Lache Bajazzo. Artur Landsberger
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Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Kapitel

      Mein lieber, guter und besorgter Carli, deine Briefe und Telegramme sind sämtlich bei mir angekommen und wir haben uns sehr damit gefreut, indem nämlich auch Lori immer eine große Freude hat mit dem, was du schreibst, als sie damit dann bei Werner, weil der nicht so viel sich um sie kümmern kann, Vergleiche macht, wo du dann immer besonders gut abschneidest. Gestern war ich mit Lori nach dem Pferderennen, wofür uns Werner eine Loge gegeben und auch sein Auto überlassen hat. Die Pferde interessieren mich sehr – du! weißt du, der Duden is ne feine Sache! das Briefschreiben dauert zwar dadurch verflucht lange, aber man macht keine Fehler, lernt was und wird nicht ausgelacht – also die Pferde! ja, siehst du, da war unter den Offizieren, die Lori kannte, Mensch, kennt die eine Masse Männer! ein Graf Hech, nu denke dir, der will mir das reiten beibringen, du das kost nichts, nur so, weißt du, weils ihm Freude macht, sagt er. Morgen gehts an. Die Pforten ist tücksch auf mich, aber ich tu als wenn ichs garnicht merke, weil die Leute abends mehr zu mir als zu ihr hinsehen und dann habe ich gestern den reichen Peter, na du weißt doch, Werners Freund, der sie aushält und der das mit seinen Vater hat, wovon er in eine Tour reden tut, ich kenne das nun schon so auswendig wie als deine »Helena«, die ich schon souflieren könnte – also nicht wahr, wegen dem Reiten, ach nein, das war ja schon, also den reichen Peter habe ich doch so aus’m Handgelenk die Helena in der dritten Szene des zweiten Aktes vorgemacht, der Geheimrat war auch da, der ist überhaupt meist da, weil er sagt, daß ihn die Entwicklung einer jungen Künstlerin als Mäcen interessiert, dabei sieht er mehr auf meine Beine als er achtet, was ich sage, also der reiche Peter fand, daß bei geschlossenen Augen man nicht unterscheiden könne, ob die Estella oder ich das sei, das hat sie gefuchst, na, der hat nachher bekommen als ich mit dem alten Geheimrat auf der Treppe war, da hat’s was gesetzt. Wir haben natürlich auf der Flurtür gestanden und gehorcht: »die dumme Gans«, hat sie auf mir gescholten, »morgen setz ich sie an die Luft« – Aber sie braucht mich für ihre Toiletten, da ich dafür was weg habe, wie sie meint, so daß gestern beim Tee ins Esplanade von dem, der die Elegante Welt heraus gibt, einer zu uns an den Tisch kam und den Grafen bat, mich in dem neuen Frühjahrskostüm bei sich aufzunehmen, in dem Blatt natürlich, wozu der Graf denn auch ja gesagt hat. Wegen des Tanzabends in dem Beethovensaal zankt sich der alte Brand mit der Sello, und er sagt, daß sie mich nur um Reklame für ihre Schule jetzt schon herausstellen will, das wäre aber ein Fehler, da das noch nicht so weit sei! Weil du doch willst, daß ich dir über alles berichte, so mußt du die langen Seiten über dich ergehen lassen. Wegen Reitkleid und Massage und den Büchern für die deutsche Stunde und der Pariserin – also so ein Schwindel, denn die is übrigens garnicht aus Paris, was ich per Zufall rausgekriegt habe, sondern vielmehr aus einem Neste stammt, das Wimmereux heißt und ein Bad sein soll, wo am Meere ist, mußt du mir wieder was schicken, was du ja gern tust. Schreibe immer so zärtlich auch schon um Werner und Lori, ich bins dann auch. Aber denn mußt du kommen, ich hab immer so fieles vor und kann nicht so viel Zeit an dich denken. Du fragst, ob ich auch tue was du tust und die Tage bis daß du hier bist, zähle – ach Carl! das dumme zählen, ich kenne mich doch garnicht aus. Wenn ich nun schon Bühne und tanze und Reiten und das viele Sprechen und schreiben lerne und mich doch auch noch anziehen muß, dann laß mich doch noch erst nicht zählen. Aber darum komme, es ist ja bald und zähle du nur darum auch ruhig weiter, ich freue mich auch auf das reiten und viele Küsse, wie du so schön schreibst, daß ich nämlich immer lebendig oder so ähnlich – Lori hat den Brief von wegen Werner – vor deinem geistigen Auge stehe und daß du mit allen deinen Gefühlen bei mir bist; das wünscht dir auch von Herzen dein kleines Vögelchen.

