Herz und Wissen. Уилки Коллинз
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Название: Herz und Wissen

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Affen wieder geben, nahm denselben wie ein Bündel unter den Arm, deutete dann nach dem Ende des Weges und sagte: »Da sind Ihre Begleiter. Adieu.«

      Carmina aber hielt ihn an, legte, in ihrer Besorgniß das Ceremoniell vergessend, die Hand auf seinen Arm und fragte schüchtern:

      »Was bedeutet dieser Anfall; ist er der Vorgänger einer Krankheit?«

      »Sogar einer ernstlichen – wenn Sie nicht das Richtige thun, und zwar auf der Stelle«, antwortete er, ihre Hand nicht ärgerlich, sondern so abschüttelnd, wie er sich vielleicht einen Fleck von Cigarrenasche oder Straßenstaub abgeschüttelt haben würde, und dann ging er. Bescheiden aber doch entschlossen folgte sie ihm mit den Worten: »Sagen Sie mir, bitte, was wir zu thun haben.«

      Er sah über die Schulter zurück: »Schicken Sie ihn fort.« Dann ging sie zurück, kniete neben Ovid, der sich langsam erholte, nieder und wischte ihm zärtlich und sanft die feuchte. Stirn, dabei mit einem traurigen Seufzer zu sich sagend: »Gerade als wir anfingen uns zu verstehen!«

      Capitel XV

      Zwei Tage vergingen und Ovid blieb trotz der empfangenen Warnung in London. Die unbestreitbare Autorität Benjula’s wirkte bei ihm eben sowenig als die unwiderleglichen Gründe seiner Mutter. Neuerliche Umstände hatten, wie diese es erklärte, seinen verblendeten Widerstand gegen die Vernunft verstärkt. Der gefürchtete Augenblick der Abreise Teresa’s war durch ein Telegramm aus Italien beschleunigt worden, und das Mitgefühl, welches Ovid mit dem Kummer Carmina’s empfand, machte sie ihm theurer als je. Ihre Seelenstärke war an dem zweiten Morgen nach dem Vesuche im zoologischen Garten auf eine harte Probe gestellt worden, als sie unter ihrem Kissen das Telegramm, in einen Abschiedsbrief eingeschlossen, gefunden hatte – Teresa war fort.

      »Meine Carmina«, schrieb dieselbe, »ich habe Dich geküßt und nehme nun schriftlich Abschied von Dir, so gut es meine vermeinten alten Augen zulassen. O Du Liebling meines Herzens, ich kann es nicht über mich gewinnen, Dich zu wecken und Deinen Schmerz zu sehen. Vergieb mir, daß ich nur mit diesem stummen Lebewohl fortgehe; meine Liebe zu Dir ist meine einzige Entschuldigung. Solange mein hilfloser alter Mann noch lebt, hat derselbe ein Anrecht auf mich. Schreibe mit jeder Post und sei überzeugt, daß ich antworte – und denke an das, was ich von Ovid gesagt habe. Liebe den guten Mann, der Dich liebt, und suche so gut wie möglich mit den Anderen auszukommen. Sie können ja nicht schlecht gegen den armen Engel sein, der von ihrer Güte abhängt. O, wie hart ist das Leben —« Das Uebrige war von Thränen ausgelöscht und unleserlich.

      Carmina verbrachte diesen unglücklichen Tags in der Einsamkeit ihres Zimmers und weigerte sich sanft, aber fest, irgend Jemand zu sehen, was Mrs. Gallilee’s Besorgnisse vermehrte. So schon ganz von Ovid’s Hartnäckigkeit und den Mitteln, dieselbe zu überwinden, in Anspruch genommen, sah sie sich nun noch einer Entschlossenheit im Charakter ihrer Nichte gegenüber, die sie des Höchsten überraschte, denn es konnten sich bei der Behandlung Carmina’s vielleicht unvorhergesehene Schwierigkeiten erheben. Mittlerweile war sie, was die ernste Angelegenheit in Betreff des drohenden Gesundheitszustandes ihres Sohnes anbetraf, ganz auf ihre eigene Klugheit angewiesen, da Benjulia zu sehr von seinen Experimenten im Laboratorium in Anspruch genommen war und es abgelehnt hatte, sie zu unterstützen. »Ich habe meinen Rath bereits abgegeben«, schrieb er. »Schicken Sie ihn fort. Lassen Sie mich dann nach einem Monate seine Briefe sehen, so werde ich Ihnen meine Meinung über ihn sagen, wenn ich dann noch etwas zu sagen habe«

      So also auf sich selbst angewiesen, blieb der Selbstverleugnung Mrs. Gallilees nur ein gesunder Schluß übrig. Der einzige Einfluß, den sie jetzt noch mit irgendwelcher Aussicht auf Erfolg bei ihrem Sohn gebrauchen konnte, war der ihrer Nichte. Sie ließ daher Carmina genügend Zeit, sich von dem Verluste ihrer alten Freundin zu erholen, und lud sie dann drei Tage nach deren Abreise ein, den Thee in ihrem Boudoir einzunehmen. Carmina traf ihre Tante beim Lesen eines reizenden Buches über einen sehr interessanten Gegenstands wie dieselbe sagte, als sie es weglegte »Pflanzengeographie. Der Verfasser theilt die Erde in fünfundzwanzig Pflanzenzonen – doch ich vergesse, Du bist nicht wie Maria und machst Dir nichts aus diesen Dingen.«

      »Ich bin so unwissend«, meinte Carmina »Vielleicht wird es besser, wenn ich älter werde.« Dann nahm sie ein Buch vom Tische, das durch seinen schönen Einband ihre Aufmerksamkeit erregte.

