Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох страница 27

Название: Gesammelte Werke von Sacher-Masoch

Автор: Леопольд фон Захер-Мазох

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207350

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СКАЧАТЬ um das nackte Leben zu kämpfen und zu sündigen wie die Andern, ich bin einmal unterlegen, genug damit.

      Es ist besser, wenn ich mir sagen kann, mein Auge verlöscht für immer und eine arme Seele kommt zur Ruhe. Ich denke, es ist für den Mann besser ohne Weib. Nicht das Weib sucht den Mann, sondern der Mann das Weib. Darin liegt der ganze Vortheil und so kann ein Weib ruhig seine Rechnung machen mit dem Manne. Was sollte auch ein Weib Anderes denken, als Vortheil zu ziehen aus dieser jammervoll lächerlichen Lage des Mannes?

      Wenn Einer bis an den Hals im Wasser steht, mit den Füßen im Schlamme steckt und ertrinken muß, ihr aber könnt ihn retten und er hat einen Beutel mit Gold bei sich, er wird ihn euch gern an das Ufer werfen.

      Ein kluges Weib ist aber mit einem Beutel Goldes nicht zufrieden, sie schleppt den Mann vor den Geistlichen.

      Versteht ihr mich nun? Darum ist auch so große Feindschaft zwischen den Weibern, wie zwischen Schneidern oder Korbflechtern. Jede sucht ihr Körbchen so gut als möglich an den Mann zu bringen. Und hat sie Unrecht?

      Wird nicht die Frau nach dem Manne geschätzt? Ist eine Dirne vom Dorfe, wenn sie einen Grafen zum Manne hat, nicht eine Gräfin? Und umgekehrt? Des Mannes Ehre ist ihre Ehre und deßhalb ist ein Weib immer stolzer auf seine Titulaturen, sein Vermögen als der Mann selbst. Begreift ihr?«

      »Da begreife ich noch immer nicht,« erwiederte Mrak ärgerlich, »wie du die gnädige Frau von Zawale, deine saubere Katharina, lieben kannst, die dich so elendlich verrathen hat.«

      »Das wirst du nie begreifen,« sagte der Capitulant trocken.

      »Und doch ist kein Weib werth, was ein Mann um sie leidet,« sagte ich leise.

      »Gewiß, Herr,« antwortete der Capitulant, »kein Weib ist das werth, was ein Mann für sie fühlt, außer einer Mutter. Um aber von meiner gnädigen Herrin zu reden. Was hat sie mir eigentlich gethan? Ich bin in keiner glücklichen Stunde geboren. Und dann – ich habe dem Leben lange genug zugesehen – Der und Jener hat ja auch geliebt und auch geküßt und glücklich geheirathet und jetzt hebt sein Weib die Röcke gegen ihn auf. »Da – küsse mich.« Seht Ihr. Wenn sie mein Weib geworden wäre, hätte ich sie vielleicht in kurzer Zeit geprügelt. Es ist ganz Alles eins, so oder so, ganz Alles eins.

      Die Liebe hört dann beim Manne bald auf und ich sage, das Weib hat Recht sich bei Zeiten vorzusehen, so lange es jung und hübsch ist und so lange dem Manne der Kopf brennt; wie bald ist so ein Feuerchen gelöscht und wie rasch wird so ein Weibchen alt.«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Was befremdet Sie, Herr!«

      »Daß Ihr nur von dieser natürlichen Liebe sprecht und doch selbst ein Zeuge seid für eine andere Liebe.«

      »Ich habe nichts dagegen gesagt,« rief der Capitulant, »ich gewiß am wenigsten. Ein Mann kann mit dem Herzen lieben, wenn es ihm Vergnügen macht, warum nicht? Aber ein Weib kann das nicht. Ich sage Ihnen, so ein Weib möchte erwiedern, was ein Mann für sie fühlt – erwiedern möchte sie es, aber wo ist die Möglichkeit?

      Wenn ich mein Pferd liebe, wie sieht es mich an, so menschlich fast und möchte gleichsam sprechen zu mir und kann nichts weiter thun als mich liebkosen. Und scheint traurig darüber und trägt doch morgen einen anderen Herrn ebenso lustig. Kann ich sie Beide deshalb verklagen? und bei wem?« Kolanko lächelte tückisch mit ineinander gekniffenen Lippen. »Ja der Jude weiß wohl,« sprach er, »warum er täglich betet: ich danke dir Herr, daß du mich nicht zum Weibe erschaffen.« »Wer eine Liebe hat, so eine herzliche Liebe,« fuhr der Capitulant fort, muß sich bei Zeiten fügen und entsagen oder er wird auf die lustigste Weise angeführt werden, denn das Weib ist in der Liebe, wie der Jude im Handel.«

      »Was sagt Ihr vom Juden?« meckerte mein Kutscher.