*

      Mein Lieber! Nun, wo ich mit Werner bei dem Otto war, mag ich dich noch viel mehr leiden, da du mich da hast rausgezogen. Das ist doch nichts, wenn es auch bequemer ist und man nicht immer braucht bei allem zu überlegen, ob es so auch ist, wie es sein muß, womit zum Beispiel die Frau Geheimrat aufsteht und schlafen geht. Aber erst mal von Otto! Na, das war ’n Theater! erst ist er aufgebraust und dann nachher war er so klein und hat gesagt, wenns denn nicht anders is, denn sollten wir doch wenigstens gute Freunde sein, dazwischen aber, bis es dazu hin kam, krachte es man immer so mit gemeinen Redensarten, von denen du auch nicht verschont bliebst. Gewaltsmensch! hat die Geheimrätin immerzu gesagt, da ich nämlich bei ihr war nachher und ihr alles erzählt habe. Aber sie liebt Gewaltsmenschen, sagt sie und will den Otto kennen lernen. Du, am Ende macht der auch noch sein Glück, denn sie scheint sehr reich zu sein. Also der Otto war ordinär, sag ich dir! aber glaube janich, daß du seinetwegen brauchst in Unruhe zu geraten. Otto war Otto, heute ist Otto Carl. Wenn du aber nicht willst, daß ich deine Briefe weitergebe, so laß ich’s. Ich dachte nur, warum soll man dem andern keine Freude machen, wenns nichts kostet. Da fällt mir ein, schick doch dem Geheimrat 500 Mark. Er hat’s auf der Wäscheausstattung für mich bezahlt. Weißt du, daß der was wek hat! Also Hemden haben wir ausgesucht, du, die zerfließen einem zwischen den Fingern. Er wollte sie mir zum Geschenk machen. Aber Estella, die mit dem reichen Peter mit uns war, sagte, das ginge nicht, weil es doch Hemden sein und wegen dir. Na, denn nich. Obschon ich nicht begreife, was da soll bei sein, wenn ich für dich spare; der hat’s ja. Du, weißt du, was ich möchte, daß Estella mal recht krank wäre und ich die Helena für sie spiele; du, ich könnts! Mit dem Grafen is nichts; was soll denn sein? Also du schenkst mir das Pferd. Am meisten Mühe gebe ich mir ja bei Estella, wenn ich doch auch erst so weit wäre! Aber amüsieren tue ich mich doch mehr bei der Frau Geheimrat. Du, seit Ihr komisch! Wenn Otton mal einer zuwider war, denn ging er ihm ausn Weg oder er suchte Streit mit ihm zu bekommen und dann gings drauf wie Blücher, und hinterher da war ihm noch mal so leicht, auch wenns Brüschen gab. Und Ihr ladet euch sone Leute extra ein und macht mit ihnen, wenn sie da sind, großen Schmus und setzt ihnen das beste Essen und die teuersten Weine vor; und wenn sie dann mit ihren vollen Bäuchen gehen wollen, bittet Ihr sie womöglich noch, zu bleiben. Sind sie dann aber endlich fort, dann schimpft ihr hinter ihnen her. Wenn ihr noch was von ihnen wolltet. Ich würde alle Abende bei dem glotzäugigen Direktor sitzen, so eklich er ist, wenn er mich einmal die Helena spielen ließe. Aber nur, weil jemand, wie die alte Geheimrat sagt, gesellschaftlich ne erste Nummer is? – ne, dazu wär ich nich zu haben. Nimms nich krum Carli, aber ich geh nu nich mehr alle Abende in die Helena, die kotzt mich nachgrade an, ich meine die Estella, das weiß ich ja nu, wie die’s macht! die schmeiß ich glatt, wenn ich mal für sie raus komme. Aber die Routine kuck ich ihr ab, da kannst du dich drauf verlassen. Na und denn is das auch kein Publikum mehr, das jetzt rein geht. Das mit den Blumen alle Tage ist lieb von dir. Erst hatte ich den Geheimrat in Verdacht. Du, der will mir ein Ballet schreiben lassen, er war bei Lori und ich mußte ihm vortanzen, und er meinte, das wäre für ihn sehr leicht, da er das könnte, mich berühmt zu machen. Aber ich will doch zur Bühne. Das ist doch klar, daß wenn du kommst, ich mich freue, du mußt mir doch helfen, und ich muß weiter, denn immer nur lernen, dazu tut mans doch nicht. Also denn komm nur, du warst ja nun auch lange genug fort. Und überrasche mich (hier führte der Brief auf die nächste Seite) mit der Stola aber kein Bruch, sondern Zobel, weißt du, so mit weißen Fädchen, wie ’n Estella vom reichen Peter hat. Dann bin ich auch immer dein Vögelchen.

*

      Als Carl die Briefe las, sagte er sich zwar, daß er ja nie auf Agnes’ Worte geachtet hatte, daß es vielmehr ausschließlich der Zauber ihrer Person gewesen war, der ihn gefangen hatte. Und doch suchte er jetzt einen Zusammenhang zwischen diesen Briefen mit dem Menschen herzustellen. Denn gerade weil jedes Wort, das in diesen Briefen stand, echt und ursprünglich und ohne jede Rücksicht auf die Wirkung geschrieben war, so glaubte er, danach den Menschen werten zu können. Und da geschah’s dann, daß das Bild für Augenblicke an Glanz verlor, nüchterner Ueberlegung wich und ihn Cläre beipflichten ließ, die seine Leidenschaft einen Rausch nannte, der das Bewußtsein ausschloß. Dann war ihm, als wenn er es körperlich fühlte, wie die Glut nachließ und sein Gemüt allmählich wieder zur Ruhe kam. Und doch wußte er nicht, ob er sich dies Nachlassen eines Gefühls, das ihn beglückte, wünschen sollte, so stark auch in ihm der Wille war, Cläre nicht zu kränken. Aber das erkannte er aus der Unsicherheit seines Gefühls, daß die Leidenschaft zu Agnes nicht unerschütterlich und der Gesinnung, die ihn zu Cläre zog, zum mindesten nicht überlegen war. Und so war es denn auch ehrlich, wenn er jetzt, im Begriffe, nach Berlin zu fahren, zu Cläre beim Abschied sagte:

      »Ich glaube, es wird СКАЧАТЬ