Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury. Else Ury
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Название: Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027238576

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СКАЧАТЬ – da konnte man schon ordentlichen Hunger kriegen!

      »Weißt du, Muttichen« – jetzt hatte das angestrengt nachdenkende kleine Mädchen endlich einen Ausweg gefunden – »du könntest ja vielleicht an den Mohrenkopf oder an die Marzipankartoffel, oder vielleicht auch an beides, ein Zettelchen mit meinem Namen ankleben, damit Tante Albertinchen gleich Bescheid weiß, daß sie für mich bestimmt sind.«

      »Sie sind aber gar nicht für dich bestimmt, Lotte, sondern für die Tante!« lachte Mutti.

      Damit mußte sich Annemie bescheiden. Sie lief ins Kinderzimmer, stellte sich ans Fenster, blickte fromm zu dem blauen Himmel empor und faltete ihre Händchen: »Lieber Gott,« so betete sie, »du siehst doch alles und kannst alles machen. Sorge doch, bitte, dafür, daß Tante Albertinchen nur Streußelkuchen und Brezel nimmt, und den Mohrenkopf und die schöne Marzipankartoffel für mich übrigläßt – amen!«

      Etwas beruhigter ging Annemie darauf zu ihren Puppen. Gerda mußte fein gemacht werden, denn sie sollte mit hereinkommen und die Tante begrüßen. Tante Albertinchen hatte ihr Nesthäkchen Gerda noch gar nicht gesehen. Sie würde sich gewiß freuen, Gerdas Bekanntschaft zu machen.

      »Sei nur nicht vorlaut, Gerda, antworte nur, wenn die Tante dich etwas fragt. Aber schüchtern und verlegen brauchst du auch nicht zu sein, und dich auch nicht zu schonieren. Und nimm dein hübsches Schürzchen in acht, ich habe es selbst mit meinem kleinen Plätteisen geplättet. Und denn schiele bloß nicht immer nach der Kuchenschüssel hin, das sieht so schrecklich verfressen aus, hörst du, Gerda?« So gab Annemie ihrem Kind Ermahnungen für sein erstes gesellschaftliches Auftreten.

      Gerda nickte zu allem mit dem Kopf. Sie würde sich schon höchst damenhaft benehmen!

      Die kleine Mama wurde nun selbst fein gemacht. Ihr Gesicht sah ewig verschmiert aus, und wo sie die schmutzigen Händchen bloß immer her bekam, war Fräulein vollends ein Rätsel. Die blonden Löckchen sprangen stets widerspenstig aus den festgeflochtenen Rattenschwänzchen heraus, wenn sie auch eben erst frisiert worden war.

      Heute steckte Fräulein ihr, Tante Albertinchen zu Ehren, Schnecken über den Ohren auf und band eine rosa Seidenschleife hinein. Annemie war das gar nicht recht, weil sie dabei so lange stillstehen mußte. Aber in dem verheißungsvollen Gedanken an den Mohrenkopf auf der Küchenschüssel drin, ließ sie alles ruhig über sich ergehen.

      »So, nun mache dich ja nicht schmutzig, Annemiechen, ich muß den Damen jetzt den Kaffee auftragen«, sagte Fräulein, nachdem sie der Kleinen noch ein weißes Stickereischürzchen vorgebunden hatte, ermahnend.

      Annemarie fühlte sich fast in ihrer Ehre gekränkt; das wußte sie doch schon längst, sie hatte es Gerda doch sogar schon beigebracht.

      »Was spielen wir nun, bis Fräulein wiederkommt?« wandte sich Annemie an ihre Puppen und sah sich unschlüssig in der Kinderstube um. »Radau dürfen wir nicht machen, weil Tante Albertinchen schon so alt ist und das gewiß nicht mehr aushalten kann!«

      Da flog ihr Blick über ein kleines Büchelchen, das zwischen den Baukästen hervorlugte.

      »Au ja – Abziehbilder!«

      Großmama hatte ihr neulich das Büchlein mitgebracht. Aber da die Kleine bei dem schönen Wetter jetzt stets spazieren ging, war sie noch gar nicht dazu gekommen, die Bilder abzuziehen. Dabei tat sie das doch so schrecklich gern. Erst das feine Panschen und dann die Aufregung, in was für ein Bild sich das weiße Papier wohl verwandeln würde.

