Die Schlucht. Иван Гончаров
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Schlucht - Иван Гончаров страница 20

Название: Die Schlucht

Автор: Иван Гончаров

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ schimmernden Berge. In einer dritten Richtung sah man Dörfer und Weiler und einen Teil der Stadt. Die Luft war frisch und ein wenig kühl, ein leichter Schauer, wie nach einem Flußbad, überlief den Körper.

      Mitten in dieser herrlichen Landschaft, dieser Luft, diesen Feldern und Gärten, lag der Gutshof. Ein ausgedehnter Park umgab die beiden Häuser, er schien gut in Ordnung gehalten und wies schattige Alleen, Lauben und Bänke auf. Je weiter man sich von den Häusern entfernte, desto ungepflegter erschien er. Neben einer mächtigen, weitästigen Rüster, unter der eine vermoderte Gartenbank stand, erhoben sich zahlreiche Kirsch-, Apfel- und Birnbäume; hier standen Ebereschen, dort eine Gruppe von Linden, die wohl eine Allee vorstellen sollten, jedoch unvermittelt in den Wald übergingen und zwischen den Tannen und Birken verschwanden. Und plötzlich fand dann alles seinen jähen Abschluß in einer Schlucht, die mit dichtem, bis fast auf eine halbe Werst ans Ufer der Wolga heranreichendem Buschwerk bestanden war.

      Näher nach dem Hause zu lag der Gemüsegarten, in dem Kohl und Rüben, Mohrrüben und Petersilie, Gurken und Kletterbohnen gediehen, während in einem kleinen Treibhause Melonen und Arbusen gezogen wurden. Die Sonnenblumen, Mohnblüten und Feuerbohnen hoben sich als grell in die Augen fallende Flecken von dem grünen Hintergrunde ab.

      Vor den Fenstern des kleinen Häuschens lag im hellen Sonnenschein ein großer Blumengarten, aus dem eine kleine Pforte in den Hof und eine Glastür nach der Veranda vor dem Wohnhause führte.

      Tatjana Markowna liebte den freien Ausblick aus den Fenstern, man sollte nicht wie in eine Höhle hineinschauen, Sonne und Blumenduft sollten freien Zutritt haben. Von der anderen Seite des Hauses, die dem Hofe zugewandt war, konnte sie alles übersehen, was dort vorging: die Gesindestube, die Küche, den Heuschuppen, die Stallungen und Kellerräume – alles lag offen vor ihren Augen da, wie auf der flachen Hand.

      Das massive alte Haus stand abseits im Hintergrunde des Hofes; es nahm sich aus wie ein blinder Fleck im Auge, hatte etwas Düsteres, Graues, Verschossenes und lag fast immer im Schatten; die Fenster waren zum Teil zertrümmert, auf der Freitreppe wucherte das Gras, und vor die schweren Türen waren ebenso schwere Riegel geschoben. Das Ganze machte bei aller Vernachlässigung noch immer einen kompakten, trotzigen Eindruck.

      Auf das kleine hölzerne Wohnhaus dagegen schien vom frühen Morgen bis zum späten Abend die Sonne warm herab, die Bäume waren gleichsam zurückgetreten, um den Raum und die Luft nicht zu versperren. Der Blumengarten zog sich nach der Parkseite hin wie eine Girlande um die hölzernen Wände, und Kletterrosen, Dahlien und andere Blumen machten förmlich Miene, in die Fenster hineinzukriechen.

      Schwalben hatten ihre Nester dicht unter dem Dache gebaut und huschten in raschem Fluge um das Haus herum; im Park und im Wäldchen dahinter sangen Grasmücken und Goldamseln, Zeisige und Stieglitze, und in der Nacht vernahm man das Trillern und Flöten der Nachtigallen.

      Der Hof war voll von Geflügel aller Art, Hunde aller Farben liefen hin und her. Die Kühe wurden am Morgen aufs Feld getrieben und kehrten am Abend heim, und ein Ziegenbock mit zwei Ziegen zog jedesmal mit. Mehrere Pferde standen fast müßig im Stalle.

      Über den Blumen vor dem Hause summten Bienen und Hummeln, Libellen schwirrten daher, Schmetterlinge gaukelten in der Sonne, und in den Ecken lagen Katzen mit ihren Jungen.

      Freudigkeit und Friede herrschten im Hause, alles, was das Herz nur wünschte, war darin vorhanden. Die Zimmer waren klein, doch gemütlich, die Möbel, die noch aus der Zeit der Großeltern und Urgroßeltern Raiskis herstammten, waren aus dem großen Hause herübergebracht worden. An den Wänden hingen Porträts: Raiskis Eltern und die Eltern der beiden kleinen Mädchen, die in der Pflege der Großtante verblieben waren.

