PROJEKT GALILEI. Stefan Bouxsein
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Название: PROJEKT GALILEI

Автор: Stefan Bouxsein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mordkommission Frankfurt

isbn: 9783939362395

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СКАЧАТЬ bemerkte Lena mit spitzem Tonfall. Sie konnte ihr Gegenüber nicht einschätzen, und das störte sie. Wie konnte eine so junge Frau eine so abgebrühte Geschäftsfrau in diesem Metier geworden sein? Lena war diese Welt völlig fremd. Als sie noch in ihrem alten Job tätig war, hatte sie viel mit Prostitution und Zuhälterei zu tun gehabt. Aber das hier war eine ganz andere Liga und ein ganz anderer Menschenschlag.

      »Wenn ich um Nayla trauere, werde ich das ganz bestimmt nicht vor Ihnen tun«, bekam Lena unterkühlt zu hören.

      Lena ging nicht weiter darauf ein. »Hatte Nayla heute einen Termin mit einem Kunden?«, fragte sie stattdessen.

      »Für heute Abend war sie gebucht, ja. Ich muss das jetzt auch noch umdisponieren. Ich hoffe, mein Kunde springt nicht ab.«

      »Arbeiten Ihre Geschäftspartnerinnen auch auf eigene Rechnung?«

      »Nein. Das ist vertraglich untersagt.«

      »Ich benötige eine Namensliste der Kunden von Nayla.«

      »Das dachte ich mir. Aber die bekommen Sie nicht. Nicht ohne richterlichen Beschluss.«

      »Den kann ich besorgen, kein Problem«, erwiderte Lena gereizt. »Einer Ihrer Kunden ist vielleicht ein Mörder. Haben Sie keine Angst, dass er es bei einer Ihrer anderen Geschäftspartnerinnen wieder tun könnte? Von den Damen brauche ich übrigens auch die Namen.«

      »Sarah, Helena und Samira«, gab Justine van Bergen nun bereitwillig Auskunft.

      »Kennen die Damen sich untereinander?«

      »Mehr oder weniger. Nayla war mit Samira gut befreundet. Sie haben beide jordanische Wurzeln. Samira wurde aber in einem palästinensischen Flüchtlingslager geboren. Sie hat eine äußerst interessante Biographie. Helena ist Russland-Deutsche, und Sarah kommt ursprünglich aus einem Kaff in Schleswig-Holstein.«

      »Haben Sie die Frauen alle an der Uni rekrutiert?«

      »Das ist ein Ansatzpunkt. Letztendlich sollten geeignete Bewerberinnen von bereits aktiven Geschäftspartnerinnen empfohlen werden. Gleich und gleich gesellt sich gern. Auf diese Weise will ich mein Unternehmen ausbauen. Sind Ihre Fragen nun beantwortet? Ich drucke Ihnen noch die Kontaktdaten von meinen Partnerinnen aus.«

      »Das ist nett. Ich besorge mir dann umgehend den richterlichen Beschluss zur Herausgabe Ihrer Kundenkartei.«

      »Ich werde meine Anwälte entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen lassen. Meine Kunden sind keine Mörder. Sie sind die Elite der Gesellschaft.«

      »Das Eine schließt das Andere nicht aus. Gehört Gerold Haferstein zu Ihren Kunden? In seiner Hotelsuite starb Nayla.« Lena entging das leichte Zucken um die Mundwinkel ihrer Gesprächspartnerin nicht.

      »Er ist tatsächlich ein Kunde«, gab Justine van Bergen nach einer kurzen Bedenkpause zu. »Aber er hat sich nie mit Nayla getroffen. Nur mit Sarah. Wie kommt Nayla in seine Suite?«

      »Das möchte ich herausfinden. Ihre Unterstützung wäre dabei sehr hilfreich.«

      »Ich unterstütze Sie, so gut ich kann, falls Sie das noch nicht bemerkt haben. Aber wenn ich heute meine Kundendaten an die Polizei weitergebe, habe ich morgen keine Kunden mehr. Diese Leute können Sie auch nicht so einfach mal besuchen und befragen. Es sei denn, Sie wollen um die ganze Welt jetten. New York, London, Moskau, Paris, Kopenhagen, Den Haag, Dubai, um nur ein paar der Orte zu nennen, an denen meine Kunden sich gerne aufhalten und eine nette Begleitung wünschen. Meine Partnerinnen fliegen zu jedem Ort der Welt, manchmal nur um zwei oder drei Stunden mit einem Kunden zu verbringen. Dass sich dieser Vorfall ausgerechnet in Frankfurt ereignet hat, hat nichts zu heißen. Außer, dass der Täter kaum in meinem Kundenkreis zu finden ist.«

      »Das macht es doch eigentlich recht einfach. Ihre Kunden, die heute nachweislich nicht in Deutschland waren, können wir ausschließen. Und Gerold Haferstein haben wir ja schon identifiziert. Was halten Sie von dieser Vorgehensweise?«

      »Ich denke darüber nach. Jetzt muss ich mich aber leider um die Arbeit kümmern.«

      Ich auch, dachte Lena. Sie würde sich als Nächstes im Präsidium die Videoaufzeichnungen der Hotelkameras anschauen. Auf der Fahrt zum Präsidium ließ sie sich die Gespräche mit Gerold Haferstein und Justine van Bergen noch einmal durch den Kopf gehen. Beide hatten in Lenas Augen merkwürdig auf den brutalen Mord reagiert. So, als wären sie nicht sonderlich überrascht.

