Jesus. Timothy Keller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jesus - Timothy Keller страница 6

Название: Jesus

Автор: Timothy Keller

Издательство: Bookwire

Жанр: Религиозные тексты

Серия:

isbn: 9783765570889

isbn:

СКАЧАТЬ as erste Mal, wo wir im Markusevangelium Jesus sprechen hören, sagt er: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Das Wort Buße tun bedeutet hier, dass man umkehrt bzw. sich von etwas abwendet. In der Bibel meint es speziell das Sichabwenden von den Dingen, die Jesus hasst, hin zu denen, die er liebt. Das griechische Euangelion, das normalerweise mit „gute Nachricht“ oder „Evangelium“ übersetzt wird, kombiniert Angelos („jemand, der eine Nachricht verkündet“) mit der Vorsilbe eu- („freudig“, „froh“). Das Evangelium ist wörtlich „eine Nachricht, die Freude bringt“, eine „Freudenbotschaft“. Zur Zeit des Markus war dies ein gängiges Wort, aber kein religiöses. Es bedeutete vielmehr eine Geschichte machende, das Leben verändernde Nachricht, im Gegensatz zu bloßen Alltagsneuigkeiten. Es gibt zum Beispiel eine römische Inschrift, die etwa aus der Zeit von Markus und Jesus datiert und die so anfängt: „Der Anfang des Evangeliums von Caesar Augustus“. Es geht hier um die Geschichte der Geburt und Krönung des Kaisers Augustus. Ein Evangelium war eine Nachricht über ein Ereignis, das den Lauf der Dinge veränderte. Das konnte zum Beispiel eine Thronbesteigung sein oder ein Sieg. Als die Perser in Griechenland einfielen und die Griechen die großen Schlachten von Marathon und Solnus gewannen, schickten diese Herolde („Evangelisten“) in die Städte, um die gute Nachricht zu verkünden: „Wir haben für euch gekämpft, wir haben gewonnen und ihr seid nun nicht länger Sklaven, sondern frei.“ Ein Evangelium ist die Verkündigung eines historischen Ereignisses, das den Status der Empfänger der Botschaft für immer verändert.

      Womit wir bei dem Unterschied zwischen dem Christentum und allen anderen Religionen (einschließlich gar keiner Religion) wären: Alle anderen Religionen sind im Wesentlichen Anweisungen, wie man leben soll; das Christentum dagegen ist im Wesentlichen eine Nachricht von etwas Neuem. Andere Religionen sagen: „Das und das musst du tun, um Gott zu finden; so und so musst du leben, damit Gott dich annimmt.“ Das Evangelium dagegen sagt: „Das ist historisch geschehen. So hat Jesus gelebt und ist gestorben, um dir die Tür zu Gott zu öffnen.“ Das Christentum ist völlig anders. Es ist eine Freudenbotschaft.

      Wie fühlen Sie sich, wenn jemand Ihnen Ratschläge gibt, wie Sie richtig leben? Jemand sagt: „So musst du lieben, so moralisch sauber musst du sein“, und dann illustriert er seine hohen moralischen Maßstäbe vielleicht noch durch eine Geschichte von irgendeinem großen Helden. Wenn Sie so etwas hören, was bewirkt das in Ihnen? Es ist inspirierend, ohne Frage. Aber fühlen Sie sich genauso wie damals die Menschen in Griechenland, die die Herolde hörten, die ihnen den Sieg verkündeten? Fühlen Sie sich wie jemand, von dem eine Last abfällt, für den etwas Großes geschehen ist, sodass er kein Sklave mehr ist? Natürlich nicht. Die moralischen Regeln drücken Sie nieder: So musst du leben. Dies ist kein Evangelium. Das Evangelium ist, dass Gott seine Beziehung zu Ihnen nicht auf die Grundlage dessen stellt, was Sie getan haben (oder nicht getan haben), sondern auf die Grundlage dessen, was Jesus historisch für Sie getan hat. Und damit ist es fundamental anders als jede andere Religion oder Philosophie.

