Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма страница 39

СКАЧАТЬ im andern Fall … sehen Sie, ich bin Egoist.«

      Hierauf küßte der Prinz der Königin lachend die Hand, grüßte Andrée mit einer freundlichen, viel liebreicheren Miene, als das bei Frauen seine Gewohnheit war, die Thüre öffnete sich und er verschwand.

      Die Königin brach nun mit einem gewissen Ungestüm ihr Gespräch mit Andrée ab, wandte sich gegen Philipp um und fragte ihn:

      »Haben Sie Ihren Vater gesehen, mein Herr?«

      »Ich fand ihn, ehe ich hierher kam, in den Vorzimmern; meine Schwester hatte mich benachrichtigen lassen.«

      »Warum haben Sie Ihren Vater nicht zuerst besucht?«

      »Ich schickte meinen Kammerdiener und mein geringfügiges Gepäcke zu ihm, Madame; Herr von Taverney schickte mir aber den Burschen mit dem Befehl zurück, mich zuerst zum König oder zu Eurer Majestät zu begeben.«

      »Und Sie haben gehorcht?«

      »Ich fühlte mich glücklich, zu gehorchen, Madame; ich konnte auf diese Art meine Schwester umarmen.«

      »Das Wetter ist herrlich,« rief die Königin mit einer freudigen Bewegung. »Frau von Misery, morgen wird der Schnee geschmolzen sein, ich brauche sogleich einen Schlitten.«

      Die erste Kammerfrau ging weg, um den Befehl zu vollziehen.

      »Und meine Chocolade hierher,« fügte die Königin bei.

      »Eure Majestät wird nicht frühstücken,« rief Frau von Misery; »oh! Eure Majestät hat gestern schon nicht zu Nacht gespeist.«

      »Sie täuschen sich, meine liebe Misery, wir haben zu Nacht gespeist. Fragen Sie Fräulein von Taverney.«

      »Und zwar sehr gut,« erwiderte Andrée.

      »Dessen ungeachtet werde ich meine Chocolade zu mir nehmen,« sagte die Königin. »Geschwind, geschwind, meine gute Misery: diese schöne Sonne lockt mich an. Es werden viele Leute auf dem Schweizer-Teich sein.«

      »Gedenkt Eure Majestät Schlittschuh zu laufen?« fragte Philipp.

      »Oh! Sie werden über uns spotten, Herr Americaner,« rief die Königin, »Sie, der Sie die ungeheuren Seen durchlaufen haben, auf denen man mehr Meilen macht, als wir hier Schritte machen.«

      »Madame,« erwiderte Philipp, »hier hat Eure Majestät ihre Lust an der Kälte und am Weg, dort stirbt man daran.«

      »Oh! da kommt meine Chocolade. Andrée, Sie werden eine Tasse nehmen!«

      Andrée erröthete vor Vergnügen und verbeugte sich.

      »Sie sehen, Herr von Taverney, ich bin immer dieselbe, die Etikette ekelt mich an, wie früher. Erinnern Sie sich der früheren Zeit, Herr Philipp, haben Sie sich verändert?«

      »Nein, Madame,« erwiderte er mit kurzem Ton, »nein, ich habe mich nicht verändert, wenigstens nicht, was das Herz betrifft.«

      »Wenn Sie dasselbe Herz bewahrt haben, so danken wir Ihnen, da das Herz gut war, auf unsere Weise,« sprach heiter die Königin. »Eine Tasse für Herrn von Taverney, Frau von Misery.«

      »Oh! Madame,« rief Philipp ganz verwirrt, »es kann Eurer Majestät nicht Ernst sein; eine solche Ehre einem armen, dunkeln Soldaten, wie ich!«

      »Einem alten Freund!« rief die Königin, »so ist es. Dieser Tag macht mir alle Wohlgerüche der Jugend zu Gehirn steigen; dieser Tag findet mich glücklich, frei, stolz und toll … Dieser Tag erinnert mich an meine ersten Tage in meinem geliebten Trianon, an die muthwilligen Streiche, die wir, Andrée und ich, machten; dieser Tag erinnert mich an meine Rosen, an meine Erdbeeren, an mein Eisenkraut, an die Vögel, die ich in meinen Blumenbeeten zu bespähen suchte. An Alles, bis auf meine lieben Gärtner, deren gute Gesichter immer eine neue Blume, eine schmackhafte Frucht bedeuteten, an Herrn von Jussieu, an das Original Rousseau, der todt ist. Dieser Tag, sage ich Ihnen, dieser Tag macht mich toll. Aber was haben Sie, Andrée? Sie sind roth. Was haben Sie, Herr Philipp? Sie sind bleich?«

      Das Gesicht der zwei jungen Leute hatte wirklich diese grausame Erinnerung, in der die unbestimmte Gestalt von Gilbert schwebte, schlecht ausgehalten.

      Aber beide riefen bei den letzten Worten der Königin ihren Muth zu Hilfe.

      »Entschuldigen Sie mich, Madame, ich habe mir den Gaumen verbrannt,« sagte Andrée,

      »Und ich, Madame,« sprach Philipp, »ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß mich Eure Majestät beehrt, wie einen vornehmen Mann.«

      »Gut, gut,« unterbrach ihn Marie Antoinette, indem sie selbst Chocolade in die Tasse Philipps goß, »Sie sind ein Soldat, wie Sie gesagt haben, und als solcher an das Feuer gewöhnt; verbrennen Sie sich muthig mit der Chocolade, ich habe nicht Zeit, zu warten.«

      Hiebei lachte die Königin. Philipp nahm aber die Sache im Ernst, wie es ein Landmann hätte thun können; nur daß er aus Heldenmuth vollbrachte, was dieser aus Verlegenheit gethan haben würde.

      Die Königin verlor ihn nicht aus dem Blick: ihr Gelächter verdoppelte sich.

      »Sie haben einen vollkommenen Character,« sagte sie.

      Und sie stand auf.

      Schon hatten ihr ihre Frauen einen reizenden Hut, einen Hermelinmantel und Handschuhe gegeben.

      Die Toilette Andrée's war eben so schnell gemacht.

      Philipp nahm seinen Hut unter den Arm und folgte den Damen.

      »Herr von Taverney,« sagte die Königin, »Sie dürfen mich nicht verlassen. Ich will heute, aus Politik, einen Americaner confisciren. Gehen Sie zu meiner Rechten, Herr von Taverney.«

      Taverney gehorchte; Andrée trat an die Linke der Königin.

      Als die Königin die große Treppe hinabging, als die Trommeln den Feldmarsch rasselten, als die Töne der Trompeten der Gardes-du-Corps und das Klirren der Gewehre, die man bereit hielt, vom Winde der Vorhallen getragen, in den Palast hinaufstiegen, da machten dieses königliche Gepränge, diese Ehrfurcht Aller, diese Anbetungen, die dem Herzen der Königin gezollt wurden und unter Wegs Taverney begegneten, da machten, sagen wir; diese Triumphe den zuvor schon verwirrten Kopf Taverney's schwindeln; ein Fieberschweiß perlte auf seiner Stirne; seine Schritte waren unsicher. Ohne den Wirbel der Kälte, der seine Augen und seine Lippen traf, wäre er sicherlich ohnmächtig geworden.

      Es war dieß für den jungen Mann nach so vielen traurig im Kummer und in der Verbannung aufgezehrten Tagen eine zu plötzliche Rückkehr zu den Freuden des Stolzes und des Herzens.

      Während sich auf dem Wege der von Schönheit strahlenden Königin die Stirnen beugten und die Gewehre präsentirt wurden, blieb ein kleiner Greis, den die Befangenheit die Etikette vergessen ließ, den Kopf vorgestreckt, das Auge auf Taverney und auf die Königin geheftet, unbeweglich, statt seinen Kopf und seine Blicke zu senken.

      Sobald die Königin sich entfernte, brach der kleine Greis aus seiner Reihe, mit dem Spalier, das sich um ihn her auflöste, und man sah ihn so hastig laufen, als es ihm seine kleinen, siebenzigjährigen Beine erlaubten.

      IX.

      Der Schweizer-Teich

      Jedermann СКАЧАТЬ