      Der Capitulant sah ihn an und spuckte aus.

      »Ueberhaupt,« sagte er still, »ist zuletzt unsere ganze Weisheit: entsagen, dulden, schweigen.

      Und wenn Ihr Euch wundert, daß ich diese Katharina so lange lieb behalten habe, wer sagt Euch denn, daß eine ehrliche Liebe ihren Gegenstand um jeden Preis besitzen muß? Man liebt eine Person nicht, weil sie gut oder schlimm ist oder etwa moralisch. O! Nein! – Ich liebe sie auch nicht, weil sie gut gegen mich handelt oder nicht. Man liebt sie nur, wenn man muß, wenn uns die Natur gleichsam keine Wahl läßt, gleichsam zu einer Person zwingt. Und nur eine solche Liebe erträgt Alles, Spott, Gelächter, Schläge, Mißhandlung, Grausamkeit und fragt oft nicht einmal, ob man sie erwiedert; und nicht einmal die Zeit tödtet sie, die doch Alles tödtet.«

      »Ihr wärt ein vortrefflicher Ehemann geworden,« sagte der Alte nach einer Pause. »Warum nehmt ihr kein Weib? Jeder möchte Euch mit Freuden seine Tochter geben und ein Haus und Grund und gute Groschen dazu.«

      »Es ist unhöflich abzulehnen,« entgegnete der Capitulant, »aber habe ich Einen von Euch gebeten? – Wie soll ich ein Weib nehmen? Ich habe das erstemal so zu Euch gesprochen, Ihr kennt mich jetzt. Habe ich so aufrichtig mit dem Herzen geliebt, wie soll ich dann eine Andere lieben und gibt es keine solche Liebe – wozu ein Weib? Bin ich ein Thier?«

      »Näher betrachtet, habt Ihr Recht,« fügte Kolanko hinzu, »um so mehr, als Alles mit der Zeit vergeht.«

      »Alles nicht,« sprach der Capitulant mit seinem schönen leuchtenden Blick.

      »Und doch,« seufzte er später, »Ihr habt die Wahrheit gesprochen, Ihr am meisten. Ja, unser Empfinden sogar wird immer schwächer; später macht uns das, was uns weh gethan hat, beinahe eine Freude. Man denkt so an verstorbene Menschen wie an verstorbene Gefühle. Was sagt Ihr dazu, Kameraden? – Es ist so traurig, wenn man endlich weiß, was du da fühlst, dauert nicht. Wie hat mir das Herz weh gethan, als ich meine Eltern begrub und jetzt träume ich manchmal, daß ich z. B. mit meinem Vater Branntwein trinke und er ist ganz besoffen. Wie gefällt euch das? – Oder ich weiß, wenn heute etwas ist, ist es in einem Jahre vielleicht nicht mehr. Alles geht vorüber, wie die Wolken, die gegen Abend ziehen, so auch das Schlechte.

      Alles kann der Wille. Nur gegen Krankheit und Tod kann er nichts.

      Wenn so der Feldwebel am Samstag beim Rapport gleichmüthig eine Woche aus dem Kalender strich, war ich immer traurig, aber was ist das! – trauriger als die Vergänglichkeit der Zeit, des Lebens, ist die Vergänglichkeit, welche wir an uns selbst, unserem Denken, unserem Fühlen wahrnehmen. Das ist das wahre Sterben. Ist das nicht natürlich? Täglich siehst du etwas Neues, Alles verändert sich um dich, anders ist es, wenn du ein Kind bist, anders, wenn du ein Mann, und so, kannst du derselbe bleiben? und verlangst von Anderen, daß sie sich nicht verändern?«

      Einen Augenblick war Alles still, dann hörte man leise ein Glöckchen wimmern, weit, weit, unendlich kläglich.

      »Da stirbt Einer,« sagte der Greis und bekreuzte sich.

      »Was fällt Euch ein,« rief Mrak. »Das ist die Schlachta, die heimkehrt von der Verschwörung in Tulawa. Paßt auf!«

      Der Capitulant erhob sich, verlöschte bedächtig seine Pfeife und schob sie in den Stiefel; dann ging er langsam in das Freie hinaus, blieb stehen, nahm die Mütze ab, zog Luft durch Mund und Nase und hielt die Hand flach hin.

      Das Glöckchen kam näher und näher.

      Der Capitulant setzte die Mütze wieder auf.

      »Die Kälte läßt nach. Der Wind hat umgeschlagen.«

      Er СКАЧАТЬ