Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach
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Название: Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst

isbn: 9783740954680

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СКАЧАТЬ den Augen hatte.

      Erschrocken setzte sie sich zu ihm. »Was will er von Ihnen?«, fragte sie. »Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit, Herr von Hoyningen. Ich spüre doch, dass da etwas nicht stimmt.«

      Er zitterte am ganzen Körper, während er ihrer Aufforderung nachkam. Zwischendurch trank er in kleinen Schlucken seinen Kamillentee und wischte sich immer wieder mit dem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. Als er seinen Bericht beendet hatte, blieb es lange still.

      Endlich sagte Iris Aldekamp mit klarer Stimme: »Das dürfen Sie auf gar keinen Fall tun, Herr von Hoyningen!«

      *

      »Frau zu Randershausen ist soeben eingetroffen, Frau Baronin«, kündigte Eberhard Hagedorn, der langjährige Butler auf Schloss Sternberg an.

      »Franziska?«, fragte Baronin Sofia von Kant erfreut, doch der Butler schüttelte den Kopf.

      »Nein, Frau Baronin«, erklärte er mit ruhiger Stimme, »Nora zu Randershausen bittet darum, von Ihnen empfangen zu werden.«

      »Oh!« Sofias Blick begegnete demjenigen des Butlers, der auch jetzt keine Miene verzog. »Bitte, führen Sie sie herein, Herr Hagedorn«, sagte sie nach kurzem Überlegen.

      Er nickte und zog sich zurück. Der Baronin blieben noch einige Augenblicke, sich auf die Besucherin vorzubereiten. Ihr Mann, Baron Friedrich, war mit dem Verwalter unterwegs, wie sie wusste, es waren einige wichtige Entscheidungen zu fällen. Die Kinder waren in der Schule, sie würde sich also allein mit Nora unterhalten müssen.

      Es war nicht so, dass sie Nora nicht mochte – aber als Freundinnen konnte man sie auch nicht bezeichnen. Friedrich und sie waren früher gut mit Noras Mann Johannes befreundet gewesen. Diese Freundschaft hatte selbstverständlich auch Franziska eingeschlossen, Johannes’ Tochter aus erster Ehe. Nora hatte dann dafür gesorgt, dass die Beziehung zu Johannes abkühlte, aus welchen Gründen auch immer. Nur Franziska hatte es immer wieder durchgesetzt, dass sie nach Sternberg fahren durfte. Seit sie erwachsen war, konnte es ihr ja ohnehin niemand mehr verbieten.

      In den vergangenen Jahren waren sie Nora und Johannes gelegentlich auf Empfängen und Bällen begegnet, wobei Johannes durchaus den Eindruck gemacht hatte, dass ihm daran lag, seine Freundschaft zu den Sternbergern wieder aufleben zu lassen. Doch dazu war es nicht mehr gekommen, sein Herzinfarkt hatte allen eventuellen Überlegungen in dieser Richtung ein Ende bereitet.

      Und nun kam Nora also zu Besuch – unangemeldet. Das war eine große Überraschung.

      »Frau zu Randershausen, Frau Baronin«, hörte sie Eberhard Hagedorn sagen. Eine sehr elegant gekleidete Blondine mit schönen blauen Augen kam auf sie zu. Nora war einige Jahre älter als Sofia, was man ihr aber nicht ansah. Sie muss­te sich den Fünfzig nähern, wirkte aber gut und gern zehn Jahre jünger.

      »Willkommen auf Sternberg, Nora«, begrüßte Sofia ihre Besucherin. »Trinkst du einen Tee mit mir?«

      »Lieber Kaffee«, erwiderte No­ra, »wenn das keine allzu unverschämte Bitte ist.«

      »Aber natürlich nicht.«

      Eberhard Hagedorn zog sich bereits zurück, bevor Sofia ihm auch nur einen Blick zuwerfen konnte, um das Gewünschte zu holen.

      »Bitte, nimm Platz, Nora.«

      Graziös ließ sich Nora zu Randershausen auf einen Stuhl sinken, schlug die schlanken langen Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Ihr habt es wirklich schön hier!«, sagte sie.

      »Ja, und wir wissen es zu schätzen.« Sofia ließ es bei diesem Satz bewenden. Nora war nicht gekommen, um ihr Komplimente zu machen, das wusste sie. Aber weshalb dann?