      Annemie schleppte geschäftig ihren Seifnapf mit Wasser zum Kindertisch und rückte Gerda mit ihrem Stühlchen heran, damit die zugucken konnte, wie schön ihre kleine Mama das verstand. Ein Läppchen zum Befeuchten hatte sie gerade nicht zur Hand. Ach was – sie nahm einfach Babys Windelhöschen, die zum Trocknen auf dem Blumenbrett hingen.

      Schwieriger war schon die Frage, wo sie einen Bogen Papier zum Abziehen der Bilder hernehmen sollte.

      Bruder Hans, der sonst bei solchen Verlegenheiten seines Schwesterchens stets gutmütig aushalf, hatte Nachmittagsschule, und Klaus, mit dem mochte sie lieber erst gar nicht anfangen.

      Aber wozu war denn ihr kleiner Tisch so wunderschön weiß? Der ging doch geradesogut wie der schönste Bogen Papier!

      Schwapp – da klebte bereits das erste Bild auf dem Tischchen. Annemie panschte unbekümmert um Puppe Gerdas durchweichte Locken den ganzen Inhalt des Seifnäpfchens über das Bild. Das ließ sich ja wieder füllen. Dann drückte sie mit Babys Windelhöschen auf das nasse Papier. Aber da die Höschen winzig klein waren und nicht genügend deckten, nahm Annemie unbekümmert ihr reines Stickereischürzchen zu Hilfe und drückte nun mit ihrer ganzen gewichtigen kleinen Person, so sehr sie nur konnte.

      So, jetzt vorsichtig – ganz behutsam – ein Eckchen des nassen Papiers heben – »siehst du, Gerda, so muß man das machen!«

      Mit heißen Bäckchen zog Annemie das Papier herunter – »Hurra, der Struwwelpeter!«

      Er war zwar nicht ganz vollständig geworden, die langen Nägel fehlten, und auch die Wuscheltolle war nur halb mit heraufgekommen. Aber er prangte doch immerhin unverkennbar auf dem Kindertischchen.

      Annemie wies der bewundernden Gerda stolz ihr Kunstwerk und ging ans zweite Bild.

      Der böse Friederich mit Schwester Gretchen erschien über dem Struwwelpeter. Es war nur schade, daß sich das Papier verschoben hatte, und daß der Hund und die schöne Leberwurst dadurch statt auf den Tisch auf Annemies weißes Schürzchen gerutscht waren. Auch der Zappelphilipp zappelte vom Tischchen herunter und auf Annemies rosa Batistärmelchen. Die nassen, leeren Papiere aber klebte das Doktortöchterchen sich und Gerda auf die Bäckchen und auf die Stirn, die gaben herrliche Pflaster.

      Gerade als die kleine Künstlerin in ihrem Eifer das ganze Seifnäpfchen mit Wasser über sich und Gerda statt über das Bild ausgegossen hatte, erklang Fräuleins Stimme aus dem Eßzimmer: »Annemiechen, du sollst reinkommen und der Tante ›Guten Tag‹ sagen.«

      Die Kleine ergriff ihre triefende Gerda und eilte spornstreichs ins Eßzimmer.

      Der Mohrenkopf und die Marzipankartoffel – Himmel, die hatte sie ja über ihre Abziehbilder ganz vergessen!

      Ein schneller Blick zum Kuchenkorb – die Marzipankartoffel war fort, aber der Mohrenkopf thronte noch in seiner ganzen braunen Herrlichkeit auf dem schon etwas zusammengeschmolzenen Kuchenvorrat.

      »Annemie – Lotte – wie siehst du denn aus!« Mutti und Fräulein riefen es entsetzt wie aus einem Munde, noch ehe die Kleine vor Tante Albertinchen ihren Knicks machen konnte.

      »Ich – ach Gott, ich hab’ mich wohl etwas naß geplanscht, aber das trocknet wieder!« beruhigte Nesthäkchen die beiden und reichte Tante Albertinchen mit einem Knicks das Händchen.

      »Guten Tag, mein Herzchen« – da aber zog die Tante ihre feine, geäderte Hand schnell zurück, denn das Kinderhändchen, das sich ihr bot, war naß und klebrig.

      »Aber Annemie, was hast du denn bloß inzwischen angestellt?« rief Fräulein wieder, die sich erst allmählich von ihrem Schreck erholte.

      »Ich habe feine Abziehbilder gemacht, den Struwwelpeter und den Zappelphilipp, du wirst dich freuen, Fräulein«, sagte die Kleine stolz.

      »Den Zappelphilipp genießen wir ja hier bereits«, Mutti hielt Annemies rosa Batistärmelchen vorwurfsvoll in die Höhe. »Nun laß dich СКАЧАТЬ