      Jesus sagt: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Was ist das Evangelium vom Reich Gottes? In 1. Mose 1 und 2 sehen wir, dass wir dazu erschaffen wurden, in einer vollkommenen Welt zu leben, in der alle Beziehungen heil sind (also seelisch und sozial perfekt), weil Gott der König ist. Aber 1. Mose 3 erzählt uns, wie es weiter ging: dass wir alle lieber unser eigener König sein wollten. Wir sind den Weg in die Ichbezogenheit gegangen, und Ichbezogenheit zerstört Beziehungen. Nichts macht einen elender (oder langweiliger) als das Kreisen um das eigene Ich: Wie fühle ich mich gerade? Wie geht es mir? Wie behandeln die Menschen mich? Habe ich Erfolg? Beweise ich mich gerade selber? Versage ich? Werde ich ungerecht behandelt? Die Selbstbezogenheit lässt uns stillstehen, lässt uns um uns selber kreisen. Es gibt nichts, was destruktiver wäre. Warum haben wir Kriege, Klassenkämpfe, kaputte Familien und zerrüttete Beziehungen? Es ist die Finsternis der Ichbezogenheit. Wenn ich beschließe, mein eigenes Zentrum, mein eigener König zu sein, bricht alles auseinander – physisch, sozial, geistlich und seelisch. Wir haben den Tanz verlassen. Aber wir alle sehnen uns danach, ihn wieder aufzunehmen. Diese Sehnsucht speist die Mythen und Legenden fast jeder Kultur, und so verschieden die Geschichten sind, sie haben alle ein ähnliches Thema: Ein wahrer König wird zurückkommen, den Drachen töten, uns küssen und aus dem Todesschlaf aufwecken, uns aus dem Turm, in dem wir gefangen saßen, befreien, uns zurückführen in den Tanz. Ein wahrer König wird kommen, um alles wiedergutzumachen und die ganze Welt zu erneuern. Und die gute Nachricht vom Reich Gottes ist diese: Dieser wahre König ist Jesus.

      Ich muss hier an eine Szene in Tolkiens Herr der Ringe denken, wo eine alte Frau sagt: „Die Hände des Königs sind Hände eines Heilers. Und so konnte der rechtmäßige König immer erkannt werden.“14 Wie ein Kind unter der Autorität eines weisen und guten Vaters aufblüht oder ein Fußballteam in den Händen eines tüchtigen, begabten Trainers, so fängt dann, wenn Sie sich unter die heilenden Hände des Königs begeben, unter die Herrschaft Jesu, alles in Ihrem Leben an, heil zu werden. Wenn er einst wiederkommt, wird alles Traurige nicht mehr sein. Seine Wiederkunft wird das Ende von Angst, Leid und Tod bringen.

      Auch hier unterscheidet sich das Christentum von allen anderen Religionen. Einige Religionen sagen, dass diese materielle Welt untergehen wird und dass die Gerechten oder Erleuchteten aus ihr heraus gerettet werden in eine Art überirdisches, rein geistiges Paradies. Andere Religionen sagen, dass diese physische Welt eine Illusion ist. Oder vielleicht glaubt mancher ja auch, dass die Erde eines Tages zusammen mit der Sonne verbrennen und alles auf ihr untergehen wird, als habe es sie nie gegeben. Die gute Nachricht vom Reich Gottes ist, dass die materielle Welt, die Gott erschaffen hat, erneuert werden wird, sodass sie für immer besteht. Wenn das geschieht, werden wir, wie das Einhorn am Ende von C.S. Lewis’ Chroniken von Narnia, sagen: „Nun bin ich ... nach Hause gekommen! Dies ist meine wahre Heimat. Hierher gehöre ich. Nach diesem Land habe ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt.“15

      Dem König folgen

      Als Jesus seine öffentliche Predigt des Reiches Gottes beginnt, wählt er zwölf Männer aus, die seine Jünger sein sollen – seine engsten Freunde und Anhänger. Markus berichtet die ersten Berufungen:

      Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

      Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. Und alsbald rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach. (Markus 1,16-20, LÜ)

      Jesus geht sofort daran, Menschen in seine Nachfolge zu rufen. Dies ist in der jüdischen Tradition etwas Einzigartiges. Die Schüler wählten sich ihren Rabbi, und nicht der Rabbi die Schüler. Der Lernwillige suchte einen Rabbi auf und sagte ihm: „Ich möchte dein Schüler werden.“ Markus zeigt uns, dass Jesus eine andere Autorität hat als ein normaler Rabbi. Eine Beziehung mit Jesus können wir nur haben, wenn er selber uns ruft.

      Als Jesus Simon und Andreas sagt: „Folgt mir nach“, steigen sie sogleich aus ihrem Beruf als Fischer aus und folgen ihm. Als er Jakobus und Johannes ruft, lassen die ihren Vater und ihre Freunde buchstäblich sitzen und verlassen das Boot. Aus dem Rest der Evangelien wissen wir, dass diese Männer später durchaus wieder fischten und weiter eine Beziehung zu ihren Eltern hatten. Aber was Jesus hier sagt, ist trotzdem unerhört. In traditionellen Kulturen ist es die Familie, die einem Menschen seine Identität gibt, und wenn Jesus sagt: „Ich möchte, dass ich euch wichtiger bin als eure nächsten Verwandten“ – das ist eine Zumutung. In unserer individualistischen westlichen Kultur ist es keine große Sache, von seinen Eltern wegzuziehen; hier ist es eine Zumutung, wenn Jesus uns sagt: „Ich möchte, dass ich dir wichtiger bin als deine Karriere.“ Jesus sagt: „Mich kennenlernen, mich lieben, mir ähnlicher werden und mir dienen – das muss die große Leidenschaft deines Lebens werden, gegen die alles andere zweitrangig ist.“

СКАЧАТЬ