Anna Karenina. Лев Толстой
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Название: Anna Karenina

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012021

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СКАЧАТЬ wie ihm an Tyndall mißfallen hatte, daß er so selbstgefällig von seiner Geschicklichkeit im Experimentieren spreche und keiner philosophischen Anschauung fähig sei. Und plötzlich kam ihm ein freudiger Gedanke dazwischen: ›In zwei Jahren werde ich in der Herde zwei Holländer Tiere haben; auch Pawa selbst kann noch hinreichend frisch sein; dazu zwölf junge Nachkommen von Berkut; da kann ich günstigenfalls die drei zur Kreuzung benutzen, – wundervoll!‹ Er griff wieder nach dem Buche. ›Nun gut, Elektrizität und Wärme sollen ein und dasselbe sein; aber kann man denn, wenn es sich um die Lösung einer Aufgabe auf diesem Gebiete handelt, in einer Gleichung die eine Größe für die andere setzen? Nein. Also wie steht es damit? Einen gewissen Zusammenhang zwischen allen Naturkräften spürt man ja auch so schon durch den bloßen Instinkt. – Besonders hübsch wird es sein, wenn Pawas Kalb erst eine rotscheckige Kuh sein wird und vielleicht ebenso die ganze Herde, die ich aus der Kreuzung mit diesen dreien erzielen will. – Prächtig! Dann werde ich mit meiner Frau und unseren Gästen die Herde besehen. – Meine Frau sagt: »Dieses Kalb hier haben Konstantin und ich wie ein Kind großgezogen.« »Wie kann Sie das nur so interessieren?« sagt einer der Gäste. »Alles, was ihn interessiert, interessiert auch mich.« Ja, aber wer wird sie sein?‹ Hier mußte er an das denken, was ihm in Moskau begegnet war. – ›Nun, was ist da zu machen? Meine Schuld ist es nicht gewesen. Aber jetzt soll alles einen neuen Gang nehmen. Es ist Torheit, zu glauben, daß das wirkliche Leben dem entgegenstünde und daß die Vergangenheit dem entgegenstünde. Ich will alle meine Kraft daransetzen, um ein besseres, ein weit besseres Leben zu führen.‹ Er hob den Kopf in die Höhe und überließ sich seinen Gedanken. Die alte Laska, die mit ihrer Freude über seine Ankunft noch nicht ganz zurechtgekommen und auf den Hof gerannt war, um sich auszubellen, kam nun schwanzwedelnd zurück, wobei sie den Geruch von frischer Luft mit ins Zimmer brachte, lief zu ihm hin, schob den Kopf unter seine Hand und verlangte mit kläglichem Winseln, daß er sie liebkosen möchte.

      »Nur, daß sie nicht sprechen kann«, sagte Agafja Michailowna. »So ein Tier! Sie versteht, daß ihr Herr zurückgekommen und traurig ist.«

      »Wieso meinst du, daß ich traurig bin?«

      »Wie werde ich denn das nicht sehen, Väterchen? Wo ich doch schon so lange hier bin, muß ich doch meine Herrschaft kennen. Ich bin doch von Kindesbeinen an hier bei der Herrschaft aufgewachsen. Aber grämen Sie sich nicht, Väterchen! Wenn man nur gesund ist und ein reines Gewissen hat!«

      Ljewin blickte sie unverwandt an, ganz erstaunt darüber, wie richtig sie seine Gedanken erraten hatte.

      »Wie ist's, soll ich Ihnen noch ein bißchen Tee bringen?« fragte sie, nahm seine Tasse und ging damit hinaus.

      Laska schob immer noch ihren Kopf unter seiner Hand hin und her. Er streichelte sie, und sie rollte sich sofort zu seinen Füßen rund zusammen, indem sie den Kopf auf die eine ausgestreckte Hinterpfote legte. Und um auszudrücken, daß jetzt alles in schönster Ordnung sei, öffnete sie ein wenig das Maul, schmatzte ein paarmal auf, legte die feuchten Lippen bequemer um die alten Zähne zurecht und verstummte in glückseliger Ruhe. Ljewin hatte aufmerksam diese letzten Bewegungen des Tieres beobachtet.

      ›Ganz, wie ich es auch mache!‹ sagte er zu sich selbst. ›Ganz, wie ich es auch mache! Ich will es mich nicht anfechten lassen. Es wird noch alles gut werden.‹

       28

      Am Morgen nach dem Balle schickte Anna Arkadjewna ihrem Manne ein Telegramm, daß sie am selben Tage von Moskau abfahren werde.

