Im grünen Tann. Arthur Achleitner
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Название: Im grünen Tann

Автор: Arthur Achleitner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066118907

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СКАЧАТЬ deren Vorliebe für Rauchfleisch und Schweinskeulen landbekannt ist. Thrinele fegt zunächst den Wehschnee aus dem Flur, schließt die Thür ab und macht im Ofen der unteren Stube Feuer an; ebenso sorgt sie für Erwärmung ihrer Schlafstube. Wie das wohlig prasselt! Geschäftig säubert Thrinele die Stuben und fegt sie rein, emsig und unverdrossen. Wo nur Ätti sein mag? Auf einen Rüffel wegen ihrer plötzlichen Flucht zur Pflege des Gestochenen macht sich Thrinele vorweg gefaßt: Ätti wird höchst wahrscheinlich heillos poltern und fluchen. Aber Thrineles Gewissen ist rein, sie hat so handeln müssen, ihr Herz hat sie dazu gedrängt. Dafür will 's Maidli jetzt um so treuer das Haus beschützen und bewahren. Wie Ätti den „Dürren Ast“ nur so leicht verlassen konnte, die Thüre offen, alles preisgegeben dem nächstbesten Stromer?! Das soll jetzt anders werden; ja Thrinele ist fest entschlossen, verdächtige Gäste überhaupt nicht einzulassen. Lieber nichts verdienen! Eben kommt Thrinele zum Nachschüren wieder ins Erdgeschoß, da schreckt ein Klopfen sie auf, es pocht jemand an der Thür. Mit verhaltenem Atem horcht Thrinele.

      Eine dumpfe Stimme ruft außen: „Flieh', Peter! Im Namen der heiligen

       Maria, bring' dich in Sicherheit! Alles isch verloren!“

      Thrinele bebt an allen Gliedern. Was soll die Warnung bedeuten? Der Fremde entfernt sich wieder; deutlich vernimmt das Mädchen die Schritte im knirschenden, steif gefrorenen Schnee. Thrinele eilt die Treppe hinan, reißt im oberen Gelaß ein Fenster auf und beugt sich hinaus, um vielleicht noch sehen zu können, wer der Warner gewesen ist. Im Zwielicht des flimmernden Schnees und des schwachen Blinkens der wenigen Sterne am Himmel kann sie nur noch eine schwarze Gestalt wahrnehmen, die eilig den Bühl hinunterläuft. Eine eilige Warnung, offenbar eines Freundes, der selbst die Häscher fürchtet und sich gar nicht die Zeit genommen hat, auf das Öffnen der Hausthüre zu warten. Dem Ätti droht also Gefahr; Thrinele wird wach bleiben müssen. Wer weiß, ob nicht schon in dieser Nacht die Büttel oder Soldaten kommen werden. „Alles ist verloren!“ hat jener Mann gerufen; das kann doch nur die Salpeterersache angehen, für welche Thrinele sich noch nie hat begeistern können. Sie ist, seit sie die Ruhe und den Frieden bei Bibers, in der Halunkenfamilie, kennen gelernt, jetzt völlig für die Partei der „Ruhigen“, die über kurz oder lang wohl Oberhand im Wald wird gewinnen müssen. Was bei ständigem Streit, bei der Prozeßwut herauskommt, hat Thrinele im Vaterhause zur Genüge kennen gelernt; die letzte Kuh ist aus dem Stall und vom Advokaten verschlungen worden, die wenigen Felder sind unbebaut geblieben und Ättis Waldgrund ist gelichtet. Verarmt die ganze Familie, Gott sei's geklagt! Wenn je an Hochzeit gedacht werden dürfte: was kann's Maidli dem Michel anheiraten und mitbringen? Nichts als ihr gutes Herz und den guten Willen, ihm, dem Geliebten, treu zu dienen! Und das, so flüstert Thrinele im einsamen Haus vor sich hin, ist ja so wenig!

      Die Nacht geht rum, ohne daß sich etwas ereignet; Thrinele hat angekleidet im Bette gewacht, nur auf kurze Zeit sich wohltätigem Schlummer überlassen. Am frühen, dämmerigen Morgen hält Thrinele Nachsuche in den Küchenvorräten, und da sieht es übel genug aus. Mehl und Butter muß ergänzt werden, auch Salz geht zur Neige. Zum Glück findet das Mädchen etwas Kleingeld zum Einkauf in der Schublade Ättis, und damit pilgert Thrinele, nachdem sie das Haus wohl verwahrt, hinüber nach Hochschür und trägt den Proviant im Rückenkorb dann wieder ins winterlich einsame Haus.

      * * * * *

      Wienechtzit! Weihnachten im Walde naht, schneebeladen stehen die dunklen Tannen als richtige Weihnachtsbäume, festgefroren klammert sich das erstarrte Geflock ans Geäst. Eisig kalter Wind pfeift um die Bühlhöhen und heult in den eisgeschmückten Schluchten. Mehr denn je umlagern die einsamen Wäldler den Ofen und verbringen die Zeit auf der „Chauscht“. Strohumhüllt stehen die Brunnen, auf daß das nötige Wasser nicht einfriert. Überall tiefer Schnee, starres Eis, und eine bittere Kälte! Wer nicht muß, verläßt das schützende Haus nicht, und draußen giebt es um Weihnachten keine Arbeit, zumal die Holzarbeit längst erledigt ist.

      Die Feiertage stehen vor der Thür. Thrinele hat es sich angelegen sein lassen, die Stuben sauber zu fegen und verbringt die langen, stillen Abende am schnurrenden Spinnrad, mit Gedanken an den Geliebten und an den verschwundenen Vater. Bittere Sorge um ihn erfüllt das junge Herz, seit Thrinele in Hochschür erfahren, daß in Kuchelbach die Salpeterersache ein so böses Ende nahm. Niemand will aber an jenem Unglückstage den Streitpeter gesehen haben; die Hochschürer Salpeterer, so sie sich durch rasende Flucht retten konnten, verstehen es auch nicht, warum just der Vertrauensmann beim Zuge nach Kuchelbach gefehlt hat. Daß er etwa Halunke geworden sei, ist nicht wahrscheinlich, dagegen spricht sein Verschwinden. Es müßte nur sein, daß er verunglückt, an einsamer, wenig begangener Stelle von einer Pandurenkugel niedergestreckt und noch nicht aufgefunden worden sei. Ein ganz rätselhaftes Verschwinden! Übel genug steht die Salpeterersache an sich, wenn auch für die nächsten Monate, so lange des starren Winters Macht auf dem Walde gebietet, keine Gewaltmaßregeln gegen die Bruderschaft zu gewärtigen sind. Und jener fremde Warner wird ein Salpeterer, vielleicht aus Herrischried gewesen sein, der von der Kuchelbacher Niederlage erfahren hat und den Ätti eilig verständigen wollte in der Meinung, daß die Panduren auch zum toten Bühl heraufkommen würden.

      Früh dämmert es am Bühl, doch wirft die große Schneefläche noch so viel Schimmer in die Stube, daß Thrinele eine Weile ohne Kienspan spinnen kann. Im Kachelofen knistert und prasselt das eingeschürte Tannenholz, behagliche Wärme verbreitend. An Einsamkeit gewohnt, empfindet 's Maidli die winterliche Gefangenschaft nicht so schrecklich, zumal ja die Arbeit die Zeit kürzt. Ein Knirschen im Schnee wird hörbar, das knarrende Geräusch nähert sich dem Hause. Sollte ein Gast kommen? Fast fürchtet sich Thrinele. Ein Ausblick durch die mit Eisblumen gezierten Fenster ist nicht möglich, zum Aufhauchen eines Guckloches im Fenster fehlt die Zeit. Es pocht am sorglich verschlossenen Thor, erschrocken fährt Thrinele auf und eilt hinaus. „Wer isch drauße?“ fragt das Mädchen im kalten Flur.

      „Ufgemacht! Ich, der Peter Gottstein bin's und will in mi Haus!“

      „Ätti, Ätti!“ ruft Thrinele überrascht und schließt, zitternd vor

       Überraschung und Erregung auf.

      „Rasch, rasch! schließ' zu!“ schreit Peter und eilt in die warme Stube, um sogleich am Ofen die „Chauscht“ aufzusuchen und sich die steif gewordenen Hände zu wärmen.

      Ob verdächtige Gestalten, Soldaten in der Nähe gesehen wurden, fragt Peter und beruhigt sich erst, als Thrinele versichert, seit vielen Tagen niemanden in der Umgebung gesehen zu haben. Dann wär' es gut, meint Ätti und fordert Atzung nebst Wein, langentbehrte Dinge im Waldversteck.

      Verwundert steht 's Maidli vor dem verwildert aussehenden Vater, der ihre Anwesenheit im Hause als selbstverständlich zu betrachten scheint und alles Vorhergegangene ignoriert. „Versteckt warsch, Ätti?“

      „Leng' mir e Schöppli!“ befiehlt der Alte; das Weitere werde er schon erzählen. Thrinele holt gleich einen Krug voll Wein aus dem Keller und bringt den Rest Rauchfleisch, den die Hochschürer Schinkenfreunde zurückzulassen die Güte hatten. Peter labt sich und haut ein, tüchtig und eilig.

      „Hasch Hunger, Ätti?“

      „Dummes Geschwätz! Iß wenn d' chasch (kannst) un nüt hasch! Ich han schon drei Tag' nüt mehr 'gesse! Lueg!“ Und nun erzählt Ätti, inzwischen immer nach verdächtigen Schritten horchend, wie er am Abend nach der Kuchelbacher Schlacht heimgerannt, mit wenig Proviant in den tiefsten Tann geflüchtet sei und sich dort in einer Rindenhütte verborgen gehalten habe.

      „Bi diese Kälte?!“

      Es sei furchtbar kalt gewesen, namentlich zur Nachtzeit, und knapp die Nahrung. Als alles aufgekehrt gewesen, habe er in tiefer Nacht es gewagt, neuen Proviant zu holen.

      „Dann war Ätti selber der Schinkendieb?“ wirft Thrinele ein.

      „Wie?“

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