Capitän Richard. Александр Дюма
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Название: Capitän Richard

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ stören, ich will schlafen.«

      Der Thürsteher entfernte sich und Napoleon blieb allein.

      »Ein Viertel auf drei,« sagte er auf die Tischuhr blickend, »nur halb drei Uhr will ich aufmachen.«

      Er warf sich in einen Lehnstuhl, ließ die linke Hand auf der Seitenlehne ruhen, steckte die rechte in die Weste, schloß die Augen, seufzte leise und schlief ein.

      Napoleon besaß wie Cäsar die seltene Gabe, einzuschlafen wo er konnte und wann er wollte, und so lange zu schlummern, wie es seine Zeit erlaubte. Wenn er gesagt hatte: ich will eine Viertelstunde schlafen, so war er gemeiniglich schon wach, wenn der Adjutant, der Thürsteher oder Secretär, der ihn wecken sollte, zu der bestimmten Stunde erschien. Ein anderer seltener Vorzug war, daß er, ohne in einen Zwischenzustand zwischen Schlaf und Wachen zu treten, augenblicklich vollkommen wach war; sobald er seine Augen aufschlug, waren seine Gedanken so klar und bestimmt wie vor dem Entschlafen.

      Kaum hatte sich daher die Thür hinter dem Palastdiener, der die drei Staatsmänner rufen sollte, geschlossen, so schlief Napoleon schon, und sonderbar! keine Spur der Leidenschaften, die an ihm nagten, war auf seinem Gesichte zu sehen.

      Eine einzige Wachskerze brannte im Zimmer. Als der Kaiser den Wunsch geäußert, einige Minuten zu schlafen, hatte der Thürsteher die beiden Armleuchter fortgetragen, deren zu helles Licht den kurzen Schlummer Napoleons hätte stören können. Er hatte nur den Handleuchter, mit welchem er die Kerzen angezündet, da gelassen.

      Das Zimmer war daher nur matt erhellt, und die Gegenstände hatten in diesem Halbdunkel ein phantastisches Aussehen. Ein solches Halbdunkel suchen die Traumgötter die den Schlummer stören, oder die Gespenster, welche die Reue wecken.

      Ein solcher Traumgott schien dieses helle Dunkel oder diese dunkle Helle erwartet zu haben, denn kaum hatte Napoleon die Augen geschlossen, so hob sich der Tapetenvorhang, der eine kleine geheime Thür verbarg, und es erschien eine weiße Gestalt, die in ihrem leichten Gewande und mit ihren schwebenden geräuschlosen Bewegungen einer überirdischen Erscheinung glich.

      Die weiße Gestalt verweilte einen Augenblick in der dunklen Thür, dann ging sie leise auf den Schläfer zu, streckte aus ihrem leichten Gewande die schöne weiße Hand hervor und legte sie auf die Rücklehne des Sessels, dicht neben das Haupt, das einem römischen Imperator anzugehören schien.

      Dann betrachtete sie das schöne ruhige Antlitz eine Weile mit unaussprechlicher Zärtlichkeit, seufzte leise, legte die linke Hand auf ihr Herz, um die ungestümen Schläge desselben zu dämpfen, neigte sich langsam und den Athem anhaltend und berührte die Stirne des schlafenden Kaisers mehr mit ihrem Hauch als mit ihren Lippen. Bei dieser Berührung, wie leicht sie auch war, zuckten die Muskeln dieses Gesichtes, das bis dahin so unbeweglich gewesen war wie ein Wachsbild. Die weiße Gestalt wich schnell zurück.

      Diese Bewegung war übrigens kaum bemerkbar und dauerte nur einen Augenblick. Das ruhige Antlitz; das durch diesen Hauch der Liebe leicht bewegt worden war, wie das spiegelglatte Wasser eines Sees durch die säuselnde Abendluft, nahm seine vorige Heiterkeit und Unbeweglichkeit wieder an; die Gestalt trat an den Schreibtisch, schrieb einige Worte auf ein Blatt Papier, wandte sich wieder zu dem Schläfer, schob das Papier in die Weste, dicht neben seine Hand, die fast eben so weiß und so zart war wie die ihrige und verschwand eben so geräuschlos wie sie gekommen war.

      Einige Secunden nach dem Verschwinden dieser Erscheinung und als die Tischuhr eben halb drei schlagen wollte, erwachte der Kaiser und zog die Hand aus der Weste.

      Die Uhr schlug. – Napoleon lächelte, wie Augustus gelächelt haben würde, als er sah, daß er sich im Schlafe wie im Wachen zu beherrschen wußte, und nahm ein Papier auf, das er aus der Weste gerissen und zu Boden geworfen hatte.

      Auf dem Papiere bemerkte er einige geschriebene Worte und näherte sich dem Lichte; aber er hatte die Schriftzüge erkannt, bevor er sie entziffern konnte. Er seufzte und las:

      »Du bist da. Ich habe Dich geküßt, das ist mir genug. Deine Dich über Alles Liebende.«

      »Josephine!« sagte er gerührt, und sah sich um, als hätte er erwartet, sie im Hintergrunde des Zimmers erscheinen zu sehen. Aber er war allein.

      In diesem Augenblicke ging die Thür auf, der Thürsteher trat mit den beiden Armleuchtern ein und meldete:

      »Se. Excellenz der Herr Erzkanzler.«

      Napoleon stand auf, lehnte sich an das Camin und wartete.

      Hinter dem Thürsteher erschien die eben gemeldete hohe Person.

      II.

      Drei Staatsmänner

      Regis de Cambacérès war damals ein Mann von sechsundvierzig bis siebenundvierzig Jahren, also vier bis fünf Jahre älter als Napoleon. Er war sanft und wohlwollend von Charakter und ein gelehrter Jurist. Er war anfangs Steuerrath gewesen und 1792 Mitglied des Convents geworden. Am 19. Jänner 1793 hatte er für den Aufschub der Hinrichtung des Königs gestimmt, und 1794 war er Präsident des Wohlfahrtsausschusses geworden. Im Jahre1795 hatte er das Portefeuille der Justiz erhalten; 1799 hatte ihn Bonaparte zum zweiten Consul gewählt, und endlich im Jahre 1804 war er zum Erzkanzler ernannt, zum Reichsfürsten erhoben und mit dem Titel eines Herzogs von Parma beschenkt worden.«

      Cambacérès war von mittler Größe und zur Beleibtheit geneigt; dabei ein Feinschmecker, elegant, vornehm in Haltung und Benehmen. Er hatte sich die Hofmanieren mit ungemeiner Schnelligkeit und Leichtigkeit angeeignet und sich dadurch beidem großen Erneuerer des socialen Gebäudes sehr beliebt gemacht.

      Ueberdies hatte er in den Augen Napoleons noch ein anderes Verdienst. Cambacérès hatte wohl eingesehen, daß der große Mann, dereinst sein vertrauter Freund gewesen und nun sein Monarch geworden war, Anspruch auf seine Ehrerbietung hatte. Ohne gerade unterwürfig zu seyn, ohne sich zum Schmeichler herabzuwürdigen, beobachtete er gegenüber dem Erwählten des Schicksals, der damals in ganz Europa gefürchtet wurde, die Haltung eines aufrichtigen Bewunderers.

      Eine Viertelstunde hatte ihm genügt, um eine Toilette zu machen, die in einem Kreise von Hofleuten tadellos gewesen wäre, und obgleich mitten im Schlafe geweckt, erschien er um halb drei Uhr Früh eben so heiter und munter, als ob ihn der Kaiser um sieben Uhr Abends, nach dem Diner hätte rufen lassen.

      Aber das Gesicht des Kaisers war keineswegs so freundlich wie das seinige. Der Erzkanzler, etwas betroffen, machte eine Bewegung, die einem Rückzuge nicht unähnlich war.

      Napoleon, dessen Adlerblick, die größten und die kleinsten Dinge nicht entgingen, errieth die Ursache dieser plötzlichen Betroffenheit und sagte mit herzgewinnender Freundlichkeit:

      »O, kommen Sie, kommen Sie, Herr Erzkanzler, Ihnen zürne ich nicht.«

      »Und ich hoffe, daß Ew. Majestät mir nie zürnen werden,« antwortete Cambacérès, »denn Ihre Ungnade würde mich sehr unglücklich machen.«

      Der Kammerdiener entfernte sieh, die Armleuchter zurücklassend.

      »Constant,« sagte der Kaiser zu ihm, »schließen Sie die Thür, bleiben Sie im Vorzimmer und führen Sie die Person, die ich erwarte, in den grünen Salon.«

      Dann wandte er sieh wieder zu Cambacérès und sagte tief aufathmend: »Ach! da bin ich wieder in Frankreich, inden Tuilerien! Wir sind allein, Herr Erzkanzler, und können ganz offen reden.«

      »Sire,« sagte der Erzkanzler, »abgesehen von der Ehrerbietung, die meinen Worten Schranken setzt, spreche ich nie anders mit Ew. Majestät.«

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