      »Nein, ich muß fahren, ich muß!« sagte sie, um diese plötzliche Änderung ihrer Anordnungen zu erklären, zu ihrer Schwägerin in einem Tone, als ob sie zu Hause so viel vor hätte, daß sie es gar nicht alles aufzählen könnte. »Nein, am besten fahre ich gleich heute.«

      Stepan Arkadjewitsch aß nicht zu Hause zu Mittag, hatte aber versprochen, um sieben Uhr zurück zu sein, um seine Schwester nach dem Bahnhof zu begleiten.

      Auch Kitty war nicht zum Mittagessen gekommen; sie hatte ein Briefchen geschickt, daß sie Kopfschmerzen habe. Dolly und Anna speisten allein mit den Kindern und der Engländerin. Kam es nun daher, daß Kinder unbeständig sind, oder daher, daß sie feinfühlig sind und diese hier es herausfühlten, daß Anna heute eine ganz andere war als an jenem Tage, da sie sie so liebgewonnen hatten, und sich nicht mehr für sie interessierte: genug, sie hatten die Lust, mit der Tante zu spielen, ganz verloren, auch mit der Liebe zu ihr war's zu Ende, und daß Anna nun abreise, machte ihnen gar keinen Eindruck. Anna war den ganzen Vormittag mit Vorbereitungen zu ihrer Abreise beschäftigt gewesen. Sie hatte kurze Abschiedsbriefe an ihre Moskauer Bekannten geschrieben, ihre Ausgaben vermerkt und ihre Sachen gepackt. Überhaupt hatte Dolly den Eindruck gehabt, daß Anna sich nicht in ruhiger Seelenstimmung, sondern in jener nervösen Aufregung befand, die Dolly nur zu gut von sich selbst kannte, ein Zustand, der sich nicht ohne besondere Ursache einstellt und hinter dem sich meistenteils eine Unzufriedenheit mit sich selbst verbirgt. Nach dem Mittagessen begab sich Anna in ihr Zimmer, um sich umzukleiden, und Dolly ging mit ihr.

      »Du bist ja heute so eigentümlich?« sagte Dolly zu ihr.

      »Ich? Findest du das? Ich bin weiter nicht eigentümlich, mir ist nur nicht recht wohl. So etwas kommt manchmal bei mir vor: ich möchte in einem fort weinen. Das ist sehr dumm; aber es geht vorüber«, sagte Anna schnell und beugte ihr errötendes Gesicht über eine elegante Reisetasche, in die sie eine Nachthaube und einige Batisttaschentücher einpackte. Ihre Augen hatten einen besonderen Glanz und füllten sich fortwährend mit Tränen. »Zuerst wollte ich gar nicht von Petersburg abreisen, und nun möchte ich am liebsten von hier nicht wieder fort.«

      Anna blickte sie mit tränenfeuchten Augen an.

      »Sage das nicht, Dolly! Ich habe nichts getan und habe nichts tun können. Ich wundere mich oft, warum mich die Leute, wie auf Verabredung, verhätscheln. Was habe ich getan, und was habe ich tun können? Du hast eben in deinem Herzen so viel Liebe gefunden, um verzeihen zu können.«

      »Gott weiß, wie es ohne dich noch gekommen wäre! Wie glücklich du bist, Anna!« sagte Dolly. »In deiner Seele ist alles klar und gut.«

      »Jeder Mensch hat in seiner Seele seine skeletons1, wie die Engländer sagen.«

      »Was für skeletons könntest du haben? Bei dir ist alles klar und rein.«

      »Ich habe skeletons!« erwiderte Anna plötzlich, und ein schlaues, lustiges Lächeln, wie man es nach den Tränen gar nicht hätte erwarten sollen, spielte um ihre Lippen.

      »Nun, dann werden sie wohl sehr heiter sein, deine skeletons, und nicht finster und drohend«, meinte Dolly lächelnd.

      »Nein, sie sind finster und drohend. Weißt du wohl, warum ich heute abreise und nicht erst morgen? Ich habe etwas auf dem Herzen, was mich schwer bedrückt, und ich will es dir jetzt beichten«, sagte Anna. Sie lehnte sich mit entschlossener Miene in ihrem Sessel zurück und blickte ihrer Schwägerin offen in die Augen.

      Und zu ihrem Erstaunen sah Dolly, daß Anna bis an die Ohren errötet war, bis an die schwarzen Löckchen, die sich hinten an ihrem Halse kräuselten.

      »Ja«, fuhr Anna fort. »Weißt du auch wohl, warum Kitty nicht zum Mittagessen gekommen ist? Sie ist auf mich eifersüchtig. Ich habe ihr diesen Ball verdorben; ich meine, ich bin die Veranlassung gewesen, weshalb dieser Ball für sie eine Qual und nicht eine Freude war. Aber wahrhaftig, wahrhaftig, ich trage keine Schuld СКАЧАТЬ