Название: Das tödliche Spiel
Автор: Stefan Bouxsein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Mordkommission Frankfurt
isbn: 9783939362104
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»Ach, es lief tatsächlich etwas zwischen Jens Schäfer und Sarah Fischer?«
»Was denken Sie denn? Der lässt sich keine Gelegenheit entgehen, wenn er eine Frau ins Bett kriegen kann, und Sarah wollte ihn.«
»Das ist ja sehr interessant«, sagte Siebels und machte sich Notizen in seinem Notizbuch.
»Damit will ich aber nicht sagen, dass Sarah meine Stiefmutter umgebracht haben könnte. Die ganze Geschichte war ja längst vorbei.«
»Es gab auch Differenzen im geschäftlichen Bereich zwischen den beiden, sagten Sie vorhin«, kam Till auf Nadjas Aussage zurück. »Was waren das denn für Differenzen?«
»Da ging es hauptsächlich um finanzielle Angelegenheiten. Meine Stiefmutter war finanziell unabhängig. Für sie war dieser Laden mehr Zeitvertreib als Geschäft. Für Sarah ist es die Existenzgrundlage. Da sieht man manche Dinge halt aus einer anderen Perspektive. Außerdem ist Sarah mit Leib und Seele Esoterikerin. Sie glaubt an allen möglichen Humbug. Meine Stiefmutter war da sehr viel rationaler. Für sie waren bunte Steinchen einfach nur schöne Dekoration. Für Sarah hingegen liegen in bunten Steinchen starke Kräfte verborgen, solange die Steinchen nur aus Indien stammen.«
»Sie wollen Psychologin werden, habe ich gehört. Das scheint Ihnen zu liegen, Sie haben eine gute Menschenkenntnis.«
»Wo haben Sie das denn gehört?«, fragte Nadja neugierig.
»Dr. Ritter hat es mir erzählt.«
»Ach, Dr. Ritter. Ja, dann wissen Sie ja auch, dass ich bald mein Studium abschließe und dann an das große Geld komme. Ich habe also kein Motiv, meine Stiefmutter umzubringen.«
»Gibt es denn andere Erben für das Haus und das Vermögen Ihrer Stiefmutter?«
»Ich befürchte, dass meine Stiefmutter Sarah Fischer in ihrem Testament bedacht hat. Ich werde bestimmt auch etwas erben. Aber meine Erbschaft von meinem Vater dürfte um einiges höher ausfallen. Und solange ich studiere, habe ich ein ordentliches monatliches Taschengeld, das Dr. Ritter mir auszahlt. Ich müsste also ziemlich dumm sein, wenn ich in dieser Situation einen Mord begehen würde.«
»Sie sollen aber alles andere als dumm sein, habe ich gehört.«
Nadja lächelte. »Ach, dieses Gerede von der hochbegabten Nadja geht mir ziemlich auf die Nerven. Ich bin genauso dumm auf die Welt gekommen, wie alle anderen auch. Der Unterschied ist der, dass ich mich gerne anstrenge und lange auf etwas konzentrieren kann. Ich spiele zum Beispiel ganz passabel Klavier. Aber ich habe auch viel und lang und oft geübt, während meine Freundinnen damals ihre Zeit lieber mit Gameboys verplempert haben. So ist das auch mit allen anderen Dingen, in denen ich gut bin. Wenn ich eine Sache gut beherrschen will, muss ich üben, üben und nochmals üben. So wie jeder andere auch. Ich tue es halt auch und habe Spaß dabei.«
Siebels nickte und dachte darüber nach, wie seine Tochter damals ihre Zeit verbracht hatte. Soweit er wusste, hatte sie erst mit Puppen und später mit einem Gameboy gespielt. Er fragte sich, ob er seinen Sohn bei Zeiten zum Klavierunterricht schicken sollte. »Leben Sie in einer festen Beziehung?«, fragte er Nadja dann spontan.