      Der Fußboden war überall gestrichen, gebohnt und mit Schutzdecken belegt; die Öfen waren mit bunten, altertümlichen Kacheln geschmückt, die gleichfalls aus dem großen Hause stammten. Die Schränke waren über und über mit altem Geschirr und Silberzeug gefüllt, das jedesmal klang und klirrte, wenn jemand durch die Zimmer schritt. Zunächst fielen die alten Meißener Tassen, Hirtenmädchen, Marquisen, die chinesischen Pagoden, die bauchigen Teekannen und Zuckerschalen und die schweren silbernen Löffel ins Auge. Runde, mit Bronze verzierte Stühle und kleine Tische mit zierlicher Holzmosaik standen in den lauschigen Ecken. In Tatjana Markownas Kabinett stand ein altertümlicher Schreibtisch mit Spiegel, Urnen, Leiern und Genien, der gleichfalls mit Bronze verziert und mit reichem Schnitzwerk geschmückt war. Aber sie hatte den Spiegel verhängen lassen: es störte sie beim Schreiben, sagte sie, wenn sie so immer ihre »Visage« vor sich sah.

      Ferner stand da ein runder Tisch, an dem sie zu Mittag zu speisen und den Kaffee und Tee einzunehmen pflegte, sowie ein alter, nicht gerade weicher Ledersessel mit hohem Rokokorücken.

      Tatjana Markowna war noch ganz nach der Methode der alten Zeit erzogen, sie liebte es nicht, sich gehen zu lassen, sondern hielt sich gerade, in schlichter Einfachheit, in reservierten, anständigen Formen; alles Auffallende in der Haltung einer Frau hielt sie für unanständig.

      Sie erschien Boris, als er sie jetzt wiedersah, geradezu schön, und sie war es in der Tat.

      Sie war von hoher, nicht gerade voller, doch auch nicht hagerer Gestalt und von großer Lebhaftigkeit. Trotz des ergrauten Haares machte sie durchaus noch keinen alten Eindruck, und sie zählte in der Tat nicht mehr als fünfzig Jahre. Die schwarzen, lebhaften Augen und das gutherzige, graziöse Lächeln hatten etwas ungemein Einnehmendes – selbst wenn sie zornig wurde, wenn es in diesen Augen blitzte und wetterte, glaubte man hinter dem Gewölk schon wieder den klaren Himmel zu sehen.

      Die Oberlippe war von einem leichten Flaum beschattet; auf der linken Wange, näher dem Kinn, befand sich ein Muttermal mit einem dichten Haarbüschel darauf. Das erhöhte noch den gutmütigen Ausdruck ihres Gesichts.

      Sie hatte das graue Haar kurz geschnitten und ging im Hause wie im Hofe und Garten mit bloßem Kopfe umher. Nur an Feiertagen, und wenn Gäste anwesend waren, pflegte sie eine Haube zu tragen; aber die Haube hatte keinen Halt auf ihrem Kopfe, sie stand ihr durchaus nicht und glitt jeden Augenblick vom Kopfe herunter. Das war ihr selbst lästig, und wenn sie einem Gaste fünf Minuten lang Gesellschaft geleistet hatte, entschuldigte sie sich gewöhnlich und nahm die Haube ab.

      Am Vormittag pflegte sie einen weiten, weißen Morgenrock mit einem Gürtel und großen Taschen zu tragen, am Nachmittag zog sie ein braunes Kleid an, an dessen Stelle an hohen Festtagen ein helles, silbern schimmerndes Kleid trat, das ganz steif war und beständig knisterte; um die Schultern trug sie einen kostbaren alten Schal, den nur die Haushälterin Wassilissa aus der Truhe nehmen und wieder hineinlegen durfte.

      »Den hat Onkel Iwan Kusmitsch aus dem Orient mitgebracht – dreihundert Dukaten hat er gekostet,« pflegte sie mit Stolz zu sagen. »Jetzt ist solch ein Schal für den Preis nicht zu haben!«

      Am Gürtel und in den Taschen hingen und lagen zahlreiche Schlüssel, so daß man Tatjana Markowna, wenn sie über den Hof oder durch den Garten ging, wie eine Klapperschlange schon von ferne hörte.

      Die Kutscher steckten, sobald sie das Klirren der Schlüssel vernahmen, rasch die Pfeife in den Stiefelschaft, weil nämlich Tatjana Markowna nichts in der Welt so sehr fürchtete, wie eine Feuersbrunst, und das Tabakrauchen aus diesem Grunde für eins der schlimmsten Laster hielt.

      Die Köche und Küchenmädchen griffen, wenn das Schlüssselklirren sich vernehmen ließ, sogleich nach einem Messer, Kochlöffel oder Besen, und Kirjuscha, der gerade mit Matrona im Tor stand, lief sogleich davon, während diese nach dem Stalle eilte und mit Eifer an einem Trog zu schleppen begann, als ob ihr nie etwas anderes in den Sinn gekommen wäre.

      Auch im Hause war das Klirren der Schlüssel jedesmal das Signal zu einer angeregteren Tätigkeit. Maschutka nahm flink die unsaubere Schürze ab und wischte am ersten besten Stück Zeug, ob es das Taschentuch СКАЧАТЬ