      »Wieder Wissenschaft, liebes Kind«, sagte Mrs. Gallilee, die sie mit theilnahmvoller Wohlgelauntheit angesehen hatte, in scherzendem Tone. »Sie ladet Dich hier in hübscher Hülle ein. Es behandelt Merkwürdigkeiten der Coprolithen – eins meiner kostbarsten Bücher, ein mir vom Verfasser zur Ansicht, überreichtes Exemplar.«

      Was sind Coprolithen?« fragte Carmina.

      Noch gut gelaunt, aber doch schon mit zu Tage tretender Anstrengung ließ sich Mrs. Gallilee herab, ihrer Nichte eine deren Verständniß angepaßte Erklärung zu geben. »Coprolithen sind versteinerte unverdaute Speisenüberreste ausgestorbener Reptilien. Der große Gelehrte, der dies Buch geschrieben hat, hat Schuppen, Knochen, Zähne und Muschelschalen darin entdeckt. Welch ein Mann! welch ein Feld für die Forschung! Erzähle mir von Deiner Lectüre. Was hast Du in der Bibliothek gefunden?«

      »Sehr interessante Bücher – wenigstens für mich interessant«, antwortete Carmina »Viele Bände Poesie. Liest Du je Poesie?«

      »Poesie?« wiederholte Miß Gallilee, sich in ihren Stuhl zurücklehnend, in resigniertem Tone. »Lieber Himmel!«

      Carmina versuchte ein mehr versprechendes Thema. »Was für schöne Blumen Du im Salon hast!« sagte sie.

      »Was ist dabei Besonderes, Beste? Die hat jeder in seinen Salons – das gehört zum Meublement.«

      »Hast Du sie selbst arrangiert, Tante?«

      Mrs. Gallilee ertrug es noch. »Das besorgt Alles der Gärtner«, erwiderte sie. »Ich secire manchmal Blumen, befasse mich aber nie mit dem Arrangieren derselben. Wozu brauchten wir dann auch den Menschen?« Diese Auffassung der Frage ließ Carmina verstummen und Mrs. Gallilee fuhr fort: »Dies Blumenthema erinnert mich an andere Ueberflüssigkeiten. Hast Du das Piano in Deinem Zimmer versucht? Geht es?«

      »Der Ton ist ganz vollkon1men!« antwortete Carmina enthusiastisch. »Hast Du es selbst ausgesucht?« Mrs. Gallilee sah aus, als ob sie wieder »lieber Himmel« sagen und es vielleicht nun nicht länger aushalten würde, aber Carmina, die zu unschuldig war, um dies richtig zu deuten, und jedenfalls nicht einzusehen vermochte, weshalb ihre Tante nicht selbst ein Piano auswählen sollte, fragte dieselbe: »Interessiert Dich Musik nicht?«

      Mit einer letzten Anstrengung nahm sich Mrs. Gallilee noch einmal zusammen. »Wenn Du erst etwas mehr von der Gesellschaft kennen lernst, liebes Kind, wirst Du sehen, daß man sich für Musik interessieren muß. Gerade so geht es mit Gemälden – man muß die Ausstellung der königlichen Akademie besuchen. So geht es gleichfalls —«

      Ehe sie noch ein weiteres gesellschaftliches Opfer erwähnen konnte, wurde sie durch den Eintritt eines Dieners der einen Brief brachte, unterbrochen.

      Kaum hatte sie einen Blick auf die Adresse geworfen, so verwandelte sich die müde Gleichgültigkeit in ihrem Wesen in lebhaftes Interesse. »Von dem Herrn Professor!« rief sie. »Entschuldige mich auf eine Minute.« Dann las sie den Brief und steckte denselben mit einem Seufzer der Erleichterung wieder in das Couvert, dabei zu sich selbst sagend: »Ich wußte es! habe es ja immer behauptet, daß die Eiweißsubstanz der Froscheier, als Nahrung betrachtet, unzureichend ist, eine Kaulquappe in einen Frosch zu verwandeln; und endlich giebt der Professor zu, daß ich Recht habe. Entschuldige, Carmina, daß ich mich von einem Gegenstande hinreißen lasse, den ich Wochen lang in mühsam erübrigten Mußestunden bearbeitet habe. Laß mich Dir etwas Thee einschenken. Ich habe Miß Minerva gebeten, uns Gesellschaft zu leisten. Was sie nur abhalten mag? Sie ist sonst so pünktlich. СКАЧАТЬ