Deportiert auf Lebenszeit. Marcus Andrew Hislop Clarke
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Название: Deportiert auf Lebenszeit

Автор: Marcus Andrew Hislop Clarke

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Briefes auf der Reise nach Indien glaubte. Richard Devine war todt und das Geheimniß seiner Geburt war mit ihm begraben. Rufus Dawes, der Deportierte Verbrecher, der im Verdacht des Mordes stand, lebte, um sich seine Freiheit wieder zu verschaffen, um seine Rache zu üben. Mächtig durch die schrecklichen Erfahrungen in dem Gefängnis, mochte es ihm vielleicht gelingen Beides zu erreichen, trotz Kerker und Kerkermeister.

      Mit glühendem Hirn und schwerem Kopfe horchte er eifrig auf das fernere Gespräch. Es schien, als ob das Fieber, das in ihm raste, seine gröberen Sinne gefangen hielt und ihm dafür das feinste Gehör gegeben.

      Er war sich bewußt, krank zu sein. Seine Knochen schmerzten, seine Hände brannten, sein Kopf hämmerte, aber er konnte deutlich hören und er konnte über das, was er hörte, nachdenken.

      »Aber wir können ohne das Mädchen nichts machen,« sagte Gabbett. »Sie muß die Wache besorgen und uns das Wort geben.«

      Die bleichen Züge der Krähe belebten sich etwas und er grinste schlau. »Alter Handelsmann! Hört wie der Kaperer spricht,« sagte er. »Als ob er die Weisheit Salomons geschluckt hätte. Seht hier.« Damit zeigte er ein schmutziges Stückchen Papier, über das seine Gefährten eifrig die Köpfe beugten.

      »Wo hast Du es her?«

      »Gestern Nachmittag stand Sara aus dem Hinterdeck und warf den Möwen Brotkrumen hin. Da sah ich, daß sie scharf nach mir blickte. Endlich kam sie ganz nahe an die Barrikade und warf Krumen nach unserer Seite in die Höhe. Nach einer Weile kam ein ziemlich dickes Stück herüber, rund gedrückt und fiel gerade vor meine Füße. Das steckte ich ein. Inwendig war dieser Zettel.«

      »Ach,« sagte Gabbett, – »das ist vernünftig. Lies es Jemmy.«

      Die Handschrift war, wenn auch weiblich, so doch fest und deutlich. Sara hatte augenscheinlich an den Bildungsgrad ihrer Freunde gedacht und so geschrieben, um ihnen nicht zu viel Mühe beim Lesen zu verursachen.

      »Alles ist in Ordnung. Paßt auf, wenn ich morgen Abend beim dritten Glas heraufkomme. Wenn ich mein Taschentuch fallen lasse, so geht an’s Werk zu der Stunde, die bestimmt ist. Die Wache wird in Sicherheit sein.«

      Rufus Dawes, dessen Augenlider zufielen und dessen Glieder von fürchterlicher Müdigkeit fast gelähmt waren, horchte begierig auf jedes Wort. Sara Purfoy war im Bündniß mit den Gefangenen, war selbst die Frau oder die Geliebte Eines derselben. Sie war mit dem Plan an Bord gekommen ihn zu befreien, und dieser Plan sollte jetzt in’s Werk gesetzt werden. Er hatte von den Gräueln gehört, welche Meuterer begangen, die vom Erfolg begünstigt waren.

      Eine Geschichte dieser Art nach der andern hatte oft die entsetzlichste Lustigkeit in dem Gefängnisse hervorgerufen. Er kannte den Charakter der drei Schurken, die, nur durch eine zweizöllige Planke von ihm getrennt, über ihre Aussicht auf Befreiung und Rache scherzten. Obgleich er sich wenig mit seinen Gefährten zu schaffen machte, so wußte er doch, was diese, seine Kajütskameraden, ausrichten würden, wenn sie ihre Rache an den Kerkermeistern ausließen.

      Zwar war das Haupt dieses schrecklichen Bundes, John Rex, der Fälscher, nicht dabei, aber seine beiden Gehilfen, der Straßenräuber und der Ausbrecher, waren da und der schmächtige Mann, Krähe genannt, der freilich nicht den Kopf seines Meisters hatte, ersetzte seinen Mangel an starken Muskeln und an Kraft durch eine katzenartige Schlauheit und durch eine teuflische Behendigkeit und Geschicklichkeit, der nichts gleich kam. Und mit einem so mächtigen Verbündeten draußen, wie dies falsche Kammermädchen, war die Aussicht aus Erfolg sehr bedeutend. Es waren ihrer hundertundachtzig Deportierte und nur fünfzig Soldaten. Wenn der erste Schlag Erfolg hatte – und Sara’s Vorsichtsmaßregeln ließen das erwarten, so war das Schiff in ihrer Gewalt.

