Kemet. Melanie Vogltanz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kemet - Melanie Vogltanz страница 5

Название: Kemet

Автор: Melanie Vogltanz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783945045657

isbn:

СКАЧАТЬ Cherti«, befahl Osiris dem Unterweltgott. »Wir haben Großes vor.«

      Ich bleckte die Zähne. »Ach ja? Und das wäre?«

      Osiris fuhr sich mit der Hand über seinen Ziegenbart und sah mich an, als überlegte er, ob ich eine Antwort wert sei. Isis kam ihm zuvor.

      »Er wird mir meinen Tempel zurückgeben«, hauchte sie und legte ihm liebevoll eine Hand auf den Unterarm. »Nicht wahr, mein Geliebter?«

      Osiris musterte seine Gemahlin wie seinen kostbarsten Besitz. »So ist es, meine Schöne.«

      Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle übergeben. Stattdessen fragte ich: »Was für ein Tempel?«

      »Der Isis-Tempel natürlich. Erst erobern wir Mainz und dann bauen wir ihn wieder auf. Und von dort aus werden wir herrschen. Sie werden uns anbeten.«

      Isis hing wie verzaubert an Osiris’ Lippen. Sie konnte es wohl kaum erwarten, ihrem übernatürlichen Ego noch mehr Futter zu geben.

      »Und dann darf ich mit ihnen spielen«, sinnierte Bastet. Ihre raubtierhaften Eckzähne glitzerten.

      »Ihr seid doch wahnsinnig«, stellte ich fest. »Wollt ihr die Menschheit wirklich unterwerfen oder gar Schlimmeres?«

      Osiris antwortete nicht. Er gab Cherti ein Zeichen, ihm zu folgen, und wandte sich mit seiner Frau von mir ab. Der Unterweltgott starrte mich aus bösen Augen an, als er an mir vorbei durch den Kanal watete.

      »Osiris, warte«, bat ich aufgebracht. »Das kannst du nicht tun. Du schuldest mir dein Leben!«

      Er hielt inne und sagte über die Schulter hinweg: »Wie ich das sehe, schulde ich es meiner Frau.« Er drückte Isis’ Hand. »Du warst nur ein Mittel zum Zweck.«

      »Ich war der Einzige, der den Totenritus durchführen konnte«, erinnerte ich ihn abfällig. »Ohne mich würde deine Frau jetzt bei deinen konservierten Leichenteilen um Aufmerksamkeit buhlen.«

      Empört sog Isis die Luft ein. Gleichzeitig schmetterte Osiris mir mit einer energischen Handbewegung einen Feuerball entgegen. Ich sprang schnell zur Seite und das lodernde Geschoss verglühte an der Kanalwand. Zurück blieb ein gewaltiger Brandfleck, der ich hätte sein können.

      »Verdammt!«

      Osiris lächelte mir gleichgültig zu. »Du weißt nicht, wo dein Platz ist. Aber ich glaube, hier unten bist du ganz gut aufgehoben.«

      Mit diesen Worten wandte er sich ab und nahm sein Gefolge mit. Ungläubig sah ich ihnen nach. Das würde ich nicht so einfach auf mir sitzen lassen.

      Hinter mir in der Dunkelheit klatschte jemand langsam in die Hände. Ich wirbelte herum. Was denn jetzt?

      Aus den Schatten trat niemand Geringeres als Seth. Mit einem spöttischen Lächeln erwiderte er meinen verblüfften Blick.

      »Das ist ja fantastisch gelaufen«, bemerkte er.

      »Verschwinde.«

      Seth hob beide Hände. »Oh, wer wird denn gleich ausfällig werden? Wir sitzen doch beide im selben Boot.« Er sah kurz auf die Kloake hinab, die seine Knie umspielte, und fügte hinzu: »Oder stecken in derselben Scheiße, wie man heute sagen würde.«

      Ich verdrehte die Augen. Humor hatte er ja, das musste man ihm lassen.