»Nein. Ich bin Single und zufrieden. Und Sie?«
»Ich heirate bald zum zweiten Mal«, gab Siebels freimütig zu und erhob sich von seinem Platz. »Da haben Sie uns ja schon ein Stück weitergeholfen. Falls es weitere Fragen geben sollte, melden wir uns wieder.«
»Ich muss mich um die Beerdigung kümmern«, sagte Nadja. »Wo ist meine Stiefmutter jetzt?«
»Sie ist noch in der Gerichtsmedizin. Aber der Leichnam wird bestimmt bald freigegeben. Jemand wird sich bei Ihnen melden. Sie können auch eine Pietät beauftragen. Die wird sich dann mit der Gerichtsmedizin in Verbindung setzen.«
»Ja, das werde ich wohl tun.«
»Und jetzt?«, fragte Till, als die beiden wieder im Wagen saßen.
Der Biene Maja Song kündigte einen Telefonanruf an. Siebels nahm das Gespräch entgegen. Es war Charly.
»Ist Till in der Nähe?«, wollte Charly wissen.
»Sitzt neben mir. Willst du ihn sprechen?«
»Schalte auf laut, dann wisst ihr beide Bescheid. Ich habe Hanni ausfindig gemacht. Hanna Schmücker, Lehrerin am Goethe-Gymnasium. Es ist jedenfalls die einzige Lehrerin in Frankfurt, auf die Tills Beschreibung zutrifft.«
»Danke, Charly«, sagten Siebels und Till im Chor.
»Und jetzt fahre ich in den Laden von Sarah Fischer und du nimmst dir ein Taxi zum Gymnasium. Ein bisschen Schule und Lehrerin kann bei dir ja nix schaden.«
»Vielleicht bekommst du ja ein paar bunte Antiraucher-Steinchen aus Indien verschrieben«, lästerte Till und stieg aus. Bevor er die Tür zuwarf, beugte er sich noch mal in den Wagen. »Mein Buch. Ich will mein Buch wiederhaben.«
»Ja, ja, das bekommst du morgen.«
7
Mein perfekter Plan
Mein Plan lief reibungslos an und der eitle Pfau spielte seine Rolle darin perfekt. Die prüde Hanna Schmücker fraß ihm aus der Hand. Er hatte gerade mal zwei Wochen gebraucht, um das alte Miststück ins Bett zu bekommen. Mit stolz geschwellter Brust erzählte er mir, wie er sie rumgekriegt hat. Stolz war er aber nicht, weil er die verknöcherte Hanna Schmücker verführt, sondern weil er meinen Wunsch erfüllt hat. Ich fragte ihn, wie sie denn im Bett so sei, und wollte alle Einzelheiten von ihm wissen. Erst zierte er sich, aber als ich mit Nachdruck nachfragte, redete er ohne Unterlass. Wir saßen in einem Café, als er mir seine Erfolgsmeldung mitteilte. Er sprach leise und beugte sich zu mir, als er mir erzählte, was ich wissen wollte. Wenn die Bedienung an unserem Tisch vorbeilief, verstummte er und sprach erst weiter, als sie wieder hinter dem Tresen verschwunden war. Ich genoss seine Schüchternheit und spielte mit ihm wie die Katze mit der Maus. Als er alles erzählt hatte, lehnte er sich erleichtert in seinem Stuhl zurück. Auch ich setzte mich wieder entspannt hin. Die Bedienung kassierte gerade am Nebentisch.
»Wann fickst du sie wieder?«, fragte ich ihn im unverfänglichen Plauderton. Er lief rot an, nippte an seinem Kaffee und tat so, als hätte er mich nicht gehört. Der Herr vom Nebentisch, der gerade seine Rechnung beglichen hatte, grinste breit und ging. Die Bedienung räusperte sich und verschwand wieder hinter dem Tresen.
»Musste das sein?«, fragte er mich verärgert.
»Es war doch kaum zu verstehen«, beruhigte ich ihn mit leiser Stimme. »Ich kann aber auch laut und deutlich sprechen«, sagte ich erheitert.
»Wenn du möchtest, ficke ich sie morgen wieder«, antwortete er endlich in zufriedenstellender Lautstärke.
Ich gab ihm einen Schlüssel. Meinen Wohnungsschlüssel. »Du machst es ihr bei mir. In meinem Bett. Den Schlüssel lässt du dann auf dem Tisch liegen. Morgen Abend. Bis elf Uhr seid СКАЧАТЬ