzt seit über zehn Jahren hier an der Klinik, Lacey. Ich sag dir ehrlich, wie es ist. Ich gehe vorzeitig in Ruhestand. Ich bin einfach fertig nach all den Jahren und will noch was vom Leben haben. Jedenfalls wird damit die Stelle der Oberschwester frei. Der Chef hätte in Erwägung gezogen, sie dir zu geben, wenn du nicht kommen und gehen würdest, wie es dir passt.«

      Lacey stieg flammende Röte in die Wangen.

      »Jetzt kriegt Ruth den Posten. Allerdings denke ich, sie wird ihn nicht lange behalten wollen. Ich hab was flüstern hören, dass sie ihren George heiraten will. Dann zieht sie wohl zu ihm nach Dublin. Also reiß dich zusammen. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.«

      Lacey verschränkte die Arme vor der Brust. Auf ihrer Zunge hockten jede Menge Widerworte. Hanna stemmte ihr Gewicht vom Tisch.

      »Nun sieh nach dem Autounfall, am besten alle halbe Stunde. Er liegt auf Zimmer 14. Der Doc sagt, es ist das reinste Wunder, dass er so davongekommen ist. Der Wagen muss Schrott sein. Hat sich überschlagen und ist auf der Fahrerseite liegen geblieben. Wenn sich nicht ein junges Paar in der Nähe herumgedrückt hätte, das ihn gefunden hat, wäre er möglicherweise verblutet. Ein Metallstück hatte sich in sein Bein gebohrt und ist kaum einen Millimeter an der Arterie vorbei stecken geblieben. Gut, dass die beiden so schlau waren, ihn nicht aus dem Wagen zu zerren.«

      Lacey gab keine Antwort.

      »Schau nicht so finster, du verschreckst ja die Patienten. Ich wünsch dir eine ruhige Nacht. Bis übermorgen.«

      Ihr war schlecht vor Ärger. Hanna hörte sich an wie Emma. Am liebsten hätte Lacey mit der Tür geknallt, als sie das Schwesternzimmer verließ. Sie machte sich auf den Weg zu Zimmer 14.

      *

      Obwohl es bereits nach 22 Uhr war, gab sich Katie Ward keine besondere Mühe, die ausgetretenen hölzernen Stufen zu ihrer Wohnung im zweiten Stock leise hinaufzugehen. Im Treppenhaus roch es nach Sauerkraut, Knoblauch und Zigaretten, aber das fiel ihr schon lange nicht mehr auf. Die schief getretenen Absätze ihrer vergilbten, ehemals weißen Stiefeletten klackten geräuschvoll auf dem Boden. Für alle Fälle hatte sie ein paar bissige Antworten parat, falls einer der Nachbarn den Kopf in den Flur streckte und sich über ihre Rücksichtslosigkeit zu später Stunde aufregen wollte. Katie war nicht bereit, sich irgendetwas gefallen zu lassen. Sie kramte in dem aus bunten Kunstlederflicken zusammengesetzten Beutel nach ihrem Schlüsselbund, und als sie ihn schließlich gefunden hatte, entglitt er ihr und fiel scheppernd zwei Stufen hinunter. Mit unbewegter Miene hob sie ihn auf und öffnete die Wohnungstür. Es war still und dunkel in ihrem Quartier. Gut so, dann schlief Sebastian wenigstens. Sie wollte in Ruhe ein Glas Wein trinken, ein oder zwei Zigaretten am offenen Küchenfenster rauchen und dann ins Bett gehen.

      Katie schlüpfte aus ihren Schuhen, hängte die Strickjacke aus grobem grauen Wollstoff an den Haken im Flur und die Tasche dazu. Sie ging in die Küche und knipste das Licht an, das sich fahl aus einer fettüberzogenen und mit verendeten Mücken verklebten Deckenlampe über den kleinen Raum ergoss. Sie ignorierte den Berg schmutzigen Geschirrs, an dem die Essensreste der letzten Tage hafteten und einen undefinierbaren, abgestandenen Geruch verbreiteten, holte den Weißwein aus dem Küchenschrank und öffnete das Fenster. Im Haus gegenüber bewegte sich ein Vorhang hinter einer Fensterscheibe im dritten Stock. Katie verzog ironisch die Mundwinkel. Die alte Milla konnte offensichtlich wieder mal nicht schlafen und beobachtete die Straße und das Kommen und Gehen der Nachbarn, in der Hoffnung etwas zu bemerken, was sie weitertratschen konnte. Viel sehen würde sie heute nicht. Der Mond war von Wolken verborgen, und von vier Straßenlaternen brannten seit Wochen nur zwei. Entweder hatte die Gemeinde Hillmoor Cross kein Geld für neue Glühlampen, oder den Verantwortlichen war es schlichtweg egal, dass die Bewohner der ärmsten Ecke ihrer Kommune nachts kaum das Licht hatten, die Haustüren aufzusperren. Katie schnippte die Asche ihrer Zigarette aus dem Fenster.

      Eine halbe Stunde später beschloss sie, ins Bett zu gehen. Auf dem Weg in ihr Schlafzimmer kam sie an Sebastians kleiner Kammer vorbei. Die Tür war geschlossen, und das machte sie stutzig. Sebastian bestand immer darauf, sie nur anzulehnen. Katie drückte sie sacht nach innen auf. Das Bett ihres Sohnes war zerwühlt, aber leer. Ihr Blick ging automatisch zum Badezimmer, das der Kammer gegenüberlag. Hinter dem Milchglaseinsatz auf Kopfhöhe war es dunkel. Auf dem Klo war er also auch nicht.

      »Sebastian?«, rief sie und wusste bereits, dass er nicht hier war. Trotzdem sah sie noch ins Wohnzimmer, ob er verbotenerweise ferngesehen hatte und auf dem Sofa eingeschlafen war. Welch ein Unsinn – sie hätte den Fernseher ja hören müssen, auch wenn Sebastian den Ton immer leise drehte, in der Hoffnung die Rückkehr der Mutter rechtzeitig zu bemerken und das Gerät rasch auszuschalten.

      Verärgert runzelte sie die Stirn. Es war einfach unerhört, was der Junge sich herausnahm, und Maya sowieso. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Gleich elf Uhr nachts. Unmöglich, noch bei Maya anzurufen. Aber morgen würde sie ihr Bescheid sagen und Sebastian natürlich auch.

      Katie ging in ihr Schlafzimmer, zog die gestreifte Jeans, die braune Cord-Weste und das helle T-Shirt aus und ließ sich in Unterwäsche und Socken ins Bett fallen. Wenigstens konnte sie ausschlafen, wenn der Junge bei Maya war. Wäre es nach ihr gegangen, hätte er auch ganz bei ihr bleiben können, aber das würde Maya nicht umsonst machen. Außerdem riskierte sie damit ihr Kindergeld und den Zuschlag für Alleinerziehende. Schade um das Geld. Katie zog die Decke bis zum Kinn und schlief sofort ein.

      Sie wachte am nächsten Morgen gegen zehn Uhr auf. Nach einer Tasse Kaffee und zwei Zigaretten rief sie bei Maya an. Das Gespräch war wenige Minuten später beendet. Katie war geschockt und wütend. Sebastian war nicht bei Maya, der Mutter seines Kindergartenfreundes Robin. Er war nicht einmal СКАЧАТЬ