Die großen Western Classic 9 – Western. Alexander Calhoun
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Название: Die großen Western Classic 9 – Western

Автор: Alexander Calhoun

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die großen Western Classic

isbn: 9783740949983

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СКАЧАТЬ Luke starrte ihm nach und trat in den Eingang. Der Platz unter dem Baum war leer. Die Sonne stand tief. Vom Gebirge herüber wehte ein kühler Wind, der die Nähe des Abends ankündigte.

      Das Lager wirkte ruhig. Pedro hatte ein Feuer entzündet. Eine dünne Rauchwolke stieg zerflatternd in das Abendrot. Luke wusste, dass Furcht wie ein Virus grassierte und die Menschen seiner Umgebung in ihren Bann schlug. Sie hatten Angst, hündische Angst, und er hatte sie auch.

      *

      Luke Bonnart blieb stehen. Das leise Geräusch störte ihn. Verweht drang es an sein Ohr. Um ihn herum war nur Dunkelheit. Zwei einsame Sterne hingen wie milchige Punkte am Himmel, der Mond war noch nicht aufgegangen. Von der Wüste herüber drang das Gekläff von Coyoten, die ihre animalische Angst vor der Dunkelheit in einem langgezogenen hellen und heiseren Bellen äußerten.

      Seine Sinne waren derart angespannt, dass er nicht einmal das Zittern in seinem Körper spürte. Sie alle waren mit den Nerven fix und fertig. Zuerst der Apache mit seinen heimtückischen Anschlägen und jetzt noch ein fremder Killer, der von irgendwoher aufgetaucht war und dort ernten wollte, wo andere gesät hatten.

      Er ging weiter, die Winchester in der Armbeuge. Da! Jetzt kam es wieder. Ein schwaches, kaum vernehmbares Schlürfen drang zu ihm herüber. Luke bewegte sich auf den Hang zu, der wie ein dunkles Fließband, breit und in den Himmel steigend, vor ihm in der Finsternis aufwuchs.

      Er sah das Loch nicht, das durch die Sprengung frei geworden war. Dazu war es zu dunkel. Aber der Tröster der Nacht, der helle Mond, würde bald aufgehen und dieses Land des nackten Grauens in eine Feenlandschaft verwandeln.

      Luke blieb abrupt stehen und riss das Gewehr hoch.

      »Lass es sein, Amigo! Keine falsche Bewegung!«

      Die Gestalt vor ihm, nur undeutlich erkennbar, bewegte sich um keinen Zoll. Ein heiseres Kichern kam aus dieser Richtung.

      »Wenn ich den Finger krumm mache, blase ich dir das Herz aus der Unterwäsche.«

      Lukes Stimme klang ruhig, aber ein gefährlicher Hauch von Aggression wehte in ihr mit.

      »Bucko, mein Revolver ist auf dich gerichtet. Sollen wir uns gegenseitig das Lebenslicht ausblasen?«

      »Du willst es nicht anders. Was willst du überhaupt? Was belauerst du uns die ganze Zeit?«

      »Wissen, wo ihr das Gold habt. Gebt es heraus, dann habt ihr vor mir Ruhe.«

      »Ich weiß von keinem Gold. Verdammt, Gold bedeutet mir gar nichts!«, antwortete Luke, und es war die Wahrheit.

      »Aber den anderen. Deswegen seid ihr doch hier, und nur deswegen seid ihr dem Berg mit Dynamit zu Leibe gerückt. Wo ist es? Heraus damit!«

      »Vielleicht dort oben in dem Loch in der Wand. Geh hin und hole es dir, ich habe anderes zu tun.«

      »Dort gibt es kein Gold. Ein paar alte Knochen und verfaultes Holz, aber kein Gold.«

      Luke hätte es wissen müssen. Kein Gold! Nur die Reste im Berg eingeschlossener Verstorbener und ein paar verschimmelte Stützbalken. Wut kam in Luke hoch. Sie griff wie die Tatze eines Raubtiers nach ihm und machte ihn unbeherrscht.

      Bevor er etwas unternehmen konnte, änderte sich die Situation. Coconino griff ein. Sein Pfeil verfehlte Black Nathan nur um Haaresbreite. Einen zweiten wartete der Schwarze nicht ab. Mit einem Fluch verschwand er. Luke ließ sich fallen.

      Der Winchesterlauf schwenkte herum.