      Rufus Dawes dachte an das kleine, blonde Mädchen, das ihm so voller Vertrauen entgegen gelaufen war und schauderte.

      »Nun,« sagte die Krähe, spöttisch lachend, »sieht das nun danach aus, als ob das Mädchen uns eine Nase dreht?«

      »Nein,« sagte der Riese und streckte seine Arme aus, wie man sich wohl in der Sonne zu dehnen pflegt. »Das ist recht, das ist gut. Das ist eine Sache!«

      »England! – Heimath! – Schönheit,« rief Vetch mit pathetischer Geberde, die so lächerlich wenig zu der Sache paßte, von der die Rede war.

      »Du möchtest wohl wieder nach Hause, – nicht so, alter Herr, wie?«

      Gabbett wandte sich ärgerlich zu ihm. Seine niedrige Stirn gerunzelt, wie in wüsten Erinnerungen.

      »Du,« sagte er.

      »Du denkst wohl die Kette ist ein Vergnügen? Aber ich bin da gewesen; ich kenne die Geschichte und weiß, was es heißt.«

      Sie waren einige Minuten still. Der Riese schien in düstere Gedanken versunken zu sein und die beiden Andern tauschten bezeichnende Blicke. Gabbett war zehn Jahre in der Strafkolonie von Macquarie Harbour gewesen und er theilte Keinem seiner Gefährten seine Erfahrungen mit. Wenn er sich in solche Erinnerungen vertiefte, so überließen ihn seine Freunde gewöhnlich sich selbst. Rufus Dawes verstand das plötzliche Schweigen nicht. Er horchte angestrengt, alle seine Sinne waren auf’s Aeußerste angespannt, so ergriff ihn diese plötzliche Unterbrechung der Unterhaltung. Alte Artilleristen sagen, daß wenn sie Tage lang in den Schanzgräben an das fortwährende Donnern der Kanonen sich gewöhnt haben, sie bei einer plötzlichen Pause im Feuern fast einen Schmerz empfinden. Etwas Aehnliches empfand Rufus jetzt. Seine Fähigkeit zu hören und zu denken, auf’s Höchste gespannt, versagte jetzt den Dienst. Es war, als ob ihm jede Stütze plötzlich genommen wäre. Die Anregung von außen fehlte plötzlich und so versagten ihm seine Sinne. Er fühlte, wie das Blut ihm in die Augen und in die Ohren schoß. Er machte irgend eine übernatürliche Anstrengung, um sein Bewußtsein zu bewahren, aber mit einem schwachen Schrei, den er nicht unterdrücken konnte, fiel er zurück und schlug mit dem Kopf gegen die Ecke der Koje.

      Das Geräusch war von dem Straßenräuber vernommen worden. Es war Jemand in der Koje. Die Drei sahen einander in die Augen mit der Angst der Schuldigen, dann stürzte Gabbett um die Bohlenwand herum.

      »Es ist Dawes,« sagte der Schnüffler. »Wir hatten ihn vergessen.« »Er wird zu uns gehören, Kamerad, – gewiß,« rief Vetch, der Blutvergießen fürchtete. Gabbett stieß einen fürchterlichen Fluch aus, stürzte sich auf den Unglücklichen und zog ihn mit dem Kopf voran auf den Boden. Der plötzliche Schwindel, der Rufus erfaßt hatte, rettete sein Leben. Der Räuber faßte mit einer sehnigen Hand in sein Hemde und die Knöchel ihm in den Puls drückend, wollte er eben einen Schlag führen, der ihn für immer still gemacht hätte, als Vetch ihm in den Arm fiel. »Er hat geschlafen. Schlage ihn nicht. Er ist noch nicht aufgewacht!« Andre sammelten sich im Kreise. Der Riese ließ los, eher der Deportierte stöhnte nur ein wenig und dann fiel sein Kopf wie leblos auf die Schulter.

      »Du hast ihn todt gemacht,« schrie Einer.

      Gabbett blickte noch ein Mal in das dunkelrothe Gesicht und auf die Stirn voller Schweißtropfen, dann sprang er plötzlich auf und rieb seine rechte Hand, als wenn etwas daran klebte.

      »Er hat das Fieber!« brüllte er mit entsetztem Gesicht.

      »Was?« schrieen zwanzig Stimmen.

      »Das Fieber ihr, grinsenden Narren,« rief Gabbett. »Ich habe das schon früher gesehen. Der Typhus ist an Bord und er ist der vierte Mann, der ihn hat.«

      Der Kreis der wilden Gesichter, die eifrig auf die zu erwartende Schlägerei geblickt hatten , wurde größer und größer, als dies Allen etwas unverständliche, aber entsetzliche Wort gesprochen wurde. Es war, als ob eine Bombe zwischen sie gefallen wäre. Rufus Dawes lag schwer athmend, aber ganz СКАЧАТЬ