Название: Das Amulett Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Das Amulett Staffel
isbn: 9783740934972
isbn:
Der Himmel schien sich plötzlich verdunkelt zu haben. Und als sie endlich ihre Fassung wiedergewonnen hatte, waren die drei im Menschengewühl verschwunden.
Mechanisch lenkte Annette ihre Schritte zu dem Parkplatz, wo sie ihren Wagen abgestellt hatte. Wünsche, Träume, war nicht jetzt schon alles sinnlos geworden?
Mit heißem Erschrecken stellte sie fest, daß sie nicht nur enttäuscht, sondern zutiefst unglücklich war.
Daheim empfing Felicia sie auch noch mit der Frage nach dem Buch.
»Könnte ich es bitte zurückhaben, Annette?«
»Was?« fragte diese gedankenlos.
»Mein Buch.«
»Ich habe es verliehen«, erwiderte sie.
»Verliehen? Du hast mein Buch verliehen?« fuhr Felicia auf.
»Du wirst es ja wiederbekommen. Stell dich doch nicht so an«, meinte Annette ungeduldig.
»Das Buch ist mein Eigentum. Ich würde niemals auf den Gedanken kommen, über deine Sachen zu verfügen.«
Annette senkte den Kopf. »Es tut mir leid, Fee. Es war nicht richtig von mir.«
Der kleinlaute Ton stimmte Felicia nachdenklich und zugleich auch versöhnlich.
»Fehlt dir etwas?« erkundigte sie sich besorgt.
»Nein, es tut mir nur leid, daß ich dich verärgert habe. Ich werde das Buch schnellstens besorgen.«
»Es eilt nicht«, meinte Felicia. »Ich habe heute sowieso etwas vor.«
Es wunderte sie, daß Annette nicht fragte, was sie denn vorhätte. Irgendwie war sie völlig verändert. Irgend etwas schien sie zu bedrücken. Wieso können wir eigentlich nicht vernünftig miteinander sprechen, überlegte sie bekümmert. Jetzt bin ich doch auch kein Kind mehr.
Regelmäßig einmal in der Woche ging Felicia aus dem Haus, ohne daß Annette dies bisher zur Kenntnis genommen hätte. Zu diesem Gang kleidete sie sich auch stets etwas sorgfältiger an, wenn man auch nicht sagen konnte, daß man in ihr eine reiche Erbin erkennen konnte.
Das schmale dunkelblaue Kleid ließ sie wie ein junges Schulmädchen erscheinen, und der schlichte graue Sportmantel vervollständigte diesen Eindruck noch.
Annette wäre wohl sehr erstaunt gewesen, wenn sie ihre Schwester hätte beobachten können. Aber sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um Felicias Abfahrt zur Kenntnis zu nehmen.
Das junge Mädchen suchte einige Geschäfte aus und kam jedes Mal schwer bepackt heraus. Darüber verging eine Stunde. Danach fuhr sie stadtauswärts und hielt schließlich vor einem alten, nicht gerade einladend aussehenden Haus an.
Eine Schwester mit weißem Häubchen kam ihr entgegen, als sie aus dem Wagen stieg.
»Das gnädige Fräulein, pünktlich auf die Minute«, sagte sie erfreut.
»Sie sollen nicht immer gnädiges Fräulein sagen, Thilde«, bemerkte Felicia verlegen. »Helfen Sie mir bitte?«
»Die gute Fee«, staunte die Schwester, »da werden unsere alten Leutchen wieder ihre Freude haben. Daß es so etwas heutzutage noch gibt.«
»Wie geht es Frau Faller?« lenkte Felicia ab.
»Der Herr Doktor ist gerade bei ihr«, erwiderte Schwester Thilde.
»Ich würde gern einmal mit ihm sprechen«, sagte Felicia rasch.
»Ich werde es ihm sagen. Es ist übrigens ein neuer. Dr. Rank macht endlich Urlaub. Aber ich glaube, der junge ist auch sehr tüchtig.«
Felicia wurde bei ihrem Eintritt sogleich von mehreren alten Frauen umringt, von denen sie freudig begrüßt wurde. Viele schmeichelhafte Worte bekam sie zu hören, die sie jedoch bescheiden abwehrte.
Seit einem halben Jahr besuchte sie dieses Altersheim regelmäßig, ohne daß sie Annette gegenüber je ein Wort darüber geäußert hätte. Hierher wanderte auch ein großer Teil ihres Monatswechsels. Aufmerksam war sie auf dieses Heim durch jene Frau Faller geworden, nach der sie sich eben erkundigt hatte. Sie war der alten Name einmal behilflich gewesen, als diese bei einem Spaziergang einen Schwächeanfall erlitten hatte.
»Wenn Sie jetzt mit dem Herrn Doktor sprechen wollen, gnädiges Fräulein?« meinte Schwester Thilde. Sie konnte diese Anrede doch nicht lassen. »Er wartet im Büro.«
In dieser Umgebung bewegte sich Felicia mit einer Sicherheit, die man sonst an ihr nicht kannte. Doch jede Sicherheit verließ sie, als sie in ein ihr wohlbekanntes Männergesicht blickte.
»Sie?« fragte sie beklommen.
»Sie?« gab Dr. Holger Bergström verblüfft zurück. »Sie sind also die gute Fee des Marienheims.«
Felicia suchte nach Worten. Es war ihr nicht nur peinlich, so genannt zu werden, sondern sie fürchtete nun auch, daß Annette von ihrem Unterfangen erfahren würde.
Vor allem aber machte es sie sehr unsicher, nun mit Dr. Bergström sprechen zu müssen.
»Ich möchte Sie sehr bitten, zu niemandem etwas darüber verlauten zu lassen, daß ich mich ein wenig um diese alten Leute kümmere«, bat sie. »Auch zu Annette nicht.«
Was ist das nur für ein seltsames Mädchen, dachte Holger Bergström verwundert. Aus ihr sollte man klug werden.
»Ist es denn etwas Schlimmes, wenn man gute Taten vollbringt?« fragte er.
»Ich mag das nicht«, wehrte sie störrisch ab. »Ich wollte mit Ihnen iiber Frau Faller sprechen, aber…« Sie unterbrach sich.
»Aber wenn Sie gewußt hätten, daß ich jetzt dieses Heim betreue, hätten Sie davon Abstand genommen«, vollendete er den abgebrochenen Satz. »Das wäre allerdings sehr schade gewesen. Schließlich haben wir nun etwas gemeinsam. Auch mir liegt das Wohl dieser alten Menschen am Herzen.«
Sie fand das erstaunlich, denn von seiner Herkunft her wäre er eher zu einem Modearzt berufen gewesen.
»Ich verspreche Ihnen, daß ich nichts über unser Zusammentreffen verlauten lasse, Felicia«, erklärte er. »Sind Sie nun beruhigt?«
Sie verlor ihre Scheu. Es beglückte sie, daß der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, wenigstens etwas mit ihr teilte. Was Annette dazu wohl sagen würde, überlegte sie.
»Wie Frau Faller Sie kennengelernt hat, weiß ich schon«, bemerkte Holger Bergström. »Nun erzählen Sie mir einmal, was Ihnen am Herzen liegt, Felicia.«
Sie wurde abwechselnd rot und blaß. »Ich habe die alte Dame sehr gem«, gestand sie leise. »Sie ist so klug und warmherzig.«
Felicia findet das bei ihr, was sie sonst vermißt, dachte Holger Bergström gerührt.
»Ich möchte mit ihr verreisen«, sprach Felicia nervös weiter. »Eine Kur würde ihr doch guttun, nicht wahr?«
Er СКАЧАТЬ