      Doch Nora war offenbar nicht gewillt, sofort zum Kern ihres Anliegens zu kommen. »Wie geht es Christian?«, fragte sie. »Mit fünfzehn die Eltern zu verlieren, muss furchtbar sein. Er kann von Glück sagen, dass er euch hat.«

      Sofia biss sich auf die Lippen. Sie verspürte wenig Lust, mit Nora über die Tragödie zu sprechen, die Sternberg vor mehreren Monaten heimgesucht hatte: Bei einem Hubschrauberunglück war das Fürstenpaar von Sternberg tödlich verunglückt. Prinz Christian von Sternberg, der einzige Sohn des Paares und zukünftige Fürst, war damit Vollwaise geworden. Fürstin Elisabeth war Sofias Schwester gewesen, Christian also ihr Neffe. Da sie mit ihrer Familie ebenfalls schon lange auf Sternberg lebte, zogen sie den Jungen nun gemeinsam mit ihren beiden eigenen Kindern Anna und Konrad auf.

      »Er ist tapfer«, sagte sie mit erzwungener Ruhe, »und natürlich ist er reifer als viele andere seines Alters. Aber er geht gut mit seiner Trauer um – und er besucht seine Eltern jeden Tag auf dem Familienfriedhof.«

      »Und für dich?«, fragte Nora. »Die Fürstin war deine Schwester, ihr habt euch sehr nahegestanden.«

      Sofia konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.

      Sie wollte nicht mit Nora zu Randershausen über Lisa sprechen, ihre Schwester, die zugleich ihre beste Freundin gewesen war – dazu kannte sie Nora nicht gut genug.

      »Entschuldige«, bat Nora, »ich wollte keine Wunden aufreißen, Sofia. Aber natürlich hat mich dieses entsetzliche Unglück ebenso beschäftigt wie alle anderen.«

      »Sie fehlt mir«, sagte Sofia. »Sie fehlt mir jeden Tag, Nora.« Sie schaffte es, die Tränen hinunterzuschlucken.

      »Heißt Christian noch der kleine Fürst?«, fragte Nora.

      »Oh ja, und dieser Name wird ihm sicherlich auch bleiben, bis er volljährig ist.«

      Daraufhin verstummte Nora erneut, bis sie sich straffte und endlich zum Zweck ihres Besuchs kam. »Du fragst dich natürlich, warum ich so plötzlich hier aufkreuze, nachdem wir ja in den letzten Jahren nur wenig Kontakt zueinander hatten.«

      Wenig Kontakt, dachte Sofia. Gar keinen hätte es besser heißen müssen, und das hat nicht an uns gelegen. Sie lächelte höflich und erwiderte nichts. Warum sollte sie es Nora leichtmachen?

      Die elegante Blondine zeigte ers­te Anzeichen von Nervosität. Offenbar hatte sie angenommen, die Baronin werde ihr entgegenkommen, nun musste sie erkennen, dass das nicht der Fall war.

      »Also …«, setzte Nora wieder an, doch sie erhielt noch einen kleinen Aufschub, denn Eberhard Hagedorn erschien mit dem Kaffee und einigen Stücken des exquisiten Gebäcks, das die junge Sternberger Köchin Marie-Luise Falkner erst an diesem Vormittag hergestellt hatte. »Haben Sie sonst noch Wünsche, Frau Baronin?«, fragte er.

      »Nora?«, erkundigte sich die Baronin.

      »Nein, nein, vielen Dank«, antwortete Nora. »Ich muss auf meine Figur achten, und dieses Gebäck sieht ohnehin schon viel zu verführerisch aus …«

      Der Butler zog sich zurück, und danach blieb es erst einmal still, denn Nora ließ ein paar Körnchen Zucker in ihren Kaffee rieseln und rührte dann so andächtig um, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun.

      Sofia nippte an ihrem Tee und wartete weiter.

      Endlich sah Nora auf und sagte feierlich: »Es geht um Alexis, Sofia.«

      Aha, dachte die Baronin, damit wären wir immerhin einen Schritt weiter. »Um Alexis?«, wiederholte sie. Sie hatte keine Ahnung, СКАЧАТЬ