      Der Stein klirrte vor seinem Kopf auf den Fels, der wie ein runder Buckel eines schlafenden Ungeheuers aus dem Sand ragte. Er schob den Hut aus der Stirn und wusste, was ihn beinahe getroffen hatte. Mit der Steinschleuder waren die Apachen Meister.

      Luke kroch in die Nähe eines Gestrüpps und kauerte sich zusammen. Scharfe Dornen griffen nach ihm und hielten ihn fest. Er verbiss den Schmerz und starrte in die Dunkelheit, bis seine Augen tränten. Nichts sah er, gar nichts. Nur das Raunen des Windes und die animalischen Laute aus der Wüste drangen zu ihm.

      Die mokassingedämpften Schritte des Indianers würde er so und so nicht hören, wenn es die Rothaut nicht wollte. Er würde sie erst vernehmen, wenn der Krieger über ihm war, die Streitaxt oder das blanke Messer in der Faust.

      Luke verhielt sich still. Er dachte an die Leute im Lager, an die Frau und ihren verwundeten Mann. Alles hatte sich gegen sie verschworen. Vom ersten Tag an hatte das Unternehmen unter einem ungünstigen Stern gestanden, denn Hass und Misstrauen waren Triebe, die sich nur mühsam beherrschen ließen. Hinzu kamen Eifersucht und Besitzansprüche an eine Frau, die der Wildnis am Coconino Plateau hilflos ausgeliefert war. Luke knirschte unhörbar mit den Zähnen. Seine Hände umkrampften den Gewehrschaft, bis sie schwitzten. Sand drang ihm in die Augen, vom Nachtwind aufgewirbelt und so fein wie Pulver.

      Ein Schatten dort drüben! Huschend und ganz verschwommen. Jetzt sah er ihn, dann wieder war er verschwunden. Ein zerfließender Schatten, der sich durch die Bewegung wieder zusammenfügte und eine düstere Drohung ausstrahlte. Welcher Schatten?

      Der des Apachen oder Burdettes Umrisse auf dem hellen Sand? Niemand hätte es mit Sicherheit zu sagen vermocht. Ein Pfeil bohrte sich vor ihm in den weichen Grund. Coconino ging zum Angriff über! Luke sah die Rothaut nicht, ahnte sie aber in seiner Nähe. Er schnüffelte. Keine Ausdünstung eines Menschen, dessen Kleidung den Geruch von Holzrauch und ranzigem Fett angenommen hatte.

      Luke rann der Schweiß über Gesicht und Nacken. Er hielt den Atem an. Wo war der Aravaipa? Schlich er heran? Lauerte er im Busch? Oder war er gar schon in seiner unmittelbaren Nähe?

      Er war es.

      Bevor Bonnart ein Glied rühren konnte, bekam er den beißenden Geruch von Schweiß, Fett und Feuerrauch in die Nase, etwas Schweres, Massiges und doch Bewegliches fiel auf ihn und drückte ihn in den weichen Untergrund.

      Verzweifelt versuchte Luke sich von der Last des fremden Körpers zu befreien. Vergeblich.

      *

      Während der Nacht erwachte Joan Hamilton. Ein keuchender Laut hatte sie gestört.

      Schwaches Mondlicht drang durch das lückenhafte Blätterdach und tauchte das Innere des Jacale in ein Gewebe von Licht und Schatten.

      Wieder ein schnaufender Ton. Joan schlug die Decke zurück und stand auf. Mit einer heftigen Gebärde raffte sie das dünne Hemd über der Brust zusammen. Vor dem Lager ihres Mannes ging sie in die Hocke.

      Rus stöhnte und murmelte unverständliche Worte im Schlaf. Schlaf? Hatte er etwa Fieber? Sie legte ihre kalte Hand auf seine heiße Stirn und zog sie schnell wieder zurück. Wundfieber, und ziemlich hoch.

      Die Berührung ließ Rus erwachen. Er drehte den Kopf, bis er Joan sehen konnte.

      »Warum – schläfst du – nicht, Liebes?«

      »Du hast gestöhnt. Fühlst du dich nicht wohl?«

      Rus Hamiltons Gedanken verschwammen wie in einem unruhigen See. Er konnte sich nicht konzentrieren. Was war eigentlich gewesen? Jemand hatte auf ihn geschossen. Er fühlte den Schmerz in der Brust, das stechende Bohren und den entsetzlichen Juckreiz auf dem Rücken, wo die Kugel ausgetreten war. Da war die Hand wieder, die kühle Hand seiner Frau, die sich erneut auf seine glühende Stirn legte.

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