      *

      Siebels hatte einen neuen Auftrag. Vor ihm lag ein Umschlag mit 20.000 Euro. Ob Sabine das besänftigen würde, wenn er ihr beichtete, sein Versprechen nicht eingehalten zu haben? Eher nicht. Aber das Geld war nicht ausschlaggebend für seinen plötzlichen Sinneswandel gewesen. Es war sein Bauchgefühl. Das sagte ihm, dass Till sich beim LKA in Schwierigkeiten befand. Jedenfalls steckte er mittendrin im Fall der toten Frau im Hotel Jumeirah und hatte anscheinend keine Ahnung, dass der Tod der Frau mit einem seiner Kollegen in Verbindung stehen könnte. Wenn diese Samira mehr darüber wusste als Till, dann lief bei dessen Truppe einiges aus dem Ruder. Till würde Rückendeckung brauchen und Siebels wollte sie ihm geben. Mit anderen Argumenten konnte er Sabine seine Entscheidung jedenfalls nicht erklären. Und sich selbst auch nicht. Siebels konnte sich noch keinen Reim auf die ganze Geschichte machen. Samira wollte ihm keine Auskünfte über Naylas Kunden geben. Außer, dass es sich um sehr einflussreiche Männer verschiedener Nationalitäten handelte. Ihr ging es aber nur um diesen Richard. Ob sie ihn für den Mörder ihrer Freundin hielt, konnte Siebels nicht sagen. Aber ein LKA-Kommissar würde kaum einen Mord begehen. Es sei denn, er stand unter enormem Druck und fürchtete um sein eigenes Leben. Siebels setzte sich an den Computer und suchte im Netz nach Treffern über einen Richard vom LKA in Wiesbaden. Aber seine Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. Ein Gespräch mit Till erschien ihm da wesentlich erfolgversprechender. Siebels grübelte darüber nach, warum diese junge Frau wirklich bei ihm aufgekreuzt war. Er wandte sich wieder seinem Rechner zu und suchte im Netz nach Informationen zu seiner Auftraggeberin. Samira Mousa. Auch hier stieß er auf keine Treffer, die er ihr zuordnen konnte. Er versuchte es mit dem Namen des Opfers. Nayla Aldahabi. Er scrollte sich durch die Trefferlisten und verwarf fast alle Ergebnisse. Er wollte das Ganze schon wieder aufgeben, als er doch noch auf der Online-Seite einer englischen Frauenzeitschrift landete. Gebannt schaute er auf das Foto. Das musste sie sein. Nayla Aldahabi in einem atemberaubenden, rückenfreien, enganliegendem Kleid auf einer Wohltätigkeitsgala in London. Ihr Name wurde nur einmal am Rande erwähnt. Sie war die Begleitung eines saudischen Prinzen. Prinz Abdul bin Abdaluya hatte einen sechsstelligen Betrag gespendet, der der Sportförderung von jungen Talenten in verarmten Arbeitervierteln dienen sollte. Die Veranstaltung hatte vor drei Monaten stattgefunden.

      Siebels durchsuchte das Netz nun nach dem wohltätigen Prinzen. Auch bei ihm war die Trefferquote äußerst mager. Er erfuhr, dass es in der Dynastie der Saud 5000 bis 7000 Prinzen gab, die alle keine Geldprobleme hatten. Nur die wenigsten davon befanden sich in wichtigen Positionen. Naylas Prinz schien eher einer der Unbedeutenden zu sein. Konnte er ihr Mörder sein? Siebels machte sich eine Notiz. Befand sich der Prinz gerade in Deutschland? In Frankfurt? Wenn ja, war er im Hotel Jumeirah abgestiegen? Wollte dieser Richard von Nayla Informationen über Prinz Abdul bin Abdaluya abgreifen? War der Prinz doch bedeutender, als es den Anschein hatte? Siebels fand im Netz nur Randbemerkungen über das Mitglied der saudischen Dynastie. Mal tauchte er auf einer Konferenz auf, in der es um den Klimawandel ging, mal gab er ein Statement zur politischen Entwicklung im Nahen Osten ab, ohne dabei wirklich etwas Konkretes von sich zu geben. Eine offizielle Funktion schien er dabei nicht zu haben. Wie war er an Nayla geraten? Auch diese Frage notierte Siebels auf seinem Zettel. Dann fuhr er den Computer herunter und bereitete sich mental auf die schwierigste Aufgabe vor, die er zunächst СКАЧАТЬ