      »Was willst du?«

      Seth fuchtelte mit der Hand, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. »Freiheit. Ruhm. Rache. Aber vor allem: meine Ruhe.«

      Ich zog skeptisch die Augenbrauen nach oben. »Soll heißen?«

      »Ich will die anderen loswerden.«

      »Und wie genau stellst du dir das vor?«

      Seth seufzte. »Ich habe Osiris schon einmal in Stücke gerissen. Sag, warum hast du ihn noch gleich wieder zusammengesetzt? Es will mir auch nach all den Jahrtausenden einfach nicht einleuchten.«

      Ich ignorierte seine Stichelei und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. »Verstehe ich das richtig – du willst mir dabei helfen, sie aufzuhalten?«

      »Verrückt, nicht wahr?« Seth zwinkerte mir zu.

      »Mehr als das.«

      Im Stillen musste ich mir eingestehen, dass ich es ohne ihn nicht schaffen würde. Seine magischen Fähigkeiten waren meinen nicht unähnlich. Wie ich beherrschte er die Winde, doch wo ich einen Sturm heraufbeschwor, konnte er ganze Städte aus der Erde reißen. Und das alles mit nur einem gelangweilten Wink seiner Hand.

      Ich wusste, dass Seth aus purem Egoismus handelte – so war es schon immer gewesen. Aber es war besser, wenn er seine Magie an meiner Seite einsetzte, anstatt gegen mich.

      »Nun denn«, sagte ich entschlossen. »Lass uns ein paar Götter jagen.«

      ***

      Das Donnern war schon von Weitem zu hören. Irgendwo brachen steinerne Gebäude in sich zusammen und es dauerte nicht lange, bis Schreie das Lied des Chaos begleiteten. Das konnte nur eines bedeuten: Osiris und seine Marionetten hatten ihre Kräfte entfesselt und auf die Stadt losgelassen.

      Ich fluchte. »Wir sind zu spät!«

      »Komm mal runter«, spottete Seth. »Jetzt geht es doch erst richtig los!«

      »Findest du das etwa amüsant?«

      »Ein wenig schon«, gab Seth ungeniert zu, dann begegnete er meinem vernichtenden Blick und seufzte theatralisch. »Ach, komm schon. Diese ganze Situation ist absurd.«

      Ja, das war sie. Ich ließ es unkommentiert.

      Wir eilten in Richtung Innenstadt. Ich hätte den Rest des Weges gerne in Schweigen zurückgelegt, doch Seth machte mir einen Strich durch die Rechnung. Wie so oft schon.

      »Sag mal, was kümmert es dich eigentlich, was mit den Menschen geschieht?«

      Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu ignorieren, wusste aber, dass er nicht locker lassen würde. »Ich bin derjenige, der sie damals auf die andere Seite bringen musste. Und glaub mir, ich habe genug vom Tod gesehen. Ich würde es gerne wie die Menschen machen und einfach … kündigen.«

      Seth brach in schallendes Gelächter aus.

      Noch bevor wir den Luisenplatz erreichten, kamen uns panische Menschen entgegen, die laut aufschrien, als sie uns sahen. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Seth und konnte es ihnen nicht verübeln.

      »Auf geht’s!«, rief Seth und rannte voraus.

      Ich folgte ihm und wäre hinter der nächsten Ecke beinahe mit ihm zusammengestoßen, so plötzlich war er stehen geblieben. Dann sah ich, warum.

      Das Ludwigsmonument lag in Schutt und Asche. Rote Sandsteinbrocken verteilten sich über den weitläufigen Platz wie Geschwüre, die sich aus den Katakomben der Stadt erhoben. Und zwischen ihnen gingen Osiris, Isis, Bastet und Cherti umher. In ihren Augen glomm das Versprechen, alles und jeden zu vernichten, der ihnen СКАЧАТЬ