Namenlos. Уилки Коллинз
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Название: Namenlos

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ England sich betreten lasse und daß sie aufhöre, ihres Gatten Namen zu führen. Noch andere Abkommen wurden mit ihr vereinbart. Sie nahm sie Alle an und Maßregeln wurden insgeheim getroffen, um sie nachmals an dem Orte ihrer Zurückgezogenheit gut im Auge zu behalten. Was für ein Lieben sie dort führte und ob sie die ihr auferlegten Bedingungen alle erfüllte, kann ich nicht sagen. Ich kann Ihnen nur sagen, daß sie meines Wissens niemals nach England kam, daß sie niemals Mr. Vanstone lästig wurde und daß durch eine an Ort und Stelle in Amerika befindliche Mittelsperson das Jahrgeld bis zum Tage ihres Todes ausbezahlt worden ist. Alles was sie durch die Heirath mit ihm hatte erlangen wollen, war Geld, und Geld erhielt sie.

      – Zu gleicher Zeit hatte Andreas das Regiment verlassen. Nichts konnte ihn bewegen, seinen Kameraden, den Offizieren, nach Dem, was mit ihm vorgefallen war, unter die Augen zu treten. Er verkaufte sein Patent6 und kehrte nach England zurück. Die erste Kunde, die er bei seiner Rückkehr erhielt, war die Kunde von seines Vaters Tode. Er kam auf meine Amtstube in London, bevor er nach Hause reiste und erfuhr aus meinem Munde, wie der Familienzwist geendet hatte.

      – Das Testament, welches Mr. Vanstone der Aeltere in meiner Gegenwart vernichtet hatte, war nicht durch ein anderes ersetzt worden, so viel ich wußte. Als man bei seinem Tode wie gewöhnlich nach mir schickte, so hegte ich die volle Erwartung, daß das Notherbrecht allein übrig bleibe, um die gewöhnliche Theilung unter seine Witwe und seine Kinder zu vollbringen. Zu meinem Erstaunen kam jedoch unter seinen Papieren ein Testament zum Vorschein, welches in aller Form aufgesetzt und ausgeführt, ungefähr eine Woche nach der Zeit datierte, wo die erste letztwillige Verfügung vernichtet worden war. Er hatte sein Rachevorhaben gegen seinen ältesten Sohn beibehalten und sich an einen fremden Anwalt wegen des gesetzlichen Beistandes gewendet, welchen er, wie ich zu seiner Ehre glaube, sich von meiner Hand zu erbitten schämte.

      – Es ist unnöthig, Sie mit den Bestimmungen dieses Testaments im Einzelnen zu behelligen. Es waren die Witwe und drei lebende Kinder zu bedenken gewesen. Die Witwe empfing nur eine Leibrente von einem Theile des Vermögens, das der Erblasser besessen. Das Uebrige wurde zwischen Andreas und Selina, und zwar zu zwei Drittel für den Bruder, zu einem Drittel für die Schwester, getheilt. Beim Tode der Mutter sollte die Summe, von deren Interessen dieselbe gelebt hatte, an Andreas und Selina in denselben Verhältnissen wie das Haupterbe fallen. Fünf Tausend Pfund sollten davon abgenommen und Michael ausbezahlt werden, als das einzige Erbtheil, welches der unversöhnliche Vater seinem ältesten Sohne hinterließ.

      – Um in runder Zahl zu rechnen stand die Theilung, wie sie das Testament bestimmte, folgendermaßen. Vor dem Tode der Mutter hatte Andreas siebzig Tausend Pfund, Selina hatte fünfunddreifzig Tausend Pfund, Michael hatte – Nichts. Nach der Mutter Tode hatte Michael fünf Tausend Pfund, während Andreas Erbe sich auf einmal hundert Tausend Pfund und Selinas Theil sich auf fünfzig Tausend Pfund steigerte. – Glauben Sie nur nicht, daß ich bei dieser Seite des Gegenstandes zu sehr Verweile. Jedes Wort, welches ich jetzt spreche, hängt mit Interessen zusammen, welche noch in der Schwebe sind und welche Mr. Vanstones Töchter aufs Unmittelbarste angehen. Da wir von der Vergangenheit nunmehr zur Gegenwart kommen, beherzigen Sie die schreckliche Ungleichheit von Michaels Erbe und Andreas Erbtheil. Das durch das rachsüchtige Testament angethanene Unrecht ist, wie ich nur zu sehr fürchte, noch nicht zu Ende.

      – Andreas erster Antrieb, als er die Nachricht, die ich ihm mitzutheilen hatte, hörte, war der offenen edlen Natur des Mannes vollkommen würdig. Er machte sofort den Vorschlag, sein Erbe mit seinem älteren Bruder zu theilen. Allein hier gab es ein wesentliches Hinderniß aus dem Wege zu räumen. Ein Brief von Michael lag für ihn auf meiner Amtstube bereit, als er hierher kam, und dieser Brief warf ihm vor, die erste Ursache der Entfremdung zwischen Vater und Sohn zu sein. Die Anstrengungen, welche er unvorsichtig und ungeschickt, ich gebe es zu, allein mit der reinsten und wohlwollendsten Absicht, das wußte ich, gemacht hatte, um den Streit beizulegen, ehe er die Heimat verließ, waren durch die niederträchtigste Verdrehung dahin ausgelegt worden, um eine Anklage wegen Verrath und Falschheit zu erheben, welche jeden Mann bis ins Innerste verletzt haben würde. Andreas fühlte, was auch ich fühlte, daß, wenn diese Unterstellungen nicht zurückgenommen würden, bevor seine edelmüthige Absicht in Betreff seines Bruders ausgeführt würde, der ledigliche Erfolg ihrer Ausführung nur auf eine thatsächliche Anerkennung der Richtigkeit von Michaels Anschuldigung hinauslaufen würde. Er schrieb an seinen Bruder in den versöhnlichsten Ausdrücken. Die Antwort, welche er erhielt, war so beleidigend, als Worte nur sein können. Michael hatte eben seines Vaters Temperament geerbt, nicht gemildert durch die besseren Eigenschaften seines Vaters. Sein zweiter Brief wiederholte die in dem ersten enthaltenen Anschuldigungen und erklärte, er würde die angebotene Theilung nur als einen Act der Ausgleichung und Wiedererstattung von Andreas Theile betrachten. Ich schrieb zunächst an die Mutter, um deren Einfluß walten zu lassen. Sie war aber selbst unwillig darüber, daß ihr nichts weiter als eine Leibrente von ihres Gatten Vermögen vermacht war. Sie hielt sich entschlossen zu Michael, und sie brandmarkte Andreas Anerbieten als einen Versuch, ihren ältesten Sohn dahin zu überlisten, daß er eine Anschuldigung gegen seinen Bruder zurücknähme, welche jener Bruder nur zu begründet finden mußte. Nach dieser letzten Abweisung konnte nun Nichts mehr gethan werden. Michael zog sich auf den Continent zurück und seine Mutter folgte ihm dahin. Sie lebte lange genug und sparte Geld genug von ihrem Einkommen, um bei ihrem Tode die fünf Tausend Pfund ihres älteren Sohnes ansehnlich zu vermehren. Er hatte vorher seine finanzielle Lage durch eine vortheilhafte Heirath verbessert, und er bringt jetzt als Witwer mit einem Sohne das Ende seiner Tage entweder in Frankreich oder der Schweiz zu. Wir werden auf ihn bald zurückkommen. In der Zwischenzeit, brauche ich wohl Ihnen nicht noch zu sagen, kamen Andreas und Michael nie wieder zusammen, verkehrten auch schriftlich nicht wieder mit einander. Bei allen Vorhaben und Anlässen waren sie von jenen längst entschwundenen Tagen bis auf die Gegenwart für einander todt.

      – Sie können sich nun denken, welches Andreas Lebenslage war, als er seinen Beruf verließ und nach England zurückkehrte. Im Besitze eines Vermögens stand er allein auf der Welt, seine Zukunft gestört in der Blüte des Lebens, seine Mutter und sein Bruder ihm entfremdet, seine Schwester spät verheirathet mit Interessen und Hoffnungen, an denen er keinen Theil nehmen konnte. Männer eines stärkeren geistigen Calibers hätten sich aus einer solchen Lage vielleicht in ein sie ausschließlich beschäftigendes geistiges Leben hineingerettet. Er war dieser Anstrengung nicht fähig, die ganze Stärke seines Charakters lag in den Empfindungen, welche er so verschwendet hatte. Sein Platz in der Welt war das ruhige Leben zu Hause mit Weib und Kindern, um sich glücklich zu fühlen. Diese Aussicht hatte er nun ja für immer verloren. Rückwärts zu schauen, war mehr, als er über sich vermochte. Vorwärts zu schauen, war mehr, als er konnte. In halber Verzweiflung ließ er sich in seinem ungestümen Jugenddrange dahintreiben und warf sich in die niedrigsten Ausschweifungen eines Londoner Lebens.

      – Eines Weibes Falschheit hatte ihn zu Grunde gerichtet; eines Weibes Liebe rettete ihn, als er anfing zu sinken. Wir wollen nicht herbe von ihr sprechen, welche wir gestern mit ihm in das Grab gelegt haben.

      – Sie, die Sie Mrs. Vanstone erst in ihrem späteren Leben kennen lernten, wo Krankheit, Kummer und heimliche Sorge sie verändert und traurig gemacht hatten, können sich keine entsprechende Idee von ihren persönlichen und sittlichen Reizen machen, als sie ein Mädchen von siebzehn Jahren war. Ich war bei Andreas, als er sie zum ersten Male sah. Ich hatte ihn wenigstens für einen Abend aus seiner verdorbenen Gesellschaft und seinen entwürdigenden Vergnügungen retten, herausreißen wollen, indem ich ihn dazu überredete, mit mir auf einen Ball zu gehen, welchen eine von den großen City-Gesellschaften veranstaltet hatte. Da trafen sie sich. Sie machte einen starken Eindruck aus ihn, in dem ersten Augenblicke, wo er sie sah. Für mich wie für ihn war sie eine ganz fremde Person. Eine Vorstellung bei ihr, welche ihn in der herkömmlichen Weise in ihre Nähe brachte, belehrte ihn, daß sie die Tochter eines Herrn Blake war. Das Uebrige erfuhr er von ihr selbst. Sie waren unbeobachtet in dem überfüllten Ballsaal Partner im Tanze für den ganzen Abend.

      – Die Umstände waren vom Anfang an gegen sie. Sie war unglücklich zu Hause. Ihre Familie und ihre Freunde nahmen СКАЧАТЬ



<p>6</p>

In England sind trotz unangenehmer Erfahrungen die stellen noch heutigen